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Geschichte im Fragment - Augustana-Hochschule Neuendettelsau

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sprachlich vermittelte, sondern auch eine gestaltende. Darum hat Sprache auch mit<br />

Handeln zu tun.<br />

2.7.2 Sprache und Handeln<br />

Die Vorgängigkeit des Denkens vor der Sprache bedeutet nun aber „nicht ohne weiteres,<br />

daß Sprechen eine Hervorbringung des denkenden Subjekts, daß also Sprechen ein<br />

Handeln sei“ (350). Dies deshalb, weil das menschliche Ich und seine Subjektivität prozeßhaft<br />

entstehen und „nicht schon fertig am Anfang jedes Bewußtseins und Gedankens<br />

stehen“ (351). Es muß vielmehr auch das Denken als Produkt eines Handelns 86 fragwürdig<br />

werden. 87 Im Blick auf die Sprache stellt Pannenberg fest, daß best<strong>im</strong>mte Formen<br />

des Sprechens, nämlich Austins Performativa, 88 „zweifellos die Struktur der<br />

Handlung erkennen lassen“ (356). Für das Verständnis von Sprache als Handlung ist<br />

wieder die „Einheit und Selbigkeit des Ich“, die auch grundlegend für die Handlung ist,<br />

fundamental. Das Versprechen, mit diesem Beispiel beginnt Searle seine Sprechakttheorie,<br />

erfüllt diese Bedingung (357). Nach Pannenberg ist dies aber bei illokutionären<br />

Akten nicht der Fall, und das Problematische der Sprechakttheorie liegt in der Verallgemeinerung<br />

des Handlungsaspektes der performativen Äußerungen auf die illokutionären<br />

Akte. Bei illokutionären Akten ist der Handlungsaspekt be<strong>im</strong> Sprecher nicht <strong>im</strong><br />

Blick, sondern wird ihm nachträglich unterstellt. Die Sprechakttheorie unterstellt konstatierenden<br />

und emotionalen Äußerungen, daß sie „ein Mittel zum Zweck der Mitteilung<br />

und insofern Handlung“ sind (358). Dabei geht es, so in Aufnahme der Kritik<br />

Chomskys an Searle, in erster Linie um den Ausdruck von Sinngehalten, also um ihre<br />

Darstellung. Weiter vernachlässigt die Sprechakttheorie den „Boden des Miteinandersprechens“,<br />

das Gespräch (359). Bei sprachlichen Äußerungen kommt der Darstellung<br />

der Pr<strong>im</strong>at gegenüber dem Ausdruck und der Mitteilung zu (359). Im Gespräch ist der<br />

Gesprächsverlauf nicht von vornherein festgelegt. Ein Wort gibt das andere, und die<br />

Einheit eines Gesprächsfadens ergibt sich zum einen aus den Konnotationen und Verknüpfungen<br />

der Worte, aber auch aus dem „Geist“ eines Gespräches (360ff). Darüber<br />

hinaus steht aber der Gang eines Gesprächs „von vornherein und in jeder Phase in einem<br />

Ganzheitshorizont“ (363). Dieser wird sowohl bei der Formulierung von Sätzen als auch<br />

bei der Beziehung des Themas oder der Sache eines Gesprächs zur „Ganzheit des<br />

Lebens“ (365) antizipiert.<br />

2.7.3 Sprache und Gott<br />

Mit der Thematisierung der „Ganzheit“ und des „Geistes“ wird bei Pannenberg der<br />

Gottesgedanke <strong>im</strong> Zusammenhang der Sprache virulent. Nach Pannenberg verdankt sich<br />

die Möglichkeit eines gelingenden Gesprächs der Phantasie bzw. der produktiven Ein-<br />

86 Zu Pannenbergs Verständnis von Handeln siehe oben.<br />

87 Die Versuche, die Entwicklung der Sprache <strong>im</strong> Zusammenhang mit der Herstellung von Werkzeugen<br />

und deren Gebrauch, also mit Handeln, zu verstehen, konnten nicht überzeugen. Vgl. Pannenberg,<br />

Anthropologie 345ff.<br />

88 Vgl. oben <strong>im</strong> philosophischen Teil 1.6.2.3.<br />

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