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Geschichte im Fragment - Augustana-Hochschule Neuendettelsau

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darin <strong>Geschichte</strong>. Ja, es setzt <strong>Geschichte</strong> fort, schreibt <strong>Geschichte</strong>. Es ist eine rhetorische<br />

Formel, in der letztlich performativ die Offenheit und der Weitergang der <strong>Geschichte</strong><br />

thematisiert werden. Darin trifft sie sich mit eschatologischen Topoi der Theologie.<br />

Eine Rede vom „Ende der <strong>Geschichte</strong>“, die ihr „wirkliches“ Ende, das Ende geschichtlicher<br />

Erfahrung meint, kann es nicht geben, denn dann wäre das Reden zu Ende.<br />

Es gibt jedoch keinen letzten Satz, denn eine Verknüpfung kann sich einstellen,<br />

geschehen. 27 Aber der Satz vom „Ende der <strong>Geschichte</strong>“ kann gesprochen werden. Sinn<br />

macht er jedoch nur in einem Sprachspiel, das sich nicht nur auf die Immanenz der <strong>Geschichte</strong><br />

bezieht, sondern auf eine der <strong>Geschichte</strong> gegenüberstehende Transzendenz. Das<br />

Sprachspiel, in dem der Satz vom „Ende der <strong>Geschichte</strong>“ Sinn macht, ist wie jedes<br />

Sprachspiel mit einer Lebensform verbunden. Diese Lebensform vollzieht sich geschichtlich<br />

und ist sich dessen bewußt. Der Satz vom „Ende der <strong>Geschichte</strong>“ wird von<br />

der Vernunft gegen sich selbst gesprochen – und widerspricht sich damit selbst. Wird er<br />

aber „von außen“ gesprochen, so kann er eine Verheißung tragen, nämlich die, daß das<br />

Ende ein Anfang ist. Das „Ende der <strong>Geschichte</strong>“ deutet dann performativ auf die Möglichkeit<br />

der <strong>Geschichte</strong> und der <strong>Geschichte</strong>n hin.<br />

27 Vgl. Lyotard, Der Widerstreit Nr. 151: „Das Unrecht besteht <strong>im</strong>mer darin, es vorwegzunehmen, das<br />

heißt es zu verbieten.“<br />

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