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Samstag, 28. November 2009 INTERVIEW<br />

LEBEN 21<br />

„Sei selbst die Veränderung“<br />

Die Sopranistin Jessye Norman über Glück und Schönheit, über<br />

soziales Engagement und Barack Obama. Von Barbara Breitsprecher<br />

J<br />

essye Norman wurde mit Opern<br />

und „Romantischem Liedgut“<br />

von Eichendorff bis Heine berühmt.<br />

Jetzt kommt sie für ein Konzert<br />

mit Songs von Gershwin, Bernstein<br />

und Duke Ellington nach Freiburg,<br />

begleitet nur von einem<br />

Pianisten. Wobei die Opern-Diva<br />

auch im Interview mit Barbara Breitsprecher<br />

großen Wert darauf legt,<br />

dass sie bereits seit langem auch<br />

Songs aus Broadway-Musicals in ihr<br />

Repertoire aufgenommen<br />

hat. Gemäß ihrem<br />

Motto, stets ihrer<br />

Neugierde zu folgen<br />

und alles zu singen,<br />

worauf ihre Stimme<br />

und Geist Lust haben.<br />

Zeitung am Samstag:<br />

Sie haben eine Zeitlang<br />

in Deutschland<br />

gelebt, hier begann<br />

1968 Ihre Karriere.<br />

Haben Sie eine besondere<br />

Beziehung zu<br />

Deutschland?<br />

Jessye Norman: Natürlich<br />

habe ich die!<br />

Deutschland war das<br />

erste europäische<br />

Land, das ich besucht<br />

habe, von München<br />

aus kehrte ich mit einem<br />

Musikpreis zurück<br />

in die Staaten.<br />

Schon das allein wäre<br />

Grund genug für eine<br />

besondere Beziehung.<br />

Hinzu kommt, und es klingt so unwahrscheinlich<br />

wie in einem Märchen,<br />

dass ich ein Jahr später eingeladen<br />

wurde, mein Debut an der<br />

Deutschen Oper in Berlin zu geben, in<br />

einer deutschen Oper, die weibliche<br />

Hauptrolle zu singen!<br />

ZaS: Kennen Sie den französischen<br />

Film „Diva“ von Jean-Jacques Beineix<br />

aus dem Jahr 1981? Diese Film-<br />

Opern-Diva scheint viel von Ihnen zu<br />

haben…<br />

Norman: Es gibt Dinge in diesem<br />

Film, die tatsächlich meine eigenen<br />

Erfahrungen widerspiegeln, und ich<br />

schaue diesen Film immer wieder<br />

gerne an. Die Elemente meines Lebens<br />

sind in diesem Film im besten<br />

Sinne mit der Phantasie verknüpft.<br />

ZaS: Sie sind 64 und sehen fantastisch<br />

aus. Ist das Singen das Geheimnis<br />

niemals endender Jugend?<br />

Norman: Glück ist der Schlüssel für<br />

das Aussehen, denn es kommt direkt<br />

aus den Gefühlen, die wir denen um<br />

uns herum gegenüber empfinden,<br />

die die wir lieben, die uns ein Lächeln<br />

schenken, ein Fremder auf der<br />

Straße, der – ohne einen zu erkennen<br />

– einfach sagt: Ich mag den<br />

Mantel, den Sie tragen. Dinge in der<br />

Art. Kleine Dinge, die das Herz froh<br />

machen und freudige Gedanken<br />

auslösen und eine Zufriedenheit, die<br />

sich auf dem Gesicht ausbreitet.<br />

ZaS: Sie widmen sich nicht nur der<br />

Musik, Sie engagieren sich auch im<br />

sozialen Bereich für andere.<br />

Norman: Ich war immer überzeugt,<br />

dass man ein engagiertes, teilnehmendes<br />

Mitglied unserer Welt sein<br />

muss, egal welchen Beruf man hat.<br />

Ich war als Mädchen bei den Pfadfindern,<br />

und das Beispiel meiner Eltern,<br />

die sich in ihrer Gemeinde engagierten,<br />

hat mich für mein ganzes Leben<br />

geprägt. Ich kann mir nicht vorstellen<br />

Jessye Norman ist seit 40 Jahren der Star auf den Opern in aller<br />

Welt. Jetzt kommt die erfolgreiche Sängerin für einen amerikanischen<br />

Liederabend, begleitet nur von einem Pianisten, nach Freiburg.<br />

in einer anderen Weise zu leben.<br />

ZaS: Glauben Sie, man muss eine andere<br />

Sprache verstehen, um Lieder<br />

aus anderen Ländern angemessen<br />

und gefühlvoll singen zu können?<br />

Norman: Ich singe nur in Sprachen,<br />

die ich auch spreche. Das erscheint<br />

mir normal, zumal ich gerne Kleinigkeiten<br />

verändere. Eine leicht andere<br />

Emphase in einem Vers, eine andere<br />

Interpretation des gleichen Liedes nur<br />

drei Tage später in einer anderen<br />

Stadt. Ich glaube man kann auf der<br />

„Glück ist der<br />

Schlüssel für das<br />

Aussehen“<br />

Bühne nur wirklich richtig Spaß haben,<br />

wenn die Sprache einen Teil der<br />

Beziehung zum Publikum ausmacht.<br />

Ich merke, wie das Publikum antwortet,<br />

wenn die Sprache und ihre Verwendung<br />

klar sind.<br />

ZaS: Wie sehr braucht ein Kind Unterstützung<br />

und Verständnis, um sich<br />

zum Künstler entwickeln zu können?<br />

Norman: Meine Mutter war Lehrerin,<br />

mein Vater Direktor einer Versicherungsgesellschaft,<br />

aber zuallererst<br />

waren sie Eltern. Meine Geschwister<br />

und ich verstehen heute so viel bes-<br />

ser, was sie für Opfer für uns gebracht<br />

haben, die Unterstützung, die sie uns<br />

haben zukommen lassen. Wobei sie<br />

niemals geschoben haben, nie gefordert<br />

haben, etwas anderes zu tun als<br />

das, was das Beste für uns war.<br />

ZaS: War es etwas Besonderes in jener<br />

Zeit, vor 40 Jahren, als Ihre Karriere<br />

begann, als dunkelhäutige Frau auf<br />

einer Opern-Bühne zu stehen?<br />

Norman: Das Theater ist für Schauspieler<br />

gemacht, Schauspieler tragen<br />

Kostüme und Schminke<br />

und dann spielen<br />

sie eine Rolle. Haben<br />

Sie sich je gefragt, ob<br />

Foto: Carol Friedman<br />

die große Birgit Nilsson<br />

ihre großartige<br />

Karriere machte, obwohl<br />

sie entsprechend<br />

geschminkt werden<br />

musste, um die Rolle<br />

der äthiopischen Prinzessin<br />

in Aida zu singen?<br />

Die größere Diskussion<br />

über Rassismus<br />

und seine<br />

Verbreitung auf der<br />

Welt ist ein viel zu<br />

wichtiges Thema, als<br />

das es in einem kurzen<br />

Interview behandelt<br />

werden könnte.<br />

ZaS: Fühlt sich Amerika<br />

anders, seit Barack<br />

Obama, den Sie persönlich<br />

kennen, Präsident<br />

ist? Was hat sich<br />

verändert?<br />

Norman: Die ganze<br />

Welt fühlt sich anders, jetzt wo Präsident<br />

Obama an der Spitze der Vereinigten<br />

Staaten steht. Aber Veränderungen<br />

braucht ihre Zeit. Es ist nicht<br />

vernünftig zu glauben, dass das, woran<br />

die Welt krankt, die Kriege, der Zustand<br />

der Weltwirtschaft, die Notwendigkeit<br />

für weltweite Gesundheitsvorsorge,<br />

in nur elf Monaten<br />

gelöst werden kann. Es gibt ein altes<br />

südafrikanisches Sprichwort, das früher<br />

wie heute wahr ist: Sei selbst die<br />

Veränderung, die du in der Welt sehen<br />

möchtest. Die Regierungsoberhäupter<br />

haben natürlich ihre Pflichten.<br />

Wir wählen sie, weil wir hoffen,<br />

dass ihre Hoffnungen und Träume<br />

den unseren nahe kommen. Wirkliche<br />

Veränderung aber passiert, wenn<br />

wir begreifen, dass alles mit jedem<br />

von uns beginnt. Wir müssen von<br />

unseren Regierungen Aktivität fordern,<br />

während wir ihnen die Unterstützung<br />

zukommen lassen, die jeder<br />

Mensch braucht, wenn es entscheidende<br />

Lösungen geben soll, für den<br />

eigenen Kontinent ebenso wie für das<br />

Leben auf der anderen Seite des Ozeans.<br />

■ Jessye Norman Liederabend, Donnerstag,<br />

3. Dezember, 20 Uhr, Konzerthaus;<br />

Eintritt zwischen 57 und<br />

127 Euro; Tickets unter: Tel. 07000-<br />

99 66 333; www.karo-events.de<br />

Wegen Sortimentsumstellung<br />

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