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Geschichte im Fragment - Augustana-Hochschule Neuendettelsau

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indet den Menschen darin an die Zukunft und eröffnet ihm den Sinn für <strong>Geschichte</strong>.<br />

<strong>Geschichte</strong> hat damit ein Gefälle auf Erfüllung hin. Zugleich steht das Verheißungswort<br />

in einem Widerspruch zur vorfindlichen Wirklichkeit. Damit schafft das Verheißungswort<br />

einen Zwischenraum zwischen dem was ist, und dem, was sein wird. Dieser Zwischenraum<br />

wird verstanden als „Raum der Freiheit zum Gehorsam und zum Ungehorsam,<br />

zur Hoffnung und zur Resignation“ 17 . Da Verheißung nicht vom verheißenden<br />

Gott abstrahiert werden darf, ist darin, gegen ein starres Schema von Verheißung und<br />

Erfüllung, auch das Moment des Überraschenden möglich. Denn die Erfüllung von Verheißung<br />

wird ja „gerade der freien Treue Gottes zugetraut“ 18 . Schließlich sind die Verheißungsworte<br />

selbst nichts ungeschichtliches, sondern wurden in der <strong>Geschichte</strong> je neu<br />

ausgelegt, interpretiert, auf eine veränderte Situation bezogen. Das <strong>im</strong>pliziert auch Enttäuschungen<br />

von erwarteten Erfüllungen und die Notwendigkeit, sowohl das Verheißungswort<br />

als auch die „Erfüllung“ neu zu verstehen. Andererseits werden „Erfüllungen“<br />

auch „genommen als Auslegungen, Bestätigungen und Weiterungen der Verheißung“<br />

19 . Dieser Umgang mit Verheißung und Verheißungsworten ist begründet „in der<br />

Unausschöpflichkeit des Verheißungsgottes, der sich in keiner geschichtlichen Wirklichkeit<br />

erschöpft, sondern erst ‚zur Ruhe‘ kommt in einer Wirklichkeit, die ihm ganz entspricht“<br />

20 .<br />

Die Entfaltung des Begriffs Verheißung zeigt, daß Moltmann ihn deutlich anders versteht<br />

als Pannenberg. „Verheißung kündigt eine Wirklichkeit aus der Zukunft der Wahrheit<br />

an, die noch nicht ist.“ 21 Verheißung ist das, „was Gott mit der Christus-<strong>Geschichte</strong><br />

in Aussicht gestellt hat, auf daß wir es zu erreichen suchen, mehr noch: zu verwirklichen<br />

trachten“ 22 . Es geht bei Moltmann also um das noch Ausstehende, wenn er von Verheißung<br />

spricht, während Pannenberg in der Verheißung das proleptisch schon ereignete<br />

Ende, die Vollendung also, mitdenkt. Für Moltmann setzt die Verheißung nicht nur eine<br />

<strong>Geschichte</strong> aus sich heraus, sondern hat selbst eine <strong>Geschichte</strong>, in der die Veränderung<br />

der Verheißung denkbar und für ein verändertes Verständnis offen ist. Die Verheißung<br />

und die Verheißungsgeschichte sind, bei aller Treue Gottes in seinem Liebeswillen,<br />

nicht endgültig festgestellt, sondern auch offen für Neues. Bei Pannenberg ist ein Neues<br />

der Verheißung Gottes aufgrund seines geschichtlich abschließenden Verständnisses der<br />

Antizipation des Endes nicht mehr vorstellbar.<br />

17 Theologie der Hoffnung 93.<br />

18 Theologie der Hoffnung 93.<br />

19 Theologie der Hoffnung 94.<br />

20 Theologie der Hoffnung 95. Der Gesichtspunkt der „Ruhe“ spielt dann bei Moltmann in seiner<br />

Eschatologie unter dem Titel Sabbat eine entscheidende Rolle. Ist dieser Sabbat aber eine<br />

eschatologische Verheißung, so hat die <strong>Geschichte</strong> bis zum Eschaton die Signatur der Bewegung.<br />

21 Theologie der Hoffnung 75.<br />

22 Sauter, Einführung 135.<br />

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