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Geschichte im Fragment - Augustana-Hochschule Neuendettelsau

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Gott wirkt in und durch geschöpfliches Wirken; Gott wirkt mit und aus dem geschöpflichen<br />

Wirken; die Geschöpfe wirken aus den göttlichen Potenzen und in eine göttliche<br />

Umwelt hinein; das Wirken der Geschöpfe wird durch göttliche Geduld ermöglicht; die<br />

Gegenwart Gottes in der Welt ist der Freiraum für die Freiheit der Geschöpfe usw.“ 135 .<br />

Damit ist bei Moltmann <strong>im</strong> Blick auf das Handeln in der <strong>Geschichte</strong> eine Spur gelegt,<br />

die auf eine gewisse cooperatio von Gott und Mensch hindeutet. Auch Moltmanns<br />

Überlegungen zur „Sozialen Gottebenbildlichkeit“ 136 können verstanden werden als Begründung<br />

einer cooperatio von Gott und Mensch. Moltmann geht von einer „offenen<br />

Trinität“ aus, die nach außen differenziert in Erscheinung tritt. Durch die messianische<br />

Gemeinschaft mit dem Sohn werden Menschen in die offene Trinität hineingenommen.<br />

Sie werden zum „<strong>im</strong>ago Christi“.<br />

Hinsichtlich des Handelns Gottes <strong>im</strong> Blick auf die <strong>Geschichte</strong> kann man eine dreifache<br />

Differenzierung rekonstruieren. Gott handelt zum einen, indem er sich in Vollzug seines<br />

Schöpfungsentschlusses selbst beschränkt und dadurch der Schöpfung mit ihrer Zeit und<br />

<strong>Geschichte</strong> Raum gibt. Diesem Schöpfung und <strong>Geschichte</strong> begründenden Handeln Gottes<br />

entspricht sein Schöpfung und <strong>Geschichte</strong> vollendendes Handeln.<br />

Zum anderen handelt Gott, indem er sich in Jesus Christus in der Welt inkarniert und so<br />

am Geschick der Welt teilhat. Durch dieses Handeln gibt sich Gott selbst eine <strong>Geschichte</strong>,<br />

zeigt und verwirklicht seinen Willen, ein Gott in Beziehung, ein pathischer<br />

Gott zu sein. Diesem Handeln Gottes korrespondiert sein Leiden an der Passion Jesu<br />

Christi und darin zeigt sich Gott als einer, der leiden kann und leidet. Er n<strong>im</strong>mt damit in<br />

sich auf, was Menschen in der <strong>Geschichte</strong> neben deren Gestaltung auch <strong>im</strong>mer erleben:<br />

das Leiden an der <strong>Geschichte</strong>, das Opfer-Sein, das der <strong>Geschichte</strong> ohnmächtig gegenüberstehen.<br />

Drittens handelt Gott in der <strong>Geschichte</strong> durch die Auferweckung Christi in einem weiteren<br />

Sinn. Denn durch die Auferweckung als proleptisches Ereignis für die Vollendung<br />

der <strong>Geschichte</strong> wird die Verheißung thematisiert, die Hoffnung für die <strong>Geschichte</strong> begründet<br />

und <strong>Geschichte</strong> für die Zukunft öffnet. Durch dieses Handeln Gottes wird die<br />

<strong>Geschichte</strong> neu qualifiziert, und zwar als eine Heilsgeschichte, deren Heilscharakter nur<br />

aus Hoffnung heraus geglaubt und behauptet werden kann.<br />

Man könnte also <strong>im</strong> Blick auf die <strong>Geschichte</strong> das Handeln Gottes ein begründendes,<br />

teilnehmendes und qualifizierendes Handeln unterscheiden.<br />

Das Handeln des Menschen ist bei Moltmann sowohl von Skepsis als auch von Hoffnung<br />

geprägt. Moltmann betont <strong>im</strong>mer wieder, daß die <strong>Geschichte</strong> auch eine <strong>Geschichte</strong><br />

von Katastrophen und Verhängnissen ist, denen der Mensch ausgeliefert ist. Sowohl<br />

idealistische als auch wissenschaftlich-technische Projekte, die <strong>Geschichte</strong> machen<br />

wollten, sind an ihre Grenzen gestoßen bzw. haben <strong>im</strong>mer auch ihre verhängnisvollen,<br />

schuldbeladenen Schattenseiten und Nebenwirkungen.<br />

Auf der anderen Seite ist für Moltmann aufgrund der durch Christus ermöglichten Hoffnung<br />

den Menschen eine Sendung in die Welt aufgetragen. Im Gehorsam gegen diesen<br />

135 Gott in der Schöpfung 219.<br />

136 Gott in der Schöpfung 239ff.<br />

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