12.07.2015 Aufrufe

Heimat THEMA, Seite 20 - VSETH - ETH Zürich

Heimat THEMA, Seite 20 - VSETH - ETH Zürich

Heimat THEMA, Seite 20 - VSETH - ETH Zürich

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

18 CampusMarvin Rüppel: Student und WasserratteDie Wandtafel: die Lernhilfe schlechthin oder ein Relikt aus alten Zeiten?AufgefallenSemesterferien einmal anders: Statt zu lernenstand der Maschinenbau-Student für dasSchweizer Fernsehen vor der Kamera. In derSommerserie «Wasserratten» durchquerte erdie Schweiz auf dem Wasserweg – in drei Wochen,alleine mit Wind- und Muskelkraft.Marvin, wie wurdest du zur «Wasserratte»?Ich habe im Internet ein Pop-up gesehen undfand es eine lustige Idee. Ausserdem wollteich wissen, wie es ist, ein Live-Interview zugeben, bei dem rund eine halbe Million Menschenzuschaut.Und wie war's?Eine super Erfahrung. Aber ein zweites Malwürde ich es trotzdem nicht machen. Im Fernsehenwurde alles so locker dargestellt. Aberich kam schon ziemlich an meine Grenze –physisch wie auch psychisch.Was bedeutete es für dich, unter ständigerBeobachtung zu stehen?Ich wurde täglich 15 Stunden lang gefilmt. Dahat man kaum Privatsphäre. Ausserdem mussman ständig darauf acht geben, was man sovor laufender Kamera sagt.Wie konntest du das Ganze mit deinem<strong>ETH</strong>-Studium vereinbaren?Um effizient zu lernen, muss man sich zwischendurcheine Pause gönnen. Ausserdemschreibe ich ja nicht nur Sechser.Was ist dein nächstes Abenteuer?Da ist noch nichts geplant. Aber wenn manfür Abenteuer offen ist, dann kommen sie vonganz alleine.Interview und Foto: zuDas DuellDie gute alte WandtafelP RO Kann sein, dass man über Seminarraum-Dekostreiten kann. Beispielsweiseüber Curies wenig attraktives Konterfei oderpurpurne Vorhang-Riesen. Kann sein, dasses Zeit wird, sie nach Jahrzehnten guterDienste – welchen Dienst Curie an der Wandauch immer geleistet hat – endlich runterzunehmen.Aber die Wandtafel lassen wir gefälligstan Ort und Stelle!Nicht, weil sie attraktiv ist, sondern weilsie uns das Leben erleichtert. Weil sie erholsam,ratsam und sparsam ist – mit Wortenund Strom. Die Wandtafel ist wohl die letztePräsentationsfläche, welche die hauseigeneEnergierechnung unbeeinflusst lässt. Gleichzeitigstarren wir auf die tiefschwarze Absagean Powerpoint. Hier, auf der Wandtafel, entspanntsich das Slideshow-gequälte Auge von102-seitigen Präsentationen, die – das natürlicheSprechtempo längst überschritten –runtergerattert werden. Statt Wortmüll: nurdie wichtigen Formeln und Skizzen, die unsganz nebenbei verraten, mit wem wir es davorne zu tun haben. Arial und Times habennoch nie viel über den Charakter gesagt, undPowerpoint per Knopfdruck zu schliessen,zeugt weder von Geradlinigkeit noch Abgedroschenheit.Die Tafel aber verrät den Dozenten:Sudel-Hallodri oder Schnörkel-Guru?Stratege, der's genau nimmt? Oder Wild-Wischer,der sich aufs Nötigste beschränkt?Talent entdecken, herausfinden, woStärken liegen und Kräfte verdoppeln – soirgendwie hat's Curie doch gesagt. Mit derWandtafel: Kräfte verdreifacht!Text: blC O N T R A Kaum eine Institution ist soum den technischen Fortschritt bemüht wiedie <strong>ETH</strong>. Doch ausgerechnet an der Hochschuleselbst herrscht noch die «Kreidezeit».Dass die Dozierenden hier den Studierendenwortwörtlich den Rücken zudrehen,hat vor allem eines zur Folge: Das erste Naturgesetz,das der Studierende zu lernen hat, istnicht etwa eines der Newton'schen Axiome,sondern dass die Grösse des Vorlesungssaalsin umgekehrter Relation zur Schriftgrösse ander Wandtafel steht.Dabei liegen die Vorteile der elektronischenTafel auf der Hand: Die Schrift ist füreinmal nicht nur leserlich, sondern lässt sichsogar skalieren. Plots sehen nicht mehr nachabstrakter Kunst, sondern tatsächlich nachMathematik aus. Man verliert auch keineZeit, weil gerade wieder einmal eine Tafelhoch und die andere runtergefahren werdenmuss – ab drei Tafeln wird das nämlich selbstfür das grösste Genie zur wahren Herausforderung.Und zu guter Letzt: Die elektronischeTafel ist in einem Bruchteil einer Sekunde gewischt;und das ohne einen Tropfen Wasseroder Schweiss zu verschwenden.Doch leider sind sie eben noch nicht ausgestorben,die Dinosaurier, die an der Wandtafelfesthalten. Oder wie es der legendäreGeschäftsmann und Erfinder Henry Fordeinmal so treffend formulierte: «Menschenwollen schnellere Pferde und keine Autos.»Tja, ich für meinen Teil bin ganz froh,dass ich nicht täglich mit dem Pferd zur Unimuss.Text: bw & zuPolykum Nr. 1/12-13

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!