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Geschichte im Fragment - Augustana-Hochschule Neuendettelsau

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Der skeptische Einwand lautet, „daß Ursachen logisch nicht unbedingt ihre Wirkungen<br />

zur Folge haben müssen, daß aus einer Beschreibung der wirklichen Eigenschaften eines<br />

Dinges nicht seine möglichen Wirkungen logisch deduzierbar sind, noch daß aus einer<br />

erschöpfenden Beschreibung eines anderen Dinges deduziert werden kann, welches<br />

seine Ursachen waren“ (129). Der Begriff der Kausalität beruhe letztlich auf Assoziationen,<br />

aber nicht auf logischen Deduktionen, zumindest <strong>im</strong> Bereich der <strong>Geschichte</strong>.<br />

Danto erweitert dies um den „Nachweis der Irreduzierbarkeit von vergangenheits-bezogenen<br />

Prädikaten auf solche tempus-neutraler Formbest<strong>im</strong>mtheit“ (130). Gegen das radikale<br />

skeptische Argument, daß keine Vergangenheit sei, setzt Danto den Einwand, daß<br />

eine Benennung das Benannte voraussetzt. Kausalität ist für Danto eine D<strong>im</strong>ension der<br />

Sprache, nicht unbedingt der Wirklichkeit oder Welt. 23<br />

Die Rolle vergangenheits-bezogener Sätze besteht „hauptsächlich darin, die gegenwärtige<br />

Erfahrung zu organisieren“ (133). Die wesentliche Rolle solcher Sätze bleibt<br />

dann unberührt von der Frage nach ihrer logischen Geltung. Danto nennt diese Auffassung<br />

eine „instrumentalistische Auffassung von Sätzen über die Vergangenheit“<br />

(134). Er sieht in diesem Instrumentalismus eine Ähnlichkeit zwischen historischen<br />

Aussagen und den theoretischen Aussagen der Naturwissenschaften; beide dienen der<br />

Organisation des Gegebenen.<br />

Das Zwingende an der Nicht-Vergangenheits-Hypothese beruht auf der epistemischen<br />

Unzugänglichkeit historischer Entitäten. Denn wir haben offenbar keinen Zugang zur<br />

Vergangenheit und verfügen über kein unabhängiges methodisches Mittel, sie zu überprüfen.<br />

Die Vorstellung, daß die Welt vor fünf Minuten entstanden sei, zwingt zu einer Teilung innerhalb der<br />

Klasse von Aussagen über die Vergangenheit. So gibt es Aussagen, die sich auf wirklich Vergangenes<br />

beziehen, nämlich die letzten fünf Minuten; daher gibt es echte Drei-Minuten-Eier und nicht lediglich<br />

Drei-Minuten-Eier genannte Eier. Verlegen wir diesen Anfangspunkt jedoch <strong>im</strong>mer näher an die Gegenwart,<br />

so gibt es schließlich „einen Punkt, an dem die einzigen wirklich noch anwendbaren Prädikate tempus-neutral<br />

sind, und die einzige Rolle, die den vorgeblich Vergangenheit beinhaltenden Aussagen noch<br />

zu spielen bleibt, besteht darin, die Daten der Gegenwart zu organisieren. Einzig der historische Instrumentalismus<br />

kann noch Anspruch auf Geltung erheben“ (141).<br />

Den daraus folgenden Skeptizismus nennt Danto den instantanen Skeptizismus. Er hält<br />

ihn aber letztendlich für überhaupt nicht vertretbar. Die These, daß nur das Gegenwärtige<br />

wirklich existiert, läuft auf die Trivialität hinaus, „daß die Vergangenheit nicht<br />

die Gegenwart ist, was wohl schwerlich die Schlußfolgerung zuläßt, daß die Vergangenheit<br />

nicht existiert hat“. „Um ein Ding zu sein, muß etwas Ausdehnung und<br />

Dauer haben, und die Leugnung des einen oder anderen von beiden ist die Leugnung der<br />

Existenz von Dingen schlechthin“ (142). Man kann also nicht konsequent an einem instantanen<br />

Skeptizismus festhalten. Aussagen über die Vergangenheit müssen relativ zu<br />

Beweismaterialien sein. Damit aber ergeben sich Schwierigkeiten <strong>im</strong> Blick auf die Anerkennung<br />

der Beweisnotwendigkeit.<br />

23 Im Blick auf Kinder vermutet Danto, „daß Kinder <strong>im</strong> beginnenden Sprachalter mit einer tempusneutralen<br />

Sprache den Anfang machen und sozusagen gleichzeitig, ineins den Gebrauch einer vergangenheits-bezogenen<br />

Terminologie, die Vorstellung von Kausalität und einen Begriff der Vergangenheit<br />

erwerben, wobei alle drei Errungenschaften sich interdependent entwickeln“ (132).<br />

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