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Geschichte im Fragment - Augustana-Hochschule Neuendettelsau

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2 Der geschichtstheologische Ansatz Wolfhart Pannenbergs<br />

2.1 Einleitung<br />

Haec est en<strong>im</strong> potestas Dei,<br />

ut salvo, quod est,<br />

possit esse, quod non est.<br />

Zeno v. Verona<br />

Wolfhart Pannenbergs theologisches Denken ist grundlegend von der Frage nach der<br />

<strong>Geschichte</strong> geprägt. „<strong>Geschichte</strong> ist der umfassendste Horizont christlicher Theologie.“<br />

Mit diesem Satz beginnt er seinen programmatischen Aufsatz „Heilsgeschehen und <strong>Geschichte</strong>“<br />

von 1959, und fährt dann fort: „Alle theologischen Fragen und Antworten haben<br />

ihren Sinn nur innerhalb des Rahmens der <strong>Geschichte</strong>, die Gott mit der Menschheit<br />

und durch sie mit seiner ganzen Schöpfung hat, auf eine Zukunft hin, die vor der Welt<br />

noch verborgen, an Jesus Christus jedoch schon offenbar ist.“ 1 Das Thema der <strong>Geschichte</strong><br />

zieht sich durch seine ganze weitere Theologie beständig hindurch, variiert und<br />

präzisiert durch Rückfragen an sein Programm „Offenbarung als <strong>Geschichte</strong>“. Ich werde<br />

zunächst versuchen, die Voraussetzungen von Pannenbergs Geschichtstheologie zu benennen<br />

und dann auf die Behandlung der <strong>im</strong> philosophischen Teil dieser Arbeit benannten<br />

Aspekte der <strong>Geschichte</strong> bei Pannenberg zu sprechen kommen.<br />

2.2 Voraussetzungen von Pannenbergs Geschichtstheologie<br />

2.2.1 Biblisch-theologisch<br />

Pannenbergs Konzept lebt von verschiedenen Voraussetzungen. Diese Voraussetzungen<br />

werden auf unterschiedlichen Ebenen gemacht. Zum einen ist dies die biblisch-theologische<br />

Ebene. Pannenberg geht von einer Einheit der Wirklichkeit aus, die für ihn <strong>im</strong><br />

Gottesbegriff begründet ist. Er versteht, <strong>im</strong> Anschluß an eine Formulierung Bultmanns,<br />

Gott als die alles best<strong>im</strong>mende Wirklichkeit. 2 In dieser Formulierung ist Gott als der<br />

Grund alles Seienden, theologisch gesprochen: als der Schöpfer angesprochen. Da alles<br />

Seiende aber geschichtlich verfaßt ist, ist Gott damit auch als Grund aller <strong>Geschichte</strong><br />

angesprochen. 3 Biblisch betrachtet drückt sich das in der Offenbarung Gottes in der <strong>Geschichte</strong><br />

seiner Taten aus, die von Pannenberg zunächst <strong>im</strong> Schema Verheißung und<br />

1<br />

Wolfhart Pannenberg, Heilsgeschehen und <strong>Geschichte</strong>, in: ders., Grundfragen systematischer Theologie<br />

Bd. 1, Göttingen 1967, 22.<br />

2<br />

Wolfhart Pannenberg, Wissenschaftstheorie und Theologie, Frankfurt/M. 1987, 304; Grundfragen<br />

Bd. 1, 361, 381 u.ö.<br />

3<br />

Kyuun-Jin K<strong>im</strong>, Offenbarung Gottes und die <strong>Geschichte</strong> bei W. Pannenberg und J. Moltmann, in:<br />

Gottes Zukunft – Zukunft der Welt, hg. v. Hermann Deuser, München 1986, 481–490, spricht davon,<br />

daß die Weltgeschichte in ihrer Totalität „nach Pannenberg eine Theophanie, die indirekte Selbstoffenbarung<br />

Gottes“ ist (484).<br />

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