Heimat THEMA, Seite 20 - VSETH - ETH Zürich

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12.07.2015 Aufrufe

22 HeimatDenkansatzHeimat to goDas Prinzip McDonalds und Starbucks: ein Stück Heimat in der Fremde?Text: Sabrina HüttermannwallisertiitschNussroggubrot-ExpressRegelmässig bin ich im Wallis – und jedesMal bringi es Pfünderli Roggubrot mitzrugg uf Zürich. Was fer en Göich – deichundjetz waahrschinli es par va ew –der chännti schiis Roggubrot ja öi z Zürichimä Gschäft chöifu. Schliessli steitinzwischu sogar im HB jedä Tag – sogaram Sunntag – Geisschäs va Zeneggu imFrigor vamä Finchoschtladu.Klar: Ich chännti hie dernäbu zumGrosshändler und daa miis Stuck Wallisin Brotform chöifu. Nur: Das isch eifachnit z gliicha. Will: Naa miim Gschmackisch das Roggubrot mit Nussä z Beschta.Und das gits daa wa ich jedes Maldurch müess, weni im Wallis bi. AmBahnhof z Visp oder z Brig iner BäckeriiVolken. Darum fahr ich eis mal pro Wuchavam Wallis uf Zürich mit emu Roggubrotiner Täscha – einum mit Nussä.ÜsserschwizerischNussroggenbrot-ExpressRegelmässig bin ich im Wallis – und jedesMal bringe ich ein Pfund Roggenbrot zurücknach Zürich. Was für ein Idiot –denken jetzt wahrscheinlich ein paar voneuch – der könnte sein Roggenbrot ja auchin Zürich in einem Laden kaufen. Schliesslichsteht inzwischen sogar im Hauptbahnhofjeden Tag – sogar sonntags –Geissenkäse aus Zeneggen VS im Kühlschrankeines Feinkostladens.Klar: Ich könnte zum Grosshändlerin der Nachbarschaft und dort mein StückWallis in Brotform kaufen. Nur: Das ist einfachnicht das Gleiche. Denn: Nach meinemGeschmack ist das Roggenbrot mit Nüssendas Beste.Und das gibt es dort, wo ich jedes Malvorbei gehe, wenn ich im Wallis bin. AmBahnhof in Visp oder Brig bei der BäckereiVolken. Deshalb fahre ich einmal die Wochevom Wallis nach Zürich mit einem Roggenbrotin der Tasche – einem mit Nüssen.Cyrill PintoGleich um die Ecke: Der Wiedererkennungseffekt schafft Wohlbefinden.Die Stadt ist fremd, die Gerüche ungewohntund die Menschen unterhalten sich in eineranderen Sprache. Das Unbekannte lässt denPuls höher schlagen. Du findest dich nichtleicht zurecht. Dann plötzlich erblickst du dasvertraute grüne Logo, mit dem die Starbucks-Sirene dich in ihre Filiale lockt: Der Kaffeeschmeckt hier wie immer. Die Polster auf denschweren Sesseln erfühlen sich gleich. DasBediensystem folgt denselben Regeln. Nichtsscheint verändert. Nur die Stadt um das Caféliegt in einem anderen Teil der Welt.Im Zeitalter des ständigen Wohnortwechsels,des unbegrenzten Reisens undder internationalen Freundeskreise definiertjeder seine «Heimat» unterschiedlich.Nicht nur die Heimatstadt oder das Elternhaus,sondern auch bekannte Gerüche, gewohnteGeräusche oder ein bestimmtes Gefühlkönnen in uns die Vorstellung von Heimatlichkeithervorrufen.Der Volkskundler und Germanist HermannBausinger definiert den Begriff Heimatals einen Ort, an dem ein Mensch Sicherheitund Verlässlichkeit seines Daseins erfährt.Überdies fungiert die Heimat ihm zufolge alsRahmen, in dem sinnvolles, abschätzbaresHandeln möglich ist, als Gegensatz zu Fremdheitund Entfremdung.Gegen die EntwurzelungDarauf basiert auch das Fastfood-Ketten-Prinzip: Ich weiss, was mich erwartet, wennich diesen Laden betrete. Einmal gelernt,wie das Bestellsystem funktioniert, kann esüberall auf der Welt nach demselben Schemaangewendet werden. Überall schmeckt derCheeseburger wie zu Hause. Dieses Einheitskonzeptentlastet den gestressten Fremden,da er sich hier auf anscheinend bekanntemTerrain bewegt. Im Ausland ist mir hier alseinzigem Ort alles vertraut – ich kenne dasSystem.Marken wie Starbucks, McDonalds oderH&M wecken in uns – durch ihr immer gleichesAuftreten – ein Gefühl der Geborgenheit.Man weiss, was man bekommt. Und verhältes sich so nicht auch mit unserer Heimat?Ein Ort des Stillstands, bei dem gar keine Veränderunggewollt ist?Mit stoischer Konsistenz wird die Starbucks-Filialein Zürich genauso gestaltet wiein Shanghai. Wenn der Auftritt einer Markekonsistent sei und bei jedem Kontakt dasselbeGefühl auslöse, vermittle sie ein Gefühlder Zugehörigkeit, weiss René Allemann,Markenexperte aus Zürich: Der Wiedererkennungswertschaffe Wohlbefinden undbiete Orientierung im sonst so entwurzeltenLeben. Die Marke scheint wie eine Bekannteaus der trauten Heimat. Neben dem eigentlichenAngebot von Cappuccino, Frappuccinound Co. richtet sich der Café-Gigant daraufaus, den Besuchern auch einen Ort zum Verweilenzu bieten. Ein Stück Heimat, ganz egalwo man sich gerade befindet.Erst zurück in der eigenen Stadt wirktdas allgegenwärtige Logo als Fremdkörper.Hier stört die Filiale zwischen den traditionellenGeschäften. Auswärtigen Besuchernjedoch beschert der Becher Starbucks Cappuccinoeinmal «Heimat to go».Polykum Nr. 1/12-13

Polykum Nr. 1/12-13Kurz ZitiertHeimat ist …«ein Puzzle aus Kindheitserinnerungen.»Noemi, 24Sängerin undmedizinische Masseurin101USA«da, wo man her kommt odersehr viel Zeit verbracht hat. Beimir ist das der Bodensee. Aber eigentlichist Heimat überall da, woWasser ist. Wo ist mein Bier?»47Mexiko33Kolumbien54ÜbrigesAmerikaEva Baier, 22Umweltnaturwissenschaften«Heimat ist an die Familie, anBekannte geknüpft – entsprechendkann ich mir vorstellen,überall heimisch zu werden.»Statistik«det, wo mis Mami isch»Kathrin Arnet, 24BauingenieurwissenschaftenAndreas Herger, 25Bewegungswissenschaften65Kanada34Brasilien«dort, wo es immeretwas Neues zu entdeckengibt.»Benedikt Ummen, 23Maschinenbau62Schweden35Grossbritannien80NIEDERLANDE28Belgien61Afrika132LUXEMBURG78SPANIENHeimatländerDer Studierenden an der ETH164Frankreich308Übriges Europa2’379Deutschland«da, wo die Musik spielt.»16’343StudierendeinsgesamtGabriele Ardizzone, 25Cellist«für mich ein Ort, wo ich meineinnere Ruhe finden kann.»Stephanie, 24ErdwissenschaftenMontage-Trio, zur Zeit am Bio-Gebäudearbeitend: Manfred Ladovan (44) –«Heimat ist überall.» Klaus Riedler (38)– «Heimat ist, wo meine Lieben sind, wodie Familie ist.», Peter Hämmerli (43) –«Heimat ist, wo man sich gut aufgehobenfühlt; wo das ist, muss jeder selbst rausfinden.»«im Tessin, genauer: in Chiasso,wegen den Leuten, die dortsind. Heimat ist bei mir immermit einer Reise verbunden.»Luana Donato, 25Bauingenieurwissenschaften72Polen52Liechtenstein57Serbien343Österreich295Italien173Griechenland«Seit zehn Jahren lebe ich hier, habe den grösstenTeil meiner Jugend hier verbracht und so viel erlebt– darum ist die Schweiz meine Heimat. Heimathat aber immer auch eine emotionale Komponente;seelisch und kulturell ist Kamerun meine Heimat,da komme ich her. Durch meine MutterspracheFranzösisch ist sie auch hier immer präsent.»Ysabelle Knill, 20Bewegungswissenschaften26AustralienNeuseeland«In Meiner Muttersprache Ungarischbenutzen wir für ‹Heimat› und ‹nachHause› dasselbe Wort. Darum ist fürmich Heimat zu Hause.»Zsuzsi Edes, 28Architektur«Wichtig ist, dass man sich an einemOrt wohl fühlt; dann kommt’snicht mal gross drauf an, wo mangerade ist. Momentan fühle ichmich zum Beispiel hier zu Hause,auf dem ETH-Sportareal.»Adrian Cathomen, 23Bewegungswissenschaften«Zu viert, mit der Familie, einGlas Wein zu trinken – das istHeimat. Geht natürlich auch ohneWein, aber mit geht’s besser.»Christoph Arnet. 22Bauingenieurwissenschaften86Russische Föderation149Übriges Asien64Rumänien115Türkei159Indien300ChinaHeimat 2344Südkorea26Taiwan115IranQuelle: Jahresbericht der ETH 2011

Polykum Nr. 1/12-13Kurz Zitiert<strong>Heimat</strong> ist …«ein Puzzle aus Kindheitserinnerungen.»Noemi, 24Sängerin undmedizinische Masseurin101USA«da, wo man her kommt odersehr viel Zeit verbracht hat. Beimir ist das der Bodensee. Aber eigentlichist <strong>Heimat</strong> überall da, woWasser ist. Wo ist mein Bier?»47Mexiko33Kolumbien54ÜbrigesAmerikaEva Baier, 22Umweltnaturwissenschaften«<strong>Heimat</strong> ist an die Familie, anBekannte geknüpft – entsprechendkann ich mir vorstellen,überall heimisch zu werden.»Statistik«det, wo mis Mami isch»Kathrin Arnet, 24BauingenieurwissenschaftenAndreas Herger, 25Bewegungswissenschaften65Kanada34Brasilien«dort, wo es immeretwas Neues zu entdeckengibt.»Benedikt Ummen, 23Maschinenbau62Schweden35Grossbritannien80NIEDERLANDE28Belgien61Afrika132LUXEMBURG78SPANIEN<strong>Heimat</strong>länderDer Studierenden an der <strong>ETH</strong>164Frankreich308Übriges Europa2’379Deutschland«da, wo die Musik spielt.»16’343StudierendeinsgesamtGabriele Ardizzone, 25Cellist«für mich ein Ort, wo ich meineinnere Ruhe finden kann.»Stephanie, 24ErdwissenschaftenMontage-Trio, zur Zeit am Bio-Gebäudearbeitend: Manfred Ladovan (44) –«<strong>Heimat</strong> ist überall.» Klaus Riedler (38)– «<strong>Heimat</strong> ist, wo meine Lieben sind, wodie Familie ist.», Peter Hämmerli (43) –«<strong>Heimat</strong> ist, wo man sich gut aufgehobenfühlt; wo das ist, muss jeder selbst rausfinden.»«im Tessin, genauer: in Chiasso,wegen den Leuten, die dortsind. <strong>Heimat</strong> ist bei mir immermit einer Reise verbunden.»Luana Donato, 25Bauingenieurwissenschaften72Polen52Liechtenstein57Serbien343Österreich295Italien173Griechenland«Seit zehn Jahren lebe ich hier, habe den grösstenTeil meiner Jugend hier verbracht und so viel erlebt– darum ist die Schweiz meine <strong>Heimat</strong>. <strong>Heimat</strong>hat aber immer auch eine emotionale Komponente;seelisch und kulturell ist Kamerun meine <strong>Heimat</strong>,da komme ich her. Durch meine MutterspracheFranzösisch ist sie auch hier immer präsent.»Ysabelle Knill, <strong>20</strong>Bewegungswissenschaften26AustralienNeuseeland«In Meiner Muttersprache Ungarischbenutzen wir für ‹<strong>Heimat</strong>› und ‹nachHause› dasselbe Wort. Darum ist fürmich <strong>Heimat</strong> zu Hause.»Zsuzsi Edes, 28Architektur«Wichtig ist, dass man sich an einemOrt wohl fühlt; dann kommt’snicht mal gross drauf an, wo mangerade ist. Momentan fühle ichmich zum Beispiel hier zu Hause,auf dem <strong>ETH</strong>-Sportareal.»Adrian Cathomen, 23Bewegungswissenschaften«Zu viert, mit der Familie, einGlas Wein zu trinken – das ist<strong>Heimat</strong>. Geht natürlich auch ohneWein, aber mit geht’s besser.»Christoph Arnet. 22Bauingenieurwissenschaften86Russische Föderation149Übriges Asien64Rumänien115Türkei159Indien300China<strong>Heimat</strong> 2344Südkorea26Taiwan115IranQuelle: Jahresbericht der <strong>ETH</strong> <strong>20</strong>11

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