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Geschichte im Fragment - Augustana-Hochschule Neuendettelsau

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sondern auch um Interpretationen geht. Darüber hinaus ist auch „Skepsis gegenüber den<br />

Einzelargumenten, die durch ein kompliziertes Hypothesengeflecht wechselseitig gestützt<br />

werden, wie etwa das Geschichtsverständnis der spätjüdischen Apokalyptik und<br />

die Auferweckung Jesu“ angebracht. 132 Pannenberg baut seine Gesamtkonzeption auf<br />

einen ontologischen Rahmen auf, der zwar – vor allem <strong>im</strong> Blick auf Gott – als strittig<br />

dargestellt wird, letztlich aber doch als gültig und wahr vorausgesetzt ist. Dabei wird<br />

auch hier in der Durchführung nicht hinreichend berücksichtigt, daß der ontologische<br />

Rahmen 133 selbst erstens hypothetisch und zweitens interpretativ ist. Das bei Pannenberg<br />

öfters zu findende Zugeständnis der Strittigkeit theologischer Aussagen und der<br />

Wirklichkeit Gottes wird einerseits abgehoben von der Glaubensgewißheit, 134 andererseits<br />

durch die Denkfigur der eschatologischen Verifikation, die diese Strittigkeit auf die<br />

geschaffene Welt beschränkt, und durch die Vorstellung der Antizipation aufgehoben. 135<br />

2.8.3 Zirkelschlüsse<br />

Die Geschlossenheit der Konzeption Pannenbergs wird erkauft mit einigen Zirkelschlüssen,<br />

die alle die gleiche Struktur aufweisen. So wird die Weltoffenheit des Menschen<br />

letztlich als Gottoffenheit best<strong>im</strong>mt. Die Weltoffenheit des Menschen habe nur<br />

Sinn, wenn dieser Bewegung des Menschen etwas entgegenkomme. Pannenberg postuliert<br />

also ein Gegenüber, das näherhin als Gott best<strong>im</strong>mt wird. Die Qualifikation der<br />

Weltoffenheit als Gottoffenheit setzt aber diesen Gott gerade schon voraus, indem die<br />

Welt- und Gottoffenheit als geschöpflich best<strong>im</strong>mt werden muß. Der Überschritt zum<br />

transzendenten Gegenüber ist nur möglich aufgrund der Vorgängigkeit dieses Gegenübers.<br />

„Die Wirklichkeit Gottes wird von dem Faktum der Weltoffenheit des Menschen<br />

her bewahrheitet. Wenn diese ein notwendiges Wesensmoment des Menschen ist, dann<br />

muß auch die Wirklichkeit Gottes notwendig angenommen werden.“ 136 Daß dem Streben<br />

des Menschen über alles Endliche hinaus aber als seine Erfüllung auch ein wirkliches<br />

Gegenüber entgegenkommt, „ist eine Behauptung, die nicht aus dem Phänomen<br />

als solchem hervorgeht“ 137 . Vollzogen wird also ein „Schluß von der Intention auf die<br />

notwendige Erfüllung“ 138 .<br />

Die Struktur dieses zirkulären Schlusses findet sich auch in weiteren Theorieelementen<br />

Pannenbergs. So wird <strong>im</strong> Blick auf die Sprache auf einen Sinnhorizont abgehoben, der<br />

das Ganze in sich begreift und in der Sprache als Tiefend<strong>im</strong>ension auftaucht. Das Wort<br />

Gottes wird als der Inbegriff dieses Ganzen vorgestellt, so daß <strong>im</strong> Wort Gottes die Sprache<br />

zu sich selbst kommt.<br />

Auch be<strong>im</strong> Verständnis des Handelns wird auf ein Handlungssubjekt abgehoben, daß<br />

seine Identität in der Einheit von Stellungnahme, Handlungsziel und Handlungsvollzug<br />

132 Fischer, Systematische Theologie 203. Vgl. nochmals die Kritik (oben Anm. 11) von Karlheinz<br />

Müller, Art. Apokalyptik / Apokalypsen.<br />

133 Zur Ontologie vgl. Schwöbel, Pannenberg 268ff.<br />

134 Systematische Theologie Bd. 3, 194.<br />

135 Vgl. Systematische Theologie Bd. 3, 548, 625.<br />

136 Wilhelm Weischedel, Der Gott der Philosophen Bd. 2, München 1979, 77.<br />

137 Weischedel, Der Gott der Philosophen Bd. 2, 77.<br />

138 Weischedel, Der Gott der Philosophen Bd. 2, 77.<br />

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