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Geschichte im Fragment - Augustana-Hochschule Neuendettelsau

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Auftrag und in der Nachfolge Christi gilt es, Gesellschaft gerecht zu gestalten, sich für<br />

Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung einzusetzen und die Option für<br />

die Armen wahrzunehmen. Dieses sendungsgemäße Handeln ist <strong>im</strong>mer wieder vom<br />

Scheitern bedroht, wird aber durch die Kraft des Heiligen Geistes und die eschatologischen<br />

Verheißungen <strong>im</strong>mer neu hervorgerufen.<br />

Die Ermöglichung dieses Handelns thematisiert Moltmann unter dem Stichwort Frei-<br />

heit 137 und kommt dabei auf den Zusammenhang von Handeln Gottes und Handeln des<br />

Menschen zu sprechen. Er unterscheidet dabei Freiheit als Herrschaft, als Gemeinschaft<br />

und als Projekt. Letztere ist die „schöpferische Leidenschaft für das Mögliche“. 138 Gegen<br />

die „pr<strong>im</strong>itive Alternative“ von atheistischer Freiheit und monotheistischer Abhängigkeit<br />

sieht er in der Trinitätslehre die monarchische Abhängigkeit des Menschen<br />

überwunden und die menschliche Freiheit in mehreren D<strong>im</strong>ensionen begründet. „Der<br />

dreieinige Gott, der das Reich seiner Herrlichkeit in einer <strong>Geschichte</strong> von Schöpfung,<br />

Befreiung und Verherrlichung realisiert, will menschliche Freiheit, begründet menschliche<br />

Freiheit und befreit den Menschen unablässig zur Freiheit.“ 139 Gott ermöglicht<br />

somit menschliche Freiheit und läßt Menschen an seiner Freiheit partizipieren, indem er<br />

mit den Menschen sich gemeinsam in Beziehung zum Projekt seines Reiches befindet.<br />

Damit kann unter dem Aspekt der Freiheit eine cooperatio von Gott und Mensch <strong>im</strong><br />

Blick auf das Reich Gottes gedacht werden.<br />

3.6 <strong>Geschichte</strong> und Sprache<br />

Moltmann befaßt sich mit dem Verhältnis von Sprache und <strong>Geschichte</strong> eher beiläufig.<br />

Im Zusammenhang seiner Überlegungen zu „Wort Gottes und Sprache“ 140 weist er darauf<br />

hin, daß die Sprache, der sich die Predigt bedient, die Sprache ihrer Zeit ist. „Diese<br />

Sprache ist ein geschichtlich offener Prozeß.“ 141 Sprachüberflutung, Materialisierung<br />

der Sprache und die Ablösung der Sprache durch Bilder führen zu einer Ablösung der<br />

Sprache von der Wirklichkeit. „Die Wirklichkeit entzieht sich der Sprache.“ 142<br />

Gegenüber dieser Skepsis <strong>im</strong> Blick auf die Möglichkeiten der Sprache, Wirklichkeit<br />

darzustellen oder zu verändern, betont Moltmann andererseits, daß für die Verheißungsgeschichte<br />

Gottes das Wort und also die Sprache eine konstitutive Rolle spielen. Verheißungen<br />

ergehen <strong>im</strong> Wort, und ihre eingetretene oder ausgebliebene Erfüllung wird<br />

sprachlich artikuliert, und schreibt bzw. spricht die Verheißung darin fort. 143 Wort und<br />

<strong>Geschichte</strong> stehen <strong>im</strong> Rahmen einer Verheißungsgeschichte in einem interdependentem<br />

Verhältnis. Freilich ist dabei selbst das Verheißungswort nie eindeutig, weil es auf die<br />

Bestätigung, Bewährung oder Neuinterpretation angesichts neuer Geschichtserfahrung<br />

angewiesen ist, will es kein totes Wort sein. „Zwischen Verheißung und Erfüllung<br />

spannt sich der Prozeß der Wirkungsgeschichte des Wortes; ein Überlieferungsgesche-<br />

137 Moltmann, Trinität und Reich Gottes. Zur Gotteslehre, München 1980, 230ff.<br />

138 Trinität und Reich Gottes 234 (i. O. kursiv).<br />

139 Trinität und Reich Gottes 235f.<br />

140 Perspektiven der Theologie 93ff.<br />

141 Perspektiven der Theologie 93.<br />

142 Perspektiven der Theologie 96.<br />

143 Vgl. dazu Theologie der Hoffnung 95ff, bes. 100.<br />

193

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