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Fight Back #2 - APAP – Antifaschistisches Pressearchiv Potsdam

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FIGHT BACK MAI/03NAZIAUSSTEIGER35sie weiterhin mit der gleichen Konsequenz bekämpftwerden wie aktive und organisierte Nazis. Immerhinrichten sie weniger Schaden an und stellen auch keineakute Bedrohung mehr da. Trotzdem stehen sie gesamtgesellschaftlichfür uns noch immer auf der anderenSeite der Barrikade oder gehören zumindest zuden unzähligen stillen Nazi-SymphatisantInnen. Dasheisst für uns, dass sie sich nicht ohne weiteres in linkenund alternativen Strukturen, Locations oder Milieusherumzutreiben haben. Hierfür ist erst ein richtigerAusstieg nötig.GLAUBWÜRDIGER AUSSTIEGAUSSTEIGEN BITTE!IMMER WIEDERHÖRT MENSCHVON EINSCHLÄ-GIGEN NAZIAKTIVISTEN, DIE ERKLÄREN AUSGESTIEGEN ZU SEIN. KANNMENSCH ÜBERHAUPT VON EINEM TAG AUF DEN ANDEREN MIT EINER MEN-SCHENVERACHTENDEN IDEOLOGIE BRECHEN?Vorab ist festzuhalten, dass sich die staatlichen Aussteigerprogrammevon Verfassungsschutz, Polizei undSozialarbeiterInnen zu einem einzigen Flop entwikkelthaben. Nur wenige Nazis ließen sich durch Geld,Strafverschonung oder Jobvermittlung zu einem Ausstiegaus der Naziszene locken. Für uns als autonomeAntifaschistInnen war dieser Ansatz von Anfang anhöchst fragwürdig. So geht er von der naiven und falschenAnnahme aus, das es Nazis prinzipiell sozial soschlecht geht, das sie auf staatliche Hilfe angewiesensind. Erfahrungen und Untersuchungen belegen jedoch,das die meisten Nazis weder wohnungslos,noch arbeitslos noch sonst wie sozial desintegriertsind. Selbst wenn sie es wären - was soll von einemAusstieg zu halten sein, der quasi erkauft wurde. DerAussteiger musste nicht sein bisheriges Verhalten reflektieren,nicht sein beklopptes Weltbild hinterfragenund auch keinen wirklichen Bruch mit seinerVergangenheit vollziehen. Ein Ausstieg aus der Nazi-Szene sollte außerdem für ein menschliches Wesen eigentlicheine Selbstverständlichkeit sein und keinVerhalten, das noch extra belohnt werden müsste.Andere Menschen werden ja schließlich auch nichtdafür belohnt, wenn sie damit aufhören missliebigePersonen zu jagen oder umzubringen. Was ist das fürein Verständnis von einem „Kampf gegen Rechts“,wenn die ehemaligen rassistischen Schläger einenneuen Job und eine neue Wohnung gestellt bekommen,während ihre nicht-deutschen Opfer von Abschiebungund rassistischer Alltagspolitik bedrohtsind? Die Gefahren bei einem solchen Billig-Ausstiegliegen auf der Hand. Nazis können sich mal eben ausder Verantwortung stehlen, wenn sie wegen ihrer Tatenvor Gericht stehen oder wenn ihr soziales Umfeldkein Bock mehr hat sich mit solch miesen Typen zuumgeben. Einem späteren Weg zurück in die Naziszenesteht hierbei nichts im Wege.AUFHÖREN IST NICHT AUSSTEIGENViele aktive Nazis ziehen sich irgendwann aus den erstenReihen oder aus der aktiven Mitarbeit in Nazigruppenzurück, da ihnen Partner/in, Karriere oderKind wichtiger erscheinen. Trotzdem trennen sie sichnicht von ihren rassistischen und nationalistischenAnsichten. Warum auch, in der Mitte der Gesellschaftund an den Stammtischen, fallen sie damitnicht besonders auf. Auch die Kontakte zu den altenKameraden brechen nicht ab, sie schlafen höchstensirgendwann mal ein. Solche „Zurückzieher“ sind füruns keine Aussteiger! Das heisst natürlich nicht, dassDas wesentlichste Moment bei einem solchen Ausstiegist die Motivation. Der Aussteiger muß aus eigenemWillen und aus seiner eigenen Entscheidungden Ausstieg für sich beschließen. Die ersten Schrittehierfür müssen von ihm selbst ausgehen. Der Ausstiegerscheint glaubwürdiger, wenn er der letzte Schritt ineinem längerem Prozeß ist und nicht der erste. Dennniemand geht abends als Nazi schlafen und wachtmorgens als Demokrat oder gar Antifaschist wiederauf. Wesentlich für uns als AntifaschistInnen ist derglaubhafte Bruch mit der Ideologie und Strukturender Nazi-Szene. Der Aussteiger muss alle Brücken zurNazi-Szene hinter sich abgebrochen und den Weg zurückversperrt haben. Er muss bereit sein mit antifaschistischenGruppen offen und ehrlich darüber zureden, was er getan hat, mit wem er zusammengearbeitethat und in welche Strukturen er integriert war.Er muss bereit sein Strukturen offenzulegen und Namenzu nennen. Die konsequente Trennung mussnachprüfbar und nachvollziehbar sein. Er muss vonselbst keinen Bock mehr auf die „alten Kameraden“haben und nur mit Ekel an seine politische Vergangenheitzurückdenken, da er sich von ihr distanziert,sie aufgearbeitet und sie reflektiert hat.FAZITNatürlich gehen wir von der Veränderbarkeit desMenschen aus und natürlich begrüßen wir es wennNazis irgendwann erkennen was für einen Dreck sieda eigentlich die ganze Zeit vertreten. Gründe für einenAusstieg gibt es schließlich genug. Je mehr Aussteiger,um so besser! Aber Nazis are not funny undPolitik ist kein Kindergartengeburtstag. Bei Menschendie eben noch bereit waren ihre menschenverachtendeIdeologie mit Gewalt durchzusetzen undbei Leuten die gerade noch von einem Auferstehendes deutschen Nationalsozialismus mit seiner industriellenMassenvernichtung geträumt haben, solltendie Kriterien für einen Ausstieg nicht zu tief angesetztwerden. Am Besten ist es immer noch überhaupt erstgar kein Nazi zu werden. Die beste Aussteigerhilfeund die beste Präventation in einem ist eine breite alternative,antirassistische und antifaschistische (Jugend)-Kultur.

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