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Zwanglos sozial engagiert - BruderhausDiakonie

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<strong>sozial</strong> • Ausgabe 4 | 2010 <strong>Zwanglos</strong> <strong>sozial</strong> <strong>engagiert</strong><br />

TITELTHEMA<br />

Freiwilligendienste als Option<br />

Die Zivis werden uns fehlen<br />

Eine Ära geht zu Ende. Nach 50 wechselvollen Jahren.<br />

Erst musste man sich den Zivildienst als nachträglich<br />

etablierte Alternative zum Wehrdienst hart<br />

erkämpfen. Das war in den 60er und 70er Jahren des<br />

vergangenen Jahrhunderts, als junge Männer teilweise<br />

langwierige Verfahren bis zu ihrer Anerkennung<br />

durchstehen mussten. Später, ab den 80er Jahren,<br />

genügte eine schriftliche Willenserklärung mit überzeugend<br />

formulierter Begründung. Und noch später<br />

stand der Ersatzdienst gleichberechtigt neben dem<br />

Wehrdienst. In den letzten Jahren ist er gar zum<br />

Lerndienst aufgewertet worden. Und nun soll Schluss<br />

sein, mit der Wehrpflicht und dem daran gekoppelten<br />

Zivildienst. Aus und vorbei. Zwar nicht aus heiterem<br />

Himmel, schließlich wird seit Jahren über das Für und<br />

Wider einer Wehrpflicht diskutiert. Es war nur eine<br />

Frage der Zeit … Dass jetzt alles so schnell über die<br />

politische Bühne gehen soll, macht es den Hauptleidtragenden,<br />

den <strong>sozial</strong>en Trägern in Deutschland, aber<br />

nicht gerade leichter. Selbst wenn sie sich auf den<br />

Ernstfall vorbereitet haben.<br />

Denn allen berechtigten Diskussionen über die<br />

Freiheitsrechte von Menschen zum Trotz: Die Zivis<br />

werden fehlen. Nicht nur der Diakonie und den<br />

anderen großen Sozialverbänden in Deutschland, wo<br />

sie schmerzhafte Lücken hinterlassen. Sie werden<br />

auch den Menschen fehlen, für die sie sich <strong>engagiert</strong><br />

haben: den vielen Kindern und Jugendlichen, denen<br />

sie ein männliches Rollenbild vermittelt haben. Den<br />

Menschen mit Behinderung, die in den Werkstätten<br />

vom handwerklichen Können und technischen Knowhow<br />

vieler Zivis profitiert haben. Und nicht zuletzt<br />

den alten und pflegebedürftigen Menschen, denen<br />

sie Zeit und Zuwendung gewidmet haben.<br />

Wenn der Zivildienst wegfällt, werde ein menschliches<br />

und <strong>sozial</strong>es Plus in den Einrichtungen und<br />

der gesamten Gesellschaft fehlen, kritisierte die<br />

württembergische Diakonie die bevorstehenden<br />

Veränderungen. 1785 junge Männer leisteten im<br />

vergangenen Jahr ihren Zivildienst in der Diakonie<br />

Württemberg, davon über die Hälfte im Pflege- und<br />

Betreuungsbereich. Eine vollständige Kompensation<br />

dieser Arbeit werde nicht möglich sein, meinte der<br />

Leiter der Abteilung Freiwilliges Engagement und<br />

Zivildienst, Wolfgang Hinz-Rommel. In einem Positi-<br />

onspapier, mit dem die Diakonie<br />

in Württemberg auf die geplante<br />

Aussetzung des Wehrdienstes<br />

reagierte, heißt es: „Der Zivildienst<br />

ist derzeit der wichtigste Zugang<br />

für Männer in Sozialberufe.“ Nicht<br />

nur der Sozialbereich profitiere von<br />

den jungen Männern. Die jungen<br />

Männer profitierten auch von ihren<br />

Erfahrungen im Sozialbereich. Mit<br />

anderen Worten: Der Dienst am Menschen stärkt<br />

die Persönlichkeit. Das bestätigen viele ehemalige<br />

Zivildienstleistende. Unabhängig davon, ob der Zivildienst<br />

ihren beruflichen Weg bestimmt hat. Oder ob<br />

sie wichtige <strong>sozial</strong>e Kompetenzen wie Menschlichkeit,<br />

Empathie und Rücksichtnahme erworben haben,<br />

die nicht nur in <strong>sozial</strong>en Unternehmen gefragt sind.<br />

Auch die Unternehmen in der freien Wirtschaft profitieren<br />

von diesen Kompetenzen.<br />

Nach Ansicht von Nikolaus Schneider, dem Ratsvorsitzenden<br />

der Evangelischen Kirche in Deutschland<br />

(EKD), müsse es ein neues Bewusstsein dafür geben,<br />

dass es wichtig sei, sich für andere einzusetzen. Ob<br />

der neue Bundesfreiwilligendienst, der zum 1. Juli<br />

2011 den Zivildienst ablösen soll, das leisten kann,<br />

bleibt abzuwarten. Bundesfamilienministerin Kristina<br />

Schröder (CDU) jedenfalls ist zuversichtlich. Es<br />

gehe darum, eine neue Kultur des ehrenamtlichen<br />

Engagements zu fördern, sagte sie bei der Vorstellung<br />

des Gesetzentwurfs. Die Jugendfreiwilligendienste<br />

der Länder, Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) und<br />

Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ), und der neue<br />

Bundesfreiwilligendienst sollten gleichberechtigt<br />

nebeneinander bestehen können.<br />

Soziale Träger wie die <strong>BruderhausDiakonie</strong>, die jährlich<br />

rund hundert Zivildienstleistende beschäftigt,<br />

bereiten sich derweil intensiv auf die geplanten<br />

Veränderungen vor. Damit sich auch junge Männer<br />

freiwillig engagieren, bietet die <strong>BruderhausDiakonie</strong><br />

attraktive Einsatzplätze. Unabhängig davon, ob die<br />

Bundesregierung weitere Anreize schafft, will die<br />

<strong>BruderhausDiakonie</strong> noch gezielter auf junge Männer<br />

zugehen. Damit eine neue Ära beginnen kann.<br />

kaw Z<br />

+ www.jung-und-<strong>sozial</strong>.de<br />

Ob sie sich auch<br />

freiwillig <strong>sozial</strong><br />

engagieren, wenn<br />

es keine Pflicht<br />

mehr ist?<br />

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