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Fight Back #2 - APAP – Antifaschistisches Pressearchiv Potsdam

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ANTIFA RECHERCHE BERLINTREPTOW | PANKOW | MOABIT | RUDOWNAZIAUSSTEIGER | RECHTER LIFESTYLEMAI 2003FIGHT BACK


4INTERVIEWFIGHT BACK MAI/03Das Aussehen und der Lifestyle der Neonazis hat sich also in den letztenIhr als AIM habt euch ja schon lange mit Querfrontbestrebungen auseinandergesetzt.Wie weit sind da die Bemühungen der extremen Rechtenfortgeschritten? Was sind die entscheidenden Merkmale der Querfront?Jahren geändert. Wie schätzt ihr das ein? Könnt ihr da Trends bestimmen?T.A.G.: Auch in Treptow hat sich die Nazi-Szene stilistisch ausdifferenziert.So treten die älteren Kameradschafts - Aktivisten mittlerweile im Hardcore-Style auf. In den jüngeren Nazi-Cliquen bewegen sich Jung-Nazis problemlosim HipHop-Style. Das Hooligan-Milieu ist durch die Gruppe 9 bzw. die Höllenjungsvon Nazis besetzt und die NPD-Kader treten seriös und bieder auf.Aber auch die traditionellen Stiefel-Nazis mit Bomberjacke finden sich nochan den Bahnhofsvorplätzen.[AANO]: Na zum Teil wird die Kleidung der Neonazis dem der „Rocker“ undauch „Hooligans“ ähnlicher, andererseits gibt es den Trend hin zu komplettschwarzer Kleidung, ähnlich wie bei den Autonomen in den 80er Jahren.Doch natürlich sind auch die typischen Outfits bei den Neonazis zu sehen.Meistens handelt es sich dann um sehr junge Anhänger der rechten Szene.Vielleicht auch interessant zu erwähnen ist die Beobachtung, dass vor allem inden nördlicheren Regionen unseres Bezirk diese „Mode“ häufiger zu sehen ist.AIM: Das eigentliche Phänomen ist ja eher, dass sich der Lifestyle linker undrechter, zumeist jugendlicher Subkulturen immer ähnlicher wird. Schon diezumeist unpolitische, sich proletarisch männlich gebende, englische Skinhead-Kultur wurde von Rechten wie Linken adaptiert. Dennoch war immer klar,wer die Linken und Rechten waren. Rechte Boneheads, die versuchten, linkeOi- und Streetpunkkonzerte zu besuchen, mussten diese meist rasch und mitblutiger Nase wieder verlassen. Überdies strahlte linker Lifestyle und Dresscodebis Anfang der 90er Jahre auf den Mainstream ab. „Linke“ Klamottenwaren cool. Mittlerweile bedienen sich Rechts und Links beim Mainstreamund versehen ihn mit Versatzstücken. So tragen Antifas ähnliche Klamottenwie Faschos und treffen sich manchmal bei den gleichen Konzerten. DerStreetfighter, in den 80iger Jahren zweifellos eine linke Ikone, bedient beideSeiten, Nazis rufen zum Nationalen Schwarzen Block auf. Unser Vorschlag:Rechte Konzerte verhindern, Nazishops, die neben teuren Markenklamottenrechte Propaganda vertreiben, schließen und den Nazis am 1. Mai morgens sodie Laune verderben, dass sie abends in Kreuzberg keine Lust mehr haben,mit zu randalieren. Wär doch schade sonst.AIM: Also wir werden immer sofort hellhörig, wenn Leute daherkommenund einem Weismachen wollen, dass die politische Standortbestimmung vonLinks und Rechts ein veraltetes Denkmuster ist, das überwunden werdenmuss. Vor gut 2 Jahren haben wir in Schöneberg quasi ein Querfronterlebnisgehabt, das ziemlich deutlich die Herangehensweise von Querfrontstrategieaufzeigte, die vorgibt „die Gegensätze zwischen Linken und Rechten abzubauen”.In Wirklichkeit zielt man dabei aber auf unbedarfte Personen aus demlinken und alternativen Spektrum und versucht sie in Diskussionen mit rechtenThemen hineinzuziehen und somit fürs rechte Lager zu gewinnen.Auf einem Treffen des Bündnis gegen Rechtsextremismus, Neofaschismus,Antisemitismus und Rassismus in Tempelhof & Schöneberg im März 2001waren zwei Menschen anwesend, die erhebliche Sympathien und Kontakte zuNazis und anderen Rechtsextremisten haben, z.B. zu Horst Mahler, AndreasRöhler und auch dem Nationalanarchisten Peter Töpfer. Hierbei handelte essich um Irmgard Kohlhepp, ehemalige Grüne und Bernhard Heldt, auch ehemalsMitglied bei den Grünen und davor bei den REPs.Mit dem Argument, wenn man Mahler kritisiert, muß man sich natürlichauch wenigstens mit seinen Texten auseinandersetzen, wollte Herr Heldt demBündnis eine Diskussionrunde unterjubeln, in der als Grundlage ein vonHorst Mahler, Reinhold Oberlercher und Uwe Meenen verfasster Artikel dienensollte. In diesem Zusammenhang legten sie mehrere Ausgaben der faschistischenPublikation Sleipnir auf den Tisch, die genau diesen Artikel mit derÜberschrift „Ausrufung des Aufstandes der Anständigen” beinhaltete. Heldtmeinte, hieran kann man gut die Kernfragen des Faschismus und Antisemitismusanalysieren. Und wir wissen natürlich, das Texte an denen Mahler mitgeschriebenhat, nur so von Antisemitismus und Judenhass strotzen.Sleipnir-Herausgeber Röhler brüstet sich damit, rechte wie linke Autorengleichermaßen zu Wort kommen zu lassen. Das ist aber nur die halbe Wahrheit.Texte von linken AutorInnen wurden aus anderen Publikationen ohnederen Wissen in Sleipnir abgedruckt bzw. wurden linke AutorInnen mit demunscheinbar klingendem „Verlag der Freunde” hinters Licht geführt.Was uns dann einfach schockiert hatte, ist die Tatsache, dass in diesem Bündnismit politisch hochgesetzten Zielen und eindeutig linkem Anspruch, keinergegen dieses unverschämte Auftreten von Heldt und Kohlhepp angegangenist. Nach dem Treffen haben wir dann dem Hauptinitiator des Bündnis gegenRechtsextremismus, Neofaschismus, Antisemitismus und Rassismus in Tempelhof& Schöneberg unsere Kenntnisse über Heldt und Kohlhepp mitgeteilt,was dann natürlich zum Rauswurf dieser Personen aus dem Bündnis führte.Die Menschen in diesem Bündnis definieren sich als links, umso erschreckenderwar es für uns, dass keiner bemerkt hatte, was dieser Bernhard Heldt imSchilde führte.In wirklich linken, also linksradikalen Zusammenhängen, dagegen habenQuerfrontler allerdings keine Chance sich einzuschleichen.Dokumentation: Quitzowstraße in MoabitQuitzowstraße in Moabit


FIGHT BACK MAI/03INTERVIEW5Inwieweit reichen die Bestrebungen auch in die Bewegung der GlobalisierungkritikerInnenhinein? Habt ihr Beobachtungen zu diesem Phänomen?Können oder könnten die Neonazis hier Fuß fassen?AIM: Sicher gibt es von Faschisten vielfältige Bemühungen, sich in soziale Bewegungeneinzureihen. Gelingen tut ihnen das meist solange nicht, wie größereTeile dieser Bewegungen sich als links definieren und es schaffen, die Inhalteso zu bestimmen, dass sie nicht von Nazis adaptiert werden können. DieGefahr besteht, dass Nazis und Konservative vermeintlich linke Begriffe, mitdenen diese Bewegungen, z.B die GlobalisierungskritikerInnen, arbeiten, fürihr Anliegen umcodieren und so die Bewegungen als Resonanzkörper benutzenkönnen. Von der Globalisierung der Ausbeutung ist es dann über die„Ostküste der USA” zur jüdischen Weltverschwörung nicht mehr weit. Wenndies möglich ist, muss der linke Teil seine Kapitalismuskritik schleunigst überprüfen.Das dies nicht geschieht, ist mehr als fahrlässig. Dies einzufordernund eine solidarische Diskussion zu organisieren, ist eine wichtige Aufgabeder Antifa.[AANO]: Diese spezifische Problematik beschäftigt unsere Gruppe auch sehrhäufig. Gerade bei den Aktivitäten der [AANO] im Bezug auf die EU-Gipfelist dieser Themenkomplex immer wieder aufgetaucht.Unser Standpunkt zu diesem Thema ist klar: Wir sehen die Anknüpfungspunkteder extremen Rechten an die globalisierungskritische Bewegung sehrdeutlich. Wir halten es auch als keine Unterwanderung, wenn extreme Rechteverbal oder praktisch versuchen, an Aktivitäten des Anti-Globalisierungs-Spektrum zu partizipieren. Deshalb halten wir es für unerläßlich, innerhalbder Bewegung antifaschistische und antirassistische Standards einzufordernund noch weiter für antinationale und linksradikale Positionen zu kämpfen.Zum Teil stellt sich dabei aber auch die radikale Linke als ein Problem dar.Dies ist vor allem auf den EU-Gipfel im Dezember 2002 in Kopenhagen zumünzen. Dort wurde der antizionistische und antisemitische Grundgehalt derParole „Boykottiert Israel“ von der Linken weder erkannt, noch nach einigenDiskussionen eingesehen. Dieses Problem des linken Flügels innerhalb der Bewegunghalten wir auch für sehr schwerwiegend.Quitzowstraße in MoabitAuf den Demonstrationen der Friedensbewegung und der globalisierungkritischenBewegung sind oft extreme Rechte unterschiedlichster Gruppierungenam Start. Was macht ihr dagegen? Gibt es da eine Sensibilität vonSeiten der VeranstalterInnen?T.A.G.: Wie überall versuchen wir linksradikale, emanzipative und fortschrittlicheStrömungen und Bewegungen zu unterstützen. So auch in derFriedensbewegung und bei Protesten gegen die kapitalistische Globalisierung.Völkische, nationalistische, reaktionäre und antisemitische Positionen müssenüberall bekämpft werden, natürlich auch in der Friedens- und Antiglobalisierungsbewegung.[AANO]: Oh, Friedensdemonstrationen. Na ja, wenn wir die Lust dazu verspüren,schlendern wir auf solchen Demonstrationen mit. Doch nicht, weilwir das Anliegen unterstützen, sondern um zu sehen, wie treu doof doch einTeil des pazifistischen Milieus sein Anliegen vorträgt. Doch meistens bleibenwir solchen Veranstaltungen fern.Bei der globalisierungskritischen Bewegung sind wir uns immer noch unschlüssig.Da ist noch viel Diskussionsbedarf, doch allgemein halten wir dasPotential innerhalb dieser Bewegung für fortschrittlicher als in der Friedensbewegung.AIM: Große diffuse Bündnisse, wie es die Friedensbewegung und noch mehrdie TeilnehmerInnen ihrer Demonstrationen, z.B. in Berlin, sind, beruhen janicht auf einer gemeinsamen Diskussion, sondern auf der gemeinsamen Ablehnungeines bestimmten Punktes, wie kürzlich der Ablehnung des Irakkrieges.Da ist es für die Nazis natürlich einfach mit zu laufen. In kleineren Städtengelang es ihnen dabei mehrfach gleichberechtigt und mit eigenen Transparentenan Friedensdemonstrationen teilzunehmen. Die VeranstalterInnen positioniertenoder distanzierten sich nicht, als störend wurden höchstens protestierendeAntifaschistInnen empfunden, die dann schnell in die Rolle des hilflosenBeobachters verbannt waren. Auch in Berlin hätte es peinlich werdenkönnen, wenn wirklich viele Nazis aufgetaucht wären. Die Antifa sollte vielleichtauch bei solchen Demonstrationen wieder verstärkt mit eigenen Positionen,aber auch Personen vertreten sein. Vielleicht hätte es in mancher Kleinstadtgeholfen, öffentlich die Frage zu stellen, was denn die Fans der Wehrmachtdazu bringt, gegen Krieg zu sein. Auch eigene explizit antimilitaristische,antistaatliche und antikapitalistische Beiträge hätten dazu beitragen können,in der Debatte zu polarisieren und dem Kadaver-Gehorsam der hinterGerhard Schröder herlaufenden Friedensfreunde entgegenzuwirken.


6INTERVIEWFIGHT BACK MAI/03Und wie ist es bei den Aufmärschen der Neonazis? Mobilisiert ihr dagegen?Wie ist es bei kleineren Veranstaltungen oder Kundgebungen?AIM: Klar mobilisieren wir dagegen. In letzter Zeit waren es meist Aufmärschemit übergeordneter Bedeutung, die wir versucht haben anzugreifen, wiedie Nazi-Aufmärsche am 1. Mai, zu Rudolf Hess in Wunsiedel im August undin Halbe im November. Diese Aufmärsche haben einen hohen Symbolgehaltfür die teilnehmenden Nazis und eine wichtige Aufgabe zur Verfestigung derNazistrukturen. Außerdem organisieren sich die Nazis dort regelmäßig Erfolgserlebnisse.In Wunsiedel kamen auf einen Antifa mehr als 10 Nazis nämlichinsgesamt über 3000. Die Antifa nimmt das hin.Auch und gerade in Berlin sieht es nicht viel besser aus. Naziaufmärsche sindoft nur von marginalem Protest begleitet. Und das obwohl es den Nazis hierim Laufe der letzten 10 Jahre gelungen ist, an allen „sensiblen” Daten und Ortenaufzumarschieren. So z.B. am 9.November, am 8.Mai und am 30.Januar,sie marschierten am geplanten Holocaust-Mahnmal auf, durchs BrandenburgerTor, anlässlich des Anschlusses Österreich an das 3.Reich und zuletzt beieinem israelischen Staatsbesuch. Wir beteiligen uns eigentlich immer an derGegenmobilisierung zu öffentlichen Naziaktivitäten. Die Größe oder Teilnehmerzahlist dabei aber nicht ausschlaggebend für unser Engagement. Auchwenn Nazi-Veranstaltungen oder Infotische, z.B. im Wahlkampf, bekanntwerden, finden wir es wichtig, dort präsent zu sein.Grundsätzlich ist jede öffentlich verbreitete Nazi-Propaganda zuviel und solltenicht unwidersprochen bleiben.T.A.G.: Auf lokaler Ebene bemühen wir uns alle relevanten Naziaktivitäten zubehindern, die uns bekannt werden. Vielleicht erinnern sich ja noch einige andie Kundgebung am S-Bahnhof Schöneweide gegen den Schleusungspunkt einerVeranstaltung der NPD-Jugend. Berlinweit beteiligen wir uns an allenMobilisierungen gegen größere Naziaufmärsche.Welche Themen beschäftigen euren Gruppenzusammenhänge noch? WelcheArbeitsschwerpunkte habt ihr außerhalb der Anti-Nazi-Arbeit?T.A.G.: Natürlich beschäftigen wir uns mit vielen Themen der radikalen Linken.So behandeln wir in unserer Schülerzeitung U.R.S.L. (Uns reichts schonlange) Themen wie Rassismus, Sexismus, Kapitalismus, Militarismus undHooliganismus. Wer die U.R.S.L. nicht kennt, kann ja mal auf unserer Internetseitewww.treptowerantifa.de schauen.[AANO]: Wir sind derzeit damit beschäftigt linksradikalen Positionen in unseremKiez sichtbar zu machen. In der nahen Zukunft wollen wir durch diekontinuierliche Arbeit den Ausbau der Aktionsfähigkeit der radikalen Linkenund auch die Theoriearbeit forcieren.AIM: Einer unserer Schwerpunkte ist die Durchführung der Demonstrationzum Gedenken an die Reichspogromnacht jedes Jahr am 9.November und,damit verbunden, das Thema Antisemitismus. Wenn wir es schaffen, machenwir um den 9.November herum dazu Veranstaltungen. Überhaupt nimmt dieTeilnahme an und die Durchführung von Gedenkveranstaltungen einen wichtigenTeil unserer Arbeit ein. So fahren wir z.B. regelmäßig an den Jahrestagender Befreiung der Konzentrationslager Sachsenhausen und Ravensbrück zuden dortigen Feierlichkeiten. Am „Tag der Erinnerung und Mahnung”, der jeweilsam zweiten Sonntag im September stattfindet, machen wir eine Fahrrad-Stadtrundfahrt entlang an Orten von Verfolgung und Widerstand, wo wirdann Redebeiträge verlesen.Ein weiterer Schwerpunkt war auch immer die Mobilisierung gegen den sogenannten„Tag der Heimat” der Vertriebenenverbände. Deren aggressiv-revanchistischeForderungen und deutsch-nationale Politik anzugreifen, halten wirauch weiterhin für immens wichtig.Eine gute Gelegenheit, gegen deutsche Außen - und Großmachtpolitik undMilitarisierung zu demonstrieren, war für uns außerdem immer das Bundeswehrgelöbnis,das seit Jahren jeweils am 20.Juli stattfindet.Wie schätzt ihr die derzeitige Lage der antifaschistischen Bewegung inBerlin ein? Gelingt es der Antifa in gesellschaftliche Diskurse zu intervenieren?Wie würdet ihr eurer Verhältnis zur Zivilgesellschaft bezeichnen?[AANO]: Schwierige Frage. Die Mobilisierungsfähigkeit ist in den letzten Jahrennicht besser geworden. Doch der Organisierungsgrad hat jedenfalls imNordosten zugenommen. Insgesamt hat es sich in den letzten Jahren gezeigt,dass sich nur zur Verhinderung von Neonaziaufmärschen viele Menschen inBerlin mobilisieren lassen.Das andauernde Gerede von der Zivilgesellschaft scheint wohl noch nichtzum durchschlagenden Erfolg geführt zu haben. Natürlich arbeiten wir mitTeilen dieser konstruierten „Gesellschaft“ zusammen. Es existieren sehr sinnvolleProjekte in diesem Bereich, so zum Beispiel die Beratung für Opferrechtsextremer, antisemitischer und rassistischer Gewalt in Berlin: Reach Out.T.A.G.: Antifa ist das, was wir daraus machen! In Vergleich zu anderen Regionenin Deutschland, steht Berlin noch ganz gut da. Trotzdem könnte undmüsste natürlich auch noch vieles besser laufen. Wir als Gruppe arbeiten seitAnfang an finanziell und strukturell unabhängig von staatlichen und zivilgesellschaftlichenGruppen. Dies halten wir für den besten Weg, um unabhängigund offensiv bleiben zu können.AIM: Fangen wir mit der einfachsten Frage an. Wenn wir es für richtig halten,gehen wir sicher Bündnisse mit anderen gesellschaftliche Gruppen ein, d.h.wenn unsere Inhalte dort wahrnehmbar sind und wir nicht als Feigenblatt füreinen allgemeinen demokratischen Diskurs herhalten müssen. Da machen wirmit der „Zivilgesellschaft” keine Ausnahme. Zum Zustand der antifaschistischenBewegung fällt uns leider wenig ein, außer vielleicht, dass wir gerne einehätten. Dann könnten wir vielleicht auch in gesellschaftliche Diskurse intervenieren.


FIGHT BACK MAI/037INTERVIEW


DIE ERSTE GENERATIONBereits zu DDR-Zeiten gab es vereinzelte Nazi-Aktivitätenim „roten“ Bezirk Treptow. Detlef Cholewa/Noldeverteilte Nazi-Propaganda im Bezirk undauch der Berliner Nazi-Kader Arnulf Priem trieb inAdlershof sein Unwesen, bevor er wegen „Unzucht“und „staatsfeindlicher Propaganda“ inhaftiert undvom Westen freigekauft wurde. Schon die erste Nach-DDR-Nazi-Generation um die Nationale Alternative(NA) verfügte ab 1990 in Treptow über zahlreicheMitglieder und Symphatisanten. Zu diesen zähltenu.a. Karsten Hausmann, Edgar Meyer, SabineLauenroth und der spätere Landser-Sänger MichaelRegener. Auch der Westberliner Naziterrorist EkkehardWeil ließ sich 1991 in Adlershof nieder. RegionaleAktivitäten gingen aus dem NA-Spektrum inTreptow jedoch nicht aus. Eine der ersten wirklich regionalaktiven Nazigruppen in Treptow war die FreiheitlicheDeutsche Arbeiterpartei (FAP). Die Nazi-Kader Detlef Cholewa (später Detlef Nolde), TinoStange und Sofia Boche (geb. 1963) bauten in denJahren von 1992 bis 1995 in Treptow eine agile Ortsgruppeder FAP auf. Die meisten der Treptower FAP-Kader waren schon vorher in rechtsextremen Parteienorganisiert gewesen. Detlef Cholewa/Nolde war Anfangder 90er Jahre als Vorsitzender des NPD-KVBerlin-Ost und Verantwortlicher der Jungen Nationaldemokraten(JN) Berlin/Ost aktiv. Später machteer sich zum Vorsitzenden der Kameradschaft Johannisthal,um dann Vorsitzender des Treptower FAP-Kreisverbandes zu werden. In der Berliner FAPbrachte er es noch bis in den Landesvorstand undzum sogenannten Schulungsbeauftragten. Sofia Bochewar Beisitzerin im Kreisverband Ost der BerlinerRepublikaner und war Mitglied der Nationalen Offensive.Ihr Mann, Peter Boche, war sogar stellv. Vorsitzenderdes REP-KV Ost. Die FAP war mit ständigenPropagandaaktionen im Bezirk präsent, führte regelmäßigeKameradschaftsabende durch und terrorisiertealternative Jugendliche und Projekte. Noldeund Co. versuchten ständig in den verschiedenen Jugendclubsdes Bezirkes Fuß zu fassen. Am 1. Mai1994 versuchte die FAP in Johannisthal aufzumarschieren.Doch hunderte AntifaschistInnen stelltensich dem Häuflein FAP’ler erfolgreich entgegen undverhinderten so den Aufmarsch. Zu den lokalen FAP-Anhängern zählten u.a.: Peter Boche, Jens König undMarco Spottek. Nach dem Verbot der FAP im Jahr1995 wechselten die meisten FAP’ler in die KameradschaftTreptow und in Die Nationalen e.V. SofiaBoche zog aus Treptow weg und tauchte später bei derNPD als Vorsitzende des Kreisverband Hellersdorf-Marzahn wieder auf. Detlef Cholewa/Nolde und PeterBoche waren erst mal für Die Nationalen aktivund kandidierten für diese zur Wahl. Eine weitereNazigruppe, die zu dieser Zeit in Treptow über zahl-8TREPTOWFIGHT BACK MAI/03Von diesen alten Aktivisten ist heute fast keiner mehrim Bezirk aktiv. Doch ihre Aufbauarbeit vor Ortsorgte dafür, dass immer wieder eine neue rechtsextreme,gewalttätige Jugendszene nachwächst - sich dieSzene ständig reproduziert. Exemplarisch wollen wirhier die Entwicklung und die Umbrüche in der TreptowerNazi-Szene ausführlich beleuchten.BERLIN-TREPTOWrechts: Detlef Cholewa (später Detlef Nolde) - FAP und NPD Aktivist (Foto AIB)TREPTOW ENTWICKELTE SICH NACH DER SOG. WIEDER-VEREINIGUNG ZU EINER HOCHBURG DER EXTREMENRECHTEN IN BERLIN. FAST ALLE RECHTSEXTREMEN OR-GANISATIONEN KONNTEN SICH HIER AUSTOBEN. BEI GENAUERER BETRACHTUNG WIRD ABER DEUTLICH, DAS FASTIMMER EIN FESTER KERN VON LOKALEN AKTIVISTEN HIERBEI DIE FÄDEN IN DER HAND HATTE.


FIGHT BACK MAI/03TREPTOW9(Foto PDS)FAP bei PDS Pressefest ‘94,mitte: Lars Burmeister Sofia Boche und Michael Dräger (Foto AIB) Detlef Nolde und Sofia Boche (Foto AIB) Peter Boche (Foto AIB)Tino Stange (Foto AIB)T. Stange ‘95 am Zenner (Foto AIB)reiche Mitglieder und Symphatisanten verfügte wardie Nationalistische Front (NF). Sie entfaltete inTreptow jedoch keine eigenen Aktivitäten. Zur NF inTreptow zählten u.a. Carsten Kruck, Christian Sohr,Detlef Cholewa/Nolde, Henryk Wurzel und CarstenStrulick. Strulick schlich sich einige Jahre später alsSpitzel in die Treffen des Treptower „Bündnis gegenRechtsextremismus“ ein.1995 wurde die Kameradschaft Treptow als Reaktionauf das Verbot der FAP und der NF durch DetlefCholewa/Nolde gegründet. Sie war eng an dasSpektrum von Die Nationalen e.V. angebunden. DieFührung der Kameradschaft Treptow lag anfangs beiDetlef Cholewa/Nolde, später übernahmen sie HenrykWurzel und Tilo Knuth. Die KameradschaftTreptow war wie die FAP mit ständiger Hetzpropagandaim Bezirk präsent. Das „Referat Schulung“ derKS Treptow brachte sogar ein eigenes Blättchen namens„Völkische Blätter“ auf den Markt. In diesemlieferten sich Andreas Sennlaub und Detlef Cholewaeinen ideologischen Kleinkrieg mit den Jungen Nationaldemokraten(JN). Wechselseitig warfen sichdie JN und die Kameradschaft Treptow vor „nicht national“,„unpolitisch“ und „Sektierer“ zu sein.In einer gemeinsamen Erklärung forderten AndreasSennlaub (Ortsgruppe Nord und Süd der KameradschaftTreptow) und Detlef Nolde (Anti-Antifa Berlin)schließlich den Ausschluß aller „bekennendenAnti-NS’ler“ aus der JN. Ansonsten nahmen die Aktivistender KS-Treptow an berlinweiten Naziaktionenteil, verteilten die Zeitung von „Die Nationalene.V.“, die Berlin-Brandenburger-Zeitung, an denBahnhöfen von Schöneweide und verbreiteten ihreeigene Propaganda in Form von Aufklebern, Flugblätternund Plakaten. Sie führte regelmäßige Treffendurch, legten Kränze an Wehrmachtsgräbern nieder,provozierten beim Pressefest der PDS und versuchtenauf Parteiveranstaltungen der CDU Diskussionen anzuzetteln.Im Oktober 1995 organisierten sie denWahlkampf für „Die Nationalen e.V.“ (Siehe Kasten),für die Detlef Nolde kandidierte. Er erhielt ganze 118Stimmen im Bezirk. Im August 1996 gründete Noldedie Kameradschaft Köpenick, für die sich späterLutz Riemer verantwortlich zeichnete. Sein nächstenProjekte war die Anti-Antifa Berlin und das KoordinierungsgremiumBerliner Kameradschaften.GEWALT UND TERROR BIS ZUM BITTEREN ENDEFast alle führenden Kader der Treptower Nazi-Szenemussten früher oder später ins Gefängnis, da sie brutalund gewalttätig gegen (vermeintliche) Gegner vorgingen.Einige der bekanntgewordenen Angriffe inchronologischer Reihenfolge:Detlef Cholewa/Nolde schlug sich am 14. Februar1993 mit dem Chef des Jugendclubs „Bullinger“ inTreptow, nachdem dieser einen Jugendlichen rausgeworfenhatte.Am 13. August 1994 schloss sich Detlef Cholewa/Nolde einem „bewaffneten Haufen“ von Nazis an,der sich anläßlich einer Antifa-Demo gebildet hatte.Der zeitweilige Chef der KS Treptow Henryk Wurzelhatte es sich in den Jahren 1994 und 1995 zur Gewohnheitgemacht, zusammen mit Mirco Ruthkeund Hans-Jörg Spieß durch Baumschulenweg zu ziehen,um Naziaufkleber und Naziplakate zu verkleben.Zusätzlich wurden wahlweise Mülltonnen, Trabantenund türkische Imbißbuden in Brand gesteckt.Doch dabei sollte es nicht bleiben.Am 17. April 1995 brachen Henryk Wurzel undMirco Ruthke übers Dach in den nicht-rechten Jugendtreff„Gerard Phillipe“ in Treptow ein. Ihnen warzu Ohren gekommen, dass dort Lesben und Schwuleverkehren dürften. Im Klub legten sie an zwei StellenFeuer und verschwanden anschließend durch eineAlexander Piek (Foto AIB)Marco Spottek (Foto AIB)aufgebrochene Ausgangstür. Der Klub brannte komplettab und musste für 4,5 Millionen Mark wiederneu aufgebaut werden.Am 27. Mai 1995 fand im „Jugendklub Walter Kroh“in Bohnsdorf eine Naziparty und ein unpolitischesKlassentreffen statt. Diese Konstellation ging nichtlange gut: Anwesende Nazis mißhandelten einenlanghaarigen Klubbesucher schwer. Dem Opfer wurdendie Haare abgeschnitten, er wurde verletzt, angepinkeltund von Andreas Hoburg mit Bier übergossen.Detlef Nolde steckte ihm eine brennende Zigarettenin die Nase. Der junge Mann flüchtete sichschließlich zu einer nahegelegenen Gartenparty. Auchderen Besucher wurden von den Nazis angegriffenund geschlagen. Beteiligt und anwesend waren beidiesen Angriffen die Kameradschaft Treptow AktivistenDetlef Nolde, Thilo Knuth, Andreas Hoburg,Oliver Quaack, Ronald Schirmer, Christian Zander,Lutz Giesen, Kay Fleischhauer, Sören Haase undHolger Hertwig. Auch mit von der Partie war derTreptower Nazi Alexander Piek (geb. 1976). Dieserwird dem Umfeld des Berliner FAP-Chefs Lars Burmeisterzugerechnet. Er nahm 1995 an einem sogenannten„Runden Tisch“ der Berliner Nazi-Szene teilund wurde 1998 auf einem Nazikonzert in Brottby(Schweden) verhaftet. Einige der verletzten alternativenJugendlichen wurden noch im Nachhinein durchdie Nazis bedroht und beleidigt.Am 10. Juli 1995 versammelte sich im Biergarten„Zenner“ im Treptower Park eine Nazimeute, um sichdort zu besaufen. Mit dabei der FAP-Kader TinoStange und sein Kumpane Michael Schröder (geb.1974) aus Prenzlauer Berg. Zwischendurch überfielder besoffene Nazi-Mob eine Gruppe alternativerWagenburgler in der S-Bahn. Sie schlugen und tratenauf ihre Opfer ein und zerstörten deren Fahrräder.Eines der verletzten Opfer wurde in der Bahnhofskneipevon Tino Stange und seinen Kameraden


10TREPTOW FIGHT BACK MAI/03Bedingt durch die Vielzahl solch brutaler Taten verschwandjedoch ein Großteil der ersten Generationder Treptower Naziführer im Knast oder von der aktivenpolitischen Bildfläche. Doch andere machtendort weiter, wo die anderen aufgehört hatten.DIE ZWEITE GENERATION MACHT WEITER...erneut bedroht, als es versuchte von dort aus die Polizeianzurufen.Am 3. September 1995 beschimpfte Detlef Cholewa/Noldeeine Gruppe alternativer Jugendlicher inJohannisthal als „Zeckenschweine“ und besprühte siemit Tränengas.In der Nacht vom 16. zum 17. April 1997 feiert derBerliner Nazi-Kader Mike Penkert aus Schönefeld,damals Chef der Kameradschaft Beusselkiez, seinenPolterabend im Vereinslokal „Waldesgrund“ im Königsheidewegin der Johannisthaler Kleingartenanlage.Nicht weiter verwunderlich, denn das Lokal warregelmäßiger Treffpunkt Treptower Nazis. Unter denGästen sind u.a. der Chef von „Die Nationalen e.V.“,Frank Schwerdt, der Berliner Nazikader Han-JörgRückert und Lars - und Babette Thomsen (Waßmannsdorf),Oliver Schweigert sowie Kameradenaus Sachsen-Anhalt. Die Nazis der KameradschaftElbe-Ost aus Wittenberg um Olaf Schmidke undChris Danneil sind so nett Detlef Nolde und seinenl. Lars Burmeister und r. Lutz Schillok (Foto AIB) Patrick DemmingFAP-Kumpanen Lutz Schillok (geb. 1963) ein Stückmitzunehmen, obwohl ihr Auto schon voll besetzt ist.Unterwegs geraten die Nazis in Streit - angeblich ginges hierbei um das Datum des Verbotes der FAP. Alsdas Auto am Bahnhof Adlershof anhielt, verließen dieStreitenden den Wagen. Nolde besprühte seineKontrahenten mit Reizgas, um sie kampfunfähig zumachen. Anschließend riß er die Arme von Schmidkenach hinten und Lutz Schillok stach ihm sein Messerins Herz. Daraufhin wandte Schillok sich Danneil zuund stach ihm in die Lunge. Als dieser zusammenbrachstach Schillok weiter auf seinen Rücken ein.Beide verstarben noch an Ort und Stelle.Für diesen Tatkomplex wurde Nolde zu zwei Jahrenund sechs Monaten Haft wegen „gefährlicher Körperverletzungund Beteiligung an einer Schlägrei“verurteilt. Eine direkte Mordbeteiligung sah das Gerichtnicht. Nolde erhielt bis 1998 Haftverschonung.Bereits nach einer Woche wurde er Freigänger undnach 16 Monaten wurde er auf Bewährung entlassen.Die rechtsextreme Aktionen und der Terror gegen alternativeJugendliche gingen in Treptow derweil ungestörtweiter. Längst hatten sich jüngere Nazis in derKameradschaft Treptow eingefunden die in die Fussstapfenihrer Vorgänger traten. Sie werden hier alszweite Generation bezeichnet, obwohl es natürlichviele Überschneidungen und Kontakte zu früherenNazi-Aktivisten gab.Am 31. August 1997 wollte sich in Treptow einejunge Antifa-Gruppe namens Antifa Süd-Ost gründen,um dem Naziterror in Treptow etwas entgegenzusetzen.Im Umfeld des Gründungstreffen kam es zueiner Auseinandersetzung zwischen autonomen Antifasund bewaffneten Nazis. Doch offensiver Antifaschismuswar bei der Polizei und den Nazis der KameradschaftTreptow schon damals nicht gern gesehen.So wurde das Treffen von der Polizei gestürmt,die TeilnehmerInnen durchsucht und das Treffen aufgelöst.Die PDS warf die Antifas aus ihren Räumenund die Nazis sannen nach Rache. In der Internetausgabeder Berlin-Brandenburger-Zeitung (BBZ)erklärte ein „Sprecher der Kameradschaft Treptow“ zudiesem Zwischenfall: „Daß solche Gewalt auch - wieim Fall Diesner - Gegengewalt erzeugt, liege auf derDIE NATIONALEN E.V. & HVFBBerlin-Brandenburger-Zeitung | VBR-Verlagv.l.n.r. Rita Bönisch, RudolfKendzia, Sofia Boche,Carsten Pagel (Fotos AIB)Die Nationalen e.V. wurden 1991 in der Gaststätte „Zur Haltestelle“ in Schöneweideals „Wählergemeinschaft Wir sind das Volk“ gegründet. Mit dabei Peterund Sofia Boche aus Treptow. Ziel war der „Aufbau eines informellen Netzwerkesund die Unterstützung nationaler Einigungstendenzen“.Konkret organisierten sie den Aufbau und die Unterstützung von sog. Kameradschaftenin Berlin und Brandenburg. Sie beteiligten sich an Berliner Wahlenund gaben die rechtsextreme „Berlin-Brandenburger-Zeitung“ (BBZ) heraus.Bis zu ihrer Auflösung im Jahr 1997 verfügten „Die Nationalen e.V.“ inBerlin Adlershof über eigene Räumlichkeiten in der Waldstr. 21. Von hier ausvertrieb der rechtsextreme VBR-Verlag (Vortrag-Buch-Reise-Verlagsgesellschaftfür politische Bildung mbH) Nazi-Cds, T-Shirts und Bücher. Als der Verlag gewaltverherrlichendeNazimusik auf den Markt brachte, wanderte der damaligeVBR-Betreiber und Chef der „Nationalen e.V.“, Frank Schwerdt, für einige Zeitins Gefängnis. Der VBR-Verlag war ursprünglich als ein Verlag der BerlinerREPs gegründet worden und wurde später von Rudolf Kendzia übernommen.Zum Schluss war er ein üblicher Nazi-Versand und offizieller Herausgeber derBBZ . Mit Rita Bönisch saß die Verantwortliche für den BBZ-Verlag, den BBZ-Versand und die Abonnementabteilung der BBZ ebenfalls in der Waldstrasse.Rita Bönisch saß früher für die REPs in der BVV von Kreuzberg, war imBundesvorstand der Deutschen Liga und natürlich auch Wahlkandidatin der„Nationalen e.V.“. In der Waldstr. 21 wohnt auch Rudolf Kendzia, Gründungsmitgliedund Wahlkandidat der „Nationalen e.V.“. Er war zuvor BerlinerNPD-Landesvorsitzender und Funktionär der Berliner Republikaner. WeitereAktivisten und Wahlkandidaten von „Die Nationalen e.V.“ in Treptow warenPeter Boche, Detlef Cholewa/Nolde und Henryk Wurzel.HvFB: Das Hoffmann von Fallersleben Bildungswerk e.V., auch Bildungswerkvon Fallersleben, ist eine Tarnorganisation für Schulungsveranstaltungender Berliner Nazi-Szene. Führende Kader des HvFB haben sich infrastrukturellin Treptow-Adlershof niedergelassen. Hauptsitz ist auch hier die Waldstr. 21.Der hier wohnende HvFB-Vorsitzender, Rudolf Kendzia, betreibt hier seine Betreuungs-und Vermittlungs-GmbH Kendzia und Partner. Die hier wohnendeHvFB-Schriftführerin, Rita Bönisch, betreibt hier einen Wohnmobil-Verleih.Außerdem bietet sie in rechtsextremen Publikationen unter der Telefonnummerder Waldstrasse Berlinbesuchern Unterkunft und Betreuung in „Ritas Hofgarten“an. Frank Schwerdt, ehem. Vorsitzender der „Nationalen e.V. und Mitglieddes HvFB siedelte hier auch diverse Briefkastenadressen an. Der ehemaligeHvFB-Chef Carsten Pagel betreibt in der Dörpfeldstrasse seine Rechtsanwaltskanzlei.Er war früher Berliner Republikaner-Chef und Redakteur der„Jungen Freiheit“.


FIGHT BACK MAI/03TREPTOW11KAMERADSCHAFT TREPTOWThilo KnuthDetlef NoldeAndreas Storr, Dräger, Andrew Stelter (Foto: version)Hand.“ Der Berliner Neonazi Kay Diesner hatte imselben Jahr als Rache für eine von Antifas verhinderteJN-Demonstration einen PDS-Mann angeschossenund später einen Polizisten ermordet. Eine Drohungalso, die an Deutlichkeit nicht zu überbieten war. PatrickDemming (damals 17 Jahre) und Carsten Müller(damals 20 Jahre) wollten dieser Drohung Tatenfolgen lassen und ihre Kameraden rächen. PatrickDemming war bereits „Mitgliedschaftsanwärter“ derKameradschaft Treptow, fiel jedoch durch die „schriftlicheund mündliche Prüfung“. Er und Müller zähltenzu einer kleinen Untergruppe der KameradschaftTreptow, namens Freikorps Berlin. Diese Combo verklebtein Treptow Naziaufkleber und Naziplakate undverschickte Drohbriefe. Nach ihren Kameradschaftsabendenattacktierten sie vermeintlich linke Jugendlicheim Treptower Park. Mindestens vier junge Leutewurden durch sie verletzt und z.T. beraubt. NebenDemming und Müller zählten auch die Nazis Mauersberger,Marco Oemus und Höhne zu dem Kreis desFreikorps Berlin. Müller und Demming glaubten ineinem PDS-Jugendlichen die Treptower Antifa ausgemachtzu haben, die ihre Kameraden angegriffenhätte. An diesem wollten sie sich rächen. Also besorgtensie sich Anleitungen zum Rohrbombenbau, basteltensich Rohrbomben und führten zwei Probesprengungenin einer Telefonzelle und in der Königsheidedurch. Eine weitere ihrer Bomben fanden erstauntePassannten im Oktober 1997 im TreptowerPark. Am 9. Dezember 1997 durchsuchte die BerlinerPolizei die Wohnungen von 17 Mitgliedern der KameradschaftenTreptow und Köpenick, da diese verfassungsfeindlicheAufkleber verbreitet hatten. Hierbeistießen sie wie üblich auf Propaganda-Material,Messer und Pistolen. Bei Demming und Müller stießdie Polizei jedoch auch auf die Bombenbauanleitungund die Modelle dieser Bomben. Bei Carsten Müllerfand sich zusätzlich ein scharfer Karabiner und einenabgesägten Revolver. Patrick Demming gestand, dasssie die Bombe dem PDS-Jugendlichen als Elektrogerätgetarnt auf den Balkon legen wollten. Um möglichsthohe Verletzungen zu erreichen, sollte dieBombe mit Nägeln aufgefüllt werden. Anfang 1998sorgte die KS Treptow letztmalig mit einer Flugblatt-Aktion für den SA-Mann Horst Wessel für Wirbel undkassierte dafür Hausdurchsuchung in 15 Wohnungen.Ende Mai 1998 folgte eine Durchsuchung bei HenrykWurzel, da er verbotene Nazipropaganda für die KSTreptow verschickte. Anschließend zerfiel die „alte“KS Treptow endgültig. Eine „neue“ KS Treptow mitca. 10 Mitglieder entfaltete keinerlei Außenaktivitätenmehr. Nur hin und wieder tauchte noch die Fahne derKS Treptow auf Demos der NPD auf.DIE NPD TRITT AUF...Doch die von Repression gebeutelte Kameradschaftsszenesollte bald wieder einen legalen Rahmen in Formder NPD/JN bekommen.Kurz nach der Wende hatte Detlef Cholewa/Noldeden NPD-KV Ost und die JN-Berlin Ost von Treptowaus organisiert. So veranstaltete er wöchentlicheTreffen der Jungen Nationaldemokraten - LandesverbandReichshauptstadt Berlin - in der Gaststätte„Stern“ am Sterndamm in Johannisthal. Doch mitCholewas Wechsel zur FAP, flauten die lokalen JN undNPD-Aktivitäten für die folgenden Jahre ab.Am 23. November 1996 führten die JN in Berlin-Köpenickdann erstmalig eine Demonstration unter demMotto „Gegen linke Gewalt - Meinungsfreiheit für nationaleBürger“ durch. Mit dieser Demonstrationwollten sie gegen die alljährliche antifaschistische „Silvio-Meier-Demonstration“in Berlin-Friedrichshainprotestieren. Die Nazi-Demo wurde von protestierendenAntifaschistInnen begleitet. Doch der DemonstrationsortKöpenick war eher zufällig gewählt unddie Demo wurde, abgesehen von Marco Sennholz,kaum von lokalen Kadern besucht. 1997 waren vereinzeltweitere Aktivitäten der JN in Köpenick zu vezeichnen,die aber auch kaum von lokalen Aktivistenorganisiert wurden. So fand am 25. Mai 1997 in Kö-Ronald SchmidtJohannes LuftMarco SennholzChristian Ernst ZanderMitglieder: Detlef Cholewa/Nolde (geb.1969), Thilo Knuth (geb. 1977) StevenBlum, Marco Sennholz, Sören Haase (geb.1975), Holger Hertwig (geb. 1976), AndreasHoburg (geb. 1963), Manuel Kraft,Monika Krüger, Johannes Luft, ThomasMüller, Bertram Quaß, Jan Quiram, MarcoRudolph, Robert Ruthke, Ronny Schaller,Ronald Schirmer (geb. 1977), MarcoSchlicht, Ronald Schmidt (1978), ReneSchulz, Christian Ernst Zander (geb.1977), Oliver Carles Quaack (geb. 1976),Andy Schüßler, Bianca Dittrich.Umfeld: Kay Fleischhauer (geb. 1978),Lutz Giesen (geb. 1974), Marco Oemus,Marcel Knuth, Sebastian Schurak (geb.1979), Andre Spindler, Tino Stange (geb.1969), Lars Thomsen, Rene Wieczorek,Mirko Ruthke


12TREPTOW FIGHT BACK MAI/03l. Fabian Müller (Foto AIB)Christian Ortmann (Foto AIB) Andrew Stelter (Foto AIB)Johannisthaler Stübl am S-Bhf. SchöneweideDas Fliegerheim in Johannisthalpenick eine Interessenntenveranstaltung der JungenNationaldemokraten mit dem damaligen BerlinerJN-Kader Andreas Storr statt. Am 1. November 1997lud der NPD/JN-Funktionär Lars Macht erneut nachKöpenick/Grünau, um die „Gründung von örtlichenJN-Stützpunkten“ zu besprechen. Von diesen war inder Folgezeit jedoch nicht viel zu hören. Das ändertesich erst wieder mit dem Zuzug des alten Kaders derNaziorganisation „Nationalistische Front“ (NF), AndrewRon Stelter (geb. 1966), nach Treptow. Erwurde Regionalverbandsvorsitzender der Jungen NationaldemokratenBerlin und Chef der NPD-KVTreptow-Köpenick. Die Zahl der Aktivitäten nahmzu. Der NPD Ortsbereich Berlin-Süd führte am 15.Mai 1998 erstmals eine „seperate Treptow/KöpenickVeranstaltung“ im „Lindeneck“ in Berlin Adlershofdurch. Hier liefen u.a. die Treptower Nazis FabianMüller, Christian Ortmann, Martik Mkrttschjanund Marco Oemus auf, um Andreas Storr vomNPD-Landesvorstand zu lauschen. Am 12. September1998 folgte ein weiteres Treffen des Ortsverbandesin Adlershof. Auch hier war wieder Fabian Mülleranwesend. Der ehem. Kameradschaft TreptowundNF-Aktivist Marco Sennholz konnte nicht mehrteilnehmen, da er auf dem Weg zum Treffpunkt vonautonomen Antifas abgefangen wurde. Der Treffpunktfür die nächste Veranstaltung am 15. Juni 1998zum Thema „Deutschland 1998 - Tanz auf dem Vulkan“wurde ins benachbarte Neukölln verlegt. Dochauch da kam es zu Auseinandersetzungen zwischenAntifas und Nazis, bevor sich Andrew Stelter und Kameradenin ihren Autos davonmachten. Am 16. März2000 wurde unter der Anleitung von Andrew Stelterein Stützpunkt Treptow-Köpenick der Jungen Nationaldemokratenaus der Taufe gehoben. Dieser kündigtegroßmäulig an, „den Freizeitpunkern der Antifazu zeigen, dass es in Treptow und Köpenick wiedereine nationale Kraft gibt.“ Doch auch davon warnicht viel zu spüren, im Gegenteil bis auf kleinerePropagandaaktionen entwickelte er keinerlei Außenwirkung.Die Treptower NPD-Aktivisten um Andrew Stelteraus Alt-Glienicke, Fabian Müller aus Plänterwald,Christian Ortmann und Kay-Uwe Kroll aus Adlershof,sowie Marco Oemus aus Niederschöneweide hattenjedoch keinen leichten Stand in Treptow. Aufkleberund Plakate der NPDverschwanden bereitsnach wenigen Tagen, Treffenkonnten nur nochkonspirativ veranstaltetwerden und ihre faschistischenAktivitäten wurdendurch Flugblatt- undSprühaktionen in ihrerMartik MkrttschjanNachbarschaft an das Licht der Öffentlichkeit gebracht.Auch größere Demonstrationserfolge bliebenaus. Eine Demonstration die Mike Borchert für dielokale NPD am 9.9.2000 angemeldet hatte, wurdewieder abgesagt. Rene Bethage führte jedoch am26.8.2000 eine Demonstration mit 25 Teilnehmerndurch. Lokale NPD-Aktivisten waren in Treptow zunehmendmit antifaschistischem Engagement konfrontiert.Fabian Müller musste z.B. mehrere Anschlägeauf sein Auto hinnehmen, nachdem er alternativeSchüler bedroht hatte. Marco Oemus, der sichin Treptow fast jedes Wochenende durch Angriffe aufalternative Jugendliche hervortat, wurde auch ausserhalbTreptows für seine brutalen Taten zur Rechenschaftgezogen. Ständige Treffpunkte der TreptowerNazis waren die Kneipen Johannisthaler Stüb´l amBusbahnhof Schöneweide und das „Fliegerheim“ inder Winkelmannstrasse. Im „Fliegerheim“ fand mindestenseine NPD-Veranstaltung statt und im „Johannisstübel“verkehrten die Aktivisten der KameradschaftGermania und Wahlkämpfer der NPD.Doch auch diese Kneipen wurden durch eine Kampagneder Treptower Antifa Gruppe ans Licht der Öffentlichkeitgezogen und dienten somit nicht mehr alsgeheimer, ungestörter Rückzugsraum.Am 17. März 2001 sollte der Busbahnhof Schöneweidebzw. das Johannisthaler Stüb´l als Schleusungspunktfür eine Großveranstaltung der JungenNationaldemokraten (JN) dienen. Die Organisatorenum die Berliner JN-Kader Andrew Stelter, SteffenNickel, Marcus Gutsche, Rene Neye und Tino Wolfwollten auf dieser den Panzerkommandanten derWaffen-SS, Kurt Eggers, ehren und dem NPD-LiedermacherJörg Hähnel lauschen. Die TreptowerAntifa Gruppe initiierte eine antifaschistische Kundgebunggegen den „konspirativen“ Treffpunkt. Über350 Antifas protestierten gegen ca. 30 Nazis, welcheTREPTOWER NAZI-PROPAGANDAFlugblatt und Aufkleberder Freikorps BerlinKameradschaft Südost„Insel im Roten Meer“Anti-Antifa-Treptow und Flugblatt der KameradschaftTreptow - Kontakt: Detlef CholewaKameradschaft Adlershof


FIGHT BACK MAI/03TREPTOW13Marco Oemus: l. und r. als NPD Ordner, r. Oktober 01Der „Franzose“- Gruppe 9sich in das Johannisthaler Stüb´l verzogen hatten.Die Veranstaltung musste in das „Prozentehouse“nach Lichtenberg verlegt werden. Doch auch dieserAusweichort wurde von AntifaschistInnen enttarntund angegriffen, die Veranstaltung musste abgebrochenwerden. Anwesend bei der Nazigruppe im JohannisthalerStüb´l war auch der Berliner NPD-PressesprecherRene Bethage aus Berlin-Schönefeld. Dieserzählt zu den wichtigsten rechtsextremen Drahtziehernim Süd-Osten Berlins. Er war früher Funktionärdes Bund Freier Bürger (BFB) und gehörtezu der Initiative „Unser Land“, die vom NPD- StarHorst Mahler gegründet wurde. Bethage ist Organisatorund Anmelder zahlreicher Nazi-Demonstrationenin Berlin. Obwohl er in der NPD organisiert ist,pflegt er ausgesprochen gute Kontakte in das Lagerder Freien Nationalisten und stellt mit seinem NationalenAktionsbündnis Berlin NABB eineSchnittstelle zwischen beiden Spektren her. Seinenausgesprochenen Hang zum Antisemitismus bewieser nicht nur mit seinen Demonstration gegen das Holocaustmahnmaloder gegen den israelischen Präsidenten,sondern auch als regelmäßiger Teilnehmerauf palästinensischen Demonstrationen.DIE KAMERADSCHAFTEN ZIEHEN MIT...Rene Bethage (Foto AIB)Doch der Rahmen der NPD konnte in Treptow diesubkulturelle Nazi-Jugend nicht lange überzeugen.Zu bieder ist die geforderte Ordentlichkeit und Diziplin,zu langweilig die Volkstanzabende und Schulungsveranstaltungenmit Alkohol- und Colaverbot.Die aktionistischen Nazis aus Treptow mischten lieberin und im Umfeld der Kameradschaft Germaniamit. Dies wurde im Sommer 1999 deutlich.10. Juli 1999 - Zwei VW-Busse voll mit 16 Nazis ausBerlin und Brandenburg sind auf dem Rückweg voneiner Nazi-Demo in Hamburg. Auf dem RasthofStolpe treffen die Nazis aus dem Spektrum der KameradschaftGermania auf eine Gruppe acht jungerPunks. Die Nazis vermummen sich, bewerfen diePunks mit Flaschen und Steinen und schlagen mit einerEisenstange auf den Bus der Punks ein. ZweiPunks werden bei diesem Angriff schwer verletzt. Anschließendspringen die Täter in ihre Busse und fahrenein Stück in Richtung Autobahnausfahrt, umkurz darauf doch noch einen zweiten Angriff auf diePunks durchzuführen. Eine Einheit der PolizeisondereinheitMEGA beobachtet den Nazi-Überfall, ohneeinzugreifen oder zu helfen. Als die Täter schließlichauf der Autobahn gestellt werden finden sich unterihnen auch Aktivisten der Treptower Kameradschaftsszene.So zwei Personen, die zuvor im Umfeldder Kameradschaft Treptow aktiv waren: SebastianSchurak aus Hohenschönhausen und Lutz Giesen.Sebastian Schurak ist mittlerweile bei der NPD undin der Nazi-Rocker-Combo Vandalen aktiv gewordenund Lutz Giesen hielt sich für einen Anführer derBerliner Kameradschaften, bevor er wegen „Kameradenbetruges“in Ungnade fiel. Doch auch lokal ansässigeNazis waren mit von der Partie: MartikMkrttschjan (geb. 1978) aus Adlershof und MarcoOemus aus Niederschöneweide. Der ZiseleurMkrttschjan ist Mitglied der Kameradschaft Germaniaund der NPD. Sein Kumpane Marco Oemus(geb. 1980) ist Mitglied der NPD und Aktivist beider Skinheadorganisation Blood & Honour. Dessenausgesprochene Aggression und Gewalttätigkeitbrachte ihm einen Job als Ordner bei Nazi-Veranstaltungenein.LOKALE NEUGRÜNDUNGENAuch die Kameradschaft Germania war nicht im Bezirkverankert, obwohl sie sich hin und wieder im JohannisthalerStüb´l traf. Für junge Nachwuchsnazisaus dem Bezirk stellte sie keine erreichbare Anlaufstelledar. Abgesehen davon löste sie sich schließlichvon selber wieder auf. So war abzusehen, dass jungeGruppe 9 mit Transpi unterwegsNazi-Cliquen aus Treptow ihre eigenen Grüppchengründeten. In Adlershof gründen sich am 5. Juni2000 um die notorisch gewalttätigen Nazi-Skin BrüderArved und Danny Degebrodt die KameradschaftAdlershof. Mitglieder wurden Sven Schultz,Marco Wald, Thomas Snoppek, Marcus Keckel, ArvedDegebrodt, Manuel Walzel und Daniela Macher.Die Treffen fanden meist bei Marco Wald statt. Dieserschrieb bereits Jahre zuvor verschiedene linke Organisationenin Treptow an und versuchte so Informationenüber diese zu bekommen. Außerdem verfügter über Kontakte zur rechtsextremen Interessensgemeinschaftzur Wiedervereinigung Gesamtdeutschlands(IWG). Vereinzelt tauchten nach derGründung Aufkleber und Plakate der KameradschaftAdlershof auf. Nachdem die Mitglieder der Kameradschaftjedoch durch antifaschistische Sprühaktionenaufgedeckt wurden, wurde es wieder still um sie.Am 26. Dezember 2000 gründen die Treptower Nazi-Jugendlichen Robert Rohde (geb. 1985), Ben Matzke(geb. 1984), Paul Krimmer (geb. 1984) und MikeBodenhagen (geb. 1984) eine rechtsextreme Bruderschaftnamens Odins Wölfe. Doch auch diese Gruppierungkommt mit ihren Aktivitäten über die eigeneGründung nicht hinaus. Etwas mehr zustandebrachte jedoch die Gruppe 9. Bei ihr handelt es sichum eine Hooligangruppe des FC Union, die sichauch als „Höllenjungs“ bezeichnen. Stammkneipedieser Gruppe ist die Kneipe „U 21“ in den Spreehöl.Danny und r. Arved Degebrodt (Foto AIB)


fen. Hier beeindrucken die Hooligans und ihr Anhangdie minderjährigen Gäste der anliegenden Kinderdisko„Chalet“ so sehr, dass mittlerweile schon15jährige stolz mit „Gruppe 9“-Aufdruck auf derJacke rumlaufen. Das wäre nicht weiter politisch relevant,wenn nicht einige der führenden „Gruppe 9“-Mitglieder und Begründer wie Marco Oemus und„Der Franzose“, der Treptower Nazi-Szene angehören.Beide tauchten beispielsweise an dem Schleusungspunktder JN-Veranstaltung am 17.3.2001 auf.Als auf dem Alexanderplatz eine Wahlveranstaltungder NPD stattfand brachte Marco Oemus gleich einpaar „Gruppe 9“-Zöglinge wie Marcel Keller als Teilnehmermit. Auch wenn nicht alle 34 Mitglieder der„Gruppe 9“ überzeugte Nazis sind, so stellt dieserKlüngel doch eine Schnittstelle zwischen „unpolitischenFußballhooligans“ und organisierter Nazi-Szene dar.NOCH IMMER: GEWALT ALS „HOBBY“Drei Nazis aus Treptow bei einem NaziaufmarschAuch die zweite Generation der Treptower Nazispflegte Gewalt als ausgesprochenes „Hobby“, das siezumeist Wochenends an alternativen Jugendlichenund nicht-deutschen Menschen ausließ. So zum Beispielam 19. April 2000 als eine Gruppe Nazis umSteve Bäumler und Nils Hiller alternative Jugendlichevor dem „Come In“ angriffen. Oder am 14. Juni2000 als Norman Soluger mit einem Totschläger aufeinen jungen Punk eindrosch. Ein besonders ekelerregenderFall ereignete sich am 12. August 1999. DieNazi-Skin-Combo Hans-Dieter Ockenfeldt (geb.1972), Daniel Böduel (geb. 1979), David Koster(geb. 1981), Mandy Weiss (geb. 1980) und MarcelKühnert (geb. 1987) drangen in Adlershof in dasHeim für betreutes Wohnen ein. Hier brachen sie indas Zimmer der geistig-behinderte Desdemona A.ein, um 300 D-Mark Schulden einzutreiben. Dierechten Skins durchwühlten das Zimmer der Frau,schrien sie an, schlugen, beschimpften und bespucktensie. Da sie im Zimmer kein Geld fanden, beganndie Gruppe ihr Opfer zu quälen. Mit einem Messerschnitt Ockenfeldt der Frau in die Brust. David Kosternötigte Desdemona A. zum Oralverkehr, währenddiese von Kühnert geschlagen wurde. Hemmungslosversuchte Koster sein Opfer anschließendzu vergewaltigten. Doch die Leiden der Frau warendamit noch nicht zuende: Ockenfeldt verbrannteDesdemona A. den Bauch mit einer brennendenSpraydose und streute Salz in ihre Wunden. Dochauch Brandstiftung und Waffenfetischismus zähltennach wie vor zur politischen Realität in Treptow.Am 9. August 2000 stand mit dem Treptower NickGreger mal wieder ein Nazi-Bombenbauer vor Gericht.Auch seine Bombe sollte gegen Linke eingesetztwerden.Am 17. August 2000, dem Tag übrigens an dem dieNazis dem Hitler-Stellvertreter Rudolf Hess gedenken,dröhnte aus der Wohnung der Brüder Arved undDanny Degebrodt in der Nipkowstrasse laute Nazimusik.Als einige Polizeibeamte die Musik leiser stellenwollten, entwickelte sich zwischen ihnen und denBrüdern eine wilde Schlägerei. In der Wohnung stießendie Beamten anschließend auf Waffen und Bombenteile.In der Silvesternacht 2000/2001 steckten die TreptowerNazis Dennis Brückner (geb. 1983), Steve Haberkorn(geb. 1983) und Paul Tillack eine Garage desWinckelmannclub „JuJo“ in Brand. Steve Haberkornaus Baumschulenweg ist häufiger Teilnehmer an Demonstrationender NPD und war am 5. Mai 2000 aneinem Angriff auf einen Dönerladen beteiligt. AuchDennis Brückner machte durch rechtsextreme Überfällein Treptow von sich Reden.Im Oktober 2001 wurde Ronald Schmidt in Marzahnbei einem Waffen-Deal von der Polizei überwältigt.Sie fand bei ihm u.a. eine Panzerfaust und einenTrommelrevolver.Am 16. Februar 2002 zerstören Unbekannte dasDenkmal für die ermordeten Sowjetsoldaten am Platzder Befreiung in Adlershof.Am 30. Mai 2002 versuchen Unbekannte einenBrandanschlag auf einen Asia-Imbiß am TreptowerPark. Zuvor wurde dieser von Nazis beschmiert.AUFHÖREN, AUSSTEIGEN, ABSITZENEinige der führenden Naziaktivisten aus der erstenund zweiten Generation scheinen den ständigenDruck durch AntifaschistInnen und Polizei nichtNazicombo aus Treptow bei einem Naziaufmarschmehr länger ertragen zu wollen. Mit halbherzige Ausstiegsbehauptungenwollen sie sich der Verantwortungfür ihre faschistische Aufbauarbeit und ihremenschenverachtenden Taten entziehen. Der MordbeteiligteDetlef Cholewa/Nolde präsentierte sichbeispielsweise nach seinem Knast-Aufenthalt imInternet als vermeintlicher Aussteiger. In einem Buchnamens „Aussteiger - Wege aus der rechten Szene“ berichteter wie ihm Ausländer im Knast Lebensmittelschenkten, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten.Er fordert die Leser dazu auf in Verständnis fürden anderen und in Freiheit zu leben. Sein Ausstieghinderte ihn jedoch nicht daran zeitgleich antisemitischeLiteratur im Internet zu bewerben. Auch die„Initiative Dialog“ der Internetseite www.nazi.demusste zu Nolde fesststellen, dass sich „die Positionenin den wichtigsten Bereichen als unvereinbar darstellten.“Noch im Jahr 2002 unterschrieb der selbsternannte„Aussteiger“ eine Unterstützungserklärungfür die rechtsextreme Wochenzeitung „Junge Freiheit“.Der Bombenbastler Patrick Demming versuchtesich nach dem Absitzen seiner Haftstrasse ineiner AG Antirassismus der IG Metall als angeblicherAussteiger zu etablieren. Der Waffennarr RonaldSchmidt will ebenfalls ausgestiegen sein. Obwohl ernoch am 1. Mai 2002 am Rande einer NPD-Demowutentbrannt auf GegendemonstrantInnen losstürmte,meint er sich wenige Monate auf Punk-Rock-Festivals und linken Infoveranstaltungen herumtreibenzu dürfen. Seine Behauptung er sei ja nurals ein Spitzel der Polizei bei den Nazis unterwegs,macht ihn auch nicht gerade sympathischer. Der Kameradschafts-AktivistMartik Mkrrtschjan schafft esscheinbar auch problemlos ausgestiegen zu sein undtrotzdem an einem Nazi-Fussballturnier Berliner Kameradschaftenteilzunehmen. Der Fahnenträger für„Blood & Honour“, Christian Ortmann, hat mittlerweilesein Engagement in der Nazi-Szene beendetund spielt in der Hardcore-Band „Withheld“ mit.Sein Kumpane Fabian Müller bezeichnet sich selberebenfalls als „Aussteiger“. Auch Marco Oemus ginghin und wieder mit Aussteigermythen hausieren, umdann doch wieder bei Naziaktionen mitzumischen.Seine ständigen Prügeleien garantieren ihm jedochnoch viele Monate Haftstrafe. Welche er nun durcheinen „Ausstieg“ zu verkürzen hofft. Eine Haftsrafe14TREPTOW FIGHT BACK MAI/03


FIGHT BACK MAI/03TREPTOW15Markus Louczinskikassierte auch der FAP-Naziskin Marco Spottek ,nachdem er 1998 am S-Bahnhof Schöneweide einenStand der Jungen Union gewalttätig angriff.Mittlerweile betreibt er Nazi-Computersiele im Internet.So hat er die Internetseite www.kgb-clan.com angemeldet.Henryk Wurzel und Lutz Schillok wurdenim Knast offiziell von der Nazi-GefangenenhilfeHNG betreut. Schillok sorgte kürzlich erst für Heiterkeit,als er in der Gefängniszeitung „der lichtblick“(Schwerpunkt: „Fremdenfeindlichkeit in der JVA Tegel?“) einen Nachruf in Gedichtform veröffentlichte(„Deine Sehnsucht war das mystische Nordland (...)Du bist frei und Odins Raben wachen über deine Taten!“). Zuvor hatte er schon auf der Nazi-Internetseite„Der Weisse Wolf“ einen Schreckensbericht überdie „Inquisationsgelüste“ der Anstaltskirche der JVA-Tegel publiziert.DIE DRITTE GENERATION:Nazi Steve BäumlerDie dritte Generation Treptower Nazis entsteht geradeaus den minderjährigen Nachwuchsnazis der„zweiten Generation“. Sie wollen die Lücke jener Naziaktivistenfüllen, die im Knast sitzen oder sich zurückgezogenhaben. Hauptsächlich handelt es sichum rechte Jugendcliquen die an den S-Bahnöfen Grünauund Schöneweide, im Johannisthaler Park abhängenund in dem Jugendclub „JuJo“ verkehren. Alleinin Grünau gibt es nach offiziellen Angaben einesBezirkamtsberichtes „zwei rechtsorientierte bzw.rechtsradikale Gruppen“ von rund 60 Jugendlichen.In der Köllnischen Vorstadt wurden „zehn rechtsorientierteJugendliche im Alter von 17 bis 19 Jahren“ausgemacht. Besonders in den Sommermonaten versammelnsich junge Nazis an den Badestellen in Grünauund terrorisieren dort alternative Jugendliche.Fast schon legendär ist hierbei die Familie Mauersbergermit insgesamt elf Brüdern. Die Brüder aus Johannisthalmachen an der Hans-Grade-Schule undauf diversen Schüler-Partys als aggressive Nazischlägervon sich reden. Der Kontakt zu organisierten Nazisbesteht bereits, wie ihre Teilnahme an Aktionender NPD beweist. Auf den Partys im Come In treffensich der jüngere Bruder von Marco Oemus, RonaldSchmidt und Aktivisten der „Gruppe 9“ zum gemeinsamenSaufen, während ihr Nachwuchs um dieMauersberger-Brüder und Sebastian Krämer am nahegelegenenS-Bahn Adlershof an Angriffen auf alternativeJugendliche beteiligt sind. Auch an denSchulen etablieren sich bereits neue Nazi-Cliquen.Am Philippe Cousteau Gymnasium bedroht SebastianKrämer alternative Schüler. Er wird auch mitantisemitischen und rassistischen Schmierereien in derSchule in Verbindung gebracht. Sein Mitschüler MarcelSchulze hält sich gar für einen Anti-Antifa-Aktivisten.An der Levi-Strauss-Schule in Köpenick fielMarkus Louczinski als penetranter Nazi-Aktivist auf.Ihm werden intensive Kontakte zur NPD/JN nachgesagt.Im Jugendklub „Audio“ erhielt deshalb bereitsHausverbot, was ihn dazu brachte verstärkt in der„Rumbar“ zu agitieren. Als im „Audio“ eine Veranstaltungfür ein „tolerantes Johannisthal“ stattfand,versuchten sich ca. 30 Nazi-Jugendliche um Luczinski,Mauersberger und Krämer, z.T. mit „Gruppe9 / Höllenjungs“-T-Shirts ausgestattet, Einlass zu verschaffen.Als ihnen dies nicht gelang riefen sie sich ältereKameraden zur Hilfe, welche jedoch von der Polizeiaufgehalten wurden. Anders in den Räumlichkeitendes „Brücke 7 e.V“ in Schöneweide. Der BetreiberClaus Bubolz bot hier NPD-Kadern wie JörgHähnel und Rene Bethage und ihren Jung-Nazi-Anhangmehrfach bewusst ein Forum auf Veranstaltungen.Besorgniserregend ist die pressewirksame Ankündigungeines Gespräches im Jugendamt, um etwa 15„Jugendlichen“, die ständig am Imbiss vor dem BahnhofGrünau „Alkohol trinken und pöbeln“ würden,Angebote zu machen. Bei diesen „Jugendlichen“ handeltes sich um brutale Nazischläger aus Treptow undKönigs-Wusterhausen. Wenn unter „Angebote“ eineigener Treffpunkt zählt, hätte dies fatale Folgen.Denn den jungen Nazi-Schlägern geht es um das Demonstrierenvon Macht und Stärke. Sie versuchen,z.Z. am S-Bahnhof Grünau, ihre politischen Gegner(MigrantInnen, alternative Jugendliche, HipHopper)mit aller Gewalt zu vertreiben. Ein eigener Raumwürde diese Tendenz nicht bekämpfen, sondern verschlimmern.Denn einen eigenen Raum erobert zuhaben stärkt das Selbstbewusstsein der Nazis undstrahlt „Stärke“ aus. Diese „Stärke“ und die Möglichkeiteneines eigenen Treffs würden positiv auf unpolitischeund rechts anpolitisierte Jugendliche ausstrahlen.Die Erfahrung zeigt, dass sobald rechtsextremeJugendliche einen öffentlichen Raum oder gareinen eigenen Treffpunkt besetzt haben, ein „Sog“entsteht für „normale“ Jugendliche, die sich der„stärksten“ Jugendszene anschliessen wollen. Dierechte Jugendszene würde mit den Möglichkeiten einesständigen Treffpunktes wachsen, sich verfestigenund vernetzen.Die Erfahrungen in Treptow haben gezeigt, dass dasbeste Mittel gegen Nazis eine starke alternative Jugendkulturund eine offensive Antifa-Politik im Bezirkist. Gerade diese benötigt ständige Hilfe undUnterstützung, um Treptow nicht zu einer „NationalBefreiten Zone“ oder zu einem Angstraum für MigrantInnenund alternative Jugendliche werden zulassen.Dennis BrücknerNazinachwuchs Marcel Fischer mit „Landser“ ShirtAktivist der Freien Kameradschaften aus BaumschulenwgNeonazi Roth aus Baumschulenweg bei NPD-DemoVorne: Markus Stuhlmann „Keule“ (KW/ Adlershof) Aktivist derFreien Kameradschaften. Rechts dahinter Björn Wild. Foto AIB


BRAUNE HOCHBURGEN STÜRMEN!!Die Dokumentation dieser Strukturen und die Veröffentlichungder daraus folgenden Ergebnisse sehenwir als unsere Serviceleistung an aktive AntifaschistInnenund jene die es noch werden wollen. Knowyour enemy: ist eben nicht nur eine platte Parole, sondernAusdruck des Versuches eine breitere Öffentlichkeitüber die Existenz von braunen Netzwerkenund neonazistischen Organisationsversuchen zu informieren.Im Nordosten wohnen über 330 000 Menschen, diemeisten davon in den innerstädischen Teilen des Bezirkesim Süden. Viele bemerken die wachsende Problematikim Bezirk kaum oder gar nicht. Einerseitsweil sie durch ihre Äußerlichkeiten und Lebensgewohnheitennicht zum Feindbild der Rechtsextremengehören oder weil sie kaum öffentliche Verkehrsmitteloder Räume nutzen. Auch die allbekannte Ignoranzder Mehrheitsgesellschaft gegenüber Minoritätenträgt natürlich seinen Teil dazu bei.Die Verteilung der sogenannten „Angstzonen“ für dieBetroffenen im Bezirk läßt sich in der Summe aufzwei Punkte bringen: Die Knotenpunkte des öffentlichenNahverkehrs, insbesondere der nördliche S-Bahnring, sind als alltägliche Problemzonen besondersauffällig, auch kann in den Randgebieten desBezirkes vor allem in nördlicher Richtung von einerstarken Verbreitung des rechten Lifestyles und seinerdazugehörigen Denkformen gesprochen werden.BERLINNORDOSTAPRIL 2003OBWOHL SEIT EINIGEN JAHREN ORGANISIERTE ANTIFASCHISTINNEN IN DEN EHEMALIGEN BEZIRKEN PANKOW, PRENZ-LAUER BERG UND WEISSENSEE SEHR AKTIV SIND, IST DIE GEFAHR VON RECHTS AKTUELLER DENN JE. UND DAS EBENNICHT NUR, WEIL IM „GROSSBEZIRK NORDOST“IMMER WIEDER ANTISEMITISCH, RASSISTISCH UND RECHTSEXTREMMOTIVIERTE ANGRIFFE AUF PERSONEN ODER EINRICHTUNGEN STATTFINDEN, SONDERN WEIL SICH DIE LOKALE VER-ANKERUNG DER EXTREM RECHTEN STRUKTUREN ÜBER DIE JAHREN HIER IMMER WEITER VERFESTIGT HAT.Rechtsextrem orientierte Jugendcliquen sind nichtnur im nördlichen Teil des Bezirkes auffällig, auch imalternativ geprägten Stadtteil Prenzlauer Berg sinddiese zu finden. Vor allem im Skandinavischen Viertel,in der Gegend um den S-Bhf Prenzlauer Allee, imTählmannpark sowie den Kollwitz- und Senefelderplatz.Auch in den innerstädischen Teilen des Bezirkeskommt es immer wieder zu unzähligen An- undÜbergriffen. So wurde am 28. Februar 2003 in derRaumerstraße eine offensichtliche Nichtdeutsche ausrassistischer Motivation heraus angegriffen und dabeiverletzt, auch die in der Rykestraße befindliche jüdischeSynagoge wird immer öfter Ziel antisemitischer16PANKOW FIGHT BACK MAI/031. Mai 2002 Christopher Wilhelm (PitBull-Sweater) Oliver Schweigert (Basecap)


FIGHT BACK MAI/03PANKOW17Pöbeleien und Schmierereien, so wie im Juni 2002.Ein weiteres Ziel von rechtsmotivierter Gewalt imPrenzlauer Berg ist das „AntiFa - Antiquariat“ in derDunckerstraße. Im April des letzten Jahres wie auchin der Nacht zum 01. Dezember 2002 wurden dortdie Scheiben eingeworfen.Der Lebensalltag für die Bedrohten bedeutet meistensdie komplette Ausrichtung des eigenen Lebens auf dieandauernden Gefährdungen und Beleidigungen.Trotz schon sehr weitreichender Konsequenzen ist dasLeben für die potentiellen Opfergruppen weiterhingeprägt von ständiger Angst und Flucht, wo es jedenfallsgeht. Dieser alltägliche Wahnsinn wird aufDauer für die Betroffenen sogar „normal“: Die Motivationauf die verbalen Provokationen und ständigenPöbeleien oder Tätlichkeiten zu reagieren wird mit jedererfolglosen Intervention geringer.Erfolgreich kann gegen diesen tagtägliche Konfrontationnur durch permanente antifaschistische Interventionenin den Alltag und den Ausbau antifaschistischerOrganisierung geantwortet werden. Dabeisollte nicht nur die erfolgreiche Zurückdrängung neonazistischerStrukturen auf der Tagesordnung stehen,sondern auch die Veränderung des gesellschaftlichenKlimas, das geprägt ist von Antisemitismus,Nationalismus, Sexismus und Rassismus, muß verstärktin das Visier antifaschistischer Politik rücken:FIGHT.BACK!DEUTSCHE KÜCHE UND WAS VOLKT?Gaststätten, Kneipen, Wirtshäuser, Restaurants undPizzerias, ja auch Pizzerias, sind Stützpunkte, Ausgangspunktevon Aktionen oder einfach nur Treffpunktefür organisierte Rechtsextremisten.Wichtige bekannte Kneipentreffpunkte organisierterNeonazis im Jahr 2002 waren neben dem „Huckebein“in Niederschönhausen, dem „Hut ab“ inBuch, das Cantianeck im Prenzlauer Berg. Das „Hutab“ ist derzeit geschlossen und das „Huckebein“ hatnach einem Betreiberwechsel auch einen komplettenBesucherwechsel vollzogen. Bis zum August 2002 hatsich in der Lokalität regelmäßig die Pankower Kameradschaftsszenegetroffen. Daneben existieren eineReihe von Lokalitäten die nicht regelmäßig, aber dafürimmer wieder von einem rechtsextremorientiertenPublikum aufgesucht werden. So wie die Oase in derBerliner Straße in Pankow, im Café „Na und“ in derPrenzlauer Allee und dem Open End in der SenefelderStraße. In Weißensee wird in der Herbert-Baum-Straße 25, das XXV Twenty-Five, in der Pistoriusstraße90 die Berliner Pilsner Stuben sowie die inder Gustav Adolf Straße gelegene Kneipe SchwarzerKater oft von rechtsorientiertem Klientel heimgesucht.Auch in Weißensee, die Discothek Halford,rückt immer wieder ins Blickfeld von aktiven AntifaschistInnen.Nicht nur das zu den öfter stattfindendenBöhse-Onkelz-Parties organisierte Neonazis undrechtsextremorientiertes Publikum zu Gast sind.Nein, so sind auch bei der Security organisierteRechtsextremisten mit dabei. Mitglieder der NazirockerVandalen sind dort als Türsteher aktiv. AmEnde des Monats März 2003 zog das Halford, nachFriedrichshain um.Die deutsche Küche ist dabei nicht zwangsläufig Voraussetzung,aber wenn sogar eine als „Osseria“ benanntePizzeria um die Ecke nach deutschen Städtenbetitelte Pizzas verkauft, ist das ein wirtschaftlicherStandortvorteil im Nordosten Berlins. Schon imLogo, der in Weißensee gelegenen „Osseria“, kündigtein mit einer Gabel an deren Ende die Deutschlandfahneweht gespicktes Pizzastück diese Geschäftsideeoffen an. Pizzas benannt nach deutschen Städten, Nudelgerichtedie „Rigatoni Lichtenberg“ heißen oderdie „Lasagne Marzahn“ zeigen dem dümmsten Deutschen,was er zu erwarten hat: die angeblich bessere„deutsche Küche“. Dementsprechend ist natürlichauch die Zusammenstellung des Publikums. Auch dasWirtshaus an der Panke in Französich-Buchholzrühmt sich in der Werbung mit seiner „deutschen Küche“.Dies scheint auch die Mitglieder der ParteiRechtsstatliche Offensive (Schillpartei) in die Bahnhofsstraße15 angelockt zu haben. Der OrtsverbandPankow der Partei trifft sich regelmäßig im Wirtshausan der Panke.Die Bundeszentrale der Republikaner in der BerlinerStraße 128 war bis zu ihrem Umzug im Mai 2003der größte Stütz- und Treffpunkt organisierterRechtsextremisten in Pankow. Hier fanden neben Sitzungen,Veranstaltungen und Vorstandstreffen auchFeierlichkeiten der Berliner Republikaner statt. Vonhier aus wurden der Berliner Landesverband organisiertund überregionale Aktivitäten der Republikanergeplant. Nun sitzen sie in kleineren Räumlichkeitenin der Berliner Straße. Neben diesem über Berlin hinauswichtigen Stützpunkt im Zentrum von Pankowsind die beiden Naziläden „Andycap“ und „Harakiri“auch von überregionaler Bedeutung. Der „AndycapSports- & Scenewear“-Laden ist in der NiederschönhauserDietzgenstraße 94 angesiedelt und gehörtNormen Weißleder. Neben dem Ladengeschäftist dem „Andycap“ auch noch ein kleiner Versandhandelangeschlossen. Im Dezember 2001 wurde derLaden und die dazugehörigen Lagerräume von derPolizei durchsucht. Dabei wurden 107 CD`s mit„strafrechtlich relevanten Inhalten beschlagnahmtund ein Verfahren wegen Volksverhetzung und Verwendenvon Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen“von der Polizei eingeleitet. Trotz dieses„Vorfalls“ ist der Naziladen natürlich weiterhin geöffnet.Rechter Lifestyle ist im Nordosten nicht nur in denNaziläden erhältlich, auch in den „normalen“ Einkaufszentrenund „unpolitischen“ Klamottenlädensind teilweise rechte Lifestylemarken im Angebot. RechtsextremePropaganda, sei es nun das bedruckte T-Shirtoder der schwarz-weiß-rote Aufnäher sind nur überdie entsprechenden Versände oder die erwähnten regionalenNaziläden zu beziehen.Bedeutsam ist der „Andycap“ nicht nur durch denVerkauf von rechtsextremer Propaganda, sondernauch durch die schnelle Verbreitung von kurzfristigenTerminen und die Rekrutierung von rechtsextrem-Kneipe „Huckebein“Gaststätte „Frohsinn“REP-Verteilerinnen am S-Bhf. Pankow Oktober 2002mitte R. Haese am REP-Stand, S-Bhf. Pankow Oktober 2002Vandalen-Combo am 1. Mai 2002 in Hohenschönhausen


18PANKOW FIGHT BACK MAI/03BfB-Demo. Neonazi Frank-Eckart Czolbe-Senft aus Altglienickeorientierten Jugendlichen für neonazistische Organisationen.So mobilisierte der Laden mit Flyern undPlakaten zu einem Aufmarsch der KameradschaftGermania. Im Prenzlauer Berg existiert seit Mitte der90er Jahre in der Grellstraße 1b der Naziladen „Harakiri“.Der Inhaber Henry Harm hat es sich mitseinem Laden gemütlich im Prenzlauer Berg eingerichtet.Hier können sich Rechtsextremisten mit ihrenNaziutensilien eindecken und wichtige Publikationensowie CDs aus dem extrem rechten Spektrumerwerben. Seit einigen Jahren ist u.a. Nicole Radickein dem Laden angestellt. Nachdem noch in den erstenJahren der „Harakiri“ oft Ziel von antifaschistischenAktionen war, ist es in den letzten Jahren eherruhig um ihn geworden. Auch die Kampagne „Nazishopsstoppen!“ konnte an dieser Situation nichtsändern.Ein weiterer Laden im Nordosten, der von einem extremenRechten betrieben wird, verkauft gar wundersamModelleisenbahnen, wahrscheinlich auchzum Nachbau von glücklicherweise schon längst zerstörtenTräumen. Doch der von Detlef Appel in derErich-Weinert-Straße betriebene Laden verkauft darüberhinaus auch noch Videos, u.a. von der Paradezum 50ten Geburtstag Adolf Hitlers. Dabei beläßt esaber Appel nicht. Zu Wahlkampfzeiten geht er in seinerFreizeit zusammen mit anderen von der NPDzum gemeinsamen Aufhängen von NPD-Wahlschildern.Dazu wird auch gerne der Firmenwagen desModell-Eisenbahnladens genutzt.Zu den öffentlichen Räumen gehören im übrigenauch Jugendklubs. Hier ist es besonders wichtig dieHegemonie von rechtsorientierten Jugendlichen zuvermeiden und gerade Kader rechtsextremer Organisationenaus den Einrichtungen rauszuschmeißen. ImBezirk haben sich einige Jugendklubs als untauglichim Umgang mit diesem Problem erwiesen. So sinddie Jugendfreizeiteinrichtungen in der Mahlerstraßesowie in der Hosemannstraße und der H.O.F. 23 inder Langhanstraße nicht zu Unrecht in die Schlagzeilengeraten. Antifaschistische Proteste konnten dieinnerhalb der Einrichtungen angehäuften rechtsextremenVorfälle und alltagsrassistischen StimmungenAnfang des Jahres 2003 wenigstens auf die Tagesordnungder Lokalpolitik bringen. Weiterhin werden dieJugendklubs in Buch von einem rechtsorientiertenKlientel stark frequentiert. Der Sportjugendklub genausowie „Der Alte“ haben noch nicht einmal dieSensibilität über diese Themen ernsthaft zu reden.DIE GRAUZONEDie Tatsache, dass wesentliche Organisationen geradeaus der Grauzone zwischen Rechtsextremismus undKonservatismus kommen, wie z.B. der inzwischenaufgelöste Bund Freier Bürger (BFB), aber in ihrerBedeutung als Schmiede für rechtsintellektuelle Diskurseund Bündnisse bis weit in die Mitte der Gesellschafthinein wirken, darf nicht unterschätzt werden.Unser Anspruch ist es auch einen Überblick überden organisierten Neonazismus hinaus bis in dierechtskonservativen Kreisen hinein zu geben.Hans-Eberhard Zahn, ehem. Vorstandsmitglied derrechten „Notgemeinschaft für eine freie Universität“(NofU) und Autor in der rechtsextremen JungenFreiheit, trat 1998 als Bundestagskandidat fürden nationalliberalen Bund Freier Bürger an, undzwar im Wahlkreis Pankow-Weißensee-Hohenschönhausen.Bekanntester Vertreter dieses Milieus im Bezirk ist derRechtsanwalt Markus Roscher. Er wohnte einigeJahre in der Gleimstr. im Prenzlauer Berg. Angefangenhat seine politische Karriere bei den Jungen Liberalenin Westdeutschland. Doch er sattelte politischum, 1998 wurde der smarte Roscher stellv.Bundesvorsitzender und Berliner Landesvorsitzenderdes Bund Freier Bürger - Die Offensive. Im gleichenJahr trat er für den BFB als Bundestagskandidatim Wahlkreis Mitte-Prenzlauer Berg an.Zusammen mit Eckart Johlige, einem anderen Kandidatendes BFB für die Bundestagswahl 1998, betreibtRoscher seine eigene Rechtsanwaltskanzlei.Hauptsitz der Kanzlei ist im Bezirk Charlottenburgin der Rankestraße. Ihren zweiten Sitz hat die KanzleiRoscher & Johlige und Partner in der BlankenburgerStraße in Niederschönhausen.Doch seit 1999 ist er nicht mehr Mitglied des BFB,sondern Mitglied der CDU. Und auch dort schaffteDIE REPUBLIKANER (REP) IN PANKOWVon Februar 1999 bis Mai 2003 befand sich die Bundeszentrale der Republikanerin der Berliner Straße 128 im Ortsteil Pankow. Die Immobilie gehörteehemals der Familie Garbaty und ist während dem Dritten Reich ‘zwangsarisiert’worden. Derzeit ist sie im Besitz des Westberliner Dipl. Ing. WolfgangSeifert, der neben einer Immobilienfirma auch ein Zeitarbeitsunternehmen betreibt.Seifert ist Partei-Mitglied der Republikaner und hat an den BerlinerLandtagswahlen 2001 als Kandidat der REPs teilgenommen.Im Vergleich zu anderen rechtsextremen Parteien sind die Republikaner wenigeraktionistisch, deshalb aber nicht bedeutungslos, u.a. wegen ihrer kommunalenWahlergebnisse. Sie fallen durch ihre Präsenz mit ihren traditionellen Infoständeauf dem „Fest an der Panke“ und dem „Weißenseeer Blumenfest“, sowiehäufigen Infotischen zu Wahlkampfzeiten, auf.Besonders aktiv in Pankow während des Wahlkampfes 2002 waren Detlef Britt,Bornholmer Straße. Er ist der Vorsitzende des Kreisverbandes Pankow/ PrenzlauerBerg und gleichzeitig auch Landesgeschäftsführer der Republikaner. Auchder Kandidat für die Abgeordnetenhauswahl 2001, Georg Schadewald, sowieder 3. stellvertretende Landesvorsitzende Reinhard Haese engagierten sich starkim Wahlkampf 2002. Schadewald, der Kreisvorsitzende aus Weißensee wohntin der Gäblerstraße.Am Vorabend des 20. April 2002, des Geburtstag Adolf Hitlers, führte die RepublikanischeJugend, die Jugendorganisation der Republikaner, einen Filmabendmit dem Chaplin-Film „Der Große Diktator“ an. Schon 2001 waren dieRepublikaner am 20. April durch eine „spektakuläre“ Feste aufgefallen, als eineFeier zum 111. Geburtstag des früheren österreichischen Bundeskanzlers AdolfSchärf (SPÖ) angekündigt war. Dieser war 1957 unter dem Motto „Wer einmalschon für Adolf war, wählt Adolf auch in diesem Jahr“ in den österreichischenWahlkampf gezogen.Im „Maccheroni“ am Helmholtzplatz in Prenzlauer Berg arbeitet der ehemaligeführende Aktivist der Republikanischen Jugend (RJ) Enrico Geese als Koch.Der derzeitige Vorsitzende der RJ, Thomas Weisbrich, ist gleichzeitig auch 2.stellvertretender Landesvorsitzender der Republikaner. Der 32jährige Angestelltewohnt in der Eilveser Straße, Weißensee.Weitere Personen die im Zusammenhang mit den REPs im Nordosten aufgefallensind: Rainer Bauer (Prenzlauer Berg); Christian Bützow (Weißensee);Klaus-Jürgen Czubba (Prenzlauer Berg); Dr. Werner Müller; Dr. WolfgangKurzweg; Jörg Geisler (Prenzlauer Berg); Henrik Glöß (Weißensee); ManfredHäusler (Pankow); Detlef Keirath (Pankow); Elke Matthee (Weißensee); ReneMatthee (Weißensee); Joachim Wolfgang Mierwald (Weißensee); Karl-HeinzPetters (Prenzlauer Berg); Hans-Ulrich Pieper (Weißensee); Alexander Rutz(Pankow); Torsten Seewald (Prenzlauer Berg); Günter Spieker (PrenzlauerBerg); Johannes Wallroth (Prenzlauer Berg); Jörg Welle (Prenzlauer Berg); FrankWeiss (Weißensee)


FIGHT BACK MAI/03PANKOW19Markus RoscherEckart Johligeer es bis an eine lokale Spitzenposition. Der frühereAutor in der Jungen Freiheit wurde für die CDUWahlkreiskandidat im Prenzlauer Berg zur BerlinerAbgeordnetenhauswahl 2001. Unterstützung für seinenWahlkampf bekam Markus Roscher von HeinrichLummer, dem Ehrenvorsitzenden einer weiterenGraunzonenorganisation, den Deutschen Konservativene.V.. Mit ihm veranstaltete er am 28. 09. 2001eine „Kneipentour“ durch den Prenzlauer Berg. ErsteStation war dabei die „Bornholmer Hütte“ in derBornholmer Straße 89, Stammlokal des CDU-Ortsverbandesin Pankow.2002 wollte Roscher wieder zur Wahl antreten. Diesmalging es um ein höheres Amt: für die CDU in denBundestag. Doch der „wertkonservative“ Roschermusste seine Kandidatur zurück ziehen, GünterNooke, der „Vertreter östlicher Interessen“, dürfte imNordosten für die CDU antreten, nicht Roscher.Doch auch diese Niederlage konnte seinen Aufstiegnicht verhindern, nur ein wenig verzögern. Ende Februar2003 wählte der CDU-Ortsverband Schönhauser-Alleeseinen Vorstand neu: Als Vorsitzenderwurde BVV-Mitglied Karl Hennig bestätigt. Zu seinenStellvertretern wurden Michael Sommer undMarkus Roscher gewählt. Weiterhin ist er Vorsitzenderdes AK Sicherheit im Kreisverband Pankow undSprecher der „Blankenburger Gruppe“. Die sogenannte„Blankenburger Gruppe“ soll „als konservativerMotor“ innerhalb der Berlin-BrandenburgerCDU fungieren. Neben dem Ex-Senator HeinrichLummer steht auch der Brandenburger InnenministerJörg Schönbohm diesem Kreis nahe.Der Multifunktionär Markus Roscher ist auch Vorsitzenderder Liberalen Gesellschaft e.V., einst wurdediese von Hermann Oxfort und Alexander von Stahlgegründet, und zwar zur Förderung des patriotischenLiberalismus. Die Liberale Gesellschaft e.V. hatte am01.03.2002 auf ihrer Mitgliederversammlung beschlossen,sich wieder aktiv in das politische Gescheheneinzumischen. Der alte Freund von M. Roscheraus den Zeiten des BFB, Torsten Witt, ist Schatzmeisterder Liberalen Gesellschaft. Zu Veranstaltungendieses Kreises wurden bisher u.a. die bekanntenRechtsaußen Dr. Klaus Rainer Röhl, Dr. HeinerKappel und Rainer Zitelmann eingeladen.Roscher bezeichnet sich selbst als Vertreter „konservativer,liberaler, bürgerlicher und patriotischer“ Positionen,das Holocaust-Mahnmal sei für ihn weiterhin„in dieser Größe zugleich auch ein ständiger Vorwurfan das deutsche Volk, den die junge Generationnicht verdient hat“. Für uns bleibt also festzuhalten,dass die Pankower CDU bereitwillig eine Person inführender Funktion in ihren Reihen hat, der Teilnehmereiner Demonstration gegen das Holocaust-Denkmal im Jahre 1998 war und offen mit führendenRechtskonservativen und Nationalliberalen zusammenarbeitet.Eine weitere Grauzonenorganisation ist die BürgerrechtsbewegungSolidarität (BüSo). Die BüSo istTeil des parteipolitischen Flügels der LaRouche-Connection.Dieses weltweite Geflecht von Verlagen, Organisationenund Institutionen wird von dem amerikanischenRechtsextremisten Lyndon H. LaRouchegeleitet. Die Programmatik dieser Organisationen istgekennzeichnet von antisemitischem, antiemanzipatorischemund autoritärem Gedankengut.1999 initiiert die BüSo eine Unterschriftenkampagnefür Präsident Clinton, der wegen seiner sexuellenAbenteuer nicht nur in die Schlagzeilen kam, sondernauch vor einem Untersuchungsausschuss. Die Vorsitzendeder BüSo Helga Zepp-LaRouche sah hier eine„britisch-jüdische Verschwörung“ walten.Sehr aktiv ist die Bürgerechtsbewegung Solidarität anden Berliner Universitäten und in der Friedensbewegung.Dort tritt sie vor allem durch die Verbreitungvon ihren Propagandamaterialien auf. Dagegen warendie bisherigen Wahlergebnisse eher unbedeutend.Auch bei der Bundestagswahl im September 2002.Dabei war interessant, dass die Berliner Landeslistevon Helga Zepp-LaRouche angeführt wurde. In Pankowwar Monika Hahn Kandidatin zur Bundestagswahlim September 2002.MARSCHIERT DIE QUERFRONT?Die Humanistische Partei ist ein Ableger der weltweitenHumanistischen Bewegung. Die „Bewegung“ist streng hierarchisch und zentralistisch organisiert.Dieser Gruppe geht es, wie es ihr „Führer“ Silo ausgedrückthat, um die Weltherrschaft. In linken Publikationenwird die Humanistische Bewegung in allerRegel als Psychogruppe, politreligiöse Bewegungoder Sekte bezeichnet.Die Mitglieder der „Bewegung“ versuchen mit Weltveränderungs-Parolen,die dem grün-alternativenSpektrum zuzuordnen sind, neue, vor allem jungeAnhänger zu gewinnen. Nach Aussagen von Dr. RobThielmann ist die Partei als „eine internationaleSekte, eine populistische Mischung aus „kommunistischen“,„anarchistischen“ und faschistischen Elementen“zu bewerten. Weiterhin sagt er, dass die Organisation„eine hierarchische und autoritäre Struktur“hat, die keine „demokratischen Entscheidungsprozesse“kennt.Die Humanistische Partei (HP) ist bei der Teilnahmean Wahlen nicht gerade erfolgreich. Ihr Kandidat zurBundestagswahl, Michael Steinbach, bekam nichtmal 1 Prozent der abgegebenen Stimmen. Doch jederim Bezirk kennt sicherlich die Zeitung „PrenzlbergerAnsichten“. Diese Zeitung wird von Mitgliedernder „Humanistischen Bewegung“ hergestelltund verbreitet. Verantwortlich im Sinne des Pressegesetzist der schon erwähnte Michael Steinbach.PARTEI RECHTSSTAATLICHEOFFENSIVE (SCHILLPARTEI)Olaf BuschHeinz-Lothar RosengartenDie unter dem Namen Schillpartei bekannt gewordenerechtspopulistische Partei RechtsstaatlicheOffensive kommt langsam aber sicher mitihrem Aufbau als „bundespolitische Kraft“ voran.Auch in Berlin existiert ein Landesverband, derin seinen Reihen natürlich auch einen OrtsverbandPankow hat. Dieser wird im Landesvorstanddurch den Stellvertretenden VorsitzendenOlaf Busch repräsentiert. Gleichzeitig ist er nichtnur Delegierter zum Bundesparteitag, sondernauch noch Beisitzer im Ortsvorstand Pankow.Der Ortsverband entwickelt nur sehr wenige Aktivitätenin Pankow. Zu Wahlkampfzeiten ist erdurch Informationsstände, wie zum Pankower„Fest an der Panke“ im September 2002 undmassive Plakataktionen auffällig. Darüber hinausversucht der Ortsverband seinen weiteren Aufbaudurch Neueintritte zu forcieren. Dies gelingtihm bisher nur mäßig. Die Anschrift des OVPankows ist bei Herr Busch in der Rheinfelsstraße14 A in 13129 Berlin.Der regelmäßige Treffpunkt, jeden erstenDienstag im Monat, des Pankower Ortsverbandesist in dem Wirtshaus an der Panke in derBahnhofstr. 15. Das in Französisch Buchholz gelegeneWirtshaus hat keine Probleme mit dieserKundschaft. Im Gegenteil, diese Information istim Internet öffentlich einsehbar. Eine weiterenoch dazu: das Wirtshaus ist Sponsor der 1. Herrenfußballmannschaftdes Sportvereins Buchholz.Klingt uninteressant, nicht aber wenn zudem einer der Mitbesitzer des Wirtshauses ersterVorsitzender des SV Buchholz ist.Weitere Mitglieder des Ortsverbandes Pankow:Der Rentner Heinz-Lothar Rosengarten istder Vorsitzende; Jörg Becke ist 1. Stellvertreterdes OV Pankow; Ausbildungsleiter ChristianGrychtolik ist 2. Stellvertreter des OV Pankow;der Rentner Dr. Jürgen Milleck ist Schriftführerdes Ortsverbandes und der Dipl. Ingenieur fürElektroenergieanlagen Peter Hojdem ist Schatzmeister.


20PANKOW FIGHT BACK MAI/03Peter TöpferIm Prenzlauer Berg wird von dieser „Bewegung“ nebender Zeitung in einer Auflage von 8000 Exemplaren,das Nachbarschaftszentrum 180 Grad in derBonhoeffer Straße und darüberhinaus noch eineFernsehsendung im „Offenen Kanal“ betrieben.Weitaus isolierter, aber dafür offenkundiger in der inhaltlichenPositionierung, sind die Personenkreise umPeter Töpfer. Töpfer ist führender Kopf der sogenannten„Nationalen Anarchisten“ und marschiertfreudig mit den lokalen Neonazis mit, so auf einer derDemonstration des „Kameradschaftsbundes Germania“in Berlin. Oder im Herbst 1998 sogar mit einemschwarz-rotem Stern auf der Brust auf der großenWahlkampfdemonstration der NPD in Rostock.Diese Auftritte sind nicht etwa einer geistigen VerwirrungTöpfers geschuldet oder der Rechtsextremisten,die mit ihm zusammen arbeiten, nein sie sindprogrammatisch. Seit Jahren arbeitet Töpfer, in derals Querfront bezeichneten Szene, in der ehemaligeLinke, die ihren Frieden mit der deutschen Nationgemacht haben, mit Rechtsextremisten jeglicher Coleurzusammen. Die Strategie von den meisten Querfrontaktivistenist es in pseudolinker Diktion gehaltenenationalrevolutionäre und neurechte Inhalte zuverbreiten.Zusammen mit Andreas Röhler war Töpfer aktiv imVerlag der Freunde. Ferner ist er Gründungsmitglieddes Vereins Bunte Hunde e.V. und betreibt die Internetseitewww.nationale-anarchie.de. Diese Aktivitätenmachen ihn zu einem Aushängeschild der auchin anderen Regionen aktiven „Nationalen Anarchisten“.Zu seiner Wohnung im Hinterhof in der KorsöerStraße lassen sich viele der unterschiedlichenQuerfrontaktivitäten in Deutschland zurückverfolgen.Hier wird geplant, organisiert und über inhaltlicheThemen debattiert. Der Verlag der Freunde istseit Jahren in der Danziger Straße beheimatet. Auchzu einem lokalen Treffpunkt für die Verknüpfung vonrechtsintellektuellen und linksintellektuellen Diskursenist das in der Torstraße beheimatete Kaffee Burgergeworden. In dieser Kneipe trifft sich eigentlichseit einigen Jahren das alternativ-anarchistische Milieuaus Mitte und dem Prenzlauer Berg. Doch imJuni 2002 trug die russische Schriftstellerin AlinaWituchnowskaja Gedichte wie „Wir, die Rechte“ vor,im August des gleichen Jahres war die Band GrazshdanskajaOborna (GO), deren Frontmann JegorLetow einer der Gründer der National-BolschewistischenPartei (NBP) in Russland war, zu Gast. Wituchnowskajaist aktive Sympathisantin der NBP, inihren Werken bezieht sie sich auf antihumanistischeWerte und eine stark faschistoide Symbolik. Letowvertritt völkisch-sozialistische Ideen und sagte selbervon sich, dass er ein „sowjetischer Nationalist“ sei.In den öffentlichen Auseinandersetzungen mit AntifaschistInnenim Vorfeld dieser Veranstaltungen sowieim nachhinein zeigten sich die Betreiber des KaffeeBurger außergewöhnlich uneinsichtig. Die Protesteder Antifa wurden als Denunziation von künstlerischenProjekten abgetan und nicht als inhaltlicheIntervention begriffen. Auf den Gegenstand der Kritik,also die inhaltlichen Kritikpunkten, wurde vonSeiten der Betreiber fast gar nicht oder nur ausweichendeingegangen.Der neonazistische Kampfbund Deutscher Sozialisten(KDS) ist ebenfalls solidarisch mit antiimperialistischen,nationalbolschewistischen und nationalrevolutionärenBewegungen. Bundesweit ist der KDSKDS-KADER/MITGLIEDERBundesweit prominente Kader des KDS sind diezum Teil langjährigen neonazistischen Aktivisten:Thomas Brehl (GausekretärHessen und Organisationsleitung),Heinz Kronz aus Langen,Axel Reitz (GausekretärRheinland undMitglied der Org.-Leitung),Martin Scheele(Gausekretär Westfalen)und Michael Thiel ausDuisburg. Axel Reitzäußert sich sehr deutlich zu dem Weltbild des KDS:„Wir glauben auf dieser Erde alleine Adolf Hitler.Wir glauben, dass der Nationalsozialismus der alleinseligmachende Glaube ist für unser Volk. Wir glauben,dass es einen Herrgott im Himmel gibt, derlinks außen: Jörg Hähnel, mitte: Michael Koth, rechts außen: Oliver Schweigertdurch seine offensiven Solidaritätsaktionen für denIrak und Saddam Hussein bekannt geworden. KDS-Abordnungen besuchten im April und Juli des Jahres2002 die Irakische Botschaft, Solidaritäts-Plakate und-Flyer wurden massiv verbreitet und natürlich wie essich für jede „Solidaritätsbewegung“ gehört, hat derKDS auch Spenden für den Irak gesammelt.Entsprechend freundschaftlich entwickeln sich dieKontakte zum Regime Saddam Husseins. So beobachtetder nordrhein-westfälische Verfassungsschutzden 1999 gegründeten Kampfbund Deutscher Sozialisten(KDS). Die Behörde bestätigt, dass KDS-Vertretererst in Bonn, später in Berlin in der irakischenBotschaft ein- und ausgingen. Saddam Hussein sei„groß und bewundernswert“, weil er es geschaffthabe, „wie unser Führer Adolf Hitler, sein Volk hintersich zu bringen“, bekannte KDS-Vertreter AxelReitz in der Fernsehsendung „Frontal 21“. Der Iraksei die „orientalische Variante des nationalsozialistischenVolksstaates“. Dem Geschäftsträger der irakischenBotschaft überreichten KDS-Vertreter ihre Ehrennadel.Historische Wurzeln dieser Verbundenheituns geschaffen hat, wir glauben, dass es einen Herrgottim Himmel gibt, der uns führt, der uns lenkt,und der uns sichtbar segnet. Und wir glauben, dassdieser Herrgott uns Adolf Hitler gesandt hat, damitDeutschland für alle Ewigkeit ein Fundament werdet.Heil Hitler.“Weiterhin sind folgende Personen im KDS aktiv:Paul Breuer, Silvio Buchholz (Stützpunktleiter desGau Thüringen), M. Friedrich aus Leipzig (Stützpunktleiter),Wolfgang Gerhausen, Andreas Gruhle(stellvertr. Gausekretär Reichersbeuern), Peter Habermannaus Garmisch-Patenkirchen (GausekretärOberbayern und Bereichsleiter-Süd), Philipp Hasselbach(KDS Essen), Marco Kreutzer (GausekretärNordhausen), I. Leuken aus Halle (Stützpunktleiter)und S. Schmidtke (Nationaler Widerstand- Sozialistische Zelle Strausberg).


FIGHT BACK MAI/03PANKOW21Imke Barnstedtim Ungeist reichen zurück bis ins Nazi-Deutschlandvor 1945. Als treuester Verbündeter Hitlers im Orientgalt nach Ansicht des Publizisten Anton Maegerle derGroßmufti von Jerusalem, Mohamed Amin al-Husseini(1895-1974). Auf einem Empfang bei Hitler am30. November 1941 bezeichnete der Großmufti dieAraber als „die natürlichen Freunde Deutschlands“,weil sie die gleichen Feinde hätten, „nämlich die Engländer,die Juden und die Kommunisten“. Später fandenSS-Bonzen wie Alois Brunner im syrischen DamaskusAsyl. Aktuelle Aufnahmen aus der irakischenBotschaft belegen die Besuche des KDS in diesemJahr: Selbstdarstellung vor dem Konterfei des Diktators.Auf den Gruppenbildern die Führungsriege desKampfbundes im freundlichen Plausch mit den Repräsentantender irakischen Republik. Die KDSlersind voll des Lobes. Peter Habermann berichtet vonden Besuchen in der Botschaft: „Wir werden ja relativselten empfangen und wenn wir empfangen wurden,in den letzten Jahren war das ablehnende Haltung.Aber da bei den Irakern war es absolut herzlich.“Hauptträger der Aktivitäten des KDS im Nordostenist der „Gauleiter Berlin-Brandenburg“ und inWeißensee wohnhafte Michael Koth. Er ist Gründungsmitglieddes Kampfbundes. In seiner Funktionals Mitglied der Organisationsleitung des KampfbundesDeutscher Sozialisten ist er hauptsächlichüber die Grenzen Berlins hinaus aktiv. Auf einer imMärz 2001 in der Nähe von Oranienburg durch dieBerliner Gruppe der Deutschland-Bewegung (DB),dem lokalen Nationalen Widerstand sowie demKDS veranstalteten „Feierlichkeit“ überreichte er der„Interpretin des Kulturprogramms“, Imke Barnstedtdie KDS-Ehrenauszeichnung „Verdiente Kulturschaffende“.Sie sprach zum Thema: „BedeutendeFrauen in der Geschichte Deutschlands, von MagdaGoebbels bis Clara Zetkin“.Imke Barnstedt ist Schauspielerin, z.B. in der RTL-Serie „Hinter Gittern“, aber auch aktiv in derDeutschland-Bewegung und ehemaliges Mitglied desBund freier Bürger (BFB). Sie spielte Theater in Oldenburg,Iserlohn, Berlin und am Niederrhein sowiediverse Hauptrollen in TV-Produktionen: u.a. „Utopia“(ZDF), „Liebling - Kreuzberg“ (ARD) und „UnserLehrer Dr. Specht“ (ZDF). Der Kampfbund deutscherSozialisten ist nicht unbedingt wegen seiner„Kulturveranstaltungen“ gefährlich, aber diese konkreteVeranstaltung zeigt deutlich, dass das Bündnisspektrumdes KDS nicht nur auf einige Teile der neonazistischenSzene beschränkt ist. Neben der KameradinBarnstedt trat auch der Genosse Peter L. ausder PDS auf. Dieser hatte sich nicht aus Versehen indie Veranstaltung verirrt, sondern war ein wichtigerBestandteil dieser. Peter L. hielt ein Referat über diepreußischen Tugenden in der NVA.Logisch, denn das programmatische Ziel des KDS istdie Zusammenführung von „rechten und linken Sozialisten“um gemeinsam gegen den „Zionismus“,wahlweise auch die „Verschwörung aus Politik undKapital“ genannt, zu kämpfen. Parolen wie „Freiheitfür Egon Krenz“ oder Agitation gegen das „teuflischeAmerika“ sind dabei nur einige Schnittmengen zuautoritär-linken Zusammenhängen.In letzter Zeit häufen sich die Versuche, vor allem beiöffentlichen Veranstaltungen im Haus der Demokratie,von Seiten der extremen Rechten an diesen teilzunehmen.Nicht nur bei den Veranstaltungen derglobalisierungskritischen Initiativen tauchen hier organisierteNeonazis auf. Auch bei antifaschistischenund antimilitaristischen Themen sitzen immer wiedermal welche in den Zuschauerreihen.Zu Beginn dieses Jahres trafen sich engagierte AntifaschistInnenund die Combo Koth & Schneider vordem Gericht in Moabit wieder. Anlaß war eine vonüberwiegend bürgerlichem Publikum besuchte Veranstaltungim Haus der Demokratie zum 20. Juli1944. Bei dieser war auch Gerd Schneider zugegen.Ein aktiver Antifaschist bezeichnete Schneider aufdieser Veranstaltung als „Faschist“ und outete ihn somitin der unwissenden Runde der ZuschauerInnen.Zum Prozeß war auch Michael Koth gekommen,aber nicht als Zeuge sondern als Zuschauer. GerdSchneider arbeitet mit ihm als Berliner Regionalbeauftragterder Deutschland-Bewegung zusammen,die als Netzwerk für die organisierte Rechte die „nationaleErneuerung von unten“ propagiert. „Wir wollendie Bevölkerung aufklären über die Politik fremderMächte, die alles, was deutsch ist, demontierenwollen“, schreibt Alfred Mechtersheimer, der Gründerund Sprecher der DB. Wer diese Mächte sind,machte Schneider auf der oben schon erwähnten Veranstaltungdes KDS deutlich. Er identifizierte als„Hauptfeind des deutschen Volkes - damals wie heute- das Kapital der amerikanischen Ostküste“.Am 20. März 2003 trat Imke Barnstedt in der „Gedenkbibliothekzu Ehren der Opfer des Stalinismuse.V“ am Nikolaikirchplatz in Mitte auf. Dortführte sie ihr Kabarettprogramm „Lieb Vaterland,magst ruhig sein“ vor. Im Ankündigungstext hieß es„Imke Barnstedt, Schauspielerin und Sängerin in Berlin,trägt patriotische Lieder und Texte von Heine,Fallersleben, Tucholsky, Graßhoff und Wolf Martin(Wien) vor.“.Michael Koth erschien am 22. März 2003 wieder malauf der Bildfläche. Pünktlich zu den neonazistischenAktivitäten gegen den „Angriffskrieg der USA“ meldetedie NPD eine Demonstration in Berlin-Köpenickan. Da trotz der Mobilisierung durch NPD, NationalemWiderstand Berlin-Brandenburg und KDSaber nur rund 30 Personen aus dem extrem rechtenSpektrum zusammenkamen, mußte die nationaleFriedensdemonstration wegen der geringen Beteiligungabgesagt werden. Außer einer Kundgebung aufder der Bundesvorsitzende der NPD, Udo Voigt, undder Europabeauftragten der NPD, Peter Marx, sprachenkam nichts weiter bei raus. Dabei wurden mehrereTransparente gezeigt: „Bush nach Den Haag“und „Schluß mit der Kriegstreiberei – Kein Blut fürUS-Tyrannei“. Neben den bisher schon erwähntenKadern waren weiterhin Oliver Schweigert, JörgHähnel und Rene Bethage anwesend.ZUZÜGE, UMZÜGE UND WEGZÜGE!Die Fluktuation der „nationalen Aktisten“ im Nordostenist in letzter Zeit wieder mal größer geworden.Oft wird mit Veränderung des Wohnortes auch derAktionsraum der jeweiligen Aktivisten verändert. Ineinigen Fällen sogar das gesamte politische und orga-Querfront: Antikriegsproteste von Rechts.


nisatorische Umfeld.So ist der Pankower Blood & Honour - Aktivist undNPD-Kandidat Heiko Lappat verzogen. Im Nordostenist er seitdem kaum noch aktiv. Der ebenfalls beiB&H aktive Eckart Bräuninger hat nur seinen Aktionsschwerpunktverlagert. Nachdem er auch in führenderFunktion im KV Pankow der NPD aktiv war,ist er nun zum KV Nordost gewechselt.Der KV Nordost umfaßt neben dem ehemaligen BezirkFriedrichshain auch noch die Stadtteile PrenzlauerBerg und Mitte. Bräuninger, der in der Büschingstraßewohnt, ist zu Wahlkampfzeiten einwichtiger Aktivposten der lokalen NPD. Die Betreuungvon Infoständen und die organisatorische Arbeitdes Kreisverbandes sind sein Hauptbetätigungsfeld.Im Wahlkampf 2002 war er häufig gemeinsam mitdem NPD-Kreisvorsitzenden von Lichtenberg AlbrechtReither unterwegs. Er ist seit diesem Frühjahrauch Mitglied des NPD-Landesvorstandes Berlin.Ebenfalls aus dem Bezirk verzogen ist die ehem. führendeFunktionärin der Berlin-Brandenburger NPD,Claudia Jäppelt. Sie ist mit dem ebenfalls sehr emsigenNPD-Aktivisten Uwe Brunke nach Siemensstadtgezogen. Dort haben sie es sich zusammen mitihrem Kind im Popitzweg gemütlich gemacht. Zusammensind sie jetzt führend im Kreisverband Nordder NPD aktiv. Uwe Brunke wurde jedoch häufig beiStandaktionen oder größeren Plakatieraktion derNPD im Nordosten gesichtet. Zum Stand der NPDauf dem Blumenfest in Weißensee 2002 war er auchanwesend. Auch Mirko Jäppelt, der Bruder vonClaudia, ist in der NPD, aber im KV Pankow, aktiv.Trotzdem ist er ebenso umgezogen. Der ehem. Vorsitzenderdes Kreisverbandes Mitte/PrenzlauerBerg blieb aber im „Kiez“. Sein neues zu Hause ist inder Anton-Saefkow-Straße.Lutz Giesen, der bundesweit bekannte „Freier Nationalist“aus Berlin, ist vor einem halben Jahr nachHamburg verzogen. Grund seiner fluchtartigen Abreiseaus Weißensee waren Mietschulden, sowieSchulden bei der Telekom und der Bewag. ChristianWorch, bundesweit bekannter „Freier Nationalist ausHamburg“ kommentierte dies in einer persönlichenStellungnahme als nicht relevant, da „schließlich anonymeGesellschaften” betrogen worden waren, diegewissermaßen als „Teile des kapitalistischen Systems”gelten müssen.Damit erst mal gut. In Hamburg angekommen bekamGiesen von Lars Jacobs, einem der Betreiber desFreien Info Telefon (FIT) Norddeutschland, einehohe Bürgschaft gestellt, um sich in Hamburg eineWohnung anzumieten und „von vorne anzufangen“.Dies scheint ihm nicht gelungen zu sein. Im Februar2003 eskalierte die Situation durch eine Demonstrationsanmeldungvon Lutz Giesen in Hamburg. Fürdas Aktionsbüro Norddeutschland meldete Giesendie für Ende Februar angesetzte antiamerikanischeDemonstration „Amis raus - Freiheit rein“ an.Damit hatte aber Christian Worch seine Probleme,vor allem aber mit dieser Anmeldung. Da er schonlänger im Streit mit den Betreibern des AktionsbüroNorddeutschland, Tobias Thiesen und Thomas„Steiner“ Wulff lag. Das von Jacobs an Giesen gebürgteGeld wurde nicht für die Miete und Telefonrechnungausgegeben, sondern womöglich für kapitalistischeGebrauchswaren fanden die Kameradenvon Worch heraus. Anfang Februar jedenfalls schriebWorch in einem Brief, dass am 5. Februar 2003 „dieWahrheit” herauskam: „Giesen hatte seit seinem Einzugam 1. August 2002 keinen Cent Miete bezahlt.Seit dem 6. Januar lief gegen ihn eine Räumungsklage.Die gesamten Schulden gegenüber der WohnungsgesellschaftGWG, für die der Bürge haftet, warendamals 1.900,25 EURO!”Weiter schreibt Worch: „Sieben Monate keine Mietezu bezahlten (und gleichzeitig eine Telefonrechnungvon teilweise mehr als 250 EURO im Monat zu haben!)ist wohl schon versuchter Betrug. Und wenn ein Kameraddafür als Bürge nötigenfalls geradestehen muss,ist das mindestens versuchter Kameradendiebstahl!”Lutz Giesen (links außen) im Pulk Neubrandenburg 2001Das Fazit für Christian Worch, und die weiterenUnterzeichner Torben Klebe, Lars Jacobs und OliverSchweigert lautet: „Es kann nicht angehen, daß Giesendann Hamburg verläßt - wie er Berlin verlassenhat - und sich woanders niederläßt, daß er dort wiederKameraden dummquatscht, sich als den großenMacher hinstellt und erneut wohlmeinende, gutgläubigeKameraden findet, die ihm Geld leihen oderfür ihn eine Bürgschaft übernehmen. Da stehen diein der Pflicht, die bisher Zeugen seines unkameradschaftlichen,geradezu betrügerischen Verhaltens warenund seine immer neuen Lügen aus erster Handmitbekommen haben.” Die Veranstalter der DemonstrationInge Nottelmann, Tobias Thiesen und LarsJacobs erklärten, dass sie „Lutz G. aus politischenGründen und mit tiefer Enttäuschung über seinenunkameradschaftlichen Umgang gegenüber seinenMitstreitern in unseren norddeutschen Zusammenhängennicht mehr für tragbar halten. Menschlichmag das durchaus tragisch sein, denn Lutz G. ist,wenn man sich mit ihm umgibt, ein angenehmer undpolitisch ambitionierter Zeitgenosse. Wir dürfen abernicht verkennen, daß sein leichtfertiger, unsteter Lebenswandelim Widerspruch zu seinem politischenWollen steht und in diesem Fall ganz unnötig auchdie Demonstration belastete.”Mit dieser sehr eindeutigen Stellungnahme, sowieNPD-Demo 8. 3.03 Greifswald, vorne Lutz Giesen als Häftling22PANKOW FIGHT BACK MAI/03


FIGHT BACK MAI/03PANKOW23dem weiteren Vergehen von Giesen, seine Zahlungenan die Hilfsorganisation für Nationale Gefangene(HNG) verspätet oder gar nicht überwiesen zu haben,wie viele Kameraden meinten, wird es jetzt erstmal ruhiger um ihn. Doch der „politisch ambitionierteZeitgenosse” war so schnell nicht klein zu kriegen,jedenfalls nicht von seinen eigenen Kameraden.Wiederholt wurde er seitdem auf Demonstrationender extremen Rechten gesichtet.Am 15. Februar in Dresden war Giesen sogar einerder Hauptredner. In seinem ausführlichen Redebeitragzum Klub Thor in Dresden wurden neben denüblichen Verschwörungstheorien auch Bekenntnissezu Straftaten von ihm geäußert: „Man habe Antifasdas Licht abgedreht, wohlgemerkt (noch) nicht dasLebenslicht!” Eigentlich ziemlich dreist für einen,dem die eigenen Kameraden gerade versuchen daspolitische Lebenslicht auszublasen.Am 19. Februar wurde als Antwort auf die Erklärungvon Worch & Co eine „Anti-Ächtungserklärung” zurUnterstützung von Lutz Giesen veröffentlicht. DieseErklärung hatte u.a. zum Inhalt, dass sich einer derErstunterzeichner der Erklärung von Worch & Conicht erdreisten könne, die Person Giesen zu ächten,da dieser Unterzeichner vor einigen Jahren selberMiet- und Telefonschulden in der Wohnung einerKameradin verursacht hätte. Gemeint war TorbenKlebe.Unterstützung fand Giesen bei dem NPD-Landesvorsitzendenin Schleswig-Holstein Peter Borchertund dem NPD-Landesvorsitzenden in Mecklenburg- Vorpommern Dr. Eisenecker. Zusammen mit denbeiden war er auf der, von der NPD organisierten,Demonstration am 08. März in Greifswald zugegen.Unter dem Motto „Gegen Krieg und US-Globalisierung”marschierten auch „Freie Nationalisten” ausBerlin und Brandenburg aus dem Umfeld von OliverSchweigert mit. Mobilisiert zu dieser Demonstrationhatte nämlich auch der Nationale Widerstand Berlin-Brandenburg.Jörg Hähnel (links) beim Neonaziaufmarsch in NeubrandenburgJörg Hähnel & Stella Palau Stella Palau, 1. Mai 2001 Alexander Ansgar Scholz (tot) Rüdi StreseKAMERADEN, VOLKSGENOSSEN UND JUGENDAKTIVISTENDie berechtigte Freude über die Zwistigkeiten zwischenden führenden Kadern der Neonaziszene dürfennicht darüber hinwegtäuschen, dass im Nordostenviele relevante rechtsextreme Strukturen undEinzelpersonen aktiv sind. Neben den erwähnten politischenGrabenkämpfen innerhalb der extremenRechten laufen trotzdem weiterhin Aktionen, relativerfolgreiche Organisierungsbestrebungen und Bemühungenunter Jugendlichen neue Kader zu werben.Die NPD versucht mit ihrem Kreisverband Pankowaus der Lethargie der letzten Jahre zu kommen. Mitder neuen Kreisvorsitzenden Stella Palau an derSpitze ist auch die Zusammenarbeit mit den lokalenKameradschaften verbessert worden. Vor allem zuden Neonazi-Aufmärschen im Umland fährt die lokaleNPD-Führung oft gemeinsam mit der KameradschaftPankow. Aber auch bei der Organisationder lokalen Parteiarbeit sind die „Kameraden” behilflich.Zum Berliner Wahlkampf waren die NPD-KaderStella Palau, Jörg Hähnel und Karola NachtigallTeil der Landeswahlleitung der GesamtberlinerNPD. Dabei wurden sie unterstützt von bundesweitmobilisierten NPD-Mitgliedern. Die Anmeldungenfür die in vielen Stadtbezirken von der NPD durchgeführteWahlkampftour mit den neonazistischenLiedermachern Anett Moeck, Frank Rennicke undJörg Hähnel übernahmen Stella Palau und der verstorbeneAlexander Ansgar Scholz. In Weißenseefand sich der Wanderzirkus am 20. Oktober 2001ein. Ab 10 Uhr wurde der Antonplatz von der NPDund ihrem Publikum belagert. Bevor die auf 60 bis 70Personen angewachsene Meute den mehr oder wenigermusikalischen Beiträgen der versammelten „Prominenzdes nationalen Liedgutes” lauschen konnten,mußten sie sich erst die Rede des Kandidaten derNPD für den Wahlkreis Pankow Frank Kerkhoff anhören.In seiner Rede forderte Kerkhoff u.a.: „dieRückgewinnung unserer Städte durch Beendigungder Zivilbesatzung. Mit uns wird Berlin wiederDeutsch!” Weiter sagte er: „Wir werden diesen Gedankenvoranbringen, indem wir auch die Deutschenin Pankow, Weissensee und in Prenzlauer Berg für dieRettung von Volk und Vaterland in Bewegung bringen.Die Bezirksversammlung ist eine der zahlreichenTribünen, von denen aus die NPD den an unseremVolk verübten Verrat anprangern wird.”Die Prophezeiung von Kerkhoff, dass die NPD dieTribüne der Bezirksversammlung erreichen wird, hatsich in der Realität nicht bewahrheitet. Auch die eigentlichgeplante Abschlussveranstaltung am 20.Oktober im Bezirk Wedding, konnte nicht stattfinden.Die Polizei verbot sie kurzfristig. Kerkhoff hatsein politisches Wirkungsfeld gewechselt, im Nordostenvon Berlin ist er seither nicht mehr gesehen worden.An der Veranstaltung in Weißensee nahmen diebundesweit bekannte Kader der NPD/JN BenjaminPoleck, Jürgen Günz und Nico Ernst teil. Der selbsternannte „Nationalrevolutionär” Rüdi Strese ausdem Prenzlauer Berg erschien natürlich auch am 20.Oktober 2001 auf dem Antonplatz. Normalerweiselungert er auf der Humboldt Universität als Studentherum. Die Leitung des Schutzes übernahmen diebeiden Süddeutschen Christian Hehl und SaschaWagner.Der Pankower Kreisverband der NPD versucht durchunregelmäßige Stände, meistens am Sonnabend, weiterenSympathisantInnen an die Partei zu binden. Sosteht regelmäßig Stella Palau gemeinsam mit JörgHähnel und einige HelferInnen in Pankow an ihremStand herum. Meistens am U-Bhf Pankow oder vorden Rathauspassagen in der City von Pankow. Soauch am 19. April 2003. Das Interesse der vorbeigehendenMenschen ist nicht sonderlich groß, doch dieMöglichkeit, ihre Stände ohne antifaschistische Protestedurchführen ist schon ein Zeichen von Akzeptanz,die nach unserem Geschmack nicht sein muß!Der Landesparteitag der Berliner NPD wurde in Pankoweher ungestört durchgeführt. Nach dem sich imMärz 2003 der gemeinsame NPD-LandesverbandBerlin-Brandenburg aufgelöst hatte, musste nun diebeiden Landesverbände ihre Führungsspitze neuwählen. In Berlin wurde der KFZ-SachverständigeAlbrecht Reither aus Lichtenberg zum Vorsitzendengewählt. Seine Stellvertreter wurden: Georg Magnusund Jörg Hähnel. Der schon weiter oben erwähnteBesitzer eines Modelleisenbahnladen Detlef Appelwurde zum stellvertretenden Vorsitzenden in Brandenburggewählt.Eine der wichtigsten Kader der lokalen NPD wohntin Blankenburg. Karola Nachtigall ist nicht nurMitglied im Bundesvorstand der NPD, sie ist ein bedeutendesScharnier der NPD zu den sogenanntenFreien Nationalisten und ihren unterschiedlichenOrganisationen. Seit 1997 ist sie Mitglied der NPD.Zwei Jahre lang war sie Landeschefin der NPD inBerlin-Brandenburg. Sie hat zwei Kinder und ist ledig.Nachtigall ist eine Frau mit langen, blonden


24PANKOW FIGHT BACK MAI/03„Angus - HammerMan“ von „Wotans Volk“ aus Hellersdorf.Haaren und rosa lackierten Fingernägeln. Die gelernteSchneiderin wurde 1990 arbeitslos und hat sichseitdem in verschiedenen Berufen versucht. Eigentlichwar sie Kandidatin der revolutionären Plattform(RPF) für den NPD-Parteivorstand, doch obwohlfast alle Kandidaten der revolutionären Plattformbei ihrer Kandidatur kläglich scheiterten,schaffte sie es als einzige Kandidatin der RPF in denBundesvorstand.Ihre Kontakte innerhalb der extremen Rechten sindzahlreich. So kam der ehemalige FAP-VorsitzendeFriedhelm Busse Anfang November 2002 bei ihr unter,als er Zeuge in einer Gerichtsverhandlung in Berlinwar. Schon im Berliner Wahlkampf 2001 warenNachtigall und Busse gemeinsam unterwegs undauch für einander da. Friedhelm Busse, der der BerlinerNPD beim Wahlkampf half, wohnte zu dieserZeit natürlich in Alt-Blankenburg bei Nachtigall undSuhr. Verwundern sollte dieser gute Kontakt nicht.Bernd Suhr war bis zum Verbot der FAP Anfang derneunziger Jahre führendes Mitglied im Berliner Landesverbandund ist heute in der NPD aktiv. Mit ihremLebensgefährten hat sie sich geeinigt, dass sie dieParteikarriere macht. Zu einem Journalisten sagt siedazu: „Jeder tut, wofür er am besten geeignet ist.“Nachtigall war natürlich auch mit ihrer Familie beim„3. Märkischen Kulturtag“, den unter anderem dieGemeinschaft Deutscher Frauen (GDF) organisierthatte: In einem Landgasthof nahe Frankfurt/Odertrafen sich über 200 Volksdeutsche, es gab Laienspiel,Gedichte und Ringelreihen. „Eine wunderbare Veranstaltung“,sagt sie gegenüber einem Journalisten.Weiter sagt sie zu ihm: „Im Radio gebe es nur nochenglische Musik - sie hört am liebsten ReinhardMey.”Auch die Vandalen haben gute Kontakte zu KarolaNachtigall. Als im Oktober 2001 auf der Tour derNPD durch Berlin antifaschistische Aktionen oft erfolgreichwaren, wurden die Vandalen als erweiterterSchutz von Nachtigall angefordert. Am Ende einerdieser Veranstaltungen gingen Karola Nachtigall,Friedhelm Busse und der Sänger von Landser Michael„Lunikoff” Regener gemeinsam essen. Dabeidurfte jedoch keiner weiter aus ihrem Umfeld mitkommen.Fast zehn Jahre konnte die Berliner RechtsrockbandLandser nahezu unbehelligt der Verherrlichungdes Nationalsozialismus, aggressivem Rassismusund ihrem militanten Antisemitismus frönenund darüber hinaus sogar noch breit veröffentlichen.Eng verwoben ist die Band mit den Nazirockern vonden Vandalen. Diese 1982 gegründete „AriogermanischeKampfgemeinschaft” hatte bis Ende 2000 ihrClubhaus in Weißensee.Landser spielt durch ihre Inhalte, die große Verbreitungihrer CDs sowie ihren Habitus eine eminentwichtige Rolle innerhalb des rechtsextremen subkulturellenMusikbereichs. Ende 2001 wurde die Mitgliedervon Landser und die Produzenten der letztenCD von der Bundesanwaltschaft verhaftet. Die Listeder Vorwürfe war lang: Volksverhetzung, Aufforderungzu Mord und Brandstiftung sowie einiges mehr.Bei den Durchsuchungen sollen auch Beweise sichergestelltworden sein, die belegen, dass die Bandin den USA und in Kanada an Treffen militanter Neonazisteilnahmen. Michael Regener, der Sänger undKopf der Band, Andre Möricke, der Gitarrist, ChristianWenndorf, der Schlagzeuger waren an der Produktionder „letzten” Landser-CD beteiligt. GegenJean Rene Bauer, Jan Werner aus Chemnitz undMirko Hesse wurde wegen der Produktion und desVertriebes ermittelt. Mirko Hesse war nicht nur Betreiberdes neonazistischen Versandhandels Hate Recordsaus Neustadt in Sachsen und einer der führendenKader der deutschen Hammerskin-Sektion,sondern auch noch Mitarbeiter des Verfassungsschutz.Ein weiterer Verfassungsschutzmitarbeiterund lokaler Neonazikader aus Brandenburg, ToniStadler, lieferte das Beiheft zu der CD von Landser„Ran an den Feind”, eben der CD, an der auch Hessebeteiligt war. Somit konnte die Berliner Band nichtnur neun Jahre lang ungestört unter den Augen derstaatlichen Behörden ihre antisemitische, nationalistischeund neonazistische Propaganda verbreiten.Dabei waren mindestens zwei bezahlte VS-Spitzel:Toni Stadler und Mirko Hesse.Der Anwalt der Band Landser (Eigenwerbung: „Terroristenmit E-Gitarre“) ist der 37-jährige Jurist CarstenSchrank. Über die anwaltlichen Hilfe hinaus,richtete er auch ein Spendenkonto für die Prozesskostender Band ein. Darüber hinaus verteidigteSchrank auch einen der Mörder von Guben sowieauch einen Verleger der Zeitschrift Sleipnir. Einerder Chefs des Verlages der Freunde, Andreas Röhler,wehrte sich 1997 zusammen mit Schrank gegenNeonazis aus Pankow bei einer Kundgebung in Prenzlauer Berg für Horst Wesselden Vorwurf der Volksverhetzung, weil er das antisemitischePamphlet „Die Protokolle der Weisen vonZion“ vertrieben hatte. Röhler wurde trotz der Verteidigungvon Schrank verurteilt.Im Nordosten tauchten die Vandalen öffentlich imJahr 2002 nur einmal auf. Doch dafür in ihrem so allbekanntenStil. Helmar Steffen Braun und Clemens„Fritze” Niesar, zwei bekannte Mitglieder der Vandalen,tauchten am letzten Tag des Festivals gegenRassismus [nu-pagadi] am 25.8.02 auf und versuchtenmit Gewalt auf das Gelände zu kommen. Braun,der schon das Cafe Germania in Dresden betrieb,war in Begleitung seiner Frau Linda Braun, geboreneEilke. Helmar Braun versuchte, gemeinsam mitNiesar, auf das Gelände zu gelangen, daran wurde sievon der Security wirksam gehindert. Nach demSchlagabtausch zogen sich die Vandalen fluchend zurück.Außerhalb des Nordostens intervenierte das Mitgliedder Vandalen Bendix Wendt auf seine Weise in denBundestagswahlkampf im September 2002. Er schlugden bündnisgrünen Direktkandidaten ChristianStröbele mit einem Schlagstock nieder. Ströbele hatteam frühen Morgen zwei Tage vor der Wahl, am 20.September 2002, auf dem Vorplatz des S-Bhf WarschauerBahnhof Flyer seiner Partei verteilt. Wendtbeobachtete Ströbele dabei. Nach einiger Zeit verließStröbele den Stand auf dem Vorplatz um die Flyerauch auf der Warschauer Brücke zu verteilen. DiesenAugenblick nutzte Wendt, griff Ströbele von hintenan und versetzte ihm einen schweren Schlag auf denHinterkopf.Bendix Wendt flüchtete, Ströbele wankte. Doch einigePassanten verfolgten Wendt und sogar Ströbeleversuchte den Täter zu verfolgen. Der Politiker hielteinen Streifenwagen der Polizei an und informiertesie. Die Polizisten stellten Wendt kurze Zeit später inder Marchlewskistraße, wo er von Bauarbeitern festgehaltenwurde. Ströbele wurde ins Krankenhaus geliefert,und konnte seinen Wahlkampf nicht weiterführen.Trotzdem oder deshalb wurde er der erstegrüne Kandidat, der direkt in den Bundestag einzog.Acht Tage später wurde den Vandalen die Stimmungkomplett verdorben. Am 28. September 2002 wolltendie Nazirocker gemeinsam mit ihren Kameraden,Freunden und Gästen ihren 20ten Geburtstag im ErlebnistreffEulenspiegel in Marzahn feiern. 300 Po-


FIGHT BACK MAI/03PANKOW25Auflösung der Vandalen-Party in WeißenseeAnti-Antifa-Aktivisten. Rechts mit Fischerhut Paul Schneider (Fotos AIB)Dennis Casperlizisten stürmten die Marzahner Tanz- und Bowlingbarund unterbrachen die konspirativ geplante Feierder neonazistischen Vandalen.Knapp 200 Rechtsextremisten mußten eine erkennungsdienstlicheBehandlung über sich ergehen lassen.In der Disko im Schatten eines elfgeschossigenPlattenbaus hatte sich reichlich Prominenz aus der extremenRechten versammelt. Gekommen waren OliverSchweigert, der Hüne Bendix Wendt, der 74-jährigeFriedhelm Busse, Eckart Bräuninger und der führendeVandale Jean-René Bauer.NPD-Funktionäre waren ebenfalls anwesend. DerKader Jens Pühse, stellvertretender Vorsitzender desLandesverbands Sachsen und Verbindungsmann derPartei zur Skinheadszene, war genauso anwesend, wieJörg Hähnel der „nationaler Liedermacher”. Darüberhinaus waren auch Neonazis aus den USA, Österreichund Ungarn anwesend.Insgesamt kann festgestellt werden, dass die Vandalenzunehmend eine wichtige Rolle innerhalb des aktionsorientiertenRechtsextremismus in Berlin übernehmen.Durch die erhöhte staatliche Repression gegendie Band „Landser” erlangten die Vandalen innerhalbder Szene den Status einer Märtyrergruppe. Vonder Kameradschaftsszene bis zur militanten Neonazi-Szene werden sie allseits als Autorität anerkannt, unddas trotz ihrer geringen Mitgliederstärke. Das Clubhausder Vandalen soll nach Angaben des BerlinerVerfassungschutz in Hohenschönhausen angesiedeltsein.Die Kameradschaftsszene ist im Nordosten weiterhinstark in sich differenziert. Neben den unterschiedlichenOrganisationsgraden unterscheiden sich dieKameradschaften auch in der Art und Häufigkeit ihrerAktionen. Zwei Kameradschaften aus dem Nordostenhaben sich einen Namen über die Grenzen desBezirkes hinaus gemacht. Dabei handelt es sich umdie Kameradschaft Pankow sowie die KameradschaftPreußen. Vor allem die Kameradschaft Pankowübernimmt bei überregionalen Neonazi-Aktivitäteneine wichtige Rolle in der gemeinsam organisiertenAnreise und in dem Arrangement der Aktionenvor Ort. So zum Beispiel im Jahr 2002 bei denDemonstrationen der sogenannten Freien Nationalistenin Neubrandenburg und Leipzig. Sowie im Jahr2003 bei den beiden Demonstrationen der FreienNationalisten in Dresden.Neben der Übernahme von Demostrukturen (Ordner)tat sich die Kameradschaft Pankow auch durchdie Organisierung der gemeinsamen Anreise hervor.Nicht nur extreme Rechte aus Pankow fuhren mit derPankower Kameradschaft in die entlegensten Winkeldes Landes, sondern auch Kameraden aus anderenStadtteilen Berlins. So wurden Samstags morgens dieKneipe Huckebein in Niederschönhausen den Kameradenextra geöffnet, damit sie sich dort zum Frühstücksammeln konnten. Anschließend reisten siedann gemeinsam in Richtung des jeweiligen Aufmarsches.Führend in der Kameradschaft Pankow istder in der Grabbeallee wohnhafte Christopher „Puffer”Wilhelm. Schon zur Demonstration innerhalbder Antifaschistischen Aktionswoche im Januar 1999erschien er gemeinsam mit weiteren Kameraden inder Nähe, um zu provozieren und wahrscheinlichauch die TeilnehmerInnen der Demo zu fotografieren.Wilhelm ist aber nicht nur in der Kameradschaftaktiv, sondern auch noch Mitglied der NPD.Ein weitere wichtiger Mitwirkender innerhalb derKameradschaft ist Dennis Casper. Im brandenburgischenStolpe beteiligte er sich im September 1999an einem Angriff mehrere Rechtsextremisten auf einigePunks. Resultat ein Verletzter und ein Sachschadenvon 1750 Euro am Bus der Punker. Bei dieser Aktionwird Caspar von der Polizei verhaftet. Im Rahmender danach in seiner damaligen Wohnung in derBleicheroder Straße durchgeführten Hausdurchsuchungwerden nicht nur Propagandamaterialien gefunden,sondern auch über zehn Äxte.Ein Weiterer wichtiger Akteur der Kameradschaft istPaul Schneider. Er fällt hauptsächlich durch das penetranteTragen von Palästinensertücher auf, darüberhinaus ist er auch fast immer mit seiner Kamera aufder Jagd nach AntifaschistInnen. In seiner ehemaligenSchule, der Kurt Tucholsky Oberschule, fielSchneider wegen der Lagerung von über 200 verbotenenCDs auf.Weiterhin ist festzustellen, dass die KameradschaftPankow als Teil des Nationalen Widerstandes Berlin-Brandenburg(NWBB) agiert. Die Kontakte zuden führende Personen des NWBB wie OliverSchweigert und Gordon Rheinholz sind dementsprechendgut. Gemeinsam werden nicht nur Aktionenvorbereitet und durchgeführt, sondern auch Fußballgespielt. In Weißensee nahmen im August 2002an dem von der Kameradschaft Tor organisiertenFußballtunier u.a. Oliver Schweigert, ChristopherWilhelm, Björn Wild, Martik Mkrttschjan und dieKameradschaften aus Pankow, Hohenschönhausenund Marzahn teil.Natürlich ist die Kameradschaft Pankow auch in dieberlinweiten Anti-Antifa-Aktivitäten einbezogen.Neben der Aufgabe, Fotos von AntifaschistInnen zumachen, wird von ihnen auch massiv versucht, Jugendclubsund Veranstaltungen der linken, antifaschistischenSzene in Pankow zu observieren. DieEinschüchterung durch diese Observationen wirdverstärkt durch die Propagandawellen, die immerwieder durch den Bezirk laufen. Hauptaktionsfeld istdabei Niederschönhausen. Immer wieder werdendort Sprühereien wie „Kommunisten wir kriegeneuch alle!” oder „Aufhebung des NS-Verbot” undAufkleber mit den Slogan „Linke Zentren zerschlagen- National Befreite Zonen schaffen” verbreitet. DieseSprühereien und Aufkleber können dem Spektrumder Kameradschaft Pankow zugeordnet werden.Regional hebt sie sich weiterhin hervor durch dieChristopher „Puffer“ Wilhelm (Foto AIB)


massive Hetze gegen Juden und alles was sie dafür26PANKOW FIGHT BACK MAI/03(Foto AIB)(Foto AIB)Björn Wild (mit Basecap), Dirk Müller (Flammenmütze) Aktivisten der ANBhalten. Neben den oben schon erwähnten Sprühereienkommen nämlich oft noch antisemitische undgegen Israel gerichtete Graffiti dazu. Sprüche wie„Fuck you Jew”, „Juden raus aus Pankow” sowie„Scharon ist ein Schwein, tötet alle Juden” sind zurNormalität in einigen Gegenden von Pankow geworden.Auch zum 9. November 2001 haben extremeRechte in Pankow ihrer antisemitischen AnschauungAusdruck verliehen. So hing an diesem Tag an einerBrücke in Heinersdorf das Transparent „TOT DEMJUDENTUM”. (Fehler im Original)Am 15. August 2002 wurde die gleiche Aktionsformzum „Gedenken” an Rudolf Hess an der AutobahnbrückeBucher Straße im Stadtteil Buchholz durchgeführt.Auf dem Transparent stand: „SPANDAU17.08.1987”.Unter dem Label Autonome Nationalisten Berlin(ANB) werden seit Mitte 2002 neonazistische Aufkleberund Graffiti im Nordosten, hauptsächlich inden Stadtteilen Pankow und in Weißensee, verbreitet.Aufkleber mit dieser Bezeichnung tauchen auch immerwieder in den Bezirken Lichtenberg und Marzahn-Hellersdorfauf. Ein Werbebanner für dieseDaniel Meinel Aktivist der Kameradschaft TorGruppierung ist u.a. auf der Internetpräsenz des NationalenWiderstandes Berlin-Brandenburg zu finden.Transparente mit der Intention, Anti-Antifagruppenaufzubauen und dem Schriftzug AutonomeNationalisten Berlin (ANB) werden von Mitgliederndieser Gruppierung auf Demonstrationen der FreienNationalisten getragen. So im Jahr 2002 unter anderemauf den Demonstrationen in Neubrandenburg,Dresden und Magdeburg. Personen, die oft diesesTransparent trugen, waren Björn Wild und DanielMeinel.Im Frühjahr 2003 kam es in Niederschönhausen zueiner Welle von Klebe und Sprühaktionen von Seitender ANB. Diese richten sich vermehrt gegen vermeintlichlinke Personen und Einrichtungen, mitdem Ziel, diese zu bedrohen oder einzuschüchtern.Rund um den Pastor-Niemöller-Platz wurden Massenan Aufkleber der ANB verklebt. Auf diesen warenneben Drohungen gegen vermeintlich AntifaschistInnenauch Motive, in denen hauptsächlich derNationalsozialismus verherrlicht wird. Zum Beispiel:„Pro NS zum Kampf bereit - ANB für alle Zeit“ oder„Ja, wir sind Nationalsozialisten genannt, als 5.Sturmabteilung bekannt“.Mitglieder der Berliner HaskisIn der Nacht vom 17. auf den 18. April 2003 wurdedie Sprüche „C4 for Reds“ (C4 ist ein Sprengstoff) anden Kurt-Lade-Klub in der Grabbeallee und einenMonat zuvor, am 08. März, wurde in mehrere Hauseingänge„Antifa du bist erkannt“ gesprüht.Weiterhin propagieren die Neonazis auf ihren Aufklebernund Graffiti, gewalttätig gegen alles was ihremWeltbild nicht entspricht, vorzugehen: „Redsbetter run“ oder „Linke Zentren zerschlagen“ sind dabeinur einige Beispiele. Diese Art der Bedrohungwurde einige Monate zuvor schon im Stadtteil Weißenseedurchgeführt. Im Vorfeld der AntifaschistischenAktionswoche im Januar 2003 wurde das Graffiti„Smash AIII und Bunte Kuh - ANB is watchingyou!“ keine hundert Meter von der als alternativ bekannteJugendeinrichtung Bunte Kuh gesprüht. Imnäheren Umfeld tauchten wiederholt Hakenkreuzschmierereienund das Kürzel ANB auf. Darüber hinaussind auch vermehrt Angriffe auf die Bunte Kuh inden letzten beiden Jahren zu verzeichnen. Im Jahr2002 wurde die in die Parkstraße befindlichen Jugendfreizeiteinrichtungdreimal angegriffen.Während die meisten Kameradschaften aus demNordosten keinerlei Auftritte im Internet haben, hatNAZI-PROPAGANDA UND GRAFFITIES AUS PANKOW >> ÜBERMALEN & ABREISSEN !Drohung gegen Linke. (C4 ist ein Sprengstoff)Ehrung des Faschisten Horst Wessel„All Cops Are Bastards“ und HakenkreuzDrohung gegen einen vermeintlichen AntifaSA-Zivilabzeichen„Fuck Cops“ und Hakenkreuz


FIGHT BACK MAI/03PANKOW27(Foto AIB)v.l.n.r. Marvin Hoffmann (Glatze), M. Wallraf, Daniel Meinelsich die „Jugendkameradschaft” Berliner Haskis diesensehr schnell eingerichtet. Neben der Zurschaustellungvon Waffen, einigen Texte (z.B. zur Runenkunde)haben sich die Kameraden auf ihrer Internetseiteauch selber gerne präsentiert.Auch auf der Internetseite zu finden sind die Dekknamender Mitglieder sowie auch einige eindeutigeGrüße z. B. an „das Halford, das Walhalla, ein paarBands und sonstige „kriminelle Vereinigungen“ (eingeweihtewissen wen wir meinen *g* und wir sind natürlichalle ganz brav!) und alle Gäste die wir in unserenKeller mit Freuden empfangen haben.” Dieserominöse Keller, ihr Treffpunkt, befindet sich in derParkstraße. Doch auch im Jugendklub in der Mahlerstraßesind die Mitglieder der Berliner Haskis oftzu finden.Nicht weit davon entfernt, in der Berliner Allee, hatsich eine wichtiger Einzelperson aus der extremenRechten sein Büro gemietet. Laut einer Anzeige in derersten Ausgabe der rechtsextremen Zeitung Huttenbriefein diesem Jahr, hat der Rechtsanwalt WolframNahrath sein Büro in Weißensee.Wolfram Nahrath ist Mitglied in folgenden rechtsextremenOrganisationen: Berliner KulturgemeinschaftVorne : Wolfram Nahrath bei einem Lager der Wiking Jugend, kleines Bild Nahrath bei NPD Demo (Fotos AIB)Preußen (BKP), Deutsches Kulturwerk europäischenGeistes (DKEG)/Deutsche Kulturgemeinschaft(DKG), NPD und der Notgemeinschaft fürVolkstum und Kultur e.V. (NG).Der 41jährige Wolfram Nahrath stammt aus einer bekanntenNazi-Familie: Sein Bruder Ulf Nahrath warMitglied des FAP-Bundesvorstands, sein Vater Wolfgangfungierte als NPD-Bundesvorstandsmitgliedund kandidierte noch 1994 für die Partei zum Europa-Parlament.Großvater Raoul Nahrath war ab1954 der zweite „Bundesführer“ der 1952 gegründetenVolkstreuen nordländischen Jugendbewegung,kurz: Wiking-Jugend, die sich konzeptionell an derHitlerjugend und dem Bund Deutscher Mädel orientierte.Nach 42 Jahren wurde die Organisationschließlich im November 1994 verboten.Die Deutsche Kulturgemeinschaft (DKG) entstand1979aus einer radikalen Abspaltung vom DeutschenKulturwerk Europäischen Geistes (DKEG).1983 wird der DKG-Arbeitskreis Berlin unter UrsulaSchaffer gegründet, der sich 1990 in Berliner KulturgemeinschaftPreußen e.V. (BKP) umbenennt.1994 wird Ulli Boldt Vorsitzender der BKP. OrdentlicheMitglieder der DKG/BKP werden berufenund in feierlichem Rahmen in den Verein aufgenommen.Eng verbunden ist die Gemeinschaft mit derNotgemeinschaft für Volkstum und Kultur (NG),die 1990 als gemeinnütziger Verein gegründet wird.Vorsitzende ist Lisbeth Grolitsch, Stellvertreter sindKarl Baßler und Wolfram Nahrath. Die Hauptaufgabeder NG ist das Sammeln von Spenden und Erbnachlässenund die Verteilung an rechtsextreme undneofaschistische Projekte. Die DKG/BKP ist personellnahezu identisch mit der NG und dem DKEG –Österreich, als inoffizielles Führungsgremium fungiertder Freundeskreis Ulrich von Hutten e.V.Die Hauptaufgabe der DKG/BKP liegt in der Schulungund Heranziehung von neofaschistischen Führungskadern.Die NG plant die Einrichtung einerBildungsstätte „zur geistigen Ausbildung von Führungskräften“.Seit der Gründung führt die DKG bisin die achtziger Jahre hinein jährlich NorddeutscheKulturtage durch. Neben Veranstaltungen und Seminarenwerden jedes Jahr die Gästewochen der DKGmit dem DKEG - Österreich und dem FreundeskreisUlrich von Hutten durchgeführt. 1990 und 1991 organisiertdie DKG/BKP am Volkstrauertag einenAufmarsch zum „Heldengedenken“ auf dem Solda-„Reds better Run“ Autonome Nationalisten BerlinGraffiti gegen das Nordost Antifa Bündnis „A3 zerschlangen“„Juden Raus aus Pankow“ANB und HakenkreuzGraffiti gegen die Autonome Antifa Nordost “Smash AANO“„eine SS in Weißensee“


tenfriedhof in Halbe (Land Brandenburg) mit bis zu 1.20028PANKOW FIGHT BACK MAI/03Arnulf Priem ehm. Neonaziführer aus Berlin auf einer Demo in Köln 2002Neonazis aus Berlin und Priem’s Freundin Claudia VoigtTeilnehmern. In den Folgejahren werden die angemeldetenAufmärsche verboten.Die DKG verfügt über weitreichende Kontakte in das gesamteSpektrum des deutschen und europäischen Rechtsextremismusund Neofaschismus. Auf ihren Tagungen versammeltsich eine Vielzahl wichtiger Funktionsträger. Eine enge Zusammenarbeitbesteht mit den neofaschistischen Nachwuchsorganisationender Nationalistischen Front (NF) und derWiking Jugend (WJ).Am 7.3.1990 findet in Berlin eine Versammlung des BerlinerAblegers der Deutschen Kulturgemeinschaft (DKG) statt.Diese „im März 1983 von oppositionellen Berliner NPD-Mitgliederngegründete 1990 etwa 30 Mitglieder umfassende Vereinigunghat sich seit 1988 zu einem Sammelbecken für BerlinerRechtsextremisten unter Einschluß der neonazistischenGruppen entwickelt“, so der Verfassungsschutzbericht Berlin1990. Das zuständige Registergericht beanstandet den Namenund am 9.1.1991 beschließt der Verein die Umbenennung inBerliner Kulturgemeinschaft Preußen (BKP). Zu denGründungsmitgliedern gehörten u.a. Personen wie die langjährigeNPD-Funktionärin Ursula Schaffer, Wolfram Nahrath,das Mitglied der Nationalistischen Front Ulrich Boldtund Dr. Walter Menz.Nahrath, der letzter Vorsitzender der Wiking-Jugend bezeichneteim WJ-Fahrtenplan 1993 die Bundesrepublik als„Siegermachtsdemokratie“. Wolfram Nahrath war von 1991bis zu ihrem Verbot 1994 „Bundesführer“ der Wiking-Jugend(WJ). Der Berliner Tagesspiegel nannte ihn sogar einen „erbarmungslosenSzeneanwalt“. Die Wiking-Jugend verstandsich selbst nicht als Partei, eher als Eliteorganisation im „volkstreuenLager“. Mitglieder aus verschiedensten Organisationenund Parteien fanden sich in ihren Reihen wieder, sie fungierteals „Durchlauferhitzer“ für das militante rechtsextreme Spektrum.Nach dem Verbot integrierte sich eine Vielzahl ihrerMitglieder in die NPD-Jugendorganisation.1994 ist er als Rechtsreferendar in der Abteilung eines BerlinerStaatsanwaltes beschäftigt. Nach Bekanntwerden seinerTätigkeit scheidet er auf eigenen Wunsch aus dem Beamtenverhältnisaus. 1995 absolviert Nahrath als Referendar undAngestellter im öffentlichen Dienst sein zweites Staatsexamen.Als Anwalt für extreme Rechte ist er heiss begehrt. SteffenHenze einer der Angeklagten im Prozess gegen die Mördervon Guben wird von Wolfram Nahrath vertreten. Auch verteidigteer die Täter, die den polnischen Punk Krystian am26.07.2002 am S-Bhf Greifswalder Straße auf die Schienender S-Bahn warfen.Auf dem 28. Bundesparteitag der NPD wurde Wolfram Nahrathzum Vorsitzenden des Bundesschiedsgerichts gewählt.Auf dem Benefizkonzert für hochwassergeschädigten Parteifreundedes NPD-Landesverband Sachsen am 7. September2002 war neben der Berliner Musikgruppe Spreegeschwader(Berlin) auch der RA Nahrath anwesend. In diesem Zusammenhangwurde oft auf das vom NPD-Parteivorstandunterstützte Spendenkonto des Berliner Rechtsanwalts WolframNahrath hingewiesen. Das Vorstandsmitglied der BerlinerKulturgemeinschaft Preußen (BKP) ist ein wichtigerMann in der Neonaziszene. Die beiden Anwälte sind in wechselndensich kreuzenden Vortragsveranstaltungen unterwegsund helfen sich bei Terminschwierigkeiten sogar untereinanderaus. So ist es vorgekommen, dass wenn Rieger in Berlineinen Anwaltstermin nicht wahrnehmen konnte, Nahrath


FIGHT BACK MAI/03PANKOW29diesen Fall übernahm.Beide Anwältesind mit derSchulung und Ausbildungdes neonazistischenFührungsnachwuchsesbefasst.Eine weitere bundesweitbekannte Einzelpersonaus der ex-Andreas J. Voigttremen Rechten, die im Nordosten wohnt, ist derehemalige Betreiber des Cafe Germania in Berlin,Andreas J. Voigt. Er wohnt in der Erich-Weinert-Straße. Von hier aus betreibt er einige rechtsextremeInternetseiten. U.a. seit 2000 die Seite Deutschherrenklub.Auf dieser werden viele unterschiedlicheIdeologieelemente der extremen Rechten verbreitet.Neben offenem Antisemitismus, der positive Bezugauf den „Deutschen Ritterorden“ und Goebbels-Zitatsind auch viele positive Bezüge auf die sogenannten„Alldeutschen“ zu finden. Diese Organisation bestandvor dem ersten Weltkrieg als eine Art Dachverbandaller Antidemokraten, völkischer Nationalisten,Kriegstreiber und Antisemiten.Ebenfalls im Prenzlauer Berg, in der Pappelallee 58,hat Michaela Zanker, die Witwe des ehemaligenVorsitzenden der Heimattreuen deutschen Jugend,Alexander Scholz, die Internetseite der Gemeinschaftdeutscher Frauen (GdF) angemeldet. Dochnicht nur Zanker hat in dem Abbruchhaus in derPappelallee einen toten Briefkasten eingerichtet, auchder oben schon genannte Querfrontaktivist PeterTöpfer hat hier auch über seinen „Bunte Hunde e.V.“die Internetdomän www.querfront.de angemeldet.Über diese Einzelpersonen hinaus ist auch ein Urgesteinder neonazistischen Szene aus Berlin wieder vermehrtim Nordosten aktiv geworden: Arnulf Priem.Der Nazirocker versucht schon seit einigen Jahren imNordosten Berlins wieder Fuß zu fassen. Politisch ister innerhalb der Berliner rechtsextremen Szene isoliert.Doch in den Randgebieten des Bezirkes machter und seine Vereinigung Wotans Volk großen Eindruckauf jugendliche Rechtsextremisten. Zusammenmit einige Kameraden und Claudia Voigt aus Pankowfuhr er 2002 zu einem Neonaziaufmarsch nach Köln.Bei regionalen Aufmärschen kann Priem nicht teilnehmen,da er befürchten muss, von seinen eigenen„Kameraden“ des Platzes verwiesen zu werden.Guten Kontakt dürfte er zu Michael Koth haben.Eine Internetseite, die sich nur mit der Huldigungvon Arnulf Priem beschäftigte war, solange sie existierte,auf den Namen und die Adresse von Koth angemeldet.Priem wohnt noch immer in der OsloerStraße im Wedding. In seinen Räumlichkeiten findenoft Kameradschaftstreffen statt. Bei diesen ist häufigdie Jugendliche Claudia Voigt aus Pankow anwesend.Sie wird von Priem ab und zu auch von ihrerSchule in Pankow abgeholt. Die Einbindung von Jugendlichenin rechtsextreme Kreise ist eine Sache, dieandere ist, das zu vermuten bleibt, dass über der gemeinsamenpolitischen Beziehung eher das privateund intime Verhältnis der beiden steht.ES GIBT VIEL ZU TUN - PACKEN WIR ES AN!Die regionale rechtsextreme Szene hat neben den unzähligenTreffpunkten, Organisationen und bekanntenEinzelpersonen auch noch eine überregionaleAusstrahlung. Durch die Knotenpunkte des extremrechten Netzwerkes bedingt, aber auch durch die Attraktivitätder unzähligen Angebote kommen extremeRechte aus ganz Berlin, aus Brandenburg undauch von weiter her in den Nordosten. Der Harakiriist einer dieser attraktiven Knotenpunkte. Doch auchdie Privatwohnungen von den bundesweit bekanntenKader der Szene sind zu wichtigen Knotenpunkte derextremen Rechten geworden.Durch die Ballung von aktiven Kameradschaften,funktionierenden Querfront-Netzwerken und denunzähligen Akteuren in der Grauzone ist die Anzahlder rechten Aktivitäten natürlich hoch. Die Möglichkeit,in diesem Bezirk als extremer Rechter Problemez.B. mit der Antifa zu bekommen, ist eher gering.Je weiter Richtung Brandenburg ist noch wenigermit antifaschistischem Widerstand zu rechnen.Aus diesen Erfahrungen sollte die lokale antifaschistischeBewegung ihre Schlüsse ziehen. Doch der Abwehrkampfgegen die tagtägliche Bedrohung kannunserer Meinung nur erfolgreich sein, wenn er kontinuierlichund systematisiert geführt wird. Schon dieKontinuität der neonazistischen Bestrebungen undder Bedrohung durch den Alltagsrassismus im Bezirkverlangen das. Doch ferner geht es dabei auch um dieeigene Strategie: Feuerwehrpolitk gegen Rechts ist aufDauer nicht erfolgreich. Spätestens die Ausläufer dessogenannte „Antifa-Sommer” zeigten dies sehr deutlichauf.Deshalb sollte aber nicht der Blick auf die über „Anti-Nazi-Aktionen” hinaus gehenden Themen und Inhalteder radikalen Linken vergessen werden. Derschönste Tag in unserem Leben, ist der Tag, an demdie radikal linke Emanzipation endlich umgesetzt ist.Auch wenn die Antifabewegung noch so erfolgreichin Zukunft ist, glauben wir nun einmal nicht, dassinnerhalb des kapitalistischen Systems, irgendwanneinmal die Neonazis, Rassisten, Sexisten und deutschenChauvinisten verschwinden werden. Deshalbist es unserer Meinung nach auch wichtig, nicht nurantifaschistisch aktiv zu werden. Aktionen die überdie Abwehr der andauernd regressiven Bestrebungenhinaus gehen halten wir dringend erforderlich. Dereigene fortschrittliche Anspruch läßt sich am bestenin offensiven Aktionen gegen Staat, Nation, Volk undKapital artikulieren.Wer vom Kapitalismus nicht reden will,sollte vom Rechtsextremismus schweigen!FIGHT.BACK, die erste:www.puk.de/fightback/fightback.zipNORDOST.ANTIFA, die aktuellste:www.nadir.org/nadir/initiativ/aanb/antifa.htmlNORDOST.ANTIFA, die älteste:www.member.partisan/agip/archiv.htmlr. Jürgen Mahn: Hammerskin aus dem Prenzlauer Berg (Foto AIB)Mirko Jäppelt, ehm. NPD-Chef von Prenzlauer BergKarlkurt Volkmer Hauser NPD-P.berg


30MOABIT FIGHT BACK MAI/03Uwe Brunke mit MegaphonBERLIN-MOABITIN DEN LETZTEN 20 JAHREN WAREN IN MOABIT IMMER WIEDERRECHTE UND RASSISTISCHE POLIT-AKTIVISTEN AUS UNTER-SCHIEDLICHEN PARTEIEN BZW. ORGANISATIONEN ZUGANGE. INDEN 80ERN MACHTEN Z. B. CARSTEN PAGEL UND DIE BRÜDER MARCUS UND CORNELIUS AUS DEM ULTRARECHTENMOTSCHMANN-CLAN INNERHALB DER JUNGEN UNION RASSISTISCHE POLITIK IM BEZIRK. ENDE DER 80ER TRATENETLICHE MITGLIEDER DER CDU JUGEND JUNGE UNION, ABER AUCH CDULER ZU DEN REPS ÜBER UND KONNTEN DORTIHREM FASCHISTISCHEM GEDANKENGUT FREIEN LAUF LASSEN.Bei den Wahlen 1995 kandidierte der Nazi-KaderMike Penkert für den Naziverein „Die Nationalene.V.“. Penkert gründete Anfang 1996 die „KameradschaftBeusselkiez“. Mit von der Partie war dabeiauch der heutige stellvertr. Vorsitzende des NPD-Kreisverbandes Nord, Uwe Brunke.Nach dem Wegzug von Penkert aus Moabit nachSchönefeld im Juni 1997 ist das Projekt „KameradschaftBeusselkiez“ beendet gewesen. Ständige antifaschistischeProteste und Aktionen haben dabei sicherlichauch eine Rolle gespielt.Wenn dann die Nazis auch nicht erfolgreich Fuß fassenkonnten im ehemaligen Westberliner Bezirk Tiergarten(heute gehört Tiergarten mit seinem StadtteilMoabit zum neuen Großbezirk Mitte), erledigte dieTiergartener CDU um Volker Liepelt jedoch kontinuierlichdas politische Tagesgeschäft des Rassismus.Im Wahlkampf 1999 tauchten dann wieder die organisiertenNazis in Moabit auf. Der KreisverbandNord der NPD machte vor der Arminius-Markthallemehrmals Info-Ständen und führte im Markthallenrestaurantwenigstens zwei Veranstaltungen durch.Ein langjähriges NPD-Mitglied aus Moabit hattehierbei seine Hände im Spiel. Es handelte sich dabeium den inzwischen verstorbenen Lutz Heuer, derAnfang 2002 zum stellvertretenden Vorsitzenden derNPD-Berlin/Brandenburg aufstieg.


FIGHT BACK MAI/03MOABIT31Junge Union Zeitung PluspunktSeit Ende 1987 prägten ausnahmslos Ex-CDU-Juniorendie faschistische REP-Politik im Bezirk Tiergarten.Den CDU-Europaparlamentarier und ach so,,seriösen“ Peter Kittelmann kann man getrost alsden Ziehvater der Pagel, Motschmann, Handschuhmacherusw. bezeichnen.Carsten Pagel und Markus Motschmann waren dieHauptverantwortlichen für eine Schülerzeitung, diein den 80er Jahren zum größten Teil von Mitgliedernder Jungen Union redaktionell mitgetragen wurde.Unter dem Namen ,,Klartext“ und ab 1985 ,,Pluspunkt“zeichneten sich diese Blätter durchgängig mitArtikeln aus, die rassistische, nationalistische und revanchistischeInhalte hatten. Im ,,Klartext 24“ erschienAnfang 1983 ein Artikel zum Tod von ,,Stuka-Oberst Rudel“, in dem der ,,erfolgreichste Kampffliegeraller Zeiten“, für seine Mord- und Brandschatzungim faschistischen deutschen Angriffskriegglorifiziert wurde. Verfasser des Artikels war ProfessorensöhnchenMarkus Motschmann, dessen VaterProf. Dr. Klaus Motschmann durch seine tiefenVerstrickungen im rechtsextremistischen bzw. faschistischenSumpf bekannt war.Aufgrund des ,,Rudelartikels“ mußte Pagel aus demKreisvorstand der JU-Tiergarten zurücktreten,konnte sich aber ca. 8 Monate später genauso wieMarkus Motschmann dort wieder fest etablieren.VON JUNGER UNION UND CDU ZU DEN REPSDie rechtsextremistischen, faschistischen Inhalte dieserSchülerzeitung sorgten damals weiterhin für Wirbel.Und immer wieder ist es Markus Motschmann,der sich durch Absonderung seines menschenverachtenden,faschistischen Weltbildes hervortut. So z.B.im „Pluspunkt 25“ (April 1987), wo er sich für Vorschlägezu sogenannten „Wirkungsvollen Maßnahmenzur Aids-Bekämpfung“ wie folgt ausspricht:„Tätowierung von Virusträgern auf einer nur beimGeschlechtsverkehr sichtbaren Stelle“ (Dr. AlbertMutter) oder „Testpositiven könnte man z.B. denscharlachroten Buchstaben A (für Aids) in den Paßstempeln“ (Prof. Haeberle). Weiterhin sprichtMotschmann in nationalsozialistischer Tradition von„schrankenloser Freiheit einiger weniger abartig veranlagterTypen“.Damals begründete Markus Motschmann gegenüberdem Volksblatt nochmals, warum er Homosexuelleals „abartig veranlagte Typen mit perversen Neigungen“bezeichnet hat. Er habe sich nur einer „gängigenmedizinischen Klassifizierung“ bedient.Tatsächlich bedienten sich die Nationalsozialistenund Ärzte in der Zeit des Faschismus dieser biologistischenRassentheorie, um in der Praxis u.a. Homosexuellezu ermorden und zu vernichten. Zurechtsprach die Tiergartener SPD damals von einer „menschenverachtendenund faschistischen Art“ in derSprache des Dritten Reiches, die Markus Motschmannverwendet habe (Tiergarten-Info Juni 87).Hatte CDU-Politiker Peter Kittelmann im Zusammenhangmit dem „Rudelartikel“ die JU’ler Pagelund Motschmann noch öffentlich verteidigt, sowar nach dem Aidsartikel im „Pluspunkt“, von „einhelligerEmpörung im Kreisvorstand der CDU-Tiergarten“ die Rede. Man wollte also das vermeintlichseriöse konservative Image der CDU wahren.Motschmann und Bert Handschuhmacher, ein weitererverantwortlicher Redakteur des ,,Pluspunkts“,kamen einem Parteiausschlußverfahren zuvor undtraten aus CDU und Junger Union aus, im Oktober1987 folgte auch Carsten Pagel. Alle drei waren ziemlichschnell wieder organisatorisch vereint, und zwarbei den rechtsradikalen REPs. Insgesamt 34 Mitgliedertraten in Tiergarten aus der CDU und der JungenUnion aus. Nicht wenige tauchten dann wiederbei den REPs auf.Der ,,Pluspunkt“ erschien weiter unter der Regie vonCarsten Pagel, Markus u. Cornelius Motschmann,Bernardo Recoba Strasburger u.a...Es gesellten sich ab 1988/89 u.a. Roland Hirsch, SebastianKliefoth, Rainer Welkisch, André Kalicinski,Attila Wienstrath und Frank Seifert dazu.Das Blatt wurde nun als Stadtteilzeitung für Tiergartenund Schöneberg deklariert und fungierteausschließlich für REP-Propaganda.Pagel, Motschmann, Handschuhmacher bestimmtendann Ende der 80er Anfang der 90er das Bild derTiergartener REPs und saßen für sie in der Bezirksverordnetenversammlung(BVV).Ab 93 werden die REPs im Bezirk von Frank Seifert(Bezirksverordneter und damals Landesvorsitzenderder REP-Jugend in Berlin) sowie Andre Kalicinski(heute Kreisvorsitzender der REP-Tiergarten) gelenkt.Die engen Kontakte zu Mitgliedern sowieFunktionären der Jungen Union bestandenoffensichtlich in der Kontinuität weiter. Zumindesthat Seifert das immer wieder bestätigt, so in einemAufruf an Mitglieder der Jungen Union, wo unter anderemzum Übertritt zu den REPs und ihrer Jugendorganisationaufgerufen wird. Seifert versuchte aufder anderen Seite, „Kameraden“ aus dem BerlinerNPD KREISVERBAND NORDLutz Heuer (tot)Peter KerlinNPD KV-NordNPD KV-NordGeorg MagnusClaudia JäppeltNPD KV-NordNPD KV-NordGeorg Wilhelm Magnus der Vorsitzende desKV-Nord ist vor einigen Jahren vom Weddingnach Lichtenberg gezogen. Er war schon in derWestberliner NPD aktiv, und zwar im KreisverbandNord, dem er seitdem stets verbundenwar. Uwe Brunke ist der stellvertretende Vorsitzendedes KV-Nord. Seine Nazi-Karriere kannbis Anfang 1990 zurückverfolgt werden, dortwar er Mitglied der mittlerweile verbotenenFAP. In Moabit gehörte er dann Mitte der 90erder „Kameradschaft Beusselkiez“ an und istnach deren Auflösung dann als NPD-Kader inErscheinung getreten.Auch als NPDler hat er weiterhin gute Verbindungenzur rechtsterroristischen Kameradschaftsszene.Der Berufskraftfahrer Uwe Brunkelebt im Westberliner Stadtteil Siemensstadt mitClaudia Jäppelt zusammen, die als Kreisgeschäftsführerinim Kreisverband Nord der BerlinerNPD fungiert. Peter Kerlin aus Moabit istauch ein alter Westberliner Nazi-Funktionär. Erwar seit Anfang 1970 in der NPD in verschiedenenParteigremien tätig, u.a. in den 80ern imVorstand des KV-Nord und zuletzt kandidierteer 1992 für die „Nationalen“ in Pankow. Nachwie vor gehört er zum NPD KreisverbandNord. Die anderen hier abgebildeten „Namenlosen“werden von Antifas auch dem KV-Nordzugeordnet.


32MOABIT FIGHT BACK MAI/03„KAMERADSCHAFTBEUSSELKIEZ“Mike PenkertUwe BrunkeAuf Bestreben des damaligen Vorsitzenden desNazi-Wahlvereins „Die Nationalen e.V.“ undheutigen NPD-Funktionärs Frank Schwerdt,des Pressesprechers und Beisitzers im Vorstandvon „Die Nationalen e.V.“ Hans-ChristianWendt und des Direktkandidaten des oben genanntenWahlvereins zu den Abgeordnetenhauswahlenam 22.Oktober 1995 Mike Penkert,wurde Ende 1995 die „Kameradschaft Beusselkiez“gegründet. Das Postfach 0441,10324 Berlinvon „Die Nationalen e.V.“ wurde als Kontaktadressebenutzt. Der Nazi-Kader Mike Penkertwurde als Kameradschaftsführer eingesetzt.Weitere Mitglieder der Kameradschaft waren MichaelAulich, Kim Kurlbaum, Uwe Brunke, LutzGiesen, Nicolas Josè Osuna Wernicke und MichaelVierke. Die Penkert-Freundin KatrinDrange war bei den politischen Aktivitäten ihresheutigen Ehemannes Mike Penkert von Anfangan auch mit dabei. Die „Kameradschaft Beusselkiez“war in den Verbund von Berliner und„mitteldeutschen“ Kameradschaften eingereiht,die von den „Nationalen“ F.Schwerdt und H.-Ch.Wendt angeleitet und teilweise auch finanziellunterstützt wurden. In Berlin hatten dieBeusselkiezer Nazi-Kameraden gute Verbindungenzu der berüchtigten „Kameradschaft Treptow“.Von Moabiter AntifaschistInnen wurde die „KameradschaftBeusselkiez“ als solche, zum erstenMal am 14. Februar 1996 wahrgenommen, alseinige von ihnen am U-Bhf. Turmstr. vor HertieFlugblätter verteilten. Thematisch bezog sich dasFlugi auf die Bombadierung Dresdens am 13.-14. Februar 1945, wobei in bekannter neonazistischerDemagogie vom „Alliierten Massenmordam deutschen Volk“ gesprochen wurde.Zum 1.Mai 1996 war Penkerts damalige Wohnungin Moabit Treffpunkt für Berliner und„mitteldeutsche“ Nazis, die von dort aus nachMarzahn fuhren, um dann am bundesweiten Naziaufmarschteilzunehmen, der damals mit ca.300 Nazis noch relativ klein war.Nazi-Spektrum (z.B. FAP bzw. Wiking-Jugend, beidemittlerweile veboten) um sich zu scharen und in derREP-Jugend bzw. im REP-Kreisverband Tiergartenorganisatorisch zu binden. In dieser Zeit stießen dannauch Ex-Wiking-Jugendler Michael Aulich aus Schöneberg(heute Prenzlauer Berg) und Kim Kurlbaumzu den Tiergartener REPs, wobei Kurlbaum ein Neueinsteigerwar, der sich dann aber sehr schnell in Richtungorganisierter Neonazis bewegte.„DIE NATIONALEN E.V.“ - EIN NAZIVEREIN MIT PARTEISTATUSUND DIE KAMERADSCHAFT BEUSSELKIEZ“Ein bis dato der antifaschistischen Recherche unbekannterNazikader outete sich selbst, indem er als Direktkandidatfür den Naziverein „Die Nationalene.V.“ zu den Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhausim Oktober 1995 im Bezirk Tiergarten antrat. Hierbeihandelte es sich um Mike Penkert, einem ehemaligenDDR-Punker der 1968 in Merseburg geborenwurde. Seine Wohnung in der Wilsnacker Straßein Moabit entwickelte sich vor und nach den Wahlenzu einem wichtigen Nazi-Treffpunkt im ehemaligenWestberlin. In seinen Räumen trafen sich Mitgliederder „Nationalen“ mit Moabiter REP-Aktivisten undden damals bekannten Nazis Detlef Nolde (früherCholewa) und Tino Stange von der „KameradschaftTreptow“.In ihrem Programm vertraten ,,Die Nationalen“ einenaggressiven Antisemitismus, Rassismus und Nationalismus.So forderten sie zum Beispiel den „Abriss allerHolocaust-Denkmäler...“, die „sofortige Kündigungdes Staatsvertrages zwischen dem Berliner Senatund der Jüdischen Gemeinde“ sowie die „Streichungaller Zuschüsse an die jüdischen Einrichtungen“.Schon aufgrund dieser Aussagen der ,,Nationalen“wurde deutlich, welche Geisteshaltung dahintersteckt.In der Wahlkampfphase September/Oktober 1995zogen von Penkerts Wohnung aus fast jede Nacht Neonazislos und kleisterten den Stadtteil mit Wahlplakatender „Nationalen“ zu. Die drei Moabiter REP-Aktivisten Kim Kurlbaum, Michael Aulich und FrankSeifert, die für die Partei „Die Republikaner“ in Tiergartenzum Abgeordnetenhaus und zur BVVkandidierten, widmeten sich jedoch in erster Liniedem Wahlkampf des „Nationalen“ Mike Penkert.Penkert gründete dann um die Jahreswende 1995/96unter Anleitung von Frank Schwerdt und ChristianWendt die „Kameradschaft Beusselkiez“. Der heutigeNPD-Funktionär Schwerdt war damals Chef der„Nationalen e.V.“ und hatte seine politischen Wurzelnin der CDU-Heiligensee. Christian Wendt ist schonals Jugendlicher in den 80er Jahren mit seiner nationalsozialistischenIdeologie aufgefallen. Mit von derPartie bei der „Kameradschaft Beusselkiez“ waren nebenKim Kurlbaum, Michael Aulich, Uwe Brunke,Michael Vierke auch der Betreiber des damaligenREP-Infotelefons Nicolas Osuna-Wernicke sowieLutz Giesen.Penkert griff ein bereits im April 1995 begonnenesrechtes Radioprojekt der REP-Aktivisten NicolasWernicke und Kim Kurlbaum auf, das im OffenenKanal Berlin (OKB) zu diesem Zeitpunkt bereitsmehrmals ausgestrahlt wurde. Die Nazi-Kameradenvom Beusselkiez entwickelten dann daraus das sogenannteRadio Germania.Die „Kameradschaft Beusselkiez“ zerfiel dann nachPenkerts Wegzug aus Moabit. Seinem Hobby „RadioGermania“ widmete er sich weiterhin, das er allerdingsheutzutage nur noch als Internetprojekt betreibenkann. Denn nach etlichen Prozessen wurde demNazi-Radio dann ein für allemal der Sendeplatz imOKB verwehrt.AUCH DIE NPD VERSUCHTE SICH IN MOABITUND FAND WILLIGE HELFERDer Kreisverband Nord der „NationaldemokratischenPartei Deutschland“ (NPD) versuchte in Moabit imWahlkampf 1999 öffentlichen Raum zu erobern. Derfrühere Aktivist der mittlerweile nicht mehr existierendenNazi-“Kameradschaft Beusselkiez“ UweBrunke war dabei mit federführend. Zu diesem Zeitpunktwurden zwei Infostände der NPD vor der MoabiterArminius -Markthalle registriert. Ferner wurdein dieser Wahlkampfphase dann vom NPD-KreisverbandNord eine Veranstaltung im Markthallen-Restaurantder Arminius-Halle durchgeführt. Das waram Freitag, dem 27. August 1999, und es sollte nichtdie letzte sein. Wiederum an einem Freitag, und zwardem 30. Juni 2000, führte die NPD eine weitere Veranstaltungim Saal des Markthallen-Restaurantsdurch. Hierzu war u.a. auch der BundesvorsitzendeUdo Voigt angereist. Weitere führende NPD-Funk-Nazischmierereien in der Bugenhagenstr. in Moabitantisemitische Schmierereien


FIGHT BACK MAI/03MOABIT33tionäre wohnten der Veranstaltung bei, bei der auchein Kamera-Team des ZDF zugegen gewesen seinsoll.Mit der Verteilung von Flugblättern und einer Kundgebungvor dem Markthallen-Restaurant machte dieAntifaschistische Initiative Moabit (AIM) dann imAugust 2000 das rechte Treiben im Markthallen-Restaurantim umliegenden Kiez öffentlich.Das Gastwirtpaar Carmen und Bruno Kaminski erstattetegegen die AIM Anzeige wegen „Verleumdungund übler Nachrede“, was jedoch keine ernsten Folgenhatte. JournalistInnen der Berliner Zeitung unddes Berliner Abendblattes gegenüber stellten sich dieKaminskis als „Opfer einer Verleumdungskampagne“dar und spielten die Ahnungslosen. „Ich bin seit langemCDU-Mitglied und habe mit der NPD nichts zutun“, sagte Bruno Kaminski.Die NPD war damit den lukrativen Veranstaltungsortlos, denn nach diesem Wirbel war den Kaminskisklar, das sie sich eine erneute NPD-Veranstaltung inihren Räumen nicht erlauben konnten.Das Markthallen-Restaurant bleibt aber seinem rechtenRuf auch ohne NPD treu, denn die TiergartenerCDU um Volker Liepelt ist hier schon seit JahrenStammgast und seit geraumer Zeit gewährt das GastwirtpaarKaminski der Schill-Partei Unterschlupf.Hier fand u.a. die Gründungsversammlung des KreisverbandesMitte der PRO statt.Wenn es denn um „Sicherheit, Recht und Ordnung“sowie die „Interessen der deutschen Bevölkerung“geht, so ist auch in Moabit die CDU und ihr AushängeschildVolker Liepelt das Original. Die REPs,NPD ünd Schillpartei können da oft nur noch abschreiben.ANTISEMITISCHE SCHMIEREREIEN UND SCHÄNDUNGENJÜDISCHER MAHNMALEIn der Nacht vom 10. zum 11. Oktober 2002 habenunbekannte Täter zum xtenmal eine jüdische MahnundGedenkstätte im Stadtteil Moabit in Berlin-Mitte geschändet. Das Jüdische Mahnmal an der Levetzowstraßewurde mit einem etwa 30 mal 30 Zentimetergroßen Hakenkreuz beschmiert. SolcheSchändungen haben Tradition, auch das Mahnmalauf der Moabiter Putlitzbrücke ist seit seiner Existenzimmer wieder antisemitischen Angriffen ausgesetztgewesen. In diesem Zusammenhang muss auch erwähntwerden, das in den letzten 3 Jahren in Tiergarten/Moabitein äußerst unangenehmer Zeitgenosseunterwegs ist. Er beschmiert Bewagkästen,Hauswände, Parkbänke und auch Bäume im Tiergartenmit der antisemitischen Parole „Radio TV= Judenfunk“.In bestimmten Abständen pflegt er dieOrte seiner Schmiertour. Insbesondere dann, wennLeute diesen widerlichen Spruch übermalt oder entfernthaben, ist er wieder zur Stelle und erneuert seineantisemitische Schmierereien. Irgendwie kommt eseinem so vor, als wenn ein Köter sein Revier markiert.Mit großer Wahrscheinlichkeit wohnt er hier im Bezirkund ist mit dem Fahrrad unterwegs. Es hat zwarden Anschein, das dieser „Schmierer“ leicht durchgeknalltist, aber hinter solchen Schändungen undSchmierereien stehen die antisemitischen Stichwortgeber,und dazu gehören natürlich auch alle NPD-Funktionäre sowie weitere Nazi-Kader.Ein solcher Exponent der Berliner NPD und desKreisverbandes Nord war z.B. auch Lutz Heuer, derin der Moabiter Jagowstr. wohnte. Vor laufender Kamerades SFB hatte der inzwischen verstorbene stellvertretendenVorsitzende der NPD-Berlin/Brandenburgim Berliner Wahlkampf 2001 folgenden Blödsinnerzählt: „Ja gut, die Synagogen, die von früherher noch stehen, kann man ja stehen lassen, das istkein Thema, aber unbedingt neue müssen nicht gebautwerden, weil die ja auch von der Bauart ebendieses altherkömmliche Kirchenbild das in Deutschlandherrscht, dem widersprechen.“ (O-Ton LutzHeuer)Am 30. Januar 2003 wurde Heuer auf einem Friedhofan der Weddinger Seestr. zu Grabe getragen undder NPD-Vorsitzende Udo Voigt attestierte ihm imnachhinein „Pflichterfüllung“ und lobte ihn weiter: „Er war stets da, wenn andere schwankten oder unsicherwurden“. In der Nachbarschaft des Nazis LutzHeuer wusste man allerdings davon zu berichten, dasser jedoch oft schwankte und so vermutlich auch der„tragische Unfall“ zustande gekommen ist, bei dem erMitte Dezember 2002 an den Folgen einer Rauchvergiftungverstarb, die er bei einem Brand in seinerWohnung erlitten hatte. Von seinen Nachbarn war zuerfahren, das er seine Wohnung seit Jahren mit einerPropangasflasche heizte, und dies in Verbindung mitAlkoholkonsum wohl die Ursache des Wohnungsbrandeswar.FAZIT UND AUSBLICKDieser Text umreißt grob die Rechtsentwicklung derletzen 20 Jahre in Moabit und skizziert die Braunzonevon CDU bis hin zum Neonazismus. Somit soll nocheinmal auf die Notwendigkeit hingewiesen werden,(Foto AIB)Links: Thorsten Heise (Blood & Honour, KS Northeim), 2.v.l. Bernd Stehmann (Bielefeld, Freie Kameradschaften), 4.v.l. Mirko Jäppelt(wohnt in Prenzlauer Berg), 5.v.l. Georg Magnus (Berlin Lichtenberg, NPD-KV Nord), 7. v.l. Christopher Wilhelm (Berlin-Pankow)das antifaschistische Politik auch die etablierte Rechteangreifen muss. Das trifft natürlich genauso auf dierechtskonservativen Entwicklungen in Parteien wieSPD, Grüne und PDS zu. Dabei darf auch nicht dasSpektrum der „Heimatvertriebenen“ und ihrerLandsmannschaften vergessen werden.Antifaschistische Politik muss natürlich auch wie gehabtNazistrukturen aufdecken und angreifen. Fernermüssen Betreiber von Gaststätten, die ihre Räumeden Rechten für Veranstaltungen überlassen, über diedaraus resultierenden Konsequenzen aufgeklärt werden.Darüber hinaus müssen natürlich auch eigeneAkzente gesetzt werden indem man offensiv mit Veranstaltungenund Demos in von Nazis dominiertenGebieten auftritt.Seit 1989 gab es in Moabit organisatorisch zusammengefassteantifaschistische Aktivitäten, die vonder Öffentlichkeit zunehmend wahrgenommen wurden.Wenn die drei „magischen“ Buchstaben „AIM“(Antifaschistische Initiative Moabit) in irgendeinemZusammenhang in der Bezirksverordnetenversammlungfielen, schäumten vor allem die CDU und dieREPs und ereiferten sich in plumper Hetze und Demagogie.In den letzten zwei Jahren konzentrierten sich Aktivitätenaufgrund fehlender Kapazitäten in erster Linieauf die seit 1990 alljährlich durchgeführte MoabiterAntifa-Demo am 9. November zum Gedenken andie Reichspogromnacht und einige Gedenkveranstaltungengegen den deutschen Antisemitismus, so z.B.die Jahrestage zur Befreiung der KZ`s Sachsenhausenund Ravensbrück.Andererseits hat die immer präsente Stadtteilantifa inMoabit einiges an Boden verloren. Hier müssen fürdie Zukunft wieder Konzepte entwickelt oder aberauch altbewährtes umgesetzt werden. Das wird allerdingsnur dann funktionieren, wenn sich wiedermehr Menschen gegen Faschismus, Rassismus undAntisemitismus engagieren.


34RUDOW FIGHT BACK MAI/03RUDOWNeonazis aus NeuköllnRene Bethage (mitte) aus Treptow hier bei einer NPD Kundgebung gegen den Irak Krieg in RudowNPDler aus NeuköllnIM SÜDNEUKÖLLNER RANDBEZIRK RUDOW KAM ES IN DEN LETZTEN JAHREN IMMER WIEDERZU ÜBERGRIFFEN VON JUGENDLICHEN NEONAZIS AUF AUSLÄNDISCHE JUGENDLICHE. FÜRWESTBERLINER VERHÄLTNISSE GIBT ES HIER EINE RECHT GROSSE NEONAZISZENE DIE SICHAUF EINEN RECHT KLEINEN ÖRTLICHEN AKTIONSRADIUS BESCHRÄNKT.So traten in den letzten Jahren drei Orte immer wiederin Zusammenhang mit den meist jugendlichenNeonazis in Erscheinung. Zum Einen ist es das Fussballstadiondes TSV 1888 Rudow. Hier treffen sichbei den sonntäglichen Heimspielen des Vereins gelegentlichrechte Hooligans die auch Heimspiele vonHertha BSC Berlin besuchen. Dazu kommen nochca. ein dutzend jugendliche Möchtegernhooligans diebei fast jedem Heimspiel anzutreffen sind. BeideGruppen haben anscheinend gute Kontakte zu rechtenBFC Dynamo Hools; so standen beim Heimspielgegen den BFC ca. 200 rechte Anhänger beider Vereinegemischt im Stadion und gaben gemeinsam rassistischeSprüche zum Besten.Als weiterer Kristallisationspunkt muss sicherlich derU-Bahnhof Rudow gezählt werden. Die an den U-Bahnhof angrenzende Kreuzung Rudower Spinne,mit dem sich auf ihr befindlichen Ketchup Imbiss,wurde in den letzten Jahren immmer wieder als Treffpunktgroßer Gruppen rechter Skinheads genutzt.Mehrmals kam es hier zu Auseinandersetzungen mittürkisch- und arabischstämmigen Jugendlichen. Sowurde im Jahr 2001 bei einem Angriff von Nazis aufmehrere Jugendliche ein Nazi mit einem Messer amHals verletzt, daraufhin überfielen die Rechten einigeWochen später eine Party von mehreren hundert Jugendlichenund schlugen das Mobiliar des gastgebendenev. Gemeindehauses kurz und klein. Ausgangspunkteines weiteren Überfalls am gleichen Wochenendewar das Fest an der Rudower Spinne, aufdem sich jedes Jahr neben den etablierten Parteienauch die NPD mit einem Infostand präsentiert.Hauptakteur der NPD auf diesem Fest ist der TreptowerNeonazi Rene Bethage, der seine Aktivitätenverstärkt auch nach Neukölln zu verlagern scheint.An diesem Überfall, bei dem ausländische Jugendlicheunter „Sieg Heil“ Rufen durch die Strassen gejagtwurden, beteiligten sich ca. 50-60 mit Messern undBaseballkeulen bewaffnete Neonazis. Im April 2003gab es erneut einen größeren Überfall von rechten Jugendlichenauf ausländische MitbürgerInnen. So griffein Mob von 25 Deutschen eine Gruppe von 6 Migrantenmit Baseballkeulen an; einer der Jugendlichenwurde verletzt und alle 25 Nazis festgenommen.Ein Wochenende später kam es zu einem ähnlichenÜberfall im benachbarten Treptow, ob es zwischendiesen beiden Vorkommnissen einen Zusammenhanggibt kann aber nicht mit Bestimtheitgesagt werden.Ein dritter Ort, an dem es in der Vergangenheit immerwieder zu Auseinandersetzungen mit Faschistenkam ist der Jugendclub im Neudecker Weg 80 genanntNW80. Rund um den Jugendclub hielten sichimmer wieder größere Gruppen von Neonazis aufund gerieten mit den meist ausländischen BesucherInnendes Jugendzentrums aneinander.Trotz der zahlenmäßigen Stärke der Szene, die insgesamtbei ca. 50 Personen liegen dürfte ist der Organisierungsgradder meist sehr Jungen Nazis anscheinendsehr gering. So gibt es ausser beim Fest an derRudower Spinne kaum Aktivitäten der NPD mit lokalemCharakter.Neonazi aus Neukölln


FIGHT BACK MAI/03NAZIAUSSTEIGER35sie weiterhin mit der gleichen Konsequenz bekämpftwerden wie aktive und organisierte Nazis. Immerhinrichten sie weniger Schaden an und stellen auch keineakute Bedrohung mehr da. Trotzdem stehen sie gesamtgesellschaftlichfür uns noch immer auf der anderenSeite der Barrikade oder gehören zumindest zuden unzähligen stillen Nazi-SymphatisantInnen. Dasheisst für uns, dass sie sich nicht ohne weiteres in linkenund alternativen Strukturen, Locations oder Milieusherumzutreiben haben. Hierfür ist erst ein richtigerAusstieg nötig.GLAUBWÜRDIGER AUSSTIEGAUSSTEIGEN BITTE!IMMER WIEDERHÖRT MENSCHVON EINSCHLÄ-GIGEN NAZIAKTIVISTEN, DIE ERKLÄREN AUSGESTIEGEN ZU SEIN. KANNMENSCH ÜBERHAUPT VON EINEM TAG AUF DEN ANDEREN MIT EINER MEN-SCHENVERACHTENDEN IDEOLOGIE BRECHEN?Vorab ist festzuhalten, dass sich die staatlichen Aussteigerprogrammevon Verfassungsschutz, Polizei undSozialarbeiterInnen zu einem einzigen Flop entwikkelthaben. Nur wenige Nazis ließen sich durch Geld,Strafverschonung oder Jobvermittlung zu einem Ausstiegaus der Naziszene locken. Für uns als autonomeAntifaschistInnen war dieser Ansatz von Anfang anhöchst fragwürdig. So geht er von der naiven und falschenAnnahme aus, das es Nazis prinzipiell sozial soschlecht geht, das sie auf staatliche Hilfe angewiesensind. Erfahrungen und Untersuchungen belegen jedoch,das die meisten Nazis weder wohnungslos,noch arbeitslos noch sonst wie sozial desintegriertsind. Selbst wenn sie es wären - was soll von einemAusstieg zu halten sein, der quasi erkauft wurde. DerAussteiger musste nicht sein bisheriges Verhalten reflektieren,nicht sein beklopptes Weltbild hinterfragenund auch keinen wirklichen Bruch mit seinerVergangenheit vollziehen. Ein Ausstieg aus der Nazi-Szene sollte außerdem für ein menschliches Wesen eigentlicheine Selbstverständlichkeit sein und keinVerhalten, das noch extra belohnt werden müsste.Andere Menschen werden ja schließlich auch nichtdafür belohnt, wenn sie damit aufhören missliebigePersonen zu jagen oder umzubringen. Was ist das fürein Verständnis von einem „Kampf gegen Rechts“,wenn die ehemaligen rassistischen Schläger einenneuen Job und eine neue Wohnung gestellt bekommen,während ihre nicht-deutschen Opfer von Abschiebungund rassistischer Alltagspolitik bedrohtsind? Die Gefahren bei einem solchen Billig-Ausstiegliegen auf der Hand. Nazis können sich mal eben ausder Verantwortung stehlen, wenn sie wegen ihrer Tatenvor Gericht stehen oder wenn ihr soziales Umfeldkein Bock mehr hat sich mit solch miesen Typen zuumgeben. Einem späteren Weg zurück in die Naziszenesteht hierbei nichts im Wege.AUFHÖREN IST NICHT AUSSTEIGENViele aktive Nazis ziehen sich irgendwann aus den erstenReihen oder aus der aktiven Mitarbeit in Nazigruppenzurück, da ihnen Partner/in, Karriere oderKind wichtiger erscheinen. Trotzdem trennen sie sichnicht von ihren rassistischen und nationalistischenAnsichten. Warum auch, in der Mitte der Gesellschaftund an den Stammtischen, fallen sie damitnicht besonders auf. Auch die Kontakte zu den altenKameraden brechen nicht ab, sie schlafen höchstensirgendwann mal ein. Solche „Zurückzieher“ sind füruns keine Aussteiger! Das heisst natürlich nicht, dassDas wesentlichste Moment bei einem solchen Ausstiegist die Motivation. Der Aussteiger muß aus eigenemWillen und aus seiner eigenen Entscheidungden Ausstieg für sich beschließen. Die ersten Schrittehierfür müssen von ihm selbst ausgehen. Der Ausstiegerscheint glaubwürdiger, wenn er der letzte Schritt ineinem längerem Prozeß ist und nicht der erste. Dennniemand geht abends als Nazi schlafen und wachtmorgens als Demokrat oder gar Antifaschist wiederauf. Wesentlich für uns als AntifaschistInnen ist derglaubhafte Bruch mit der Ideologie und Strukturender Nazi-Szene. Der Aussteiger muss alle Brücken zurNazi-Szene hinter sich abgebrochen und den Weg zurückversperrt haben. Er muss bereit sein mit antifaschistischenGruppen offen und ehrlich darüber zureden, was er getan hat, mit wem er zusammengearbeitethat und in welche Strukturen er integriert war.Er muss bereit sein Strukturen offenzulegen und Namenzu nennen. Die konsequente Trennung mussnachprüfbar und nachvollziehbar sein. Er muss vonselbst keinen Bock mehr auf die „alten Kameraden“haben und nur mit Ekel an seine politische Vergangenheitzurückdenken, da er sich von ihr distanziert,sie aufgearbeitet und sie reflektiert hat.FAZITNatürlich gehen wir von der Veränderbarkeit desMenschen aus und natürlich begrüßen wir es wennNazis irgendwann erkennen was für einen Dreck sieda eigentlich die ganze Zeit vertreten. Gründe für einenAusstieg gibt es schließlich genug. Je mehr Aussteiger,um so besser! Aber Nazis are not funny undPolitik ist kein Kindergartengeburtstag. Bei Menschendie eben noch bereit waren ihre menschenverachtendeIdeologie mit Gewalt durchzusetzen undbei Leuten die gerade noch von einem Auferstehendes deutschen Nationalsozialismus mit seiner industriellenMassenvernichtung geträumt haben, solltendie Kriterien für einen Ausstieg nicht zu tief angesetztwerden. Am Besten ist es immer noch überhaupt erstgar kein Nazi zu werden. Die beste Aussteigerhilfeund die beste Präventation in einem ist eine breite alternative,antirassistische und antifaschistische (Jugend)-Kultur.


Der vorliegende Artikel stellt im Überblick die neuestenEntwicklungen der kulturellen und sozialenStile, Subkulturen und Codes im Bereich der extremenRechten dar und gibt einen Einblick in die antifaschistischeDebatte zum Umgang mit diesen Entwicklungen.Der Großteil der extremen Rechten in Deutschlandorganisiert sich schon seit längerem nicht mehr inklassischen Parteistrukturen oder Organisationen.Besonders die letzten Jahre waren von einem allgemeinenEinbruch der extrem rechten Parteien geprägt.Während sich Republikaner, wie auch DVUpolitisch und personell in kompletter Talfahrt befinden.War es der NPD möglich sich zu stabilisieren.Vor allem im Ostteil der Republik gelang es der NPDihr Image als „Stammtisch“ - Partei abzulegen undermöglichte damit offensiv die Einbindung von jugendlichenNeonazis. Den größten Einfluß innerhalbder extremen Rechten in Deutschland stelltheute die parteiunabhängig organisierte Neonazi-Szene. Sie organisiert sich in zweckorientierten Kleingruppen(Kameradschaften, Bündnis Rechts, BraunesKreuz, Naziläden, MedienProjekte), über zentraleKoordinationsstellen (Aktionsbüros, Nationale Info-DER NEONAZIS NEUER STYLE?DIE ENTWICKLUNG DER EXTREMEN RECHTEN IN DEUTSCHLAND WURDE IN DENLETZTEN JAHREN DURCH DIE VERGRÖßERUNG IHRES POTENTIALS, VOR ALLEMABER DURCH IHRE KULTURELLE UND POLITISCHE AUSDIFFERENZIERUNG GEPRÄGT.Telefone) regional, bundesweit und natürlich auchinternational. Die Vernetzungen innerhalb dieser sichunabhängig verstehenden Zusammenhänge sind häufigorganisch gewachsen. Hauptsächlich bestehen informellepersönliche Kontakte/Bekanntschaften zwischenunterschiedlichen führenden Kadern. DieMasse der rechtsorientierten Jugendlichen fühlt sicheher zu rechts-militanten Strukturen hingezogen alszu starren Parteiformen oder völkischen Vereinen.Das Herausbilden der organisierten Strukturen innerhalbder parteiunabhängig organisierte Neonazi-Szene wird maßgeblich durch die politische Prägungder unterschiedlichen sozio-kulturellen Netzwerkebestimmt. Diese Netzwerke erfüllen die Funktionkommunikativer und interaktiver Bezugsgruppeninnerhalb des sogenannten „Nationalen Widerstandes“.Die Zusammenarbeit läuft entweder projektgebundenoder über räumlich orientierte Strukturen.Nach außen hin sind es Bekleidung, Verhaltensweisen,Musik, Tattoos sowie oft von weiten Teilen derGesellschaft kaum entschlüsselbare Codes, die wahrgenommenwerden. Einerseits dienen sie ihren Mitgliedernder Abgrenzung nach außen, andererseitswird durch die gemeinsame Kultur nach Innen Gruppenzugehörigkeitund Einstellungen vermittelt. Mitder Macht, die sie in manchen Regionen ausübenund ausstrahlen, entwickelten sich rechte Cliquenzum bestimmenden Faktor im Sozialisationsprozeßvieler Jugendlicher und junger Erwachsener. Die Ausrichtungdieser politisch-kulturellen Subversionsstrategiewird von der konkreten Situation vor Ort bestimmt.Bestehen bereits Organisationskerne (regionalesAktionsbüro, InfoTelefon) in der jeweiligen Region,ist zu beobachten wie der Ausbau von Strukturendarüber hinaus langfristig geplant fortgesetztwird. Neben der „Anti-Antifa-Kampagne“, stehen„Anti-Globalisierungs-Aktionen“, die Thematisierungdes „Nahost-Konfliktes“ und seiner Rezeptionin Deutschland auf dem derzeitigen Programm dermilitanten Neonazis. Gerade die Verkürzung auf bestimmtepolitische Teilbereiche wie die Migrationspolitikoder Innere Sicherheit ist ihnen gelungen aufzubrechen.Diskurse und Kampagnen zum Thema„Umweltschutz ist Heimatschutz“, die Teilnahme an„Anti-Castor-Protesten“ und die verstärkte Arbeit an„nationalen“ Schülerzeitungsprojekten sind deutlicheBeispiele für eine Veränderung bzw. Differenzierungder inhaltliche Ausrichtung.„Die Attraktivität des Nazismus lag keineswegs nurin seiner explizit propagierten Doktrin, sondernmindestens ebenso auch in der Kraft seiner Emotionen,in den von ihm geweckten Bildern undPhantasmen.“ Saul FriedländerBRAUNE MUSIK FRAKTION???Musik bietet der extremen Rechten die Chance dermethodischen Indoktrination, besser als dies jemalsin klassischen politischen Veranstaltungen gemachtwerden könnte. Besonders junge Menschen wurdenund werden über die Anziehungskraft des „Rechtsrock“politisiert. Möglich ist dies vor allem dadurch,weil der „Rechtsrock“ sich erfolgreich das Image einerrebellierenden Musikform zu eigen gemacht hat.Unter dem sehr geläufigen Begriff „Rechtsrock“ werdenunterschiedliche Spielarten der Rockmusik zusammengefaßt,wie zum Beispiel Skinhead-Musik,Dark Wave, Neofolk, Punk, Hardcore, und HeavyMetal. Wichtig ist dabei zu beachten, dass „Rechtsrock“nicht immer von „rechten“ Skinheads gemachtwird und das er in vielen Musikstilen anzutreffen ist.„Rechtsrock“ sollte deswegen als ein Sammelbegrifffür verschiedene Musikstile verwandt werden, derenverbindendes Element rassistische, nationalistische,antisemitische und neonazistische Texte sind.Obwohl der allgemeine gesellschaftliche Rechtsruckseit Mitte der 80er Jahre oft zur Analyse und als Erklärungsmusterfür die zunehmende Verbreitungrechter bis neonazistischer Inhalte mit herangezogenwird, unterbleibt es jedoch, die genaue Tragweite dessenzu analysieren. Gerade die Entwicklung des rechten„Lifestyle“ wird dabei häufig unterschätzt.Mit der Entwicklung des „Rechtsrock“ in all seinenFacetten und mit den neonazitischen Skinheads alsdessen federführenden Protagonisten ging mehr und36RECHTER LIFESTYLE FIGHT BACK MAI/03


FIGHT BACK MAI/03RECHTER LIFESTYLE37mehr die Unterscheidung von dem verloren, wer oderwas Skinhead ist und woher die Musik überhauptkommt. Die Bekleidung der Skinhead-Subkultur wargeprägt durch einen Arbeiter- und Männlichkeitskult.Mit diesem Stil verbinden sich Bekleidungsmarkenwie z.B. die Boxerbekleidung von „Lonsdale“oder die Bekleidungsmarke „Fred Perry. Die altenSkinheadkultmarken wurden über die Jahre zu den„In-Marken“ vieler Jugendlicher und junger Erwachsenerauch fernab der extremen Rechten. Im Laufeder Zeit vermischte sich dieser Stil immer mehr mitden Kultmarken der Hooligans, „New Balance“,„Hooligan“, „Troublemaker“ oder „Pit Bull“. Geradein Fußballstadien waren oft organisierte Neonazikaderunterwegs, in Mannheim der übergewichtigeChristian Hehl, in Berlin die „BFCler“ um JensUwe Voigt und Andreas Pohl sowie in Dortmunddie „Borussenfront“ unter Anleitung von SiegfriedBorchardt. Zur stilistischen Differenzierung dieserMusik in Richtung völkische Folklore haben unteranderem die rechtsextremen Liedermacher FrankRennicke, Jörg Hähnel oder das weibliche GegenstückAnnett Moeck beigetragen. Aber auch die musikalischeOrientierung am Hardcore, bzw. „Hatecore“,wie ihn beispielsweise die neonazistische usamerikanischeBand „Blue Eyed Devil“ spielt, undder Bezug auf heidnische Motive erweiterte die musikalischeund ästhetische Palette des „Rechtsrock“enorm. Die Bands des „NS-Black-Metal“ lassen inihren Texten auch eine ungeahnte Deutlichkeit erkennen.So singt die sächsische Band „Magog`s“ inihrem Lied „Feuer der Dunkelheit“: „Wir marschierenin eine neue Zeit, die uns von Juden und Christenbefreit.“ Obwohl solche heidnischen Motivedurchaus auch in der „schwarzen Szene“ des Dark-Wave präsent sind, werden dort solche harschen Tönenicht angeschlagen. Entsprechend dem Gestus derSzene schneiden rechte Gruppen im musikalischenStil des Neo-Folk eher mystische und klassisch völkischeThemen an. Heute ähnelt das Auftreten der organisiertenNeonazis einer Mischung aus den unterschiedlichenStilen der Hatecore-, Skinhead, GangundRockerszene. Egal ob in der „Rockerszene“,innerhalb der „Dark-Wave-Szene“ oder in esoterischenGruppen, eine Vermischung mit ästhetischenVorstellungen, Stilelementen und Symbole der extremenRechten setzte sich in den 90er Jahren in allendiesen Subkulturen fest. Auch die lange Zeit als „kosmopolitisch“bekannte Hip-Hop-Szene muss sichmit den ersten Unterwanderungsversuchen vonRechts auseinandersetzen. „HipHop wird schnellerweiß, als man denkt“ verkündete das rechtsextremeHochglanzmagazin „RockNord“ schon voller Erwartung.In Internetforen äußern sich Neonazis mit denWorten „Also, ich meine HipHop ist nicht wesentlicherweniger undeutsch als Rock“.GEFAHR ERKANNT...Durch die Vermischung mit anderen Modemarkendes gesellschaftlichen Mainstream und die massenhafteVerbreitung der als typisch rechtsextrem bezeichnetenKleidungsmarken wurden die alten „Kultmarken“für die organisierte Neonazi-Szene immeruninteressanter. So haben sie auch die Funktion alseindeutiges Erkennungsmerkmal nach innen und außenmehr und mehr verloren.Innerhalb der „Bewegung“ vermehrte sich der Unmutgegen die kommerziellen Bekleidungsmarken. Ineinem Text auf der Internetseite des rechtsextremen„Fanzine für Frauen - Triskele“ wird beispielsweise„Fred Perry“ vorgeworfen absichtlich „dunkelhäutige“VerkäuferInnen einzustellen und auch „New Balance“sei ab sofort zu boykottieren, denn die Markeist der „Laufschuh Nummer 1 in Israel“.Mit der Vergrößerung des „Zielpublikums“ verändertensich natürlich auch die Logistik und Vertriebstruktureninnerhalb der „Rechtsrock“-Szene. OrganisierteNeonazi-Kader konnten und können sich alsProduzent von „Rechtsrock-Musik“ oder Herausgebereines Kataloges eine Existenz aufbauen. Denn„Rechtsrock“ ist seit Jahren ein lukrativer Markt, aufdem Millionen umgesetzt werden. Dementsprechendist die Gründung und der Aufbau von eigenen Versänden,Bekleidungsmarken und Labels in den letztenJahren massiv vorangetrieben worden.Trotz unterschiedlicher Rezeption rechter Ideologieninnerhalb der differierenden Subkulturen dominierendabei immer die gleichen Themen. „Macht“, „Stärke“und die klare Aufteilung der Geschlechterrollen sinddie wichtigsten Anziehungspunkte innerhalb derunterschiedlichsten Subkulturen nicht nur für jungeRechtsextremisten. Aber auch die Ästhetik spielt dabeieine entscheidende Rolle. Für rechtsorientierte Jugendlicheist nicht die Musikrichtung entscheidend,sondern was Musik, Text und Auftritt an Inhalt undMystik transportieren. Antidemokratische, antiemanzipatorischesowie antimoderne Motive sind dabeidie wichtigsten inhaltlichen Wurzeln. Inszeniertwird eben nicht nur ein antibürgerlicher Gestus, sonderneine faschistische Ästhetik. Als die populärsteMischung aus germanischer Mythologie und romantischangehauchter Musik gilt in den aktuellen Veröffentlichungender extremen Rechten - Neofolk.Entscheidend für den Erfolg ist dabei nicht, ob politischeBotschaften lauthals verbreitet werden, sondernob Mystik und Authentizität für rechtsorientierteJugendliche erfolgreich inszeniert wird.... GEFAHR GEBANNT?Die Erkenntnis, daß die Rekrutierung von Jugendlichenund jungen Erwachsenen in die organisierteNeonazi-Szene hauptsächlich mittels kultureller undsozialer Einbindungen funktioniert, ist nicht neu.Die bisherige Konsequenz der antifaschistischen Bewegungwar neben der Analyse, der Versuch, dieunterschiedlichen sozio-kulturellen Angebote der extremenRechten innerhalb der Gesellschaft zu isolieren.Vor Ort wurde dies von der organisierten Antifaund der aufgeschreckten Zivilgesellschaft durch Verhinderungsaktionenund lokale Bündnisarbeit umgesetzt.Dabei wurde hauptsächlich das Augenmerk aufdie Verhinderung der inhaltlichen Vermittlungrechtsextremer Ideologeme gerichtet. Zu selten wurdeversucht über offensive Kampagnen wenigstens denZusammenhang zwischen Ästhetik und Inhalt zudurchleuchten und eigene attraktive Lebensvorstellungenund Jugendstile zu promoten.Immer wieder wurden allein die von der jeweiligenBand vorgetragenen Texte skandalisiert, seltener ihrAuftreten und so gut wie gar nicht, wenn sie unbekannteZeremonien, Attitüden, Signale oder Codesverwendeten. So konnten sich immer wieder geradeOI-Bands mit dem sicheren Verweis, ihre Texte seiennicht „rassistisch, nationalistisch oder sexistisch“ derinhaltlichen Auseinandersetzung entziehen.Genau hier muß eine linke antifaschistische Kritikansetzen. Zu wenig Gewicht wurde auf die Funktionder etablierten Umgangsformen, Codes und der Kleidungbei der Formierung der rechtsextremen Netzwerkegelegt. Politisierungsprozesse bei Jugendlichenlaufen eben nicht über massiv präsentierte Inhalte.Zuerst müssen Emotionen geweckt werden, um überhauptdie jeweiligen Inhalte vermitteln zu können.Damit sind bestehende Lebensgefühle, die vorhergegangeneSozialisation und der Zustand der Psyche derAnfang einer jeden Politisierung. Er ist offensichtlich,dass ein verhindertes Konzert zwar löblich ist, abernur minimal zur Stärkung linker Alternativen beiträgt.Gerade die stilistische Verbreiterung und Ausdifferenzierungrechter Jugendkulturen birgt die enormeGefahr der weiteren Bekanntmachung rechtsextremerIdeologeme, ohne das die GegnerInnen überhaupt inder Lage sind, diese als solche zu erkennen. Eine Gefahrder kulturellen Subversion basiert auf ihrer Vielfältigkeitund ihrer Beliebigkeit.Wenn die „rechten Kulturkämpfer“ innerhalb der jeweiligenSzene unterwegs sind, hilft auch keine Kampagne„Für Toleranz und Völkerfreundschaft“ mehr.Diese wird auch schon von weniger geschulten Neonazisleicht inhaltlich auseinandergenommen und natürlichzu ihren Gunsten ausgenutzt. Toleranz gegenüberden „Intoleranten“ ist die beste Abwehr!Der Kampf um kulturelle Hegemonie wird nichtinnerhalb der Jugendszene oder Subkultur gewonnen.Er muß von Seiten der politischen Linken in allenTeilen der Gesellschaft offensiv geführt werden,damit auch in jeder Sub- oder Mainstreamkultur. Dieüberall erkennbaren Tendenzen rechter Kulturpolitikstehen zwanghaft im Einklang mit den Prozesseninnerhalb der vorherrschenden Dominanz und damitim Kontext der gesellschaftlichen Verhältnisse.Lesetips zum Thema:Antifa Info Blatt Nr.55 „Der Nazis neue Kleider“Der Rechte Rand Nr.74 „Schwerpunkt: Rechte Musik“Monitor Nr.5 „Politik ist Politik und Fußball ist Fußball?“Autor: Ralf Fischer, gi@mail.nadir.orgwww.nadir.org/nadir/initiativ/gi


A„Angus“: 24Appel, Detlef: 18, 23Aulich, Michael: 31, 32BBarnstedt, Imke: 21Bauer, Jean-Rene: 24Bauer, Rainer: 18Bäumler, Steve: 14Becke, Jörg: 19Bethage, Rene: 12, 13, 15,21, 34Blum, Steven: 11Boche, Peter: 8, 9, 10Boche, Sofia: 8, 9, 10Boldt, Ulli: 27Bönisch, Rita: 10Böduel, Daniel: 14Bodenhagen, Mike: 13Borchert, Mike: 12Bräuninger, Eckart: 22Braun, Helmut: 24Braun, Linda: 24Britt, Detlef: 18Brückner, Dennis: 14, 15Brunke, Uwe: 22, 30, 31, 32Buetzow, Christian: 18Burmeister, Lars: 9, 10Busch, Olaf: 19CCasper, Dennis: 25Cholewa (Nolde), Detlef: 8,9, 10, 11, 12, 14, 32Czolbe-Senft, Franz-Eckart:18Czubba, Klaus-Jürgen: 18DDanneil, Chris: 10Degebrodt, Arved: 13, 14Degebrodt, Danny: 13, 14Demming, Patrick: 10, 11,14Diesner, Kay: 11Dittrich, Bianca: 11Dräger, Michael: 9, 11Drange, Katrin: 32FFischer, Marcel: 15Fleischhauer, Kay: 9,11„Franzose, Der“: 13, 14GGeese, Enrico: 18Geisler, Jörg: 18Giesen, Lutz: 9, 11, 13, 22,23, 32Gloß, Henrik: 18Greger, Nick: 14Grychtoloik, Christian: 19Gutsche, Markus: 12HHaase, Sören: 9, 11Haberkorn, Steve: 14Hahn, Monika: 19Hähnel, Jörg: 12, 15, 20, 21,23, 24, 37Haese, Reinhard: 18Häusler, Manfred: 18Handschuhmacher, Bernd:31Harm, Henry: 18Hauser, Karlkurt-Volkmer:29Hausmann, Karsten: 8Hennig, Karl: 9Hertwig, Holger: 9, 11Heuer, Lutz: 30, 32, 33Hiller, Nils: 14, 15Hirsch, Roland: 31Hoburg, Andreas: 9, 11Höhne: 11Hojden, Peter: 19JJäppelt, Claudia: 22, 31Jäppelt, Mirko: 22, 29, 33Johlige, Eckart: 18, 19KKalicinski, Andre: 31Kaminski: 33Keckel, Marcus: 13Keirath, Detlef: 18Keller, Marcel: 14Kendzia, Rudolf: 10Kittelmann, Peter: 31Kliefoth, Sebastian: 31Knuth, Marcel: 11Knuth, Thilo: 9, 11König, Jens: 8Koster, David: 14Koth, Michael: 20, 21, 29Krämer, Sebastian: 15Kraft, Manuel: 11Krimmer, Paul: 13Kroll, Kay-Uwe: 12Kruck, Carsten: 8Krüger, Monika: 11Kühnert, Marcel: 14Kurlbaum, Kim: 32Kurzweg, Wolfgang: 18LLappat, Heiko: 22LaRouche: 19Lauenroth, Sabine: 8Liepelt, Volker: 3, 30, 33Louczinski, Markus: 15Luft, Johannes: 11Lummer, Heinrich: 19MMacher, Daniela: 13Macht, Lars: 12Magnus, Georg: 23, 31, 33Mahn, Jürgen: 29Matthee, Detlef: 18Matthee, Elke: 18Matthee, Rene: 18Matzke, Ben: 13Mauersberger: 11, 15Meinel, Daniel: 26Menz, Walter: 28Meyer, Edgar: 8Mierwald: 18Millek, Jürgen: 19Mkrttschjan, Martik: 12, 13,14, 25Möricke, Andre: 24Motschmann, Cornelius: 30,31Motschmann, Marcus: 30, 31Motschmann, Klaus: 31Müller, Carsten: 11Müller, Dirk: 26Müller, Fabian: 12, 14Müller, Thomas: 11Müller, Werner: 18NNachtigall, Karola: 23, 24Nahrath, Wolfram: 27, 28Neye, Rene: 12Nickel, Steffen: 12Niesar, Clemens: 24Nolde(Cholewa), Detlef: 8,9, 10, 11, 12, 14, 32Nooke, Günter: 19OOckenfeldt, Hans-Dieter: 14Oemus, Marco: 12, 13, 14,15Ortmann, Christian: 12, 14PPagel, Carsten: 10, 30, 31Palau (Schweigert), Stella: 23Penkert, Mike: 10, 31, 32Petters: 18Piek, Alexander: 9,11Pieper: 18Priem, Arnulf: 4, 8, 28, 9QQuaack, Oliver: 9Quaß, Bertram: 11Quiram, Jan: 11RRadicke, Nicole: 18Regener, Michael: 8, 24Reither, Albrecht: 22, 23Riemer, Lutz: 9Rudolph, Marco: 11Rückert, Han-Jörg: 10Ruthke, Mirco: 9, 11Ruthke, Robert: 11Rutz: 18Röhler, Andreas: 4, 20, 24.Rohde, Robert: 13Roscher, Markus: 18, 19Rosengarten: 19Roth: 15SSchadewald, Georg: 18Schaffer, Ursula: 27Schaller, Ronny: 11Schillok, Lutz: 10, 15Schirmer, Ronald: 9, 11Schlicht, Marco: 11Schmidke, Olaf: 10Schmidt, Ronald: 11, 14, 15Schneider, Gerd: 21Schneider, Paul: 25Scholz, Alexander: 29Schrank, Carsten: 24Schröder, Michael: 9Schüßler, Andy: 19Schulz, Rene: 11Schultz, Sven: 13Schurak, Sebastian: 11, 13Schweigert, Oliver: 10, 16,20, 21, 22, 23, 25Schwerdt, Frank: 10, 32Seewald: 18Seifert, Frank: 31, 32Seifert, Wolfgang: 18Sennholz, Marco: 11, 12Sennlaub, Andreas: 9Snoppek, Thomas: 13Sohr, Christian: 9Soluger, Norman: 14Sommer, Michael: 19Spieker: 18Spieß, Hans-Jörg: 9Spindler, Andre: 11Spottek, Marco: 8, 9, 15Stange, Tino: 8, 9, 11, 32Steinbach, Michael: 19Stelter, Andrew: 11, 12Storr, Andreas: 11, 12Strasburger, Bernardo: 31Strese, Rüdi: 23Strulick, Carsten: 9Stuhlmann, Markus: 15Suhr, Bernd: 24TThomsen, Babette: 10Thomsen, Lars: 10Töpfer, Peter: 4, 20, 29VVierke, Michael: 32Voigt, Andreas: 29Voigt, Claudia: 28, 29WWald, Marco: 13Wallroth: 18Walzel, Manuel: 13Weisbrich, Thomas: 18Weiss, Mandy: 14Weissleder, Norman: 17Weiß: 18Welkisch, Rainer: 31Welle: 18Wendt, Bendix: 24, 25Wendt, Christian: 32Wenndorf, Christian: 24Wernicke, Nicolas: 32Wieczorek, Rene: 11Wienstrath, Attila: 31Wild, Björn: 15, 25, 26Wilhelm, Christopher: 16,25Witt, Torsten: 19Wolf, Tino: 12Wurzel, Henryk: 9, 10, 11,15ZZahn, Hans-Eberhard: 18Zander, Christian: 9Zanker, Michaela: 2938REGISTER FIGHT BACK MAI/03


KONTAKTADRESSEN:Antifaschistischer Aufstand Köpenick [A.A.K]c/o Infoladen Daneben, Liebigstr. 34. 10247 BerlinMail: aa-koepenick@gmx.deWeb: www.aak.antifa.de<strong>Antifaschistisches</strong> Infoblatt [AIB]Gneisenaustr. 2 a, 10961 BerlinMail: aib@mail.nadir.orgWeb: www.nadir.org/nadir/periodika/aibAntifaschistische Initiative Moabit [AIM]Postfach 210 235, 10502 BerlinMail: a_i_m@gmx.deAntifa <strong>Pressearchiv</strong> und Bildungszentrum e.V. [Apabiz e.V.]Lausitzer Straße 10, 10999 BerlinMail: mail@apabiz.deWeb: www.apabiz.deAutonome Antifa Nordost Berlin [AANO]c/o Baobab - Eine Welt Laden, Christburger Straße 38, 10405 BerlinMail: aanb@mail.nadir.orgWeb: www.aano.tkGruppe Internationale WebteamMail: gi@mail.nadir.orgWeb: www.nadir.org/nadir/initiativ/giPankower Antifa Offensive [PAO]c/o Schwarze Risse, Kastanienallee 85, 10435 BerlinMail: pao.berlin@gmx.netRote Antifa Weißensee [RAW]Mail: najetztaber@yahoo.deTreptower Antifa Gruppe [T.A.G.]c/o Infoladen Daneben, Liebigstr. 34. 10247 BerlinMail: T.A.G.@firemail.deWeb: www.treptowerantifa.deReach Out (Opferberatungsstelle)Oranienstraße 159, 10969 BerlinWeb: www.reachoutberlin.deRote Hilfe (Repressionshilfe)www.rote-hilfe.deANZEIGENDie linke Wochenzeitungwww.jungle-world.com


MAI 2003FIGHT BACK

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