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Berlin - Edition dibue

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Albert Schweitzer, Aspen Colorado, 1949 (Silbergelatineabzug 24,7 x 33,2cm)<br />

Center for Creative Photography, University of Arizona: W. Eugene Smith Archive /<br />

Gift of the artist<br />

© The Heirs of W. Eugene Smith, courtesy Black Star, Inc., New York<br />

Eindruck von den Lebensverhältnissen in<br />

einem faschistischen Regime vermitteln.<br />

Nach Erhalt der nötigen Fotoerlaubnis<br />

recherchierte er zwei Monate vor Ort<br />

und wählte ein abgeschiedenes Dorf<br />

in der Extremadura für die Aufnahmen<br />

aus. Etliche der Fotografien erinnern mit<br />

ihrem strengen Helldunkel und ihrer klar<br />

gebauten Komposition an malerische<br />

Vorbilder und vermitteln mittels dieser<br />

Stilisierung ein Gefühl für die Schwere<br />

und auch die Schönheit des dortigen<br />

Lebens.<br />

Smiths Beitrag über Albert Schweitzers<br />

Wirken in Lambaréné sollte der letzte für<br />

Life werden: Die fehlende Mitsprache<br />

bei Bildauswahl und Layout waren für<br />

ihn nicht mehr hinnehmbar und er verließ<br />

die Zeitschrift nach Erscheinen des<br />

Essays A Man of Mercy im November<br />

1955.<br />

Eine berufliche Alternative bot die<br />

Mitgliedschaft bei Magnum, der 1947<br />

gegründeten Agentur für Fotografen. Im<br />

Auftrag von Stefan Lorant begann Smith<br />

eine umfassende Reportage über die<br />

Stadt Pittsburgh und ihre Eisenhütten,<br />

die ihn die nächsten Jahre beschäftigte<br />

und an seine finanziellen und persönlichen<br />

Grenzen brachte. Statt der mit<br />

Lorant verabredeten 100 Abzüge ent-<br />

standen 13.000 Aufnahmen, aus denen<br />

er einen Essay komponierten wollte, der<br />

ganz seinen Überzeugungen entsprach.<br />

1958 wurden 88 Fotografien im Popular<br />

Photography’s Annual publiziert, als<br />

Gesamtwerk ist der Essay nie erschienen.<br />

1957 hatte sich Smith, der für seinen<br />

exzessiven Arbeitsstil bekannt war, von<br />

seiner Familie getrennt und war in die<br />

Sixth Avenue, 821, in New York gezogen.<br />

In dem Haus verkehrten und probten<br />

viele bekannte Jazzmusiker und Smith,<br />

der ein begeisterter Musikliebhaber<br />

war, fotografierte und dokumentierte<br />

während der nächsten Jahre dieses<br />

kreative Umfeld. So zeichnete er die<br />

Arbeitsatmosphäre auch auf 1740<br />

Tonbändern auf, die erst 1998 in seinem<br />

Nachlass gefunden wurden.<br />

Außerdem fotografierte er von seinem<br />

Fenster aus Straßenszenen und arbeitete<br />

zeitgleich über den Bau einer psychiatrischen<br />

Klinik in Haiti.<br />

Ein Auftrag der Cosmos PR Agentur, das<br />

Unternehmen Hitachi Ltd. zu fotografieren,<br />

führte Smith 1961 für ein Jahr<br />

nach Japan. In seinem 1963 erschienenen<br />

Buch stellte er den Kontrast zwischen<br />

dem modernen Japan und den<br />

tief verwurzelten Traditionen in den<br />

bis 27. November 2011<br />

Martin-Gropius-Bau<br />

Niederkirchnerstraße 7<br />

10963 <strong>Berlin</strong>-Kreuzberg<br />

Mi – Mo 10 – 20 Uhr<br />

Dienstags geschlossen<br />

brennpunkt 4/2011<br />

Galerien<br />

Mittelpunkt. Ein Jahrzehnt später widmete<br />

er sich mit der erschütternden Serie<br />

über die Minamata-Krankheit erneut der<br />

forcierten Modernisierung Japans und<br />

ihren schwerwiegenden Folgen. Grund<br />

für die Erkrankungen war die vom<br />

Chemiekonzern Chisso verursachte<br />

Umweltverschmutzung: Der Konzern<br />

hatte quecksilberhaltiges Abwasser in<br />

der Nähe der Stadt Minamata ins Meer<br />

geleitet. Das Komitee zur Verteidigung<br />

der Opfer beauftragte Smith, die<br />

humane und ökologische Katastrophe<br />

zu dokumentieren und der Fotograf, der<br />

sich persönlich sehr für dieses Projekt<br />

engagierte, zog mit seiner zweiten Frau,<br />

Aileen Mioko Smith, nach Minamata.<br />

Während seiner Recherchen wurde er<br />

vom Werkschutz verprügelt und schwer<br />

verletzt. Mit seinen Bildern, die bei Life<br />

und in seinem Buch A Warning to the<br />

World -Minamata veröffentlicht wurden,<br />

trug er wesentlich zur Publikmachung<br />

und Aufklärung des Falles bei.<br />

Smith fotografisches Werk wurde mit<br />

Beginn der 1970er Jahre zunehmend<br />

museal gewürdigt. Sein Foto A Walk to<br />

Paradise Garden hatte Edward Steichen<br />

für die Ausstellung The Family of Man<br />

(1955) als symbolgebendes Schlussbild<br />

gewählt, doch erst 1971 fand die erste<br />

Retrospektive Let Truth Be the Prejudice<br />

im Jewish Museum in New York statt.<br />

1977 zog der schwer kranke Smith<br />

nach Tucson / Ariziona und übernahm<br />

an der dortigen Universität im letzten<br />

Lebensjahr eine Lehrtätigkeit.<br />

Im Center of Creative Photography in<br />

Tuscon ist sein Nachlass archiviert. Das<br />

International Center of Photography, New<br />

York, vergibt seit 1980 in Anerkennung<br />

von Smiths humanem Engagement<br />

das W. Eugene Smith Memorial Fund-<br />

Stipendium.<br />

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