National & International Seite 8führen können, schlägt sich auch inder steigenden Anzahl der Anfragenbei den Verbraucherzentralen nieder.Umso wichtiger ist es für IGeL-Anbieter,sich an die Regeln für den Umgangmit den Selbstzahlerleistungenzu halten. Die Ergebnisse der WidO-Studie zeigen, dass viele Medizinertrotz zwischenzeitlicher Aufklärungskampagnennach wie vor grundlegenderechtliche Fehler begehen (vgl. Abbildung).So fehlte im Jahr 2010 in 54% der Fälledie erforderliche schriftliche Vereinbarungund in 15% der Fälle sogareine Rechnung. Da die Abrechnungder Selbstzahlerleistungen nach deramtlichen Gebührenordnung für Ärzte(GOÄ) zu erfolgen hat, sind diese Vorgabenaus rechtlicher Sicht jedochverbindlich und führen bei Nichteinhaltungzu einem Verlust des Honoraranspruchs.Um sowohl der Verunsicherungder Patienten als auch denVorwürfen gegenüber den Ärzten inZusammenhang mit IGeL zu begegnen,hat auch die Bundesärztekammerjüngst auf die Einhaltung des sogenanntenIGeL-Kodex hingewiesen, derbereits im Jahr 2006 vom DeutschenÄrztetag beschlossen wurde. Nebender Einverständniserklärung undRechnungsstellung bestehen bezüglichder Selbstzahlerleistungen eineganze Reihe weiter Pflichten (Vgl. Tabelle).Ein gesundes Vertrauensverhältnisentscheidet über den ErfolgMit Sicherheit zieht eine sorgfältigeEinhaltung der rechtlichen Regeln unddes Verhaltenskodex einen gewissenzeitlichen und bürokratischen Aufwandnach sich. Dennoch ist ein korrektesVerhalten der Anbieter vonSelbstzahlerleistungen der beste Weg,um sich von dem in den Medien aufkommendenBild des „Verkäufers vonGesundheitsleistungen“ zu befreien.Langfristig werden es die Patientenmit einem „gesunden Vertrauensverhältnis“danken.Deregulierung der Hemmung im Gehirn zählt zu den Auslösern eines epileptischenAnfalls. Die gelben Punkte im Bild deuten auf die Fehlfunktion der Hemmung imTemporallappen eines Patienten hin.
Standort & Strategie Seite 9DMPs in Nordrhein – ein ErfolgsmodellDer steigende Wirtschaftlichkeitsdruckim Gesundheitswesen verlangtnach effizienten und effektiveren Behandlungsformen.Die sogenanntenDisease Management Programme(DMP) scheinen sich diesbezüglichals Erfolgsmodell zu entpuppen.Neue Studien bescheinigen den speziellenVersorgungsprogrammen fürchronisch Kranke eine qualitätsverbesserndeWirkung.Dies geht auch aus dem jüngstenDMP-Qualitätssicherungsbericht derKV-Nordrhein hervor, in welchem rund13 Mio. Behandlungsdaten der Jahre2003 bis 2009 ausgewertet wurden.DMPs sorgen für Effizienz undPatientenzufriedenheitDer Bericht kommt zu dem Ergebnis,dass DMP-Patienten unter deutlich wenigerKomplikationen leiden als nichtan einem Chronikerprogramm teilnehmendechronisch kranke Patienten.Hinzu kommt ein milderer Krankheitsverlaufbei DMP-Teilnehmern. Nebenden gesundheitlichen Vorteilen sindDMP-Patienten ferner deutlich zufriedenermit der individuellen ärztlichen Versorgung.Dabei berichtet die KV voneiner Qualitätssteigerung durch alle dersechs angebotenen DMPs.DMP bundesweit 2010Koronare HerzkrankheitDiabetes mellitus Typ 2Diabetes mellitus Typ 1Chron. obstruktiveLungenerkrankungBrustkrebsAsthma bronchialeZahl der laufenden ProgrammeDie Akzeptanz der Programme in Nordrheinist sowohl auf Seiten der Patientenals auch bei den Ärzten groß. Derzeitnehmen ca. 705.500 Patienten beirund 5.500 Hausärzten teil. 80% allerHausärzte in Nordrhein sind an mindestenseinem Chronikerprogramm beteiligt.Von fachärztlicher Seite sind 745Gynäkologen, 95 Kardiologen, 152 Diabetologen,410 Kinderärzte und 234Pulmologen und 100 Kliniken in dieDMP-Versorgung eingebunden.Verbesserungspotenziale vorhandenGrafik: REBMANN RESEARCH, Quelle: Bundesversicherungsamt – Stand: Dezember 2010Dabei sticht Nordrhein nicht nur durcheine breite Umsetzung der DMP hervor(am DMP Diabetes mellitus Typ 2 nehmenz.B. 79% der entsprechendenGKV-Zielgruppen teil). Auch im Vergleichmit Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsenund Bayern, für die erstmalsVergleichsdaten für 2009 zur Verfügungstanden, konnten die involvierten nordrheinischenPraxen hinsichtlich vielerErgebnisse (wie z.B. interdisziplinäreKooperation bei Diabetes, geringereKomplikationsraten bei der KoronarenHerzkrankheit etc.) überdurchschnittlichpunkten. Trotz guter Erfolge gibt esjedoch weitere Verbesserungspotenziale.Einige der Qualitätsziele konntenu.a. aufgrund der strukturellen Gegebenheitennicht erreicht werden.1.696 136.5741.748 128.146DMP-Teilnehmer1.899 1.618.4571.945 3.413.6431.974 562.9651.965 714.6701.500 1.600 1.700 1.800 1.900 2.000 0 1 Mio. 2 Mio. 3 Mio. 4 Mio.Factsheet: DMP■ DMP wurden im Jahr 2002 eingeführt.Gegenwärtig gibt es DMPsfür sechs verschiedene Krankheitsbilder:Koronare Herzkrankheit,Brustkrebs, Diabetes mellitusTyp 1, Diabetes mellitus Typ2, Asthma bronchiale, chronischobstruktive Atemwegserkrankung.■ Der qualitätssteigernde Effekt allerDMPs beruht auf einer Doppel-Strategie: Auf ärztlicher Seite erhöhtsich die Effektivität durchdie Strukturierung des Behandlungsablaufs(z.B. leitliniengerechteArzneimitteltherapie), dieengmaschige Befundkontrolle,die kontinuierliche Auswertungund Rückkoppelung der Ergebnisse,insbesondere durch den Hausarzt,sowie die intensive Kooperationzwischen Hausärzten undSpezialisten. Daneben erhaltendie Patienten spezielle Informationenund Schulungen, die dieCompliance sowie den Umgangmit ihrer Krankheit verbessern.■ Das Wirtschaftlichkeitspotenzialder DMPs beruht insbesondereauf der Vermeidung / Reduzierungvon Folgekosten durch Begleiterkrankungenund kostenintensiveKrankenhausaufenthalte.Ärzte kritisieren ferner die mit denDMPs zusammenhängende Bürokratieund unflexible Vorgaben und forderneine Anpassung der Patientenschulungenan den jeweiligen Schweregrad derErkrankung.Für Kritik sorgt auch die Honorierung.Zwar fällt die DMP-Vergütung, auf welchesich die Kassenverbände und dieKV Nordrhein geeinigt haben, im Vergleichzu anderen KVen noch relativ gutaus, dennoch gilt die für das Jahr 2011mit dem GKV-Finanzierungsgesetzdurchgesetzte Beschränkung der extrabudgetärenLeistungen.