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Musterseite Redaktion - LiN

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fachbeitrag22 5/2007Gut gelagert ?!Die Lagerung ist ein wesentlicher Bestandteilin der Betreuung von schwerbetroffenenPatienten. Eine professionelle Methode stellthierbei die Lagerung in Neutralstellung (<strong>LiN</strong>)von Heidrun Pickenbrock dar, welchein zahlreichen Fachkliniken wiedem Therapiezentrum Burgauangewandt wird.Lagernin Neutralstellung(<strong>LiN</strong>)Bild 1:Sitzbett.Diese Art der Lagerungist bequem für den Patienten,vermindertSekundärschäden und erleichtertdas Bewegen. <strong>LiN</strong> erfüllt pflegerischewie therapeutische Zielsetzungen.Warum Lagerung?Die durchschnittliche nächtlicheSchlafdauer eines Menschen beträgtcirca sechs bis acht Stunden.Wie oft drehen und bewegenwir uns dabei in eine andere Position?Haben Sie sich dies schoneinmal bewusst gemacht? In derFachliteratur werden bis zu 80gemessene Drehungen pro Nachtbeschrieben (1). Schlafberatersprechen im Durchschnitt von20 bis 30 Wechseln der Schlafpositionwährend der Nachtruhe.Wir wollen bequem liegen undverändern deshalb unsere Position.Anders verhält es sich beischwerbetroffenen Patienten, diezum Beispiel nach einem Schlaganfalloder einem Schädel-Hirntraumain ihrem eigenen Körper„gefangen“ sind. Diese Menschenkönnen selbstständignicht in eine bequeme Schlafpositionwechseln. Die Erhöhungder Vitalparameter (Puls, Blutdruck,Sauerstoffsättigung undAtemfrequenz), erhöhte Muskelanspannungund aufkommendeUnruhe können erste Anzeichenfür ein unbequem werdendes Liegensein.Vor allem bei schwer betroffenenPatienten aus den neurologischen,internistischen, intensivmedizinischenund geriatrischenFachbereichen ist eine qualifizierteund individuell angepassteLagerung angezeigt. Nach dem fürdie Krankenhäuser verbindlichen„Operationen- und Prozedurenschlüssel“(OPS) darf eine Kliniknur dann neurologische Frührehabilitationabrechnen, wenn sietäglich mindestens 300 MinutenTherapie pro Patient nachweisenkann. In einem 24-Stunden-Behandlungskonzept gilt es, auchdie Zeiten im Sinne der Behandlungzu nutzen, in denen der Patientbeispielsweise schläft, sichausruht, sitzt und so weiter.


fachbeitragUm dieses Phänomen zu verhindern,wird in <strong>LiN</strong> versucht, eineNeutralstellung in den Gelenken zuerreichen. Dies ist die Stellungzwischen Beugung/Streckung,Innenrotation/Außenrotation undAbspreizen/Heranziehen. Die Neutralstellungentspricht einem aufrechtstehenden Menschen (7,8)das heißt es werden keine Muskelnüberdehnt oder angenähert. DerKörper wird durch das Lagerungsmaterialso unterstützt, dass ersich nicht mehr der Unterlage anpassenmuss, sondern die Unterlagesich dem Körper anpasst(Abb. B). Somit wird die Vorraussetzungfür eine möglichst normaleMuskelspannung geschaffen.Individuelle LösungDas Erreichen der Neutralstellungist je nach körperlicherKonstitution nur bedingt möglich.So liegen eventuell schon vorbestehendeKontrakturen oder Fehlstellungenwie zum Beispiel einRundrücken vor. Bei <strong>LiN</strong> wird versucht,so weit wie möglich in dieNeutralstellung zu kommen. Beiden verschiedenen Lagerungspositionenmuss dies entsprechendberücksichtigt werden.Bei <strong>LiN</strong> wird unter Umständenmehr Lagerungsmaterial als beianderen Lagerungsmethoden benötigt.Die Menge hängt immervom jeweiligen Patienten ab. Sogilt die Regel, je schwerer und fülligerein Patient und je weicher dieUnterlage ist, desto mehr Lagerungsmaterialwird benötigt. Ambesten eignen sich Steppdecken,da diese gut angestopft werdenkönnen und in der gewünschtenPosition verbleiben. Für den Kopf24 5/2007und die Halswirbelsäule habensich als Lagerungsmaterial gutgefüllte Federkissen bewährt.BequemlichkeitViele Patienten empfinden Liegenund Sitzen in <strong>LiN</strong> als äußerst bequem.Das erscheint als ein zusätzlicheswichtiges Kriterium, daWohlbefinden sowohl einen positivenEinfluss auf den Tonus alsauch auf die Motivation hat.Umsetzung derLagerung im AlltagWie wird in den Tagesablauf desPatienten <strong>LiN</strong> integriert? Hier einBeispiel aus dem TherapiezentrumBurgau:Herr W., ein schwerbetroffenerPatient (Diagnose: Subduralhämatom,Hirninfarkt) wird am Morgenfür die Waschsituation sitzendim Bett neutral gelagert(<strong>LiN</strong>). (Bild 1)Die Krankenschwester setztden weniger betroffenen rechtenArm des Patienten beim Waschenmit ein, um die Handlung anzubahnen.So hilft Herr W. beimWaschen des Oberkörpers mit.Die Bauchbinde sowie die anmodelliertenDecken geben dem Patientenvor allem am Rumpf dennötigen Halt, um eine möglichstgute Aufrichtung zu gewährleistenund den Armen Bewegung zuerleichtern. Die Bauchbindeunterstützt zusätzlich die Atemmuskulatur.Hierdurch wird auchein leichteres Abhusten des Sekretesmöglich.A u t o r e nSabine Badtke,Physiotherapeutinim TherapiezentrumBurgau,Mitglied derSpastikgruppe,in Ausbildungzum <strong>LiN</strong>-TrainerBild 2: Seitenlage 90 Grad.Danach bietet die 90-Grad-Seitenlage auf der linken Körperseiteeine Möglichkeit zum Ausruhen(Bild 2). Hier wird der Rumpfdurch Decken so unterstützt,dass die Wirbelsäule nicht durchhängt,sondern doppel–S-förmiggeformt ist. Die Steppdeckenwerden gleichzeitig zur Stabilisationdes Rumpfes am Bauch sowieam Rücken genutzt. Zugleichwird Druck von der untenliegendenSchulter abgenommen, sodass der Patient ohne Schmerzenin der Schulter auf seiner mehrbetroffenenSeite liegen kann.Auch wird durch die größere Auflageflächedie Belastung amBecken verringert, was ein bequemeresLiegen ermöglicht unddie Dekubitusgefahr am Oberschenkelknochen(Trochanter)verringert. Der Kopf wird zudeman der Halswirbelsäule gut unterstützt,so dass eine Tonusregulationim Kopf- und HalsbereichAnita Liebmann,Ergotherapeutin imTherapiezentrumBurgau, Lehrkraftfür Gesundheitsberufe / Medizinpädagogik,Praktikantenbeauftragte,in Ausbildungzum <strong>LiN</strong>-TrainerThomas Schmidt,Krankenpflegerim TherapiezentrumBurgau,Praxisanleiter,in Ausbildungzum <strong>LiN</strong>-Trainerermöglicht wird. Auch dasSchlucken wird hierdurch erleichtert.Diese Position wird nachdem Ausruhen in der Ergotherapiefür F.O.T.T. ® (9) genutzt. ImAnschluss an die Behandlung imLiegen, kann der Patient ins Sitzenmobilisiert und gelagert werden,um aktiv zum Beispiel an derMusiktherapie teilzunehmen.In der Ruhezeit danach wirdHerr W. zum Beispiel in einer„135-Grad-Lagerung“ gelagert,um mit angepasster Körperspannungauszuruhen. Dadurch ist esmöglich, den Patienten späterleichter in den Sitz zu bewegen,um dort das Alltagsgeschehnis„Rasieren“ für pflegerische undtherapeutische Ziele zu nutzen.Am späten Nachmittag mobilisiertder Physiotherapeut Herrn W.aus einer nach <strong>LiN</strong> unterstütztenPosition zum Stehen. Am Ende derTherapieeinheit wird der erarbeiteteHaltetonus durch die Lagerungim Rollstuhl mit einer Bauchbindeam Rumpf erhalten. Somitkann Herr W. aktiver den Besuchseiner Angehörigen genießen.Für die Nachtruhe wird der Patientin einer „30-Grad-Lagerung“gelagert (Bild 3). Diese Lagerungentlastet alle dekubitusgefährdetenBereiche, wie die Knöchel,Fersen, Ohren und Schulterblätteroptimal. Der Patient wirdebenfalls durch eine Bauchbindeunterstützt, um die Bauchmuskulaturin ihrer Aktivität zu fördernund den nötigen Halt zu geben.Herr W. findet so unter Abnahmeder Schwerkrafteinwirkung Ruheund Schlaf.


Bild 3: 30 Grad Lagerung.Was bleibtbestehen?Allgemein können alle bekanntenLagerungsformen in Neutralstellungmodifiziert werden. DieLagerung nach <strong>LiN</strong> ist ein wesentlicherBestandteil im Versorgungskonzeptdes Patienten. Esist weiterhin wichtig, möglichstviele aktivierende Phasen in denAlltag zu integrieren. <strong>LiN</strong> wird immerdem aktuellen Zustand desPatienten im Rehabilitationsverlaufangepasst. Das heißt beispielsweise,dass bei zunehmenderWachheit und steigenderAktivität weniger Halt durch dasLagerungsmaterial von Nöten ist.Der Stellenwert einer Lagerungnimmt weniger Raum ein. Da <strong>LiN</strong>ausschließlich mit Steppdeckenund Kissen durchgeführt werdenkann, sind weder teure und spezielleLagerungsmittel noch spezielleMatratzen nötig.<strong>LiN</strong> zu Hause?Auch im häuslichen Bereich kanndie Lagerung in Neutralstellungin den Tagesablauf des betroffenenMenschen integriert werden.Es ist eine Möglichkeit die Ressourcendes Patienten zu erhaltenbeziehungsweise sie nutzbar zumachen. In der ambulanten Versorgungkönnen <strong>LiN</strong>-geschulteMitarbeiter aus Pflegedienst undTherapie jeweils zum Ende ihrerVersorgungseinheit/Behandlungden Patienten in dieser günstigenPosition lagern. Die betreuendenAngehörigen können dadurch denweiteren gemeinsamen Alltag mitdem Betroffenen zielgerichtetergestalten. Das Einnehmen vonMahlzeiten kann beispielsweiseeinfacher sein, da Körper undKopf gut unterstützt sind. Der betroffeneMensch, gelagert in diesergünstigen Position, kann länger„stressfrei“, zum Beispiel mitweniger Körperspannung am Familienlebenteilhaben.<strong>LiN</strong> in derFachklinik?Zur Erreichung der Rehabilitationszieleist es wichtig dem Patienteneinen optimalen Wechselvon aktiven Phasen und Ruhephasenim klinischen Alltag zu gewährleisten.Dabei ist die Lagerungein wichtiger Faktor imTagesablauf des Patienten. Diesermuss vom interdisziplinären Behandlungsteamin den Behandlungsplanintegriert werden. Diegrößte Effizienz kann erreicht werden,wenn das Behandlungsteamausgebildet und in der praktischenUmsetzung begleitet wird.Einführung von <strong>LiN</strong> am Beispieldes Therapiezentrums BurgauIm Jahr 1989 wurde das TherapiezentrumBurgau gegründet.Dieses Kompetenzzentrum rehabilitiertmit langjähriger Erfahrungund intensiv geschultenMitarbeitern, Menschen mitschweren erworbenen Hirnschädigungen.„Der gesamte Menschmit seiner gewachsenen Biographiesteht dabei im Mittelpunkt.“Mitarbeiter aus den BereichenMedizin, Pflege und Therapiewurden von Heidrun Pickenbrockin Informationsveranstaltungenfür diese Art der Lagerung geschult.Alle Berufsgruppen nahmenan Workshops teil. BegleitendeSupervisionsstundenfanden berufsspezifisch direktam Patienten statt. Daraus entwickeltensich auf jeder Station dieLagerungsbeauftragten für <strong>LiN</strong>.Inzwischen ist im TherapiezentrumBurgau die <strong>LiN</strong> ein festerBestandteil im Behandlungsspektrumfür alle Mitarbeiter geworden.Klinikinterne Trainer fürLagerung in Neutralstellung gewährleistendie Qualitätssicherungfür die Umsetzung.Wo kann ich<strong>LiN</strong> lernen?Diese Form der Lagerung kann inWeiterbildungskursen der interdisziplinärenArbeitsgruppe <strong>LiN</strong>erlernt werden (www.lin-arge.de).In zwei- bis dreitägigen Kursenwerden theoretische Hintergründeund praktische Inhaltevermittelt. Die Teilnehmer aus denverschiedenen Berufsgruppenlernen die Grundlagen der Lagerungin Neutralstellung. Auch fürAngehörige besteht die Möglichkeit,unter bestimmten Vorraussetzungenan einem <strong>LiN</strong>-Kurs teilzunehmen.Nähere Informationenkönnen Sie im Schulungszentrumdes TZB erhalten.Der nächste <strong>LiN</strong>-Kurs findetvom 30. November bis 1. Dezember2007 statt.Kontakt: a.schneider@therapiezentrum-burgau.deLiteraturliste kann beim Verlagoder den Autoren angefragtwerden.Ko n t a k tTherapiezentrum BurgauDr.-Friedl-Straße 189331 Burgaus.badtke@therapiezentrum-burgau.dea.liebmann@therapiezentrum-burgau.detom89356@hotmail.dewww.therapiezentrumburgau.de

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