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Fledermaustagung in Wanninchen

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<strong>Fledermaustagung</strong> <strong>in</strong> Wann<strong>in</strong>chen 2010Im nunmehr 27. Jahr fand vom 16. – 18. Juli 2010 die <strong>Fledermaustagung</strong> desLandesfachausschusses Säugetierkunde im NABU <strong>in</strong> Wann<strong>in</strong>chen statt. DiesesNaturparkzentrum bef<strong>in</strong>det sich am Rande der Sielmann NaturlandschaftWann<strong>in</strong>chen.Ziel der Tagungen ist es das Wissen über die Verbreitung von Fledermäusen <strong>in</strong>e<strong>in</strong>em Landschaftsraum zu vertiefen. Zum anderen ist immer e<strong>in</strong>eWeiterbildungsfunktion für alle Teilnehmer an e<strong>in</strong>er solchen Tagung gegeben. Undder Spaß kommt auch nicht zu kurz.Nach der Begrüßung am Freitagabend durch Ralf Donat als Vertreter der SielmannStiftung und Milan Podany als Tagungsorganisator wurden e<strong>in</strong>zelneNetzfanggruppen im unmittelbar angrenzenden Görlsdorfer Wald abgesetzt. Trotze<strong>in</strong>es langsam aufziehenden Gewitters und bei „Tropenhitze“ <strong>in</strong> der erstenNachthälfte, g<strong>in</strong>g der Aufbau der Netze rasch von statten. Nur die Verteilung derFledermäuse auf den e<strong>in</strong>zelnen Standorten war sehr unterschiedlich. Von nurvorbeifliegenden Fledermäusen bis zu 43 gefangenen Exemplaren an e<strong>in</strong>emNetzfangstandort reichte die Palette.Nach e<strong>in</strong>em lang ersehnten morgendlichen Platzregen und e<strong>in</strong>em guten Frühstück,welches das Cafe im Naturparkzentrum den Tagungsteilnehmern bereitete, g<strong>in</strong>g esauf die verschiedenen Tagestouren. Milan Podany und Monique Leibig hatten Listender Pfarrer und Kirchenschlüsselverwalter zusammengestellt. Auf der Tagestoursollen bekannte Fledermausquartiere überprüft werden. Gleichzeitig gilt es neueFledermausquartiere zu entdecken und Kontakte mit den Grundstückseigentümernherzustellen. Dies alles getreu dem Spruch:“ Man kann nur schützen, was mankennt.“E<strong>in</strong>e Gruppe suchte <strong>in</strong> Altsorgefeld bei Familie Franke e<strong>in</strong>e Wochenstube derBreitflügelfledermäuse auf. Im September 1996 hat Familie Franke das Dach ihres


Hauses, der ehemaligen Schule, neu e<strong>in</strong>gedeckt. Sie hatten sich damals den Rat derUnteren Naturschutzbehörde e<strong>in</strong>geholt, da sie die Fledermäuse nicht vertreibenwollten. Im Sommer des Jahres 2000 konnten ca. 45 Tiere e<strong>in</strong>er Wochenstubegezählt werden. Während der Tagungskontrolle konnten ca. 10 Tiere beobachtetwerden. E<strong>in</strong> Jungtier und e<strong>in</strong> adultes Weibchen f<strong>in</strong>g Bernd Gärtner mit etwas Mühee<strong>in</strong>, so dass e<strong>in</strong>e sichere Artbestimmung möglich war. Ansonsten hatten sich dieFledertiere <strong>in</strong> Firstziegeln und Dachkehlen versteckt. Breitflügelfledermäusesche<strong>in</strong>en zu den „Felsbewohnern“ zu zählen, welche die Dachräume der Häuser alsQuertier für sich entdeckt haben. Den Fledermäusen zugängliche Dächer nehmenseit der Wende ab. Das Dachdecker die Unteren Naturschutzbehörden überFledermausfunde beim Umdecken von Dächern <strong>in</strong>formieren, ist so gut wieausgeschlossen. Welcher Dachdecker will sich schon e<strong>in</strong>e Baustelle selbst lahmlegen. Das bei rechtzeitiger Kommunikation es besser gehen kann, dafür ist FamilieFranke e<strong>in</strong> gutes Beispiel.In der Rochauer Heide suchte die Gruppe dann das Kastenrevier im ehemaligenTanklager auf. Fledermauskästen hängt man <strong>in</strong> den bamhöhlenarmen Wäldern auf,um zum e<strong>in</strong>en den Tieren Quartier zu bieten. Zum anderen kann man überKastenkontrollen Aussagen zur Bestandsentwicklung und zurArtenzusammensetzung gew<strong>in</strong>nen. In den 7 Kästen wurden <strong>in</strong>sgesamt 10Zwergfledermäuse angetroffen. In den eigentlich als W<strong>in</strong>terquartier dienendenunterirdischen „Fasslagern“ fanden sich <strong>in</strong> den Deckenste<strong>in</strong>en zu unsererÜberraschung Braune Langohren und Fransenfledermäuse. In der PrensdorferKirche waren leider die erwarteten Mausohren nicht anwesend.Vor dem geme<strong>in</strong>samen Abendbrot stellte Milan Podany neue Möglichkeiten derdigitalen Lautaufzeichnung von Fledermausrufen mit der M<strong>in</strong>i-Horchbox und UMAD,e<strong>in</strong>em direkt an W<strong>in</strong>dows Rechner anschließbaren Ultraschallsensor der Fa.Albotronic vor.Diese Geräte dienen der Erfassung von Fledermausaktivitäten. Diese Erfassungens<strong>in</strong>d die Grundlage für die Bewertung von E<strong>in</strong>griffen <strong>in</strong> die Natur, wie die Aufstellungund den Betrieb von W<strong>in</strong>dkraftanlagen. Über die Kastenreviere und Netzfängegew<strong>in</strong>nt man e<strong>in</strong>en Überblick, welche Fledermäuse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gebiet vorkommen.Man kann auch genau die Art bestimmen, denn man hat die Tiere <strong>in</strong> der Hand. Mitden Horchboxen s<strong>in</strong>d standortbezogene Untersuchungen möglich. Leider lassen sichaber nicht alle Fledermausarten genau bestimmen. Die „Sprache“ der Tiere ist immernoch e<strong>in</strong> Rätsel.Volker Kelm berichtete über das Verhältnis von Hecken und Fledermausaktivitäten,Erkenntnisse die aus se<strong>in</strong>er Diplomarbeit resultieren.Paul Schnitzler von der Biologischen Station Wesel führte e<strong>in</strong>en Test derschwedischen Fledermausruferkennungsdatenbank durch. Leider konnte diePraxistauglichkeit der Software noch nicht bestätigt werden.Die beiden am Freitagabend weniger erfolgreichen Gruppen durften amSamstagabend die Optimalfangplätze des Vorabends besetzten. Waren <strong>in</strong> dervorherigen Nacht 43 Fledermäuse im Netz, so f<strong>in</strong>g man <strong>in</strong> der zweiten Nacht 1Abendsegler, 2 Kle<strong>in</strong>abendsegler und 5 Fransenfledermäuse. Unter denKle<strong>in</strong>abendseglern befand sich e<strong>in</strong> ber<strong>in</strong>gtes Tier, welches vor e<strong>in</strong> paar Jahren imGörlsdorfer Wald se<strong>in</strong>en R<strong>in</strong>g bekam. War der Wetterumschwung an den


wechselnden Fangergebnissen schuld oder hat das „Frühwarnsystem“ derFledermäuse funktioniert, dass sie die Netze mieden? Vielleicht lag es auch amInsektenflug? Dies s<strong>in</strong>d Fragen, die offen bleiben.Die weiteren drei Gruppen f<strong>in</strong>gen <strong>in</strong>sgesamt 41 Tiere <strong>in</strong> 8 Arten, darunter auch dieseltene Bechste<strong>in</strong>fledermaus.Am Sonntagvormittag fand dann die Auswertung der e<strong>in</strong>zelnen Gruppen statt.Zusammenfassend kann gesagt werden, dass durch die 48 Tagungsteilnehmer beiden abendlichen Netzfängen <strong>in</strong>sgesamt 141 Fledermäuse <strong>in</strong> 12 Arten gefangenwurden und auf 31 untersuchten Kirchen des Altkreises LuckauFledermausvorkommen nachgewiesen werden konnten. Es bleibt zu hoffen, dass diePfarrer und Kirchenschlüsselverwalter bei Arbeiten am Dach sich an die Tagunger<strong>in</strong>nern. Familie Franke wird zur Auszeichnung mit der Plakette „Wir geben derFledermaus e<strong>in</strong> Haus“ vorgeschlagen und hat sehr gute Aussichten diese zuerhalten.Der Dank der Teilnehmer richtet sich an das Team des NaturparkzentrumsWann<strong>in</strong>chen, speziell an das Personal der Kranichstube für die gute Versorgung.

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