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8 FREIBURG ARBEIT Samstag, 28. November 2009 Atempause – Auszeit in turbulenten Zeiten! ZaS-Leser Britta A. fragt: Nach nunmehr acht Jahren Fulltimejob denke ich darüber nach, mir eine Auszeit zu nehmen. Ich habe direkt nach meinem Studium bei meinem derzeitigen Arbeitgeber angefangen, bin die Karriereleiter ziemlich schnell nach oben gestiegen, dafür sind aber auch andere Dinge auf der Strecke geblieben. Das wird mir immer mehr bewusst und ich möchte über die Zeit des Jahreswechsels intensiv darüber nachdenken, wie ich eine Auszeit umsetzen kann. Wie plane ich die Auszeit am besten und wie bringe ich das meinem Chef bei? Welche Dauer ist ideal? Jobcoach Alexandra Feder: Liebe Frau A., in Zeiten von rastlosem Arbeiten, unendlichen Herausforderungen, vor die wir täglich gestellt werden und zahlreichen Aufgaben, die es zu bewältigen gibt, sehnen sich viele danach, einfach mal alles stehen und liegen zu lassen. Auch die Unternehmen haben das erkannt und bieten in steigendem Maße die Möglichkeit an zu sagen: „Ich bin dann mal weg…“. Die beruflichen Auszeiten sind unter anderem bekannt als Sabbatical, FlexLeave oder Leave of Absence. Schwärmen tun viele von der Auszeit – laut Umfragen würden ca. 40 % der deutschen Arbeitnehmer gerne eine Auszeit nehmen - die Umsetzung erfolgt jedoch noch relativ selten. Das hat verschiedene Gründe. Es besteht oft die Angst, den Job zu verlieren. Für andere sind die Kosten zu hoch. Die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes ist aus meiner Sicht unbegründet. Im Gegenteil, diejenigen Unternehmen, die eine Auszeit ermöglichen machen die Erfahrung, dass Mitarbeiter, die voller Energie und Motivation zurückkommen, produktiver sind. Machen Sie sich zunächst Gedanken darüber, was denn die Beweggründe JOBCOACH ALEXANDRA FEDER BERÄT An dieser Stelle können Leser kostenlos Fragen zu Berufswahl, Bewerbung, Vorstellungsgespräch usw. an Jobcoach Alexandra Feder richten. Zuschriften an: jobcoach@alenova.de. Die Namen werden von der Redaktion geändert. sind, die Sie antreiben und überlegen Sie dann, wie Sie die Finanzierung regeln können. Müssen Sie unbezahlten Urlaub nehmen, können Sie auf ein Arbeitszeitkonto zugreifen oder gibt es andere Möglichkeiten? Sie sollten sich unbedingt darüber informieren, welche Regelungen bei Ihrem Arbeitgeber genau bestehen und es sollte eine schriftliche Vereinbarung abgeschlossen werden, in der alle Details geregelt sind, um böse Überraschungen zu vermeiden. Wie äußern Sie Ihren Wunsch gegenüber Ihrem Chef? Ideal ist es natürlich, das Gespräch nach einem erfolgreich abgeschlossenen Projekt oder in einem anderen günstigen Moment zu suchen. Ganz wichtig ist die zeitliche Planung. Sie sollten mindesten ein halbes Jahr vor Beginn der Auszeit auf Ihren Chef zugehen. Prüfen Sie deshalb, ob der Zeitpunkt Ihrer Auszeit gut zu den betrieblichen Belan- gen passt, dadurch erhöhen Sie die Chancen auf eine Genehmigung. Legen Sie Ihre Ideen bezüglich der Überbrückung vor. Wie kann Ihre Arbeit aufgefangen werden, ohne dass zusätzliche Kosten entstehen? Versuchen Sie, Ihr Vorhaben positiv zu formulieren und nicht nur Ihre Unzufriedenheit und die Belastungen anzusprechen und wählen Sie positive Formulierungen wie kreatives Auftanken oder sagen Sie dass es Ihnen um eine Horizonterweiterung geht. Bezüglich der Dauer werden Sabbaticals, die länger als ein Jahr dauern eher kritisch gesehen. Zwischen 6-12 Monaten ist die Regel. Ich wünsche Ihnen, dass es klappt, denn der Aufwand, der hinter der Planung steht, wird meist belohnt durch mehr Lebensqualität, Zufriedenheit und vor allem Klarheit darüber, was man vom Leben erwartet und wie der persönliche Weg weitergehen soll. Alles Gute für Sie!

Samstag, 28. November 2009 STADT UND REGIO FREIBURG 9 D reharbeiten in Waldkirch- Kollnau. Das alte Fabrikgebäude der Firma Ganter hat sich für kurze Zeit in den Eingangsbereich einer Klinik verwandelt. „Kardiologisches Zentrum Freiburg“ steht dort geschrieben, denn der ARD-Fernsehfilm mit dem Arbeitstitel „Mach mich glücklich“ spielt in Freiburg. Speziell diese Szene wird jedoch in der Kollnauer Fabrik gedreht. Der große Raum, den Locoff, die „location office region freiburg“, eine Tochter der Freiburg Wirtschaft, Touristik und Messe (FWTM), der Bavaria Fernseh-Produktionsgesellschaft zeigte, gefiel den Filmleuten besser als ein echtes Klinik-Entree. Pschyrembel-Medizinfachbücher reihen sich neben verschiedene Organ-Modellen, und „Hofmeister-Institut für Herzforschung“ steht da in großen Buchstaben, ein noch viel größeres Foto von Heinz Hoenig hängt gleich dabei. Er ist der Star des ARD-Films. Aber sein überdimensionales Konterfei hat noch einen anderen Grund: So stellen sich also Fernsehleute vor, wie ein Herzspezialist seine Klinik schmückt. Oder sie möchten, dass die Zuschauer es sich so vorstellen. Und vielleicht ist da ja ein Stückchen Wahrheit, vielleicht würde so mancher egozentrischer Medizin-Spezialist ganz gerne so ein Riesen-Bild von sich in der Eingangshalle seines Reiches aufhängen und wird dann nur von wohlwollenden, deutlich sensibleren Beratern davon abgehalten. Heinz Hoenig, bekannt aus „Der große Bellheim“ oder „Der Schattenmann“, muss nun für eine Szene drei Sätze sprechen. Eine junge Frau mit Brille springt hinzu und tupft ihm den Schweiß von der Stirn, aus dem ganzen Gesicht. Hoenig schiebt seinen Bauch ein wenig zurück und hält ganz still. Die Regieassistentin in hellen Hosen benötigt für ihre Kommandos kein Megaphon, Kameraleute und Beleuchter begeben sich auf Po- „Achtung, Klappe, es geht los!“ Dreharbeiten für einen ARD-Film in Freiburg und Waldkirch-Kollnau: Kleine Szene, viele Menschen und ein zorniger Heinz Hoenig. Von Barbara Breitsprecher sition, die bereit stehenden Häppchen bleiben unangerührt. Nochmal tupftupf der Schweiß bei Hoenig, der geschafft und genervt aussieht, seufzend steigt Schauspielerin Gabriele Dossi wieder in ihre hochhackigen Schuhe. Erneut die zackige Stimme der Regieassistentin, mehr als 30 Leute am Set halten die Luft an. Klappe – und zwei Statisten beginnen sehr professionell völlig lautlos eine scheinbar angeregte Unterhaltung. Heinz Hoenig stützt sich auf die Empfangstheke und beginnt ein Palaver mit einem Gegenüber. Da kommt die nun nun hochhackige Gabriele Dossi ins Spiel. „Es geht los!“ ruft sie dem „Herzspezialisten“ Hoenig zu. Der wimmelt sie ab, stutzt dann und versteht: sein Hündchen Profi-Blicke: Robert Giggenbach, Stephan Luca, Julia Brendler, Martin Gruber, Gabriele Dossi und Heinz Hoenig mit Filmhund (v.l.) während einer Drehpause, bevor Filmstar Hoenig sich zornig aus dem Staub machte. wird Junge bekommen. Hoenig stürzt an der Kamera vorbei. Das war’s, alles im Kasten. Alle entspannen sich, Lampen werden gerückt, der Kameramann vertritt sich die Beine. Bevor dann die gleiche Szene nochmal gedreht wird, erklingt die Aufforderung, dass im Anschluss alle zum Essen gehen könnten. Nur die Schauspieler sollten bitte da bleiben, für die Presse. Zornig erkundigt sich Heinz Hoenig, welcher Idiot denn auf diese Idee gekommen sei. Ein Pressetermin mitten in den Dreharbeiten, wo gebe es denn so was. Aber nicht mir ihm! Er rauscht hinaus ins Treppenhaus, eine rauchen. Alles eilt hin und her, bei jedem Fotos: Achim Keller weiblichen Zuschauer checken die weiblichen Mitglieder der Crew die Schuhe. Das hat was davon, wie sich Hunde beschnuppern. Dann Kommandostimme der Regieassistentin, Stille im Saal, Klappe die Zweite. Die zwei Statisten beginnen erneut ihre lautlose, angeregte Unterhaltung. Hoenig ist vielleicht et- was lockerer. Der Regiesseur – tatsächlich, da ist er, Florian Gärtner, im echten Regiestuhl – klatscht begeistert in die Hände. Das ist das Signal, die Szene kann so bleiben, jetzt Essen gehen. Die Darsteller bleiben, die Tiertrainerin bringt das Mini-Hündchen, das sich brav von Heinz Hoenig auf den Arm nehmen lässt. Aufstellung, und dann geht das Blitzlichtgewitter los. Alle schauen wie die echten Profis, die sie sind, denn Fotos sind für die Ewigkeit. Kaum ist die Foto-Session jedoch beendet, stürzt Heinz Hoenig fort, für die wartenden Journalisten bleibt nur ein entschuldigendes Schulterzucken der anderen. Mir wird angeboten, ich könne zur Kantine gehen, wenn ich keine Angst hätte, und dort während des Essens mit „ihm“ sprechen. Also, wenn ich mich das trauen würde. So hochexplosiv der Mann? Mein Gegenüber lächelt dünn und wissend und beschreibt den Weg. Auch die Gabriele Dossi geht zum Mittagessen. Sie trägt jetzt mollig-dicke Wollstiefel statt Pumps. Kameramann und Beleuchter begegnen sich, der eine kommt, der andere geht. „Und, wie isses?“ „Ganz ok, nur das Schweinefleisch, das lass mal besser.“ Der Security-Posten am Eingang der Kantine schüttelt den Kopf. Nein, Heinz Hoenig sei noch nicht gekommen. Der Blick wandert hinüber zu den Wohnmobilen. Vielleicht braucht er seine Ruhe, nach dem ganzen Ärger, dem Stress mit den drei Sätzen und der Beherrschung vor den blitzenden Kameras. Gönnen wir sie ihm. Falls Sie aber Heinz Hoenig in der Wiehre, in der Herren- oder Konviktstraße, am Schwabentor oder in der Pathologie der Uni-Klini treffen sollten, denn noch wird noch bis etwa 4. Dezember gedreht, dann Achtung: womöglich hoch explosiv.

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FREIBURG ARBEIT Samstag, 28. November 2009<br />

Atempause – Auszeit in turbulenten Zeiten!<br />

ZaS-Leser Britta A. fragt:<br />

Nach nunmehr acht Jahren Fulltimejob<br />

denke ich darüber nach, mir eine<br />

Auszeit zu nehmen. Ich habe direkt<br />

nach meinem Studium bei meinem<br />

derzeitigen Arbeitgeber angefangen,<br />

bin die Karriereleiter ziemlich schnell<br />

nach oben gestiegen, dafür sind aber<br />

auch andere Dinge auf der Strecke geblieben.<br />

Das wird mir immer mehr bewusst<br />

und ich möchte über die Zeit des<br />

Jahreswechsels intensiv darüber nachdenken,<br />

wie ich eine Auszeit umsetzen<br />

kann. Wie plane ich die Auszeit am<br />

besten und wie bringe ich das meinem<br />

Chef bei? Welche Dauer ist ideal?<br />

Jobcoach Alexandra Feder:<br />

Liebe Frau A., in Zeiten von rastlosem<br />

Arbeiten, unendlichen Herausforderungen,<br />

vor die wir täglich gestellt<br />

werden und zahlreichen Aufgaben,<br />

die es zu bewältigen gibt,<br />

sehnen sich viele danach, einfach<br />

mal alles stehen und liegen zu lassen.<br />

Auch die Unternehmen haben das<br />

erkannt und bieten in steigendem<br />

Maße die Möglichkeit an zu sagen:<br />

„Ich bin dann mal weg…“. Die beruflichen<br />

Auszeiten sind unter<br />

anderem bekannt als Sabbatical,<br />

FlexLeave oder Leave of Absence.<br />

Schwärmen tun viele von der<br />

Auszeit – laut Umfragen würden ca.<br />

40 % der deutschen Arbeitnehmer<br />

gerne eine Auszeit nehmen - die<br />

Umsetzung erfolgt jedoch noch relativ<br />

selten. Das hat verschiedene<br />

Gründe. Es besteht oft die Angst, den<br />

Job zu verlieren. Für andere sind die<br />

Kosten zu hoch. Die Angst vor dem<br />

Verlust des Arbeitsplatzes ist aus<br />

meiner Sicht unbegründet. Im<br />

Gegenteil, diejenigen Unternehmen,<br />

die eine Auszeit ermöglichen machen<br />

die Erfahrung, dass Mitarbeiter,<br />

die voller Energie und Motivation<br />

zurückkommen, produktiver sind.<br />

Machen Sie sich zunächst Gedanken<br />

darüber, was denn die Beweggründe<br />

JOBCOACH ALEXANDRA FEDER BERÄT<br />

An dieser Stelle können<br />

Leser kostenlos Fragen zu<br />

Berufswahl, Bewerbung,<br />

Vorstellungsgespräch usw.<br />

an Jobcoach<br />

Alexandra Feder richten.<br />

Zuschriften an:<br />

jobcoach@alenova.de.<br />

Die Namen werden von<br />

der Redaktion geändert.<br />

sind, die Sie antreiben und überlegen<br />

Sie dann, wie Sie die Finanzierung<br />

regeln können. Müssen Sie unbezahlten<br />

Urlaub nehmen, können<br />

Sie auf ein Arbeitszeitkonto zugreifen<br />

oder gibt es andere Möglichkeiten?<br />

Sie sollten sich unbedingt<br />

darüber informieren, welche<br />

Regelungen bei Ihrem Arbeitgeber<br />

genau bestehen und es sollte eine<br />

schriftliche Vereinbarung abgeschlossen<br />

werden, in der alle Details<br />

geregelt sind, um böse Überraschungen<br />

zu vermeiden. Wie äußern Sie<br />

Ihren Wunsch gegenüber Ihrem<br />

Chef? Ideal ist es natürlich, das Gespräch<br />

nach einem erfolgreich abgeschlossenen<br />

Projekt oder in einem<br />

anderen günstigen Moment zu suchen.<br />

Ganz wichtig ist die zeitliche<br />

Planung. Sie sollten mindesten ein<br />

halbes Jahr vor Beginn der Auszeit<br />

auf Ihren Chef zugehen. Prüfen Sie<br />

deshalb, ob der Zeitpunkt Ihrer Auszeit<br />

gut zu den betrieblichen Belan-<br />

gen passt, dadurch erhöhen Sie die<br />

Chancen auf eine Genehmigung. Legen<br />

Sie Ihre Ideen bezüglich der<br />

Überbrückung vor. Wie kann Ihre<br />

Arbeit aufgefangen werden, ohne<br />

dass zusätzliche Kosten entstehen?<br />

Versuchen Sie, Ihr Vorhaben positiv<br />

zu formulieren und nicht nur Ihre<br />

Unzufriedenheit und die Belastungen<br />

anzusprechen und wählen Sie<br />

positive Formulierungen wie kreatives<br />

Auftanken oder sagen Sie dass es<br />

Ihnen um eine Horizonterweiterung<br />

geht. Bezüglich der Dauer werden<br />

Sabbaticals, die länger als ein Jahr<br />

dauern eher kritisch gesehen. Zwischen<br />

6-12 Monaten ist die Regel.<br />

Ich wünsche Ihnen, dass es klappt,<br />

denn der Aufwand, der hinter der<br />

Planung steht, wird meist belohnt<br />

durch mehr Lebensqualität, Zufriedenheit<br />

und vor allem Klarheit darüber,<br />

was man vom Leben erwartet<br />

und wie der persönliche Weg weitergehen<br />

soll. Alles Gute für Sie!

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