Römer – Limes – W eltkulturerbe - Römerkastell Saalburg
Römer – Limes – W eltkulturerbe - Römerkastell Saalburg
Römer – Limes – W eltkulturerbe - Römerkastell Saalburg
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<strong>Römer</strong> <strong>–</strong> <strong>Limes</strong> <strong>–</strong> Welt kul tur er be<br />
<strong>Limes</strong>erlebnispfad Hochtaunus<br />
Ein Projekt im Entstehen<br />
Knabe auf dem <strong>Limes</strong>wall (1954). Foto <strong>Saalburg</strong>archiv.<br />
Eine Ausstellung<br />
des <strong>Römer</strong>kastells <strong>Saalburg</strong><br />
und des Hochtaunuskreises<br />
Eine Ausstellung der<br />
in Zusammenarbeit mit dem<br />
Statue des Antoninus Pius. Foto: P. M. Knierriem.
Erlebnis und Verantwortung<br />
Der Erhalt und die Pfl ege von Denkmälern sind<br />
ge samt ge sell schaft li che Aufgaben. Voraussetzung<br />
ist jedoch, dass man kennt, was schüt zens wert ist.<br />
Des halb spielt eine informative und ansprechende<br />
Prä sen ta ti on für die breite Öffentlichkeit eine große<br />
Rol le. Dies gilt auch für den Li mes. Projekte wie<br />
der <strong>Limes</strong>erlebnispfad Hochtaunus sind aus diesem<br />
Grund ein wichtiger Beitrag zum Denkmalschutz.<br />
Vermeidbare Zerstörung: Der <strong>Limes</strong>wall wird für den Bau einer Bobbahn<br />
durchstochen (1953). Foto: <strong>Saalburg</strong>archiv.<br />
Pfl e ge und Verantwortung<br />
Der <strong>Limes</strong> und alle an ihm liegenden Bauten bedürfen<br />
re gel mä ßi ger Pfl e ge und Kontrolle. Denkmalpfl ege, Museen,<br />
Forst und Kommunen können diese Aufgabe kaum leisten.<br />
Patenschaften bieten hier die Möglichkeit, die dauerhafte<br />
Pfl e ge und Erhaltung des <strong>Limes</strong> zu sichern. Als Paten<br />
kommen Ver ei ne, andere fes te Gruppierungen, aber vor<br />
allem Schulen in Betracht. Diese können die Aktionen in<br />
das Schul jahr einplanen. Die Schü ler werden so über ihre<br />
Arbeit für den Denkmal- und Na tur schutz sensibilisiert.<br />
Davon können wiederum die Denk mä ler pro fi tie ren, denn<br />
die Jugendlichen von heute sind es schließ lich, die als<br />
Er wach se ne die Ver ant wor tung für die Be wah rung unseres<br />
kul tu rel len Erbes tragen werden.<br />
Oben: Schüler und Lehrer der Frankfurt International School in Oberursel helfen bei<br />
Pfl egemaßnahmen am <strong>Limes</strong>. Foto: FIS Oberursel.<br />
Unten: Aufräumaktion des Taunusklubs an Steinturm 3/50. Foto: H. Wagner.<br />
Eine Ausstellung der<br />
in Zusammenarbeit mit dem<br />
<strong>Limes</strong>erlebnispfad Hochtaunus<br />
Erlebnis am <strong>Limes</strong><br />
Die Besucher sollen bei ihren Wanderungen am Li mes<br />
nicht alleine ge las sen werden. Neben In for ma ti o nen<br />
entlang der Wegstrecke wird ein jähr li ches Ver anstaltungs<br />
pro gramm der Museen, Gemeinden und<br />
Ver ei ne das Thema <strong>Römer</strong> anschaulich und lebensnah<br />
präsentieren: von geführten Wan de run gen, Kin der spie len,<br />
Sportveranstaltungen, Vor trä gen, The a terauf<br />
füh run gen usw. bis hin zu großen <strong>Römer</strong>festen sollen<br />
attraktive Rah men ver an stal tun gen zu sätz li che Gäste<br />
anlocken - ein Angebot, von dem auch die Gastronomie<br />
und Hotellerie in der Region profi tieren wird.<br />
Links: Historische Kulisse - Film und Theater auf der <strong>Saalburg</strong> im Jahr<br />
1922. Foto: <strong>Saalburg</strong>archiv.<br />
Links unten: <strong>Römer</strong>truppe zu Gast im Kastell. Foto: G. Krisztian.<br />
Unten: Aktionsveranstaltung römische Frisuren. Foto: G. Krisztian.
Der <strong>Limes</strong>erlebnispfad Hochtaunus<br />
Im Taunus haben sich der <strong>Limes</strong> und seine<br />
Bauten besonders gut erhalten. Vor Ort fehlen<br />
aber bisher ausführlichere Informationen zu<br />
den römischen Monumenten. Das <strong>Römer</strong>kastell<br />
<strong>Saalburg</strong> hat deshalb gemeinsam mit dem<br />
Naturpark Hochtaunus das Konzept für den<br />
<strong>Limes</strong>erlebnispfad Hochtaunus entwickelt. Auf<br />
mehr als 30 km Länge soll er zwischen Glashütten<br />
und Ober-Mörlen sowohl Wanderer als auch<br />
Radfahrer auf die antike Grenzanlage aufmerksam<br />
Eine Ausstellung der<br />
in Zusammenarbeit mit dem<br />
<strong>Limes</strong>erlebnispfad Hochtaunus<br />
Radtour auf den Spuren der <strong>Römer</strong>.<br />
Gemeinsame Aktion von <strong>Saalburg</strong> und<br />
Naturpark Hochtaunus.<br />
Foto: T. Richter.<br />
machen. Besonderer Wert wird dabei ebenso auf die Erreichbarkeit mit<br />
öffentlichen Verkehrsmitteln wie auf die gastronomische Versorgung<br />
gelegt. Das Projekt beinhaltet nicht nur die Beschilderung der Denkmäler,<br />
sondern auch denkmalpfl egerische und wissenschaftliche Maßnahmen.<br />
Eine verbesserte<br />
Präsentation<br />
Der Wanderer soll Wissenswertes<br />
über das römische Erbe in der<br />
Region erfahren und dabei Natur<br />
und Landschaft genießen können.<br />
An den Einstiegspunkten in den<br />
Erlebnispfad (z. B. Rotes Kreuz,<br />
Sandplacken usw.) erhält der<br />
Besucher allgemeine Informationen<br />
zum <strong>Limes</strong>. Entlang der Strecke<br />
Mustertafel für den <strong>Limes</strong>erlebnispfad. Entwurf: G. Preuß.<br />
fi ndet er an Wegekreuzungen<br />
und anderen markanten Stellen Themenstationen, die verschiedene Aspekte des <strong>Limes</strong><br />
sowie den kulturellen Einfl uss der <strong>Römer</strong> auf unsere Region behandeln. An den römischen<br />
Bauten <strong>–</strong> Türmen und Kleinkastellen <strong>–</strong> stehen kleinere Tafeln mit der Darstellung wichtiger<br />
Details. Die Beschilderung wird dreisprachig (deutsch, englisch, französisch) sein.<br />
Forschung und Erhaltung<br />
Viele Monumente im Taunus sind in keinem guten Zustand.<br />
Holzturmstellen sind für den Besucher oft gar nicht als<br />
römische Denkmale kenntlich. Die Nachmodellierung nebst<br />
entsprechender Erläuterung kann hier Abhilfe schaffen<br />
und weitere Zerstörung durch Unwissenheit verhindern.<br />
Archäologische Untersuchungen an ausgewählten Stellen<br />
sollen noch offene wissenschaftliche Fragen beantworten. Mit<br />
Ausgrabungen an der Kapersburg und am Feldbergkastell seit<br />
2003 bzw. 2004 sind erste Schritte getan.<br />
Rechts oben: Zerwühlter Holzturm 3/68. Foto: T. Richter.<br />
Rechts Mitte: Nachmodellierter Holzturmhügel am Roten Kreuz (Wp. 3/45*).<br />
Foto: <strong>Saalburg</strong>archiv.<br />
Rechts unten: Ausgrabungen an der Kapersburg im Jahr 2003. Foto: N. Fischer.<br />
Unten: Geplante Maßnahmen an der Kapersburg. Plan: Hessisches Baumanagement<br />
Bad Nauheim.
Wall und Graben, Türme und Kas tel le<br />
Insbesondere in den Wäldern des Taunus trifft der<br />
Besucher noch heute auf eindrucksvolle Reste des<br />
größten Bodendenkmals Europas. An vielen Stellen<br />
sind Wall und Graben sehr gut erkennbar. Diese<br />
gehörten zu der letzten Phase des <strong>Limes</strong>. Zuvor<br />
bestand er aus einer Palisade, anfangs markierte<br />
nur ein Postenweg die römische Grenze.<br />
An einigen Stellen des Taunuslimes konnte eine<br />
Verschiebung der Grenzlinie festgestellt werden,<br />
Eine Ausstellung der<br />
in Zusammenarbeit mit dem<br />
<strong>Limes</strong>erlebnispfad Hochtaunus<br />
Der <strong>Limes</strong>wall bei der <strong>Saalburg</strong>. Foto:<br />
T. Richter.<br />
z. B. bei Glashütten und bei Ober-Mörlen. Um die Mitte des 2. Jh. n. Chr.<br />
wurde hier der <strong>Limes</strong>, der zunächst höher an den Berghängen verlief, der<br />
besseren Übersicht und Zugänglichkeit wegen nach unten verlegt und nahm<br />
den heute noch erkennbaren Verlauf ein.<br />
Türme<br />
Ca. 900 Wachttürme reihten sich entlang der Grenzlinie in<br />
Sichtweite aneinander. Zunächst waren sie aus Holz, ab der Mitte<br />
des 2. Jh. n. Chr. erfolgte der Ausbau in Stein.<br />
Die dreistöckigen Türme waren nur mit Hilfe von Leitern über höher<br />
gelegene Eingänge zugänglich. Die Steintürme waren verputzt und<br />
besaßen im Obergeschoss eine umlaufende Galerie. In einem Turm<br />
taten bis zu acht Soldaten Dienst. Untereinander verständigten sich<br />
die Turmbesatzungen mit Signalhörnern und -feuern.<br />
Links: Der Idsteiner Steinturm wurde mit wissenschaftlicher<br />
Unterstützung der <strong>Saalburg</strong> rekonstruiert. Sein Aussehen entspricht dem<br />
heutigen Wissensstand. Rechts: Holzturm in historisch nicht belegter<br />
Blockbauweise. Fotos: T. Richter.<br />
Die Kastelle<br />
Auf der gesamten <strong>Limes</strong>strecke von 550 km sind etwa 120<br />
Kastelle verschiedenster Größe bekannt. Die Besatzung der<br />
größeren Anlagen <strong>–</strong> wie etwa der <strong>Saalburg</strong> <strong>–</strong> bestand meist<br />
aus ca. 500 Mann. Sie stellten auch die Mannschaften der<br />
Wachttürme und der Kleinkastelle in der Umgebung. An<br />
dem Abschnitt des geplanten <strong>Limes</strong>erlebnispfads haben ca.<br />
1.500 Soldaten gleichzeitig ihren Dienst versehen.<br />
Bei den am <strong>Limes</strong> stationierten Einheiten handelte es sich<br />
um so genannte Hilfstruppen, deren Soldaten aus den<br />
Provinzen stammten und nach 25jährigem Militärdienst bei<br />
ihrem Abschied das römische Bürgerrecht erhielten. Die<br />
Legionen, die aus römischen Bürgern bestanden, waren<br />
im Hinterland stationiert. In Obergermanien existierten<br />
Legionslager in Straßburg und in Mainz.<br />
Rekonstruktion und Schnitt durch einen<br />
Holz- und einen Steinturm.<br />
Grafi k: G. Preuß.<br />
Luftbild des Feldbergkastells.<br />
Foto: O. Braasch, LfD Hessen.<br />
Darstellung eines Turms am Donaulimes auf der<br />
Traianssäule in Rom. Nach: P. S. Bartoli (1672).
Der <strong>Limes</strong> - eine antike Grenze<br />
Für etwas mehr als eineinhalb Jahrhunderte<br />
<strong>–</strong> vom Ende des 1. Jh. n.<br />
Chr. bis in die Zeit um 260 n. Chr.<br />
<strong>–</strong> trennte der <strong>Limes</strong> das Römische<br />
Reich von seinen germanischen<br />
Nachbarn. Heute stellt er das größte<br />
Bodendenkmal auf europäischem<br />
Boden dar. Die Grenzanlage<br />
erstreckte sich über knapp 550<br />
km von Neuwied am Rhein bis in<br />
die Nähe von Regensburg an der<br />
Donau. 900 Wachttürme und 120<br />
kleinere und größere Kastelle<br />
sicherten die Kontrolle.<br />
Eine Ausstellung der<br />
in Zusammenarbeit mit dem<br />
<strong>Limes</strong>erlebnispfad Hochtaunus<br />
Der Obergermanisch-Rätische <strong>Limes</strong> in Deutschland.<br />
Karte: G. Preuß.<br />
Unsere heutige Benennung der römischen Grenzanlage als limes (lat. Schneise)<br />
entstammt zwar antiken Quellen, wurde jedoch erst im 19. Jahrhundert mit<br />
dem Beginn der <strong>Limes</strong>forschung eingeführt. Welchen Begriff die <strong>Römer</strong> selbst<br />
für ihre Grenzanlage verwendeten, wissen wir nicht.<br />
Die Entwicklung des <strong>Limes</strong><br />
Im Laufe der Zeit veränderte der <strong>Limes</strong> einige Male sein<br />
Aussehen:<br />
1. Um 90 n. Chr. richteten die <strong>Römer</strong> einen Postenweg mit<br />
Holztürmen ein. In Waldgebieten schlugen sie hierfür eine<br />
Schneise.<br />
2. Um 120 n. Chr. kam als zusätzliche Sicherung eine<br />
hölzerne Palisade hinzu.<br />
3. Gegen 150 n. Chr. begannen die Holztürme zu verfallen.<br />
Massivere Steintürme entstanden an ihrer Stelle.<br />
4. Gegen Ende des 2. Jh. n. Chr. errichtete man ein Wall-<br />
und Grabensystem, das die zu diesem Zeitpunkt bereits<br />
marode Palisade vermutlich ersetzte.<br />
Links: Die vier Ausbauphasen des <strong>Limes</strong>.<br />
Rechts: Im Gegensatz zur früheren Theorie<br />
gibt es heute Hinweise darauf, dass Wall und<br />
Graben nicht gleichzeitig mit der Palisade<br />
bestanden.<br />
Grafi ken: G. Preuß.<br />
Die Funktion des <strong>Limes</strong><br />
Der <strong>Limes</strong> war keine Verteidigungslinie, sondern vielmehr eine überwachte Grenzmarkierung,<br />
die das römische Gebiet vor räuberischen Überfällen schützte. Dies zeigt schon die Tatsache,<br />
dass im Durchschnitt lediglich 50 Soldaten pro km am <strong>Limes</strong> stationiert waren. An<br />
Grenzübergängen kontrollierten römische Soldaten den Personen- und Warenverkehr und<br />
erhoben Zölle. Mit der Anlage sicherten die <strong>Römer</strong> für sie wichtige Gebiete, z. B. die fruchtbare<br />
Wetterau, die wichtig für die Versorgung der Truppen und der Zivilbevölkerung war.<br />
Frontinus, Strategemata I 3,10<br />
„Als die Germanen nach ihrer Sitte aus Wäldern und dunklen Verstecken<br />
die Unsrigen immer wieder überfi elen und einen sicheren Rückzug in die<br />
Tiefen der Wäldern antraten, ließ der Kaiser Caesar Domitianus Augustus<br />
limites (Schneisen) über 120 Meilen hinweg anlegen, und hierdurch<br />
veränderte er nicht nur den Zustand des Krieges, sondern er unterwarf<br />
auch die Feinde unter seinen Befehl, deren Schlupfwinkel er aufgedeckt<br />
hatte.“ (<strong>Limes</strong>phase 1)<br />
Münze mit Bild des<br />
Kaisers Domitian<br />
(81-96 n. Chr.).<br />
Foto: <strong>Saalburg</strong>.<br />
Historia Augusta, Vita Hadriani 12,6<br />
„In jener Zeit trennte er (Kaiser Hadrian) in vielen<br />
Gegenden, in denen die Grenze nicht durch Flüsse,<br />
sondern einen limes gebildet wird, die Barbaren<br />
vom Reichsgebiet durch große Pfähle, die nach Art<br />
eines mauerähnlichen Zaunes tief eingerammt und<br />
miteinander verbunden waren“. (<strong>Limes</strong>phase 2)<br />
Münze mit Bild des<br />
Kaisers Hadrian<br />
(117-138 n. Chr.).<br />
Foto: R. Woscidlo.
Die <strong>Römer</strong> im Taunus<br />
Eine Ausstellung der<br />
in Zusammenarbeit mit dem<br />
<strong>Limes</strong>erlebnispfad Hochtaunus<br />
Vom ausgehenden 1. Jh. n. Chr. bis nach der Mitte des 3. Jh. n. Chr. war der<br />
Taunus Teil des Römischen Reiches. Den Namen erwähnt der römische Autor<br />
Tacitus erstmals zu Beginn des 2. Jh. n. Chr. Er berichtet, im Jahre 15 n. Chr.<br />
sei ein Kastell in monte Tauno (auf dem Berg Taunus) auf einer noch älteren<br />
Anlage errichtet worden. Wir wissen nicht, wo dieses Kastell lag. Unklar ist<br />
auch, ob Tacitus den heutigen Taunus meinte. Bis ins 19. Jh. nannte man<br />
den Bergrücken nur „die Höhe“.<br />
Römischer Vormarsch<br />
In den 70er Jahren des 1. Jh. n. Chr.<br />
eroberten die <strong>Römer</strong> die Wetterau und<br />
legten in regelmäßigen Abständen<br />
Kastelle an. Mitte der 80er Jahre<br />
ging Kaiser Domitian gegen den<br />
germanischen Stamm der Chatten<br />
vor. In der Folge des römischen Sieges<br />
wurden die beiden Provinzen Ober-<br />
und Niedergermanien eingerichtet.<br />
Im Taunus entstanden die ersten<br />
römischen Bauten: die ersten<br />
Holztürme am <strong>Limes</strong>, der zu dieser<br />
Zeit als einfacher Postenweg angelegt<br />
wurde, sowie zwei kleine Erdschanzen<br />
Oben: Die römischen Militäranlagen in der Wetterau.<br />
Grafi k: G. Preuß.<br />
Bildnis des Kaisers Traian (98-117 n. Chr.). Foto: <strong>Saalburg</strong>.<br />
Links: Schanze B auf dem <strong>Saalburg</strong>pass, wohl um 90 n. Chr.<br />
entstanden. Foto: T. Richter.<br />
Ziviles Leben an der Grenze<br />
Anfang des 2. Jh. n. Chr. schuf Kaiser Traian neue<br />
Verwaltungsstrukturen, indem er die Provinzen<br />
in Bezirke (civitates) einteilen ließ. Die civitas<br />
Taunensium umfasste die Wetterau, erstreckte sich im<br />
Süden bis zum Main und im Westen bis nach Hofheim.<br />
Ihr Hauptort war Nida (Frankfurt Heddernheim/<br />
Praunheim). Im Hinterland des <strong>Limes</strong> entstanden<br />
zahlreiche römische Guts- und Bauernhöfe. Allein in<br />
der Wetterau sind über 250 solcher villae rusticae<br />
nachgewiesen.<br />
Oben links: Eine römische villa rustica.<br />
Nach einer Rekonstruktion von D. Baatz.<br />
Unten links: Die römische Villa von Ober-<br />
Eschbach. Foto: T. Richter.<br />
Rechts: Münze des Kaisers Caracalla (211-<br />
217 n. Chr.). Foto: <strong>Saalburg</strong>.<br />
Römischer Rückzug<br />
Ende des 2. Jh. n. Chr. nahmen die Konfl ikte mit den<br />
Germanen zu. Der <strong>Limes</strong> wurde mit weiteren Kastellen<br />
verstärkt. Vorsichtshalber wurden auch Siedlungen<br />
mit Mauern geschützt. Nachdem Kaiser Caracalla<br />
213 n. Chr. einen Vorstoß der Alamannen erfolgreich<br />
zurückschlagen konnte, nahmen die Kämpfe ab ca. 230 n. Chr. wieder zu. Bis 250 n. Chr.<br />
funktionierte die römische Verwaltung der rechtsrheinischen Gebiete noch. Weitere zehn Jahre<br />
später räumten die <strong>Römer</strong> den Taunus und die Wetterau endgültig und zogen sich hinter den<br />
Rhein zurück, der fortan die Grenze bildete.
Der <strong>Limes</strong> als W<strong>eltkulturerbe</strong>?<br />
Karte mit Eintrag der vorgesehenen Pufferzone um den <strong>Limes</strong> am<br />
Sandplacken. Karte: Landesvermessungsamt Baden-Württemberg.<br />
<strong>Limes</strong> W<strong>eltkulturerbe</strong>: Die Folgen<br />
Mit dem Eintrag in die Liste des W<strong>eltkulturerbe</strong>s ist weder<br />
eine fi nanzielle Unterstützung durch die UNESCO noch ein<br />
zusätzlicher über die bestehenden Denkmalschutzgesetze<br />
hinaus gehender Schutz verbunden. Letzteres wird<br />
allerdings durch die weltweite Aufmerksamkeit auf<br />
indirektem Wege erreicht. Die ideelle Aufwertung wird eine<br />
Steigerung des Bekanntheitsgrades mit sich bringen, die<br />
sich auch touristisch vermarkten lässt.<br />
Eine Ausstellung der<br />
in Zusammenarbeit mit dem<br />
<strong>Limes</strong>erlebnispfad Hochtaunus<br />
Im Januar 2003 reichten<br />
die Bundesländer Hessen,<br />
Rheinland-Pfalz, Baden-<br />
Württemberg und Bayern<br />
einen Antrag zur Aufnahme<br />
des Obergermanisch-<br />
Rätischen <strong>Limes</strong> in die<br />
UNESCO-Welterbeliste<br />
ein. Eine Entscheidung ist<br />
für 2005 vorgesehen. Der<br />
Antrag bezieht sich auf<br />
die späteste Grenzanlage<br />
(um 150 n. Chr.), die<br />
durch die römischen Provinzen Obergermanien und Rätien vom Rhein<br />
bei Neuwied bis zur Donau bei Regensburg verlief. Die eingereichten<br />
Unterlagen bestehen aus zwei Teilen, einer mittels Satellitentechnik<br />
durchgeführten Aufnahme der Strecke und einem Managementplan,<br />
der eine Darlegung zukünftiger denkmalpfl egerischer, touristischer und<br />
wissenschafl icher Maßnahmen beinhaltet. Beiderseits des <strong>Limes</strong> soll eine<br />
archäologische Schutzzone von ca. 30 m Breite entstehen.<br />
Eine Grenze verbindet<br />
Bei Anerkennung des Obergermanisch-Rätischen <strong>Limes</strong> als W<strong>eltkulturerbe</strong> würde er Teil des<br />
Welterbes „Roman frontiers <strong>–</strong> Römische Grenzen“, dem als erster Abschnitt schon der Hadrianswall<br />
in Großbritannien angehört. Weitere <strong>Limes</strong>strecken <strong>–</strong> in Österreich, Ungarn usw. <strong>–</strong> können<br />
anschließend die Aufnahme beantragen.<br />
Das Welterbe „Römische Grenzen“ wäre<br />
das erste, das sich über mehrere Länder<br />
erstreckt und würde damit dem Gedanken<br />
eines zusammenwachsenden Europas<br />
Rechnung tragen.<br />
Der Hadrianswall in Großbritannien, Kulturerbe<br />
seit 1987. Foto: E. Schallmayer.<br />
Die Grenzen des Römischen Reiches um 150 n. Chr.<br />
Karte: G. Preuß.<br />
Einmessung einer Turmstelle mit<br />
Satellitentechnik. Foto: LfD Hessen.
Archäologischer Park - Museum - Erlebnisstätte<br />
Als einziges weitgehend rekonstruiertes römisches Kastell<br />
prägt die <strong>Saalburg</strong> unser Bild von den <strong>Römer</strong>n wie<br />
kaum ein anderes Monument. Im 2./3. Jh. n. Chr. waren<br />
hier ca. 600 Mann stationiert, eine Kohorte (Infanterie)<br />
sowie eine kleinere Reitereinheit. Das Kastell diente der<br />
Kontrolle des <strong>Limes</strong> und<br />
eines Grenzübergangs<br />
am <strong>Saalburg</strong>pass. Heute<br />
lädt die parkähnliche<br />
Anlage zu Erholung<br />
und kulturellem<br />
Erlebnis ein.<br />
Das neue Institutsgebäude der <strong>Saalburg</strong> mit<br />
verputztem Anbau. Foto: T. Richter.<br />
Forschung, Vermittlung, Erlebnis<br />
Die <strong>Saalburg</strong> ist ein lebendiges Museum, das großen Wert darauf<br />
legt, die Besucher <strong>–</strong> vor allem Kinder und Jugendliche <strong>–</strong> für die<br />
römische Geschichte zu begeistern. Neue museumspädagogische<br />
Räume in der Fabrica ermöglichen zukünftig eine Erweiterung<br />
dieses Angebots.<br />
Als bedeutendes Zentrum der <strong>Limes</strong>forschung veröffentlicht<br />
die <strong>Saalburg</strong> wissenschaftliche und populäre Publikationen,<br />
organisiert Ausgrabungen und Kongresse. Seit 2004 beherbergt<br />
sie den Sitz der neu gegründeten Deutschen <strong>Limes</strong>kommission,<br />
die wissenschaftliche und touristische Maßnahmen am <strong>Limes</strong><br />
koordiniert. Wissenschaftlern und interessierten Besuchern soll die<br />
<strong>Saalburg</strong> so als <strong>Limes</strong>informationszentrum dienen.<br />
Eine Ausstellung der<br />
in Zusammenarbeit mit dem<br />
<strong>Limes</strong>erlebnispfad Hochtaunus<br />
<strong>Saalburg</strong>aktion, Römische Soldaten<br />
mit Kindern. Foto: I. Dittrich.<br />
Fund vom Taunuslimes: Goldring mit Leda mit<br />
dem Schwan. Foto: R. Woscidlo.<br />
Bronzestatue des Antoninus<br />
Pius von Johannes Götz vor dem<br />
Haupttor der <strong>Saalburg</strong>.<br />
Foto: P. M. Knierriem.<br />
Der Ausbau<br />
Ein umfangreiches Bauprogramm,<br />
Umgestaltungen in den Außenanlagen und<br />
eine Neukonzeption der Dauerausstellung<br />
lassen die <strong>Saalburg</strong> in den nächsten Jahren<br />
zum Archäologischen Park heranwachsen.<br />
Damit wird die Arbeit fortgeführt, die 1897 mit<br />
dem Wiederaufbau durch Kaiser Wilhem II. und<br />
seinen Bad Homburger Baumeister Louis Jacobi<br />
begonnen hat.<br />
Anfang 2004 bezogen die Mitarbeiter das neue<br />
Institutsgebäude in Form des Wohnhauses<br />
eines Lagerkommandanten. Weitere Neubauten<br />
folgen: ein Ausstellungsgebäude in Gestalt<br />
eines römischen Handwerkerhauses (Fabrica)<br />
sowie die Rekonstruktion eines zivilen<br />
Wohnhauses (Streifenhaus) im Außenbereich.<br />
Die Ausbauvorhaben der <strong>Saalburg</strong>. Plan: G. Preuß.
Eine geschichtsträchtige Land schaft<br />
Eine Ausstellung der<br />
in Zusammenarbeit mit dem<br />
<strong>Limes</strong>erlebnispfad Hochtaunus<br />
Der <strong>Limes</strong> ist zwar das größte Denkmal im Taunus, doch gibt es neben ihm<br />
noch viele Monumente aus anderen Epochen, die einen Besuch lohnen. Um<br />
diese möglichst umfassend zugänglich zu machen, ist die fl ächendeckende<br />
Erschließung der Kulturlandschaft Taunus angestrebt. Der <strong>Limes</strong>erlebnispfad<br />
Hochtaunus wird daher mit weiteren Themen- und Erlebnisrouten vernetzt.<br />
Auf diese Weise soll den Besuchern der Zusammenhang zwischen den<br />
verschiedenen Epochen unseres Kulturraumes vor Augen gestellt werden.<br />
Der Ringwall auf dem Bleibeskopf stammt aus<br />
dem 8. Jh. v. Chr. Um 1900 wurde eine Stein-<br />
Trockenmauer freigelegt, die vor Ort anstehende<br />
Felsgruppen einbezieht. Foto: <strong>Saalburg</strong>archiv.<br />
Die beherrschende Höhe des Vordertaunus<br />
ist der Altkönig, auf dem sich ein imposanter<br />
doppelter Ringwall aus keltischer Zeit um 400<br />
v. Chr. befi ndet. Als die <strong>Römer</strong> kamen, war die<br />
Anlage längst aufgegeben. Foto: O Braasch, LfD<br />
Hessen.<br />
Der Taunus in der Zeit<br />
nach den <strong>Römer</strong>n<br />
Die imposantesten Monumente<br />
aus nachrömischer Zeit sind<br />
sicherlich die zahlreichen Burgen<br />
im Taunus. Der Anstieg der<br />
Bevölkerungszahlen seit dem<br />
Mittelalter hatte zur Gründung von<br />
Ortschaften und Errichtung von<br />
Kirchen, oftmals unter Verwendung<br />
von Steinen aus den <strong>Römer</strong>bauten,<br />
geführt. Vielerorts hat sich die alte<br />
Dorfstruktur mit Fachwerk- und<br />
Natursteinbauten erhalten.<br />
Glashütten verdankt seinen Namen<br />
mittelalterlichen Glasproduktionsstätten.<br />
Eine der am <strong>Limes</strong>erlebnispfad gelegenen<br />
Glashütten aus dem 15. Jh. wurde konserviert<br />
und mit erläuternden Schildern versehen.<br />
Foto: T. Richter.<br />
Der Taunus in der Zeit<br />
vor den <strong>Römer</strong>n<br />
Wegen des rauhen Klimas und<br />
eines unergiebigen Bodens<br />
eigneten sich die höher gelegenen<br />
Regionen zunächst nicht für<br />
eine Besiedlung. Die frühesten<br />
Monumente im Bereich des<br />
Taunusrückens sind meist<br />
Befestigungen und Wehranlagen.<br />
Überragt vom Feldberg, erstreckt sich<br />
beiderseits des Urselbaches das Heidetränk-<br />
Oppidum, das durch einen archäologischen<br />
Wanderweg erschlossen ist. Die stadtähnliche<br />
Siedlung war in den letzten drei Jahrhunderten<br />
v. Chr. von Kelten bewohnt. Foto: T. Richter.<br />
Im 16. Jh. errichtete man in einem der<br />
römischen Kleinkastelle ein Jagdhaus,<br />
dessen Grundmauern heute noch zu<br />
sehen sind. Plan: ORL II,2 (1936) Taf. 8.<br />
Am <strong>Limes</strong> selbst fi nden sich viele<br />
Grenzsteine aus dem 19. Jh., die<br />
das Nachwirken der römischen<br />
Grenzziehung bis in die Neuzeit<br />
belegen. Vom Sandplacken ausgehend<br />
kann man im Bereich der Hohemark den<br />
Grenzsteinrundwanderweg begehen.<br />
Foto: T. Richter.<br />
Die Burg Königstein wurde erstmals<br />
1225 erwähnt. Sie war einst die<br />
mächtigste Wehranlage im Taunus.<br />
Foto: T. Richter.<br />
Die Burg Falkenstein bei Kronberg<br />
wurde erstmals 1330 erwähnt und 1688<br />
zerstört. Neben der heute sichtbaren<br />
Anlage ist bei Ausgrabungen ein<br />
Vorgängerbau entdeckt worden.<br />
Foto: T. Richter.
Die Welterbeliste der UNESCO<br />
Im Jahre 1972 wurde das Programm der<br />
UNESCO zum Schutz des Kultur- und Naturerbes<br />
der Welt ins Leben gerufen. In einer jährlich<br />
erweiterten Liste sind Stätten von besonderem<br />
Wert für die gesamte Menschheit verzeichnet.<br />
Ein Aufnahmekandidat muss bestimmte Kriterien<br />
erfüllen: er hat dem Anspruch auf Echtheit<br />
und Einzigartigkeit sowie auf Unversehrtheit<br />
zu genügen und muss öffentlich zugänglich<br />
sein. Naturdenkmale werden als herausragende<br />
Beispiele für einen Abschnitt der Erdgeschichte<br />
oder aufgrund ihrer besonderen natürlichen<br />
Schönheit eingetragen.<br />
Von oben nach unten: Ehem. Benediktiner-<br />
Abtei Lorsch mit ehem. Kloster Altenmünster,<br />
Kulturerbe seit 1991. Foto: UNESCO-<br />
Welterbestätten Deutschland e.V.<br />
Die Porta Nigra in Trier, Kulturerbe seit 1986.<br />
Foto: T. Richter.<br />
Das Elbtal in Dresden, Kulturerbe seit 2004.<br />
Foto: T. Richter.<br />
Eine Ausstellung der<br />
in Zusammenarbeit mit dem<br />
<strong>Limes</strong>erlebnispfad Hochtaunus<br />
Oben: Ägypten, Pyramiden von Giseh,<br />
Kulturerbe seit 1979. Foto: T. Richter.<br />
Unten: Australien, Nationalpark Uluru<br />
(Ayers Rock), Kultur- und Naturerbe seit<br />
1987. Foto: Ch. Ohlerich.<br />
Berühmte Orte auf der ganzen Welt <strong>–</strong><br />
und in Deutschland<br />
Jeder kennt Welterbestätten, wenn nicht aus eigener<br />
Anschauung, so doch aus Bildern oder Filmen. Im Jahre<br />
2004 gab es 788 dieser Orte, darunter 611 Kultur- und<br />
154 Naturerbestätten, 30 davon in Deutschland. Auf<br />
hessischem Boden liegen die Benediktiner-Abtei in<br />
Lorsch und die Fossilienlagerstätte Grube Messel bei<br />
Darmstadt sowie ein Teil des Oberen Mittelrheintals.<br />
Der Kölner Dom,<br />
Kulturerbe seit<br />
1996, auf der Roten<br />
Liste seit 2004.<br />
Foto: UNESCO-<br />
Welterbestätten<br />
Deutschland e.V.<br />
Die Rote Liste<br />
Ist ein Denkmal bedroht <strong>–</strong> durch Vernachlässigung,<br />
Krieg, Naturkatastrophen oder Bauprojekte <strong>–</strong> so<br />
gelangt es auf die Rote Liste. Viele der 35 Listenplätze<br />
werden von Denkmälern in Unruhegebieten oder in<br />
so genannten Entwicklungsländern belegt. Doch ist<br />
seit 2004 auch ein deutsches Denkmal vertreten, der<br />
Kölner Dom, dessen Gesamteindruck die UNESCO<br />
durch den Bau einiger Hochhäuser bedroht sieht.<br />
Memory of the world (Weltdokumentenerbe)<br />
Seit 1992 gibt es ein Programm, dessen Ziel die Bewahrung<br />
des dokumentarischen Erbes der Menschheit vor Zerstörung<br />
und Vergessen ist. Verzeichnet sind wertvolle Buchbestände,<br />
Handschriften, Partituren, Bild-, Ton- und Filmdokumente.<br />
Unter den bisher (Stand 2004) sechs deutschen Einträgen<br />
fi nden sich die Gutenberg-Bibel, die 9. Sinfonie Ludwig<br />
van Beethovens, der literarische Nachlass Goethes sowie der<br />
Stummfi lm „Metropolis“ von Fritz Lang. „Metropolis“ von Fritz Lang von 1925/26,<br />
Weltdokumentenerbe seit 2001. Foto: Deutsches<br />
Filmmuseum Frankfurt/Main; Rechte: Friedrich-<br />
Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden.