Die Geschichte der BruderhausDiakonie - 200 Jahre Gustav Werner ...
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8.<br />
<strong>Die</strong> Fabrik als Tempel Gottes<br />
Ackergeräte-Fabrik um 1863<br />
Heinrich Schlatter, Leiter <strong>der</strong> Mechanischen Werkstätte,<br />
mit Familie<br />
<strong>Die</strong> erste Papierfabrik in Reutlingen<br />
14<br />
Der Beginn <strong>der</strong> Industrialisierung im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t brachte<br />
große soziale Nöte für die Arbeiterschaft, die von einem<br />
rücksichtslosen Unternehmertum ausgebeutet wurde. <strong>Die</strong><br />
Antwort <strong>der</strong> Arbeiter war endlich die Bildung von Gewerkschaften,<br />
die ihre Interessen vertraten und auch durchsetzten.<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> versuchte, einen an<strong>der</strong>en Weg zu<br />
beschreiten, um die Not <strong>der</strong> Arbeiter zu beheben. Er gründete<br />
„christliche Fabriken“, in denen aus christlichem Geist die<br />
Interessen des Unternehmers und <strong>der</strong> Arbeiterschaft einen<br />
harmonischen Ausgleich fi nden sollten.<br />
Er schrieb dazu: „Entwe<strong>der</strong> geht die aufblühende Industrie<br />
mit ihren die Volksgemeinschaft schädigenden Grundsätzen<br />
<strong>der</strong> freien Konkurrenz, <strong>der</strong> Lohnsklaverei, <strong>der</strong> rücksichtslosen<br />
Durchsetzung kapitalistischer Erwerbsgesetze einem<br />
totalen Materialismus entgegen, was die Verarmung breiter<br />
Volksmassen zur Folge haben könnte, o<strong>der</strong> es ist möglich,<br />
die Industrie mit christlichen Grundsätzen zu durchdringen,<br />
die Fabriken zu einem Tempel Gottes auszubauen, die Arbeit<br />
dem <strong>Die</strong>nste Gottes unterzuordnen.“<br />
Das Zeitalter <strong>der</strong> Liebe und Gerechtigkeit<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> sah den Aufbau einer christlichen Industrie<br />
als Teil seiner Vision des Reichs Gottes. <strong>Die</strong> Liebe wird zum<br />
einigenden Band <strong>der</strong> Menschen. „Mit ihrer Herrschaft beginnt<br />
eine neue Welt, die an die Stelle <strong>der</strong> alten treten wird.“<br />
Der rasche Ausbau <strong>der</strong> Anstalten und die fl ächendeckende<br />
Eröffnung christlicher Fabriken sollte die „Liebe in unserer<br />
Gesellschaft zur Anerkennung und Herrschaft“ bringen.<br />
Ursprünglich war geplant gewesen, dass in den Fabriken<br />
nur Hausgenossen und Betreute arbeiten sollten. Aber <strong>der</strong><br />
Bedarf an Fachkräften konnte damit nicht gedeckt werden,<br />
so dass von Anfang an auch Lohnarbeiter angestellt wurden.<br />
<strong>Werner</strong> achtete sehr auf menschenwürdige Arbeitsbedingungen:<br />
Qualifi zierte Ausbildungen, Begrenzung <strong>der</strong> Arbeitszeit,<br />
ausreichen<strong>der</strong> Lohn, Krankenversorgung. Weiter gab es<br />
eine Leih- und Vorschusskasse, und für Mitarbeiter, die über<br />
zehn <strong>Jahre</strong> im Betrieb tätig waren, wurde eine Altersversicherung<br />
in Höhe von 1000 bis <strong>200</strong>0 Mark abgeschlossen.