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Berlin - Edition dibue

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Galerien<br />

W. Eugene Smith<br />

»Fotografien<br />

Eine Retrospektive«<br />

W. Eugene Smith, geboren 1918 in<br />

Wichita / Kansas und gestorben 1978<br />

in Tucson / Arizona, hat sich seit den<br />

1940er Jahren als politisch und sozial<br />

engagierter Fotojournalist in den USA<br />

einen Namen gemacht. Viele seiner<br />

Bildreportagen sind bei Life erschienen,<br />

dem wichtigen Magazin für<br />

Fotojournalismus, das 1936 in New<br />

York gegründet wurde. Smith sah in der<br />

Fotografie mehr als nur die Illustration<br />

zu einem Text und hat oft bei den<br />

Redakteuren mehr Mitsprache beim<br />

Gestalten eines Fotoessays eingefordert.<br />

Seine immens aufwendig recherchierten<br />

und emotional bewegenden<br />

Reportagen setzten in den 1940er und<br />

1950er Jahren neue Maßstäbe für die<br />

fotojournalistische Praxis.<br />

Bereits als Fünfzehnjähriger begann<br />

Smith zu fotografieren, angeregt von<br />

seiner Mutter, einer passionierten<br />

Hobbyfotografin. Nach dem Selbstmord<br />

seines Vaters in Folge der Wirtschaftskrise,<br />

studierte Smith zunächst 1936 an der<br />

University of Notre Dame, Indiana. Er<br />

träumte davon, Fotograf zu werden und<br />

zog nach New York. Dort besuchte er<br />

das New York Institute of Photography.<br />

Seinen beruflichen Einstieg fand er 1937<br />

als Fotoreporter bei Newsweek.<br />

Ein Jahr später wurde er freier<br />

Mitarbeiter für die Agentur Black Star<br />

und seine Aufnahmen erschienen bei<br />

Harper’s Bazaar, Collier’s, Time und<br />

bei Life. Mit Life entwickelte sich daraufhin<br />

eine mehrjährige, umfangreiche<br />

Zusammenarbeit.<br />

Nach Eintritt der USA in den Zweiten<br />

Weltkrieg, fertigte Smith zunächst für das<br />

Magazin Parade Propagandaaufnahmen<br />

zur Unterstützung der US-amerikanischen<br />

Truppen. Dann, als Korrespondent<br />

des Magazins Flying, nahm er an<br />

Aufklärungsflügen teil und fotografierte<br />

aus der Luft. 1944 wurde<br />

er erneut bei Life - dieses Mal als<br />

Kriegskorrespondent - angestellt und<br />

hielt die Schlacht von Saipan und die<br />

Landungen der Amerikaner auf den<br />

10 brennpunkt 4/2011<br />

Guardia Civil, Spanien, 1950 (Silbergelatineabzug 25,1 x 32,1cm)<br />

Center for Creative Photography, University of Arizona: W. Eugene Smith Archive /<br />

Gift of the artist<br />

© The Heirs of W. Eugene Smith, courtesy Black Star, Inc., New York<br />

Inseln Iwojima und Okinawa fest. Im<br />

Zuge der Kämpfe veränderte sich der Stil<br />

seiner Aufnahmen: Statt enthusiastischer<br />

Darstellungen zeigte er das immense<br />

Leid der Zivilbevölkerung und entwickelte<br />

eine Bildperspektive, die den<br />

Betrachter emotional einbezog. Smith<br />

wurde am 22. Mai 1945 selbst schwer<br />

verletzt und musste bis 1947 mehrere<br />

Operationen über sich ergehen lassen.<br />

Den symbolischen Neubeginn verkörperte<br />

für ihn das erste Foto nach seiner<br />

Verwundung. A Walk to Paradise Garden<br />

zeigt seine beiden jüngeren Kinder beim<br />

Betreten einer sonnendurchfluteten<br />

Lichtung. »Während ich meinen Kindern<br />

ins Unterholz und zu der Gruppe<br />

höherer Bäume folgte - wie sie sich<br />

an jeder ihrer kleinen Entdeckungen<br />

erfreuen konnten! - und sie betrachtete,<br />

wusste ich auf einmal, dass ich trotz<br />

alledem, trotz aller Kriege und aller<br />

Niederlagen an diesem Tag, in diesem<br />

Augenblick ein Sonett auf das Leben<br />

und auf den Mut, es weiterzuleben,<br />

anstimmen wollte.« (1954) Nach seiner<br />

Genesung arbeitete er erneut für Life.<br />

Besonders Dokumentationen, die das<br />

engagierte Wirken einfacher Menschen<br />

zeigten, beeindruckten die Leser. In<br />

The Country Doctor (erschienen 1948)<br />

begleitete er mehrere Wochen einen<br />

jungen Landarzt aus der Nähe von<br />

Denver bei seiner Arbeit. Sein Beitrag<br />

Nurse Midwife (erschienen 1951)<br />

über die schwarze Hebamme Maud<br />

Callen entstand vor dem Hintergrund<br />

von Rassendiskriminierung und des<br />

aktiven Wirkens des Ku-Klux-Klans im<br />

Süden der USA. Smith veränderte beim<br />

Entwickeln der Abzüge die Lichtregie,<br />

um die emotionale Atmosphäre -<br />

zum Beispiel während einer Geburt<br />

- zu verdichten und um Anteil an der<br />

aufopfernden Arbeit der Hebamme zu<br />

wecken. Sein soziales Engagement fand<br />

jedoch nicht immer Zustimmung wie bei<br />

der unveröffentlichten Reportage (1950)<br />

über die Kampagne zur Wiederwahl von<br />

Clement Attlee, dem Kandidaten der<br />

britischen Labourpartei. Life gedachte<br />

mit dem Bericht indirekt die Position<br />

der Liberalen zu stärken, indem die<br />

Folgen der staatlichen Wirtschaftspolitik<br />

unter Attlee kritisch dargestellt würden.<br />

Smiths Berichterstattung weckte jedoch<br />

Sympathie für Attlees Programm und den<br />

Kandidaten selbst. Mit der Reportage<br />

Spanish Village (erschienen 1951)<br />

hatte Smith mehr Erfolg. Er wollte einen

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