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Zwanglos sozial engagiert - BruderhausDiakonie

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DIAKONISCHER IMPULS<br />

Bernd Liebendörfer<br />

ist Dekan<br />

des Kirchenbezirks<br />

Böblingen<br />

Dekan Bernd Liebendörfer<br />

Ein wichtiges Element im Sozialsystem<br />

Der Zivildienst ist das Schwerpunktthema dieser<br />

Ausgabe des Magazins Sozial. „Was kommt nach dem<br />

Zivildienst?“ Diese Leitfrage wurde mir gestellt und<br />

meine Gedanken gehen dabei in zwei verschiedene<br />

Richtungen.<br />

Die eine Verstehensweise möchte ich individuell nennen.<br />

Einst habe ich selber von 1974 bis 1976 meinen<br />

Zivildienst im Heinrich-Landerer-Krankenhaus der<br />

Gustav Werner Stiftung, wie sie damals hieß, abgeleistet.<br />

Was kam danach? Ich denke bis heute, dass ich<br />

sehr viel davon profitiert habe. Ich habe den Ablauf<br />

des jahrelangen Lernens von Schule und Universität<br />

unterbrochen und für eine Zeit am „richtigen Leben“<br />

teilgenommen. Ich hatte viel mit gesunden und<br />

kranken Menschen zu tun und dabei sehr viel über<br />

Menschen gelernt. Ich habe Kenntnisse in der Krankenpflege<br />

erworben. Das alles wirkt heute noch in<br />

mir nach. Ich bin sehr dankbar dafür.<br />

Männer profitieren von den<br />

Erfahrungen der Zivildienstzeit<br />

Unzählige Männer profitieren von dem, was sie im<br />

Zivildienst kennengelernt haben. Sie haben Erfahrungen<br />

für das Leben gemacht und in Bereiche hineinschauen<br />

können, die ihnen sonst verschlossen<br />

geblieben wären. Davon hat letztlich die Gesellschaft<br />

insgesamt profitiert. Das ist die individuelle Perspektive,<br />

die letztlich dennoch sogar das Individuelle<br />

übersteigt und gesellschaftlich wird.<br />

Doch davon möchte ich die eigentliche gesellschaftliche<br />

Sichtweise unterscheiden. Der Zivildienst war<br />

in der Vergangenheit ein ganz wichtiges Element im<br />

Sozialsystem unserer Gesellschaft. Jugendwerke, Pflegeheime,<br />

Essensdienste, diakonische Einrichtungen –<br />

ungezählt sind die Dienste, die vom Zivildienst profitiert<br />

haben. Nur so konnte vieles geleistet werden.<br />

Dieser Effekt war früher noch größer, als der Zivil-<br />

dienst noch länger dauerte. Ein anderes trat hinzu:<br />

Weil viele junge Männer entweder zum Wehrdienst<br />

oder zum Zivildienst eingezogen wurden, war das<br />

eine Motivation für andere. Viele andere, junge Männer<br />

und junge Frauen, absolvierten ein Freiwilliges<br />

Soziales Jahr. Auf diese Weise haben sie ähnliche Erfahrungen<br />

gesammelt wie wir Zivildienstleistenden,<br />

und das <strong>sozial</strong>e Engagement in der Gesellschaft wurde<br />

noch mehr gestärkt, zum Nutzen aller.<br />

Die Aussetzung des Wehrdienstes<br />

hat für die Dienststellen noch nicht<br />

absehbare Folgen<br />

Nun hat der Gesetzgeber im Zusammenhang mit<br />

dem Wehrrechtsänderungsgesetz beschlossen, den<br />

Wehrdienst ab Juli 2011 auszusetzen. Das bedeutet,<br />

dass auch der Zivildienst hinfällig ist. Für die Dienststellen<br />

ergeben sich daraus weitreichende Folgen.<br />

Wenn niemand mehr zum Wehr- oder Zivildienst einberufen<br />

wird, ist zu befürchten, dass auch viele kein<br />

Freiwilliges Soziales Jahr mehr leisten werden. Sie<br />

wollen dann – wie ihre Altersgenossen – möglichst<br />

schnell durch die Berufsausbildung ins eigene Berufsleben.<br />

All das zusammen ist ein schwerer Schlag für<br />

unser Sozialsystem.<br />

Es braucht einen sehr großen „diakonischen Impuls“<br />

in unserem Land, wenn wir diese Veränderungen auffangen<br />

wollen und trotzdem viele junge Menschen<br />

für solch einen Dienst gewinnen wollen. Vielleicht<br />

müssen wir Ehemaligen viel von den guten Erfahrungen<br />

unseres Zivildienstes erzählen, um junge<br />

Menschen für einen ähnlichen, freiwilligen Einsatz zu<br />

motivieren und so unseren diakonischen Einrichtungen<br />

und unserer ganzen Gesellschaft zu helfen. Ich<br />

will es mir vornehmen.

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