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Fight Back #2 - APAP – Antifaschistisches Pressearchiv Potsdam

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Der vorliegende Artikel stellt im Überblick die neuestenEntwicklungen der kulturellen und sozialenStile, Subkulturen und Codes im Bereich der extremenRechten dar und gibt einen Einblick in die antifaschistischeDebatte zum Umgang mit diesen Entwicklungen.Der Großteil der extremen Rechten in Deutschlandorganisiert sich schon seit längerem nicht mehr inklassischen Parteistrukturen oder Organisationen.Besonders die letzten Jahre waren von einem allgemeinenEinbruch der extrem rechten Parteien geprägt.Während sich Republikaner, wie auch DVUpolitisch und personell in kompletter Talfahrt befinden.War es der NPD möglich sich zu stabilisieren.Vor allem im Ostteil der Republik gelang es der NPDihr Image als „Stammtisch“ - Partei abzulegen undermöglichte damit offensiv die Einbindung von jugendlichenNeonazis. Den größten Einfluß innerhalbder extremen Rechten in Deutschland stelltheute die parteiunabhängig organisierte Neonazi-Szene. Sie organisiert sich in zweckorientierten Kleingruppen(Kameradschaften, Bündnis Rechts, BraunesKreuz, Naziläden, MedienProjekte), über zentraleKoordinationsstellen (Aktionsbüros, Nationale Info-DER NEONAZIS NEUER STYLE?DIE ENTWICKLUNG DER EXTREMEN RECHTEN IN DEUTSCHLAND WURDE IN DENLETZTEN JAHREN DURCH DIE VERGRÖßERUNG IHRES POTENTIALS, VOR ALLEMABER DURCH IHRE KULTURELLE UND POLITISCHE AUSDIFFERENZIERUNG GEPRÄGT.Telefone) regional, bundesweit und natürlich auchinternational. Die Vernetzungen innerhalb dieser sichunabhängig verstehenden Zusammenhänge sind häufigorganisch gewachsen. Hauptsächlich bestehen informellepersönliche Kontakte/Bekanntschaften zwischenunterschiedlichen führenden Kadern. DieMasse der rechtsorientierten Jugendlichen fühlt sicheher zu rechts-militanten Strukturen hingezogen alszu starren Parteiformen oder völkischen Vereinen.Das Herausbilden der organisierten Strukturen innerhalbder parteiunabhängig organisierte Neonazi-Szene wird maßgeblich durch die politische Prägungder unterschiedlichen sozio-kulturellen Netzwerkebestimmt. Diese Netzwerke erfüllen die Funktionkommunikativer und interaktiver Bezugsgruppeninnerhalb des sogenannten „Nationalen Widerstandes“.Die Zusammenarbeit läuft entweder projektgebundenoder über räumlich orientierte Strukturen.Nach außen hin sind es Bekleidung, Verhaltensweisen,Musik, Tattoos sowie oft von weiten Teilen derGesellschaft kaum entschlüsselbare Codes, die wahrgenommenwerden. Einerseits dienen sie ihren Mitgliedernder Abgrenzung nach außen, andererseitswird durch die gemeinsame Kultur nach Innen Gruppenzugehörigkeitund Einstellungen vermittelt. Mitder Macht, die sie in manchen Regionen ausübenund ausstrahlen, entwickelten sich rechte Cliquenzum bestimmenden Faktor im Sozialisationsprozeßvieler Jugendlicher und junger Erwachsener. Die Ausrichtungdieser politisch-kulturellen Subversionsstrategiewird von der konkreten Situation vor Ort bestimmt.Bestehen bereits Organisationskerne (regionalesAktionsbüro, InfoTelefon) in der jeweiligen Region,ist zu beobachten wie der Ausbau von Strukturendarüber hinaus langfristig geplant fortgesetztwird. Neben der „Anti-Antifa-Kampagne“, stehen„Anti-Globalisierungs-Aktionen“, die Thematisierungdes „Nahost-Konfliktes“ und seiner Rezeptionin Deutschland auf dem derzeitigen Programm dermilitanten Neonazis. Gerade die Verkürzung auf bestimmtepolitische Teilbereiche wie die Migrationspolitikoder Innere Sicherheit ist ihnen gelungen aufzubrechen.Diskurse und Kampagnen zum Thema„Umweltschutz ist Heimatschutz“, die Teilnahme an„Anti-Castor-Protesten“ und die verstärkte Arbeit an„nationalen“ Schülerzeitungsprojekten sind deutlicheBeispiele für eine Veränderung bzw. Differenzierungder inhaltliche Ausrichtung.„Die Attraktivität des Nazismus lag keineswegs nurin seiner explizit propagierten Doktrin, sondernmindestens ebenso auch in der Kraft seiner Emotionen,in den von ihm geweckten Bildern undPhantasmen.“ Saul FriedländerBRAUNE MUSIK FRAKTION???Musik bietet der extremen Rechten die Chance dermethodischen Indoktrination, besser als dies jemalsin klassischen politischen Veranstaltungen gemachtwerden könnte. Besonders junge Menschen wurdenund werden über die Anziehungskraft des „Rechtsrock“politisiert. Möglich ist dies vor allem dadurch,weil der „Rechtsrock“ sich erfolgreich das Image einerrebellierenden Musikform zu eigen gemacht hat.Unter dem sehr geläufigen Begriff „Rechtsrock“ werdenunterschiedliche Spielarten der Rockmusik zusammengefaßt,wie zum Beispiel Skinhead-Musik,Dark Wave, Neofolk, Punk, Hardcore, und HeavyMetal. Wichtig ist dabei zu beachten, dass „Rechtsrock“nicht immer von „rechten“ Skinheads gemachtwird und das er in vielen Musikstilen anzutreffen ist.„Rechtsrock“ sollte deswegen als ein Sammelbegrifffür verschiedene Musikstile verwandt werden, derenverbindendes Element rassistische, nationalistische,antisemitische und neonazistische Texte sind.Obwohl der allgemeine gesellschaftliche Rechtsruckseit Mitte der 80er Jahre oft zur Analyse und als Erklärungsmusterfür die zunehmende Verbreitungrechter bis neonazistischer Inhalte mit herangezogenwird, unterbleibt es jedoch, die genaue Tragweite dessenzu analysieren. Gerade die Entwicklung des rechten„Lifestyle“ wird dabei häufig unterschätzt.Mit der Entwicklung des „Rechtsrock“ in all seinenFacetten und mit den neonazitischen Skinheads alsdessen federführenden Protagonisten ging mehr und36RECHTER LIFESTYLE FIGHT BACK MAI/03

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