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Empfehlungen zu Zielen und zur Gestaltung des Stochastikunterrichts

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<strong>Empfehlungen</strong> <strong>zu</strong> <strong>Zielen</strong> <strong>und</strong> <strong>zu</strong>r <strong>Gestaltung</strong> <strong>des</strong> <strong>Stochastikunterrichts</strong>ARBEITSKREIS STOCHASTIK DER GDMDer AK Stochastik in der Schule ist ein Arbeitskreis der Gesellschaft für Didaktik der Mathematik. WichtigstesZiel dieses Arbeitskreises ist die Verbesserung <strong>des</strong> <strong>Stochastikunterrichts</strong> in den Schulen. Ihm gehörenHochschuldozenten aus dem Bereich der universitären Lehrerbildung <strong>und</strong> Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer an Schulenan. Angeregt durch internationale Curriculumsentwürfe hat der AK in einem zweijährigen Diskussionprozesseine bildungspolitische Stellungnahme <strong>zu</strong>m Stochastikunterricht erarbeitet <strong>und</strong> auf der Herbsttagungam 10. Oktober 2002 in Dortm<strong>und</strong> beschlossen.Kontakt: ak-stochastik@uni-dortm<strong>und</strong>.deWeitere Infos unter: www.uni-dortm<strong>und</strong>.de/ak-stochastik1 Generelle <strong>Empfehlungen</strong>In unserer vom raschen Austausch enormer Datenmengengeprägten Welt erfahren mathematischeTeilgebiete wie Datenanalyse, Wahrscheinlichkeitsrechnung<strong>und</strong> Statistik eine neue bildungspolitischeRelevanz. Immer mehr Entscheidungen<strong>und</strong> Vorhersagen beruhen auf der Analyse statistischerDaten, die Gefahr von Fehlinterpretationen<strong>und</strong> Missbrauch von Daten nimmt <strong>zu</strong>. Der Einsatzstochastischer Modelle <strong>zu</strong>m Treffen von Entscheidungenin Situationen der Ungewissheit gewinntan Bedeutung. Statistik ist das meist unterrichteteFach an deutschen Universitäten. Schät<strong>zu</strong>ngsweisejeder dritte Studierende muss im Verlaufeseines Studiums einen Kurs in Statistik belegen.Im Zeitalter der elektronischen Informationsmedienwird es immer dringlicher, dass Schülerinnen<strong>und</strong> Schüler verstehen lernen, wie Information gewonnen,kontrolliert, verarbeitet <strong>und</strong> in nutzbringen<strong>des</strong>Wissen umgesetzt wird.Daher halten wir es für erforderlich, in der Schulestochastische Kompetenz heraus<strong>zu</strong>bilden. Esgehört <strong>zu</strong> den Bildungsaufgaben eines modernenMathematikunterrichts, Gr<strong>und</strong>kenntnisse imUmgang mit Daten <strong>zu</strong> vermitteln <strong>und</strong> die Fähigkeit<strong>zu</strong> entwickeln, auf Daten oder Wahrscheinlichkeitsbetrachtungenbasierende Entscheidungentreffen <strong>und</strong> begründen <strong>zu</strong> können.Zur stochastischen Allgemeinbildung eines Schulabsolventengehören gr<strong>und</strong>legende Elemente derBeschreibenden Statistik <strong>und</strong> Explorativen Datenanalyse,der Wahrscheinlichkeitsrechnung <strong>und</strong> derBeurteilenden Statistik in dem Maße, wie sie <strong>zu</strong>angemessenem Verhalten innerhalb von stochastischenSituationen in seiner künftigen Ausbildungsowie seinem beruflichen, gesellschaftlichen <strong>und</strong>persönlichen Leben erforderlich sind.Eine gr<strong>und</strong>legende stochastische Bildung muss daherin Zukunft <strong>zu</strong>m verbindlichen Bestandteil allerPläne a für den Mathematikunterricht von der 1. bis<strong>zu</strong>r 12./13. Klasse gehören.Stochastische Inhalte sollten nicht unverb<strong>und</strong>en nebenden gängigen Inhalten <strong>des</strong> Mathematikunterrichtsstehen, sondern mit diesen vernetzt werden.Das bedeutet u. a.:• Dem Stochastikunterricht muss ein größererBeitrag <strong>zu</strong>r Realisierung der allgemeinenZiele <strong>des</strong> Mathematikunterrichts <strong>zu</strong>gemessenwerden.• Im gesamten Mathematikunterricht müssenhäufiger Bezüge <strong>zu</strong> stochastischen Denk<strong>und</strong>Vorgehensweisen hergestellt werden.Die Arbeit mit Daten <strong>und</strong> auf Daten aufbauendenModellbildungen können als Unterrichtsprinzipin verschiedenste Gebiete <strong>des</strong>Mathematikunterrichts integriert werden. Inhalteaus dem Bereich Datenanalyse eignensich sehr gut für Verbindungen mit anderenThemen <strong>des</strong> Mathematikunterrichts, z.B. ausArithmetik, Geometrie, Algebra <strong>und</strong> Analysis,<strong>und</strong> geben diesen Themenbereicheneinen lebensnahen Be<strong>zu</strong>g.Über die allgemeinen Prinzipien <strong>zu</strong>r <strong>Gestaltung</strong><strong>des</strong> Mathematikunterrichts hinaus sollten im Stochastikunterrichtfolgende spezifische Anforderungenbeachtet werden:a Da die Bezeichnungen der gesetzlichen Planungsgr<strong>und</strong>lagenin den einzelnen B<strong>und</strong>esl ändern unterschiedlichsind (Lehrplan, Richtlinie, Rahmenrichtlinie, Rahmenplan,Bildungsplan, usw.), wird f ür diese <strong>Empfehlungen</strong>der Oberbegriff “Plan” verwendet.Stochastik in der Schule 23 (2003) 3 S. 21–26 21


• Damit Schüler 1 lernen, Daten sachgerecht <strong>zu</strong>interpretieren <strong>und</strong> nach Zusammenhängen inDaten suchen <strong>zu</strong> können, sollten möglichstreale Daten aus dem Umfeld der Schüler verwendetwerden. Als Be<strong>zu</strong>gsquellen hierfürsind sowohl von den Schülern selbst erhobeneDaten möglich wie auch Archivdaten aus statistischenÄmtern, Lexika oder Statistiken ausden Massenmedien.• Verbale Erläuterungen <strong>und</strong> Begründungen erhalteneine erhöhte Bedeutung, da die Auswertungvon Daten nicht allein in der Berechnungbestimmter Kenngrößen oder der Anfertigungvon Diagrammen besteht, sondern aucheine inhaltliche Interpretation der Kenngrößen<strong>und</strong> Diagramme beinhaltet. Die Antwort aufein Problem der Datenanalyse ist selten eineeinzige <strong>zu</strong> errechnende Zahl. Vielmehr müssenSchüler ihre Vorgehensweisen <strong>und</strong> Schlussfolgerungenverbal erklären können.• Daten erlauben oft mehr als eine möglicheSchlussfolgerung. Die Schüler sollten darangewöhnt werden, ein Problem unter verschiedenenAspekten <strong>zu</strong> diskutieren. Es solltenhäufig verschiedene Methoden <strong>zu</strong>r Bearbeitungeiner Sachsituation herangezogen werden.• Auf Gr<strong>und</strong> häufig fehlerhafter Anwendungender Wahrscheinlichkeitsrechnung <strong>und</strong> Statistikim gesellschaftlichen Leben (z.B. in den Medien)sollten Wahrscheinlichkeitsaussagen <strong>und</strong>statistische Aussagen aus dem Erfahrungsbereichder Schüler regelmäßig im Mathematikunterrichtkritisch reflektiert werden.• Der Stochastikunterricht sollte ferner durcheinen hohen Stellenwert experimenteller Arbeiten<strong>und</strong> durch selbstständige Datenerhebungencharakterisiert sein. Die Verfügbarkeitneuer Technologien (Computer, grafikfähigeTR, Internet) bedeutet weittragende Änderungenim Stochastikunterricht. Neben denauch aus anderen Gebieten der Schulmathematikbekannten Möglichkeiten (Erledigungaufwändiger Berechnungen, interaktives Erstellenvon Grafiken <strong>und</strong> Schaubildern) sindhier vor allem die Datenbeschaffung durchdas Internet sowie die flexible <strong>und</strong> leichteDurchführbarkeit von Demonstrationen <strong>und</strong>Simulationen <strong>zu</strong> nennen. Vom Zufallsgeneratorerzeugte Daten können maßgeblich da<strong>zu</strong>beitragen, bei Schülern eine Intuition für <strong>zu</strong>fallsbedingteVariabilität in empirischen Daten<strong>zu</strong> entwickeln.• Der mathematische Kalkül sollte sehr “vorsichtig”entwickelt werden, insbesondere istkein Wissen auf Vorrat <strong>zu</strong> produzieren. Essollte ein minimales Begriffsgefüge angestrebtwerden.• Wie auch sonst im Mathematikunterricht angebrachtsollte man in der Stochastik von Anfangan Anwendungen <strong>und</strong> Projekte in den Unterrichteinbeziehen <strong>und</strong> solche “Anfangsbegegnungen”besonders ansprechend, typisch <strong>und</strong>einprägsam gestalten.• Zwischen vielen Elementen <strong>und</strong> Betrachtungsweisender Statistik einerseits <strong>und</strong> der Wahrscheinlichkeitsrechnungandererseits bestehenWechselbeziehungen. Neben der notwendigeneigenständigen Entwicklung von Begriffen<strong>und</strong> Verfahren der Statistik <strong>und</strong> Wahrscheinlichkeitsrechnungsollten <strong>des</strong>halb in allenKlassenstufen Verbindungen von Inhaltenaus beiden Disziplinen hergestellt werden.Die Kombinatorik wird nicht <strong>zu</strong>r Stochastik im engerenSinne gezählt. Im Rahmen der Wahrscheinlichkeitsrechnunghat die Kombinatorik die Funktioneiner Hilfsdisziplin, indem sie geeignete Abzählverfahren<strong>zu</strong>r Berechnung von Wahrscheinlichkeitenbereitstellt. Für die Lösung von Aufgaben <strong>zu</strong>r Wahrscheinlichkeitsrechnungin dem von uns vorgeschlagenenMinimalkurs sind nur sehr wenige explizitekombinatorische Kenntnisse erforderlich. Aufgr<strong>und</strong>der Bedeutung der Kombinatorik für das Erlernengr<strong>und</strong>legender Zähltechniken <strong>und</strong> die Entwicklungallgemeiner geistiger Fähigkeiten halten wir in diesemSinne elementare kombinatorische Inhalte in allenZweigen der Schulmathematik für bedeutsam.Sie sollten in angemessener Weise auch in den Stochastikunterrichtintegriert werden.2 <strong>Empfehlungen</strong> <strong>zu</strong>m Abschlussniveauin der PrimarstufeBereits in der Primarstufe sollten Elemente derWahrscheinlichkeitsrechung <strong>und</strong> Statistik verbindlicherBestandteil der Pläne sein, da• die Schüler in ihrem täglichen Leben bereitsmit stochastischen Erscheinungen (sta-1 Im Folgenden sind damit Sch ülerinnen <strong>und</strong> Sch üler gemeint22


tistische Daten, Wahrscheinlichkeitsaussagen,Spiele mit Zufallsgeneratoren u.a.) konfrontiertwerden <strong>und</strong>• die Entwicklung einer stochastischen Allgemeinbildungein gr<strong>und</strong>legen<strong>des</strong> <strong>und</strong> langfristig<strong>zu</strong> entwickeln<strong>des</strong> Ziel ist, das einer propädeutischenBehandlung in der Gr<strong>und</strong>schule bedarf.Am Ende der Primarstufe sollten Schülerinnen <strong>und</strong>Schüler1. Probleme kennen <strong>und</strong> Fragen selbst stellenkönnen, die sich mithilfe von Daten beantwortenlassen,2. erste Erfahrungen im Erfassen <strong>und</strong> Aufbereitenvon Daten mit Strichlisten, Häufigkeitstabellen,Strecken- <strong>und</strong> Streifendiagrammen besitzen,3. Informationen aus einfachen Diagrammen entnehmenkönnen,4. die Wahrscheinlichkeit von einfachen Ereignissenauf der Gr<strong>und</strong>lage von Daten, Erfahrungenoder der Analyse der Bedingungen<strong>des</strong> Vorgangs qualitativ vergleichen <strong>und</strong>einschätzen können,5. über erste Erfahrungen mit einfachen Zufallsexperimentenverfügen.Stochastik sollte in der Primarstufe kein eigenständigesStoffgebiet darstellen, sondern als ein Aspekt dengesamten Mathematikunterricht durchziehen. Besondersbietet sich eine Integration in das Sachrechnenan.Bei der Behandlung im Unterricht sollten Primärintuitionen<strong>und</strong> Vorerfahrungen der Schüler analysiert<strong>und</strong> aufgegriffen werden. Außerdem sind denSchülern Möglichkeiten <strong>zu</strong> verschiedenen Lösungswegen<strong>und</strong> einem Vorgehen auf enaktiver Ebene an<strong>zu</strong>bieten.3 <strong>Empfehlungen</strong> <strong>zu</strong>m Abschlussniveauder Sek<strong>und</strong>arstufe IZiele einer stochastischen Allgemeinbildung derSchüler sollten Bestandteil der Pläne möglichst jederJahrgangsstufe bzw. Doppeljahrgangsstufe sein.Zur Realisierung der im Folgenden aufgeführten Minimalforderungensollten min<strong>des</strong>tens 10 % der Unterrichtszeiteingeplant werden.Der Stochastikunterricht in der Sek<strong>und</strong>arstufe I solltefolgen<strong>des</strong> Abschlussniveau anstreben 2 :1. Die Schüler sind in der Lage, <strong>zu</strong>fällige Erscheinungenin ihrem Erfahrungsbereich <strong>zu</strong> erkennen<strong>und</strong> <strong>zu</strong> beschreiben, indem sie das betrachteteMerkmal <strong>und</strong> die möglichen Ergebnisseangeben, <strong>und</strong> Bedingungen <strong>zu</strong> nennen,die Einfluss auf das Eintreten der unterschiedlichenErgebnisse haben können.2. Die Schüler sind in der Lage, Fragen <strong>zu</strong> stellen<strong>und</strong> Erhebungen <strong>zu</strong> planen, mit denen Daten<strong>zu</strong> einem oder mehreren Merkmalen in eineroder mehreren Gr<strong>und</strong>gesamtheiten erhobenwerden können. Sie kennen die Problematikder Auswahl einer repräsentativen Stichprobe<strong>und</strong> können durch <strong>zu</strong>fällige Auswahl einesolche in einfachen Fällen gewinnen.3. Die Schüler können Strichlisten <strong>und</strong> Häufigkeitstabellenfür eindimensionale Daten anfertigensowie relative Häufigkeiten berechnen.Die Schüler kennen folgende Möglichkeiten<strong>zu</strong>r grafischen Darstellung von eindimensionalenDaten: Kreisdiagramm, Streckendiagramm(Stabdiagramm), Streifendiagramm(Balken- oder Säulendiagramm), Liniendiagramm(Kurvendiagramm, Strecken<strong>zu</strong>g,Polygon<strong>zu</strong>g), Stamm-Blatt-Diagramm(Stamm-Blätter-Diagramm, Stängel-Blätter-Diagramm) <strong>und</strong> Bilddiagramm (Piktogramm).Sie sind in der Lage, angemessene grafischeDarstellungen für Daten aus<strong>zu</strong>wählen <strong>und</strong>in einfachen Fällen <strong>zu</strong> erstellen, wobei nachMöglichkeit geeignete Software verwendetwerden sollte. Im Realschul- <strong>und</strong> gymnasialenBildungsgang sollten auch Boxplots verwendet,mehrere Verteilungen mittels Boxplotsmiteinander verglichen sowie zweidimensionaleDaten in Tabellen <strong>und</strong> Streudiagrammendargestellt werden.4. Die Schüler können vorliegende grafische Darstellungenlesen <strong>und</strong> interpretieren. Insbesonderekönnen sie den qualitativen Verlauf vonZeitreihen beschreiben. Sie erkennen fehlerhafteDarstellungen in einfachen Fällen.5. Die Schüler können das arithmetische Mittel<strong>und</strong> den Zentralwert (Median) einer Häufigkeitsverteilungbestimmen, inhaltlich interpretieren<strong>und</strong> deren angemessene Verwendungbeurteilen.2 Die Reihenfolge der Punkte ist nicht als Vorschlag f ür eine Reihenfolge ihrer Behandlung im Unterricht <strong>zu</strong> verstehen23


6. Die Schüler verstehen qualitativ das Problemder Streuung <strong>und</strong> können ein einfaches Streuungsmaß(z. B. Spannweite, Viertelsdifferenz)berechnen <strong>und</strong> interpretieren. Im Realschul<strong>und</strong>gymnasialen Bildungsgang sollte ein weiteresStreuungsmaß (z.B. die mittlere Abweichungoder die Standardabweichung) an Beispielenberechnet <strong>und</strong> interpretiert werden.7. Im Realschul- <strong>und</strong> gymnasialen Bildungsgangkennen die Schüler das Problem der Gruppierungvon Daten <strong>und</strong> können in einfachenFällen eine Klassenbildung vornehmen <strong>und</strong>dafür das arithmetische Mittel berechnen. Siekönnen Histogramme erstellen <strong>und</strong> wissenum gr<strong>und</strong>legende Eigenschaften eines Histogramms.8. Die Schüler können auf der Gr<strong>und</strong>lage von DatenSchlussfolgerungen <strong>und</strong> Prognosen qualitativherleiten <strong>und</strong> bewerten. Da<strong>zu</strong> betrachtensie die Bedingungen der <strong>zu</strong>fälligen Vorgänge,von denen die Daten erhoben wurden, <strong>und</strong>suchen nach Beziehungen zwischen der Ausprägungder Bedingungen <strong>und</strong> der Verteilungder Daten. Sie untersuchen insbesondere dieUnterschiede zwischen den Ergebnissen verschiedenerStichproben einer Gr<strong>und</strong>gesamtheit.Sie können begründete Vermutungen aufstellen,neue Fragen formulieren <strong>und</strong> da<strong>zu</strong>entsprechende neue Untersuchungen planen.Im Realschul- <strong>und</strong> gymnasialen Bildungsgangsollten auch Streudiagramme genutzt werden,um Beziehungen zwischen zwei Merkmaleneines Objektes <strong>zu</strong> entdecken <strong>und</strong> <strong>zu</strong> untersuchen.Die Schüler können Geraden in geeigneteStreudiagramme nach Augenmaß oder mitHilfe von Software einpassen.9. Die Schüler können qualitativ die Beziehungenzwischen der Wahrscheinlichkeit einesErgebnisses/Ereignisses <strong>und</strong> seiner relativenHäufigkeit bei einer großen Zahl von Wiederholungen<strong>des</strong> Vorgangs unter gleichen Bedingungenbeschreiben.10. Die Schüler können eine Wahrscheinlichkeitsangabeals Grad der Erwartung, Grad derSicherheit <strong>und</strong> als Prognose <strong>zu</strong> erwartenderHäufigkeiten interpretieren.11. Die Schüler können im Fall der Gleichwahrscheinlichkeitaller möglichen ErgebnisseWahrscheinlichkeiten von Ereignissen alsVerhältnis der Anzahl der günstigen <strong>zu</strong> der Anzahlder möglichen Fällen berechnen.12. Die Schüler können die Wahrscheinlichkeit beizweistufigen Zufallsvorgängen mithilfe einesBaumdiagramms <strong>und</strong> der Pfadregeln berechnen.Im Realschul- <strong>und</strong> gymnasialen Bildungsgangkönnen die Schüler die Wahrscheinlichkeitvon Ereignissen bei mehrstufigen Zufallsvorgängenmithilfe eines Baumdiagramms <strong>und</strong>der Pfadregeln berechnen.13. Im Realschul- <strong>und</strong> gymnasialen Bildungsgangkönnen die Schüler den Erwartungswert einesquantitativen Merkmals bei einer vorliegendenWahrscheinlichkeitsverteilung berechnen <strong>und</strong>sachbezogen interpretieren.14. Im Realschul- <strong>und</strong> gymnasialen Bildungsganglernen die Schüler Sach<strong>zu</strong>sammenhänge kennen,bei denen eine Simulation mit Hilfe vonZufallszahlen sinnvoll ist. Sie können Experimentemit Zufallsgeneratoren bzw. Zufallszahlenplanen, durchführen <strong>und</strong> auswerten. Dadurchsammeln sie <strong>zu</strong>gleich Erfahrungen instochastischen Situationen <strong>und</strong> können ihreIntuitionen über <strong>zu</strong>fällige Erscheinungen <strong>und</strong>Wahrscheinlichkeiten überprüfen <strong>und</strong> gegebenenfallskorrigieren.4 <strong>Empfehlungen</strong> <strong>zu</strong>m Abschlussniveauder Sek<strong>und</strong>arstufe IIPrinzipien <strong>zu</strong>m Stochastikunterricht in derSek<strong>und</strong>arstufe IINeben den allgemeinen Prinzipien <strong>zu</strong>m Stochastikunterricht(vgl. Abschnitt 1) sollten für die Sek<strong>und</strong>arstufeII weiterhin folgende Gr<strong>und</strong>sätze beachtetwerden:1. Das Konzept <strong>des</strong> <strong>Stochastikunterrichts</strong> in derSek<strong>und</strong>arstufe II sollte an die in der Sek<strong>und</strong>arstufeI behandelten Inhalte anschließen. Analog<strong>zu</strong> den beiden übrigen Gebieten der Sek<strong>und</strong>arstufeII - Analysis <strong>und</strong> Lineare Algebra/AnalytischeGeometrie - sollte außer derüblichen Reaktivierung <strong>des</strong> benötigten Wissenskeine explizite Behandlung von Stoffender Sek<strong>und</strong>arstufe I in den Plänen gefordertwerden.2. Entsprechend den einheitlichen Prüfungsanforderungender Kultusministerkonferenz inder Fassung vom 24. Mai 2002 ist der Unterrichtin Stochastik verbindlicher <strong>und</strong> prüfungs-24


elevanter Bestandteil aller Pläne. Stochastikspielt in einer sehr großen Zahl von Studiengängeneine erhebliche Rolle (siehe S. 1),<strong>und</strong> es kann immer wieder beobachtet werden,dass viele Studierende große Probleme imVerständnis gr<strong>und</strong>legender Begriffe <strong>und</strong> Denkweisender Stochastik haben.3. Der Stochastikunterricht in der Sek<strong>und</strong>arstufeII sollte so angelegt werden, dass die stochastischenInhalte mit den Inhalten der Analysis<strong>und</strong> mit den Inhalten der Analytischen Geometrie/ Linearen Algebra vernetzt werden.4. Die weitere Entwicklung <strong>des</strong> stochastischenWissens <strong>und</strong> Könnens in der Sek<strong>und</strong>arstufe IIist nur möglich, wenn die Lernenden selbstweiterhin viele Gelegenheiten für Eigenaktivitätenerhalten, um operative Erfahrungen mit<strong>zu</strong>fälligen Vorgängen <strong>zu</strong> machen <strong>und</strong> über diese<strong>zu</strong> reflektieren. Das schließt die Planung<strong>und</strong> Durchführung von statistischen Untersuchungen,Experimenten <strong>und</strong> Simulationen sowiedie Konstruktion von Modellen <strong>und</strong> derenInterpretation ein.Aufgr<strong>und</strong> der unterschiedlichen Realisierungsmöglichkeitenvon Abiturstufenplänen hinsichtlichZeitumfang, Jahrgangsstufe, Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Leistungskurssowie unterschiedlicher inhaltlicher Ausgestaltungsmöglichkeitenwerden im Folgendem lediglichallgemeine Kompetenzen genannt, die als Min<strong>des</strong>tzielein jedem Plan angestrebt werden sollten.Darüber hinaus werden mögliche Erweiterungen <strong>und</strong>Vertiefungen angeführt.Min<strong>des</strong>tziele:1. Kompetenzen bei der Planung von statistischenUntersuchungenDie Schüler verstehen, wie die Art der Planungvon statistischen Untersuchungen die Qualitätder Daten <strong>und</strong> der daraus möglichen Schlussfolgerungenmaßgeblich beeinflussen kann.2. Kompetenzen im Darstellen <strong>und</strong> Zusammenfassenvon DatenDie Schüler können <strong>zu</strong> Datenmengen geeigneteGrafiken erstellen, statistische Kennzahlenermitteln <strong>und</strong> damit in sinnvoller Weise Fragenbeantworten. Sie kennen einfache Techniken<strong>zu</strong>r Beschreibung <strong>und</strong> Modellierung von Zusammenhängenzwischen zwei Variablen. Sieverstehen, dass Daten durch Zufall bedingt variieren.3. Kompetenzen im Modellieren <strong>zu</strong>fälligerVorgängeDie Schüler sind in der Lage, vom Zufallbeeinflusste Vorgänge mit Hilfe von Zufallsvariablen<strong>zu</strong> modellieren. Sie können durchSimulation Wahrscheinlichkeiten <strong>und</strong> Erwartungswertevon Zufallsgrößen schätzen. Siekönnen eine Wahrscheinlichkeitsverteilung imSachkontext begründet <strong>und</strong> adäquat <strong>zu</strong>r Modellierungeinsetzen. Insbesondere verstehensie das Konzept der Binomialverteilung.4. Kompetenzen im Umgang mit dem Kalkül derStochastikDie Schüler kennen die Gr<strong>und</strong>eigenschaftenvon Wahrscheinlichkeiten <strong>und</strong> können darauseinfache Rechenregeln für Wahrscheinlichkeitenableiten <strong>und</strong> bei konkreten Problemen anwenden.Sie können Kenngrößen von Zufallsvariablenberechnen. Die Schüler erwerben eininhaltliches Verständnis für den Begriff “bedingteWahrscheinlichkeit” <strong>und</strong> für die BayesscheFormel <strong>und</strong> können sie in Sachsituationenverständig anwenden. Die Schüler kennenden Begriff der stochastischen Unabhängigkeitvon Ereignissen <strong>und</strong> können ihn sachbezogeninterpretieren. Sie können die Unabhängigkeitin einfachen Fällen als Modellannahme begründen.5. Kompetenzen im begründeten Schließen in unsicherenSituationenDie Schüler haben an Beispielen gr<strong>und</strong>legendeProbleme statistischer Schlussweisen kennengelernt.Sie verstehen das prinzipielle Vorgehenbei einem Signifikanztest <strong>und</strong> könnenanhand eines Beispiels erklären, was eine signifikanteAbweichung vom Erwartungswertist. Insbesondere wissen sie, bei welchen FragestellungenSignifikanztests ein angemessenesWerkzeug darstellen <strong>und</strong> bei welchen Problemendiese Tests keine brauchbaren Aussagenliefern. Sie sind imstande, Aussagen überWahrscheinlichkeiten für Fehler 1. <strong>und</strong> 2. Artkorrekt auf<strong>zu</strong>stellen <strong>und</strong> <strong>zu</strong> interpretieren.Erweiterungen <strong>und</strong> Vertiefungen:1. Die Schüler kennen Charakteristika <strong>und</strong> Unterschiedevon Untersuchungstypen sowie denEffekt der Randomisierung auf die Qualität derSchlussfolgerungen. Sie können eine Studie <strong>zu</strong>einfachen Untersuchungsfragen planen.25


2. Die Schüler können die Form der Binomialverteilungaus den Parametern ableiten <strong>und</strong>den Zusammenhang <strong>zu</strong> den Kenngrößen Erwartungswert<strong>und</strong> Varianz herstellen. Sie wissen,wie sich die Gestalt der Binomialverteilungmit wachsendem n ändert. Sie kennendie Bedeutung der kσ -Intervalle für große n<strong>und</strong> können sie bestimmen sowie sachgerechtinterpretieren. Sie verstehen die Aussage <strong>des</strong>Bernoullischen Gesetzes der Großen Zahl.3. Die Schüler können auf der Gr<strong>und</strong>lage der Binomialverteilungeinen geeigneten Stichprobenumfangbestimmen, um einen unbekanntenParameter mit einer gewissen vorgegebenenSicherheit <strong>und</strong> einer beliebigen vorgegebenenGenauigkeit <strong>zu</strong> schätzen. Sie sind in derLage, die Genauigkeit von gegebenen Schätzwertenvon Wahrscheinlichkeiten (z. B. Umfrageergebnissenaus den Medien) kritisch <strong>zu</strong>beurteilen.4. Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der Frage: “Wie sicherkann man angesichts der vorliegenden Datensein, dass die Hypothese H <strong>zu</strong>trifft?” kennendie Schüler das Konzept einer Bayes-Analyse,das die Beurteilung von Hypothesen erlaubt.Die Schüler erkennen dabei die gr<strong>und</strong>legendeRolle <strong>des</strong> Bayesschen Theorems. Sie sind imstande,eine Bayes-Analyse für einen diskretenParameterraum durch<strong>zu</strong>führen.5. Die Schüler kennen die Normalverteilung alsBeispiel für eine der wichtigsten nicht diskretenVerteilungen. Sie haben an Beispielenaus den Naturwissenschaften, der Technik,der Wirtschaft oder der Soziologie erfahren,dass die Normalverteilung als Idealisierungvon Häufigkeitsverteilungen auftritt.6. Die Schüler können auf der Gr<strong>und</strong>lage vonselbst aufgestellten Modellen Simulationenvon <strong>zu</strong>fälligen Vorgängen komplexerer Naturdurchführen <strong>und</strong> auswerten. Dabei machen siesich geeignete technologische Hilfsmittel <strong>zu</strong>nutze.Sie gewinnen aus diesen SimulationenSchätzwerte für Wahrscheinlichkeiten <strong>und</strong> Erwartungswerte.Sie sind in der Lage, die Genauigkeitder Schätzwerte für Wahrscheinlichkeiten<strong>zu</strong> beurteilen.7. Die Schüler kennen den Begriff der Stichprobenverteilung<strong>und</strong> seine Bedeutung für die Inferenzstatistik.Dabei nutzen sie Computersimulationen,um die Eigenschaften von Stichprobenverteilungen<strong>zu</strong> erk<strong>und</strong>en.8. Die Schüler können mit Hilfe von Matrizeneinfache stochastische Prozesse überendlichen Zustandsräumen als Markoffkettenmodellieren <strong>und</strong> mathematisch begründeteSchlussfolgerungen ziehen.9. Die Schüler können Wahrscheinlichkeiten beider Binomialverteilung unter gewissen Annahmennäherungsweise mit anderen Verteilungen(Normalverteilung bzw. Poissonverteilung)berechnen.10. Die Schüler kennen weitere Modellierungstypen(wie z.B. die Polynomialverteilung,hypergeometrische Verteilung) bzw. Aufgabentypen(Geburtstagsproblem, Problem dervollständigen Serie, Rencontre-Problem) <strong>und</strong>können da<strong>zu</strong> passende Probleme formulieren<strong>und</strong> lösen.11. Die Schüler kennen die Polynomialverteilung<strong>und</strong> deren Annäherung durch die Chi-Quadrat-Verteilung. Sie können den Chi-Quadrat-Test<strong>zu</strong>r Güte der Anpassung anwenden <strong>und</strong> angemesseninterpretieren.12. Die Schüler kennen ein parameterfreies statistischesTestverfahren wie z.B. den Chi-Quadrat-Test auf Unabhängigkeit, den Vorzeichentest,den Wilcoxon-Test oder denMann-Whitney-Test. Sie können die jeweiligeVorgehens- <strong>und</strong> Argumentationsweise angemessenbegründen <strong>und</strong> ihre Schlussfolgerungensachgemäß interpretieren.26

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