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Geschichte im Fragment - Augustana-Hochschule Neuendettelsau

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zur Aufrechterhaltung seines Grundansatzes genötigt, in der theologischen Bearbeitung<br />

<strong>im</strong>mer mehr Grundlagen zu ergänzen. 113 Sein Interesse ist es, „alle Aspekte der Wirklichkeit<br />

in ihren wechselnden geschichtlichen und kulturellen Kontexten zu inte-<br />

grieren“ 114 . Dies geschieht in der Aufnahme neuerer philosophischer, theologischer und<br />

natur- und humanwissenschaftlicher Einsichten. Dazu kann man seine anthropologischen<br />

Überlegungen zählen, die die als Gottoffenheit interpretierte Weltoffenheit des<br />

Menschen 115 mit Überlegungen zum Charakter der Religion und der Religionen 116 angereichert<br />

haben. Weiter lassen sich seine verfeinerten wissenschaftstheoretischen Überlegungen<br />

zum Wahrheitscharakter theologischer Aussagen und ihrer Verifizierbarkeit 117<br />

nennen. Und auch die Verbindung der geschichtsphilosophischen und -theologischen<br />

Problematik mit dem trinitarischen Gottesverständnis der Systematischen Theologie 118<br />

läßt sich hier anführen. Pannenberg verwendet dabei zwei Begründungsstränge, die sich<br />

wechselseitig interpretieren und befruchten. Die eine Linie bezieht sich auf trinitätstheologische<br />

Argumentationsmuster, die offenbarungstheologisch fundiert sind. Die andere<br />

Linie gebraucht anthropologische und erkenntnistheoretische Argumente. Zwischen<br />

beiden Begründungssträngen oszilliert dabei die Bedeutung der Argumente als fundamentaltheologische<br />

Basisprinzipien theologischer Erkenntnis. Allerdings läßt sich bei<br />

Pannenberg durchaus eine Entwicklung erkennen, die von der Betonung systematischen<br />

Bedeutung der Verifizierbarkeit der Auferstehung Jesu hin zur Betonung von subjektiven<br />

Antizipationen, die freilich intersubjektiv bewährt werden müssen. Damit aber<br />

scheint letztlich die Vernunft die Basis für die Gotteserkenntnis abzugeben und die Perspektive<br />

des geschenkten bzw. offenbarten Glaubens als grundlegend für theologische<br />

Erkenntnis nicht hinreichend berücksichtigt zu sein. 119 Darüber hinaus lassen sich weitere<br />

kritische Anmerkungen machen.<br />

2.8.2 Gott und <strong>Geschichte</strong><br />

Pannenbergs Konzept einer Theologie der <strong>Geschichte</strong> bietet einen in sich geschlossenen<br />

Entwurf, sofern man sich auf die zugrundeliegenden Voraussetzungen einläßt. Diese<br />

Voraussetzungen sind aber nicht unumstritten. Erstens ist der vorausgesetzte Gottesgedanke<br />

<strong>im</strong> Blick auf seine Geschichtlichkeit zwar zu Recht als der dem christlich-jüdischen<br />

Traditionszusammenhang entsprechend formuliert. Wenn aber Gott sich in der<br />

<strong>Geschichte</strong> offenbart, sollte grundsätzlich eine „neue“ Offenbarung Gottes in der <strong>Geschichte</strong><br />

möglich sein. 120 „Neu“ heißt in diesem Zusammenhang, daß ein raumzeitliches<br />

113<br />

Vgl. Christoph Schwöbel, Wolfhart Pannenberg, in: David Ford (Hg.), Theologen der Gegenwart,<br />

Paderborn 1993, 240–271, bes. 246–248 und 254f.<br />

114<br />

Schwöbel, Pannenberg 267.<br />

115<br />

Anthropologie in theologischer Perspektive 33ff und Systematische Theologie Bd. 2, 262ff.<br />

116<br />

Vgl. Systematische Theologie Bd. 1, 151ff.<br />

117<br />

Wissenschaftstheorie und Theologie 329ff und Systematische Theologie Bd. 1, 33ff und Bd. 3,<br />

574ff.<br />

118<br />

Systematische Theologie Bd. 1, 355ff.<br />

119<br />

Vgl. dazu Schwöbel, Pannenberg 267, 269f.<br />

120<br />

Pannenberg führt aus, daß, wenn der Gedanke der Inkarnation ernst genommen werden soll, das<br />

„Sein Gottes nicht schlechthin von <strong>Geschichte</strong> ablösbar“ ist, sondern „ein Moment geschichtlichen<br />

Werdens in den Gottesgedanken eingeführt“ wird (Gott der <strong>Geschichte</strong> 84). Diese Geschichtlichkeit<br />

Gottes kann nun aber nicht mehr einfach eingezogen werden.<br />

163

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