12.07.2015 Aufrufe

Fight Back #2 - APAP – Antifaschistisches Pressearchiv Potsdam

Fight Back #2 - APAP – Antifaschistisches Pressearchiv Potsdam

Fight Back #2 - APAP – Antifaschistisches Pressearchiv Potsdam

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

6INTERVIEWFIGHT BACK MAI/03Und wie ist es bei den Aufmärschen der Neonazis? Mobilisiert ihr dagegen?Wie ist es bei kleineren Veranstaltungen oder Kundgebungen?AIM: Klar mobilisieren wir dagegen. In letzter Zeit waren es meist Aufmärschemit übergeordneter Bedeutung, die wir versucht haben anzugreifen, wiedie Nazi-Aufmärsche am 1. Mai, zu Rudolf Hess in Wunsiedel im August undin Halbe im November. Diese Aufmärsche haben einen hohen Symbolgehaltfür die teilnehmenden Nazis und eine wichtige Aufgabe zur Verfestigung derNazistrukturen. Außerdem organisieren sich die Nazis dort regelmäßig Erfolgserlebnisse.In Wunsiedel kamen auf einen Antifa mehr als 10 Nazis nämlichinsgesamt über 3000. Die Antifa nimmt das hin.Auch und gerade in Berlin sieht es nicht viel besser aus. Naziaufmärsche sindoft nur von marginalem Protest begleitet. Und das obwohl es den Nazis hierim Laufe der letzten 10 Jahre gelungen ist, an allen „sensiblen” Daten und Ortenaufzumarschieren. So z.B. am 9.November, am 8.Mai und am 30.Januar,sie marschierten am geplanten Holocaust-Mahnmal auf, durchs BrandenburgerTor, anlässlich des Anschlusses Österreich an das 3.Reich und zuletzt beieinem israelischen Staatsbesuch. Wir beteiligen uns eigentlich immer an derGegenmobilisierung zu öffentlichen Naziaktivitäten. Die Größe oder Teilnehmerzahlist dabei aber nicht ausschlaggebend für unser Engagement. Auchwenn Nazi-Veranstaltungen oder Infotische, z.B. im Wahlkampf, bekanntwerden, finden wir es wichtig, dort präsent zu sein.Grundsätzlich ist jede öffentlich verbreitete Nazi-Propaganda zuviel und solltenicht unwidersprochen bleiben.T.A.G.: Auf lokaler Ebene bemühen wir uns alle relevanten Naziaktivitäten zubehindern, die uns bekannt werden. Vielleicht erinnern sich ja noch einige andie Kundgebung am S-Bahnhof Schöneweide gegen den Schleusungspunkt einerVeranstaltung der NPD-Jugend. Berlinweit beteiligen wir uns an allenMobilisierungen gegen größere Naziaufmärsche.Welche Themen beschäftigen euren Gruppenzusammenhänge noch? WelcheArbeitsschwerpunkte habt ihr außerhalb der Anti-Nazi-Arbeit?T.A.G.: Natürlich beschäftigen wir uns mit vielen Themen der radikalen Linken.So behandeln wir in unserer Schülerzeitung U.R.S.L. (Uns reichts schonlange) Themen wie Rassismus, Sexismus, Kapitalismus, Militarismus undHooliganismus. Wer die U.R.S.L. nicht kennt, kann ja mal auf unserer Internetseitewww.treptowerantifa.de schauen.[AANO]: Wir sind derzeit damit beschäftigt linksradikalen Positionen in unseremKiez sichtbar zu machen. In der nahen Zukunft wollen wir durch diekontinuierliche Arbeit den Ausbau der Aktionsfähigkeit der radikalen Linkenund auch die Theoriearbeit forcieren.AIM: Einer unserer Schwerpunkte ist die Durchführung der Demonstrationzum Gedenken an die Reichspogromnacht jedes Jahr am 9.November und,damit verbunden, das Thema Antisemitismus. Wenn wir es schaffen, machenwir um den 9.November herum dazu Veranstaltungen. Überhaupt nimmt dieTeilnahme an und die Durchführung von Gedenkveranstaltungen einen wichtigenTeil unserer Arbeit ein. So fahren wir z.B. regelmäßig an den Jahrestagender Befreiung der Konzentrationslager Sachsenhausen und Ravensbrück zuden dortigen Feierlichkeiten. Am „Tag der Erinnerung und Mahnung”, der jeweilsam zweiten Sonntag im September stattfindet, machen wir eine Fahrrad-Stadtrundfahrt entlang an Orten von Verfolgung und Widerstand, wo wirdann Redebeiträge verlesen.Ein weiterer Schwerpunkt war auch immer die Mobilisierung gegen den sogenannten„Tag der Heimat” der Vertriebenenverbände. Deren aggressiv-revanchistischeForderungen und deutsch-nationale Politik anzugreifen, halten wirauch weiterhin für immens wichtig.Eine gute Gelegenheit, gegen deutsche Außen - und Großmachtpolitik undMilitarisierung zu demonstrieren, war für uns außerdem immer das Bundeswehrgelöbnis,das seit Jahren jeweils am 20.Juli stattfindet.Wie schätzt ihr die derzeitige Lage der antifaschistischen Bewegung inBerlin ein? Gelingt es der Antifa in gesellschaftliche Diskurse zu intervenieren?Wie würdet ihr eurer Verhältnis zur Zivilgesellschaft bezeichnen?[AANO]: Schwierige Frage. Die Mobilisierungsfähigkeit ist in den letzten Jahrennicht besser geworden. Doch der Organisierungsgrad hat jedenfalls imNordosten zugenommen. Insgesamt hat es sich in den letzten Jahren gezeigt,dass sich nur zur Verhinderung von Neonaziaufmärschen viele Menschen inBerlin mobilisieren lassen.Das andauernde Gerede von der Zivilgesellschaft scheint wohl noch nichtzum durchschlagenden Erfolg geführt zu haben. Natürlich arbeiten wir mitTeilen dieser konstruierten „Gesellschaft“ zusammen. Es existieren sehr sinnvolleProjekte in diesem Bereich, so zum Beispiel die Beratung für Opferrechtsextremer, antisemitischer und rassistischer Gewalt in Berlin: Reach Out.T.A.G.: Antifa ist das, was wir daraus machen! In Vergleich zu anderen Regionenin Deutschland, steht Berlin noch ganz gut da. Trotzdem könnte undmüsste natürlich auch noch vieles besser laufen. Wir als Gruppe arbeiten seitAnfang an finanziell und strukturell unabhängig von staatlichen und zivilgesellschaftlichenGruppen. Dies halten wir für den besten Weg, um unabhängigund offensiv bleiben zu können.AIM: Fangen wir mit der einfachsten Frage an. Wenn wir es für richtig halten,gehen wir sicher Bündnisse mit anderen gesellschaftliche Gruppen ein, d.h.wenn unsere Inhalte dort wahrnehmbar sind und wir nicht als Feigenblatt füreinen allgemeinen demokratischen Diskurs herhalten müssen. Da machen wirmit der „Zivilgesellschaft” keine Ausnahme. Zum Zustand der antifaschistischenBewegung fällt uns leider wenig ein, außer vielleicht, dass wir gerne einehätten. Dann könnten wir vielleicht auch in gesellschaftliche Diskurse intervenieren.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!