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Geschichte im Fragment - Augustana-Hochschule Neuendettelsau

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Zukunft einer Teilhabe der Geschöpfe an der Ewigkeit Gottes aufgefaßt werden. Damit<br />

kommt auch in den Blick, wie das schöpferische Handeln des ewigen Gottes in der Zeit<br />

als Anbruch seiner eschatologischen Zukunft <strong>im</strong> Dasein seiner Geschöpfe genauer verstanden<br />

werden kann.“ 63<br />

Hier wäre allerdings kritisch einzuwenden, daß diese Erfahrung von Dauer nicht allen<br />

Geschöpfen, sondern nur dem Menschen eignet. Und weiter, daß die Antizipation dann<br />

nicht christologisch, sondern schöpfungstheologisch zu verorten ist.<br />

2.6 Handeln<br />

Für Pannenberg ist „der Begriff des ‚Handelns‘ <strong>im</strong> ‚engeren Sinne‘ durch den Bezug auf<br />

Ziele definiert“, „die durch das Handeln erreicht werden sollen“. 64 „Handlung“ wird<br />

dabei von „Verhalten“ und von „Tätigkeit“ unterschieden. „Verhalten“ ist gekennzeichnet<br />

durch äußerliche oder innerliche St<strong>im</strong>ulation, so daß darunter auch passive<br />

Verhaltensweisen wie Erleiden oder Sichüberlassen zu zählen sind. 65 Eine „Tätigkeit“<br />

ist dadurch gekennzeichnet, daß bei ihrem Ausüben nicht zwischen Mittel und Zweck<br />

unterschieden wird. 66 Diese Unterscheidung ist aber konstitutiv für den Handlungsbegriff.<br />

Denn be<strong>im</strong> Begriff der Handlung differenziert Pannenberg <strong>im</strong> Anschluß an H.<br />

Reiner und D. v. Hildebrand zwischen einer „Stellungnahme“ zum Ziel oder Zweck,<br />

dem die Handlung gilt, und dem eigentlichen Handlungsvorsatz. 67 Handeln und Ziel<br />

werden also unterschieden. Um ein Ziel erreichen zu können, wird momentan zwischen<br />

Ziel und Mittel zu Erreichung des Ziels unterschieden, um von daher die Schritte zur<br />

Erreichung des Ziels planen und ausführen zu können. Andererseits wird aber das Ziel<br />

bereits antizipiert. Und „je mehr die einzelnen Momente einer Handlung gekonnt sind –<br />

etwa be<strong>im</strong> Spiel eines Musikstücks – desto mehr nähert sich die Handlung dem Charakter<br />

der Praxis, wird sie als Handlung aufgehoben und so zum reinen Spiel, zur reinen<br />

Darstellung. Im Spiel ist der Täter unmittelbar bei sich selbst, indem er zugleich momentan<br />

aufgeht <strong>im</strong> Vollzug des Spieles. In der Handlung dagegen ist der Handelnde nur<br />

in der Antizipation des Ziels mit sich eins.“ 68 Dies <strong>im</strong>pliziert eine Entfremdung des<br />

Handelnden vom Ziel, da dieser sich auf die Mittel zur Erreichung des Ziels konzentrieren<br />

muß. Andererseits ist von der Struktur des Handelns mit seinen Elementen Handlungsvorsatz,<br />

Stellungnahme zum Handlungsziel und Durchführung der Handlung ein<br />

Überblick über das Gesamt der Handlung nötig, den nur ein Wesen besitzen kann, daß<br />

als „Ich“ und „Subjekt“ eine Einheit bildet. 69 Da aber diese Einheit des Ich be<strong>im</strong> Menschen<br />

erst durch Identitätsbildungsprozesse entsteht, kann menschliches Handeln die<br />

63 Pannenberg, Systematische Theologie Bd. 1, 443; Bd. 3, 583 formuliert Pannenberg: „Als Zukunft<br />

der Welt und ihrer Vollendung also wird Gott endgültig auch als ihr Schöpfer erwiesen sein.“<br />

64 Pannenberg, Anthropologie 353. Über diesen Ausgangspunkt besteht heute weitgehend Einverständnis,<br />

vgl. auch oben 1.3 in dieser Arbeit.<br />

65 Pannenberg, Anthropologie 353, Anm. 141, <strong>im</strong> Anschluß an W. Kamlah.<br />

66 Pannenberg, Anthropologie 354 und 355.<br />

67 Pannenberg, Anthropologie 354.<br />

68 Pannenberg, Anthropologie 355.<br />

69 Pannenberg, Anthropologie 355f. „Die Einheit des Ich als Subjekt also ist für die Handlung grundlegend.<br />

Die Handlung ist überhaupt der einzige Lebensbereich, für den der Begriff des Subjekts zuständig<br />

und unentbehrlich ist“ (356).<br />

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