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Heimat THEMA, Seite 20 - VSETH - ETH Zürich

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Intro 3Vseth <strong>Seite</strong> 10<strong>Heimat</strong> <strong>Seite</strong> <strong>20</strong>EthWelt <strong>Seite</strong> 24EditorialFragen überFragenPolykum Nr. 1/12-13Campus <strong>Seite</strong> 14InhaltCampus <strong>Seite</strong> 16<strong>VS<strong>ETH</strong></strong> 0606 Studiengebühren-Umfrage Die Resultate sind da09 mun Impressionen aus Vancouver10 Identifikation Verschiedene Hochschulen und ihreTraditionenCAMPUS 1414 Expedition etH Die Schätze hinter den Betonmauern16 Polykum macht's Redaktor Moritz Vifian mäht den Rasen17 WG-Partytipps So wird die WG-Sause unvergesslich18 Aufgefallen Wie aus einem Studenten eine Wasseratte wurde18 Duell: Die Wandtafel Ein Relikt aus alten Zeiten?19 Ein Tag im Leben von... Majka Baur, <strong>ETH</strong>-Studentin undJungunternehmerin<strong>Heimat</strong> <strong>20</strong><strong>20</strong> Was ist <strong>Heimat</strong>? Eine Spurensuche22 Mundartkolumne Dr Walliser Roggubrot-Express22 <strong>Heimat</strong> to go Das Prinzip Starbucks23 <strong>Heimat</strong> ist ... Was <strong>ETH</strong>-Studierende unter <strong>Heimat</strong> verstehen<strong>ETH</strong>WELT 2424 Interview mit Lino Guzzella Der neue <strong>ETH</strong> Rektor steht Redund AntwortEXTRAS 2828 Musik und Kultur Das Imageproblem unseres Landes undJazz aus dem Herzen der Schweiz29 Film Anonymous31 Horoskop und Kurzgeschichte Frischluft und frischesSemester33 Rätsel Ein neuer Fall der drei SonderzeichenWarum du das Polykum lesen sollst?Willst du denn nicht über das Campuslebeninformiert sein? Magst du etwa keinewitzigen Texte? Löst du während den Vorlesungennicht auch gerne Kreuzworträtsel?Schaust du dir denn nicht gerne gute Filmean? Möchtest du nicht die beste WG-Partyaller Zeiten feiern? Willst du nicht wissen,was uns in letzter Zeit so alles aufgefallenist? Oder was Studierende unter <strong>Heimat</strong> verstehen?Brennst du nicht geradezu daraufzu erfahren, was unsere Redaktorinnen BarbaraLussi und Seraina Etter bei ihrer Expeditionzum Hönggerberg so alles entdeckthaben? Hast du dich noch nie gefragt, was soviele ausländische Studierende dazu bewegt,ihre alte <strong>Heimat</strong> zu verlassen? Ist es der guteRuf der <strong>ETH</strong>? Ist es der Leistungsgedanke,der von unserem Rektor Lino Guzzella nichtnur gefordert, sondern auch vorgelebt wird?Oder liegt es eben doch an den tiefen Studiengebühren,mit denen es ohne deinen Einsatzschon bald zu Ende sein könnte? Warumdu dich dafür einsetzen sollst? Warum nicht?Wieso setzt sich der <strong>VS<strong>ETH</strong></strong> eigentlich gegeneine Studiengebührenerhöhung ein? Undhast du eigentlich gewusst, dass wir neue Rubrikeneingeführt haben?Und zu guter Letzt: Du liest ja schon,warum also aufhören?Die Antworten auf (fast) alle Fragen findest duim Polykum. Viel Spass bei der Lektüre!Ken Zumstein, Redaktionsleiter Polykumkzumstein@polykum.ethz.chPS: Vielen Dank an meine Vorgängerin Seraina, die mich beider Produktion dieser Ausgabe tatkräftig unterstützt hat. Siewird dem Polykum übrigens als Redaktorin erhalten bleiben.


4 introPräsikolumne♥-lichwillkommen!Liebe Erstsemestrige,Nachdem ihr eure ersten Tage an der <strong>ETH</strong>hoffentlich gut überstanden habt, freut ihreuch sicher genauso sehr wie ich aufs nächsteWochenende. Für einige von euch wird eseines der ersten Wochenenden in einer neuenStadt sein, andere werden zurück in ihre<strong>Heimat</strong> fahren.Egal was ihr an diesem ersten Wochenendegeplant habt, ich kann allen von euchnur empfehlen, eines oder mehrere Wochenendenin Zürich zu verbringen. Schliesslichwird diese Stadt für die nächsten Jahre eure<strong>Heimat</strong> sein, also zieht los und entdeckt sie!Es wäre doch himmeltraurig, wenn ihrnach ein paar Jahren Studium zwar den Wegvon eurem Zuhause bis zur <strong>ETH</strong> in- und auswendigkennt – aber eben auch nur diesenWeg –, noch nie im Zürichsee und der Limmatgebadet und noch nie die Aussicht vom Turmdes Grossmünsters genossen hättet. Basler,Berner und Genfer mögen mir hier höchstwahrscheinlichwidersprechen, aber ich findeZürich eine der schönsten und lebenswertestenStädte der Schweiz. Gerade im Sommerfindet man hier immer einen Park mit Seeanstossund das Nachtleben sucht in derSchweiz seinesgleichen. Ich kann euch versichern:Auch wenn ihr hier noch nicht diejenigeLocation gefunden habt, welche euchentspricht, es gibt sie garantiert irgendwo dadraussen!Wenn ihr euch Mühe gebt, euch auf dieStadt einzulassen, wird sie nicht nur euertemporäres Zuhause, sondern eure temporäre<strong>Heimat</strong>. Ob ihr wollt oder nicht, ihrwerdet hier in den nächsten Jahren viel mehrZeit verbringen als in eurer alten <strong>Heimat</strong>.Ausserdem kann man an der <strong>ETH</strong> jede Mengespannende Leute kennenlernen. Und im Gegensatzzu den Kollegen, welche ihr bereitshabt, schweisst euch mit diesen Leuten zusammen,dass ihr alle dasselbe studiert, potenzielldenselben Beruf ergreifen möchtetund im Moment mit ähnlichen Problemenkonfrontiert seid. Dies bietet euch die Möglichkeitüber euer Studium zu philosophierenoder die Vor- und Nachteile des Badens in derLimmat gegenüber dem See abzuwägen.Ich bin der Meinung, dass man alles, wasman für sich gelernt hat, zwar kann, abernicht auf demselben Level verstanden hat wieDinge, über die man geredet, seinen Kollegenerklärt oder für ein Projekt angewendet hat.Lasst euch also auch auf eure neuen Kollegenein! An der <strong>ETH</strong> gibt es bekanntlich viele Studierendeaus dem Ausland, welche ohnehinnicht die Möglichkeit haben übers Wochenendenach Hause zu fahren. Diese freuen sichbesonders, neue Freundschaften zu knüpfenund die neue Stadt gemeinsam zu erkunden.Ich möchte hiermit niemandem von euchdavon abraten, über Weihnachten zu den Elternzu fahren oder ab und an ein Wochenendein eurer alten <strong>Heimat</strong> zu verbringen.Aber euch alle dazu ermutigen, euch voll undganz auf den neuen Lebensabschnitt als Studierendeeinzulassen. Und dazu gehört auch,zusammen mit den neu gewonnenen Kollegendie Freizeit abseits der Mittagspause in derMensa zu geniessen.In diesem Sinne:Viel Spass an der <strong>ETH</strong> und in Zürich!Rahel Zoller, <strong>VS<strong>ETH</strong></strong>-Präsidentinrzoller@vseth.ethz.chPolykum Nr. 1/12-13


6 <strong>VS<strong>ETH</strong></strong>HochschulpolitikStudiengebühren– die AuswertungGenug gewartet! Die Auswertung der Studiengebühren-Umfrageist vollendet. Nachdem im letzen Polykum erste Resultate zu lesenwaren, findet ihr folgend die zusammenfassende Auswertung. Rundein Drittel der befragten 15 000 Studierenden haben an der Umfragemitgemacht.Text und Grafiken: Christoph Thormeyer, Rahel Zoller, Justus Söllner und Shilpi Singh<strong>VS<strong>ETH</strong></strong>Wir haben die Umfrage ausgewertet undmöchten hier für euch einige der – unseresErachtens nach – wichtigsten Punkte herausgreifen:Wir sind der Meinung, dassdiese Punkte unbedingt bedacht oder gelöstwerden müssen, bevor eine Erhöhung derStudiengebühren ins Auge gefasst werdenkann.Hohe LebenshaltungskostenLaut der <strong>ETH</strong>-Musterrechnung (www.rektorat.ethz.ch/students/finance/de_1lebenshaltung.pdf) benötigtein <strong>ETH</strong>-Studierender im Schnitt undpro Monat zwischen 1 816 und 1 899 Frankenzum Leben. Unsere Auswertung hat gezeigt,worum geht's?Im Frühjahr haben die Präsidentender <strong>ETH</strong> Zürichund der EPF Lausanne angekündigt,dass sie im <strong>ETH</strong>-Rat eine schrittweise Verdoppelungder Studiengebührenbis <strong>20</strong>16 beantragenwerden. Dies würde pro Semester1 250.- für Bildungsinländerund 1 500.- für Bildungsausländerbedeuten.Der <strong>VS<strong>ETH</strong></strong> hat daraufhineinerseits intensiveVerhandlungen mitder Schulleitung aufgenommen,andererseits eineUmfrage unter den <strong>ETH</strong>-Studierenden durchgeführt,welche evaluiert hat,wie die finanzielle Situationder Studierenden im Allgemeinenaussieht und was sievon einer Erhöhung der Studiengebührenhalten.Knapp 5 000 Studierendehaben sich dieZeit genommen, die Umfrageauszufüllen, waseiner Rücklauf-Quotevon ca. einem Drittel ent-dass etwa 55% der Studierenden mit wenigerals 1 500 Franken pro Monat auskommenmüssen (siehe auch Grafik 1).Die Konsequenz davon ist, dass eine Erhöhungder Studiengebühren euch als Studierendehärter treffen würde, als bishervon der <strong>ETH</strong> angenommen, da sie einengrösseren Prozentsatz eures Budgets ausmacht.Da bei den meisten das Geld wohlkaum auf den Bäumen wächst, müssten vielevon euch mehr arbeiten, um sich den Lebensunterhaltzu verdienen. Das führt bei einemgedrängten Programm, wie es an der <strong>ETH</strong> üblichist, fast zwingend zu schlechteren Studienleistungenoder einer längeren Studien-spricht. Dafür möchten wiruns an dieser Stelle herzlichbei euch bedanken.Sowohl die Ankündigungder Studiengebührenerhöhungals auch diePräsentation der Resultatehaben zusammen mit einemInterview von Lino Guzzellazu grossem Medienecho geführt.Eine Auswahl der Artikelhaben wir für euchauf der <strong>VS<strong>ETH</strong></strong>-Homepage(www.vseth.ethz.ch) verlinkt.Polykum Nr. 1/12-13


<strong>VS<strong>ETH</strong></strong> 7Grafik 2: Die Bereitschaft, sich für einStudium zu verschulden, ist gering.Grafik1 (Balkendiagramm): 87% der Studierenden kommen mit weniger als 2 000 CHF pro Monat aus.Polykum Nr. 1/12-13dauer, was der <strong>ETH</strong> wiederum zusätzlicheKosten beschert. Beides kann unmöglich imSinne der <strong>ETH</strong> sein.Chancengleichheit gewährleistet?Da ihr als Studierende aber bereits jetzt etwaeinen Drittel eurer Lebenshaltungskostenselber verdient, werden in vielen Fällenwohl eure Eltern die zusätzliche finanzielleBelastung auf sich nehmen müssen. Imschlimmsten Fall können es sich einige Familienin Zukunft nicht mehr leisten, dass alleKinder eine universitäre Bildung absolvieren,obwohl das Talent dafür vorhanden wäre.Doch selbst wenn sich die Eltern die höherenStudiengebühren leisten können, begebtihr euch in eine grössere Abhängigkeitvon euren Eltern. Das macht es sicher nichteinfacher, den Eltern eine vertane Studienwahloder nicht bestandene Prüfungen zubeichten.Einige von euch werden den zusätzlichenDruck sicher positiv auf ihre Studienleistungenumzumünzen wissen, andere aberwerden daran noch mehr zu kauen haben.Stipendien und DarlehenEine weitere Möglichkeit zur Studienfinanzierungwären natürlich Stipendien oder Darlehen.Leider hat die Schweiz auf kantonalerEbene ein sehr heterogenes Stipendienwesen,welches entsprechend viele Lücken aufweist.Dieses mit einem separaten <strong>ETH</strong>-Stipendienwesenzu kompensieren ist aber sehrschwierig, da dies wiederum die kantonalenStipendien aushebeln würde. Ausserdem hatunsere Umfrage ganz klar gezeigt, dass diemeisten von euch nicht bereit wären, für dasStudium ein Darlehen aufzunehmen (sieheGrafik 2).Bleibt die <strong>ETH</strong> attraktiv?Wir haben euch auch gefragt, ab welcherHöhe der Studiengebühren ihr nicht mehr andie <strong>ETH</strong> gekommen wärt oder euch nach Alternativenzum Studium an der <strong>ETH</strong> umgesehenhättet. 1 250 Franken sind offensichtlichfür viele von euch zu viel (siehe Grafik3/<strong>Seite</strong> 8). Das bleibt selbst dann so, wennman den Sprung zu vierstelligen Zahlen alspsychologischen Effekt interpretiert. Hinzukommt, dass die <strong>ETH</strong> bis jetzt als PreisknüllerWie geht's weiter?Leider haben auch wirvom <strong>VS<strong>ETH</strong></strong> keine Kristallkugel,um die Zukunft vorauszusagen.Eine Studiengebührenerhöhungmüssteaber auf jeden Fall durchden <strong>ETH</strong>-Rat beschlossenwerden. Der <strong>ETH</strong>-Rat ist dasoberste Organ des <strong>ETH</strong>-Bereichs,also der beiden <strong>ETH</strong>in Zürich und Lausannesowie der vier Forschungsanstalten.Im <strong>ETH</strong>-Rat gibtes keine direkte Studierendenvertretung.Daher istes für uns auch schwer vorauszusehen,wie der <strong>ETH</strong>-Rat entscheiden wird. Wirbleiben aber auf jeden Falldran!Zusätzlich zur diskutiertenStudiengebührenerhöhungist auch eine parlamentarischeInitiative vongilt und eine der günstigsten Universitätender Schweiz ist. Wenn die <strong>ETH</strong> nun deutlichteurer wird als andere Unis, muss gut kommuniziertwerden, warum das so ist undwelche Möglichkeiten zur Finanzierung desStudiums bestehen.Für viele ausländische Studierende, insbesondereaus dem Euroraum, hat sich die finanzielleLage wegen des starken Frankensohnehin deutlich angespannt. Viele Ausländerkommen aus Österreich oder Deutschland.Dort werden und wurden die Studiengebührenin den letzten Jahren systematischnahezu abgeschafft.Nationalrat Mathias Reynardhängig, welche die Studiengebührenin den übergeordneten<strong>ETH</strong>-Gesetzenauf maximal 650 Frankenbeschränken möchte. Daswird von der vorberatendenKommission des Nationalratszwar nicht unterstützt,ist aber dennoch nicht komplettchancenlos.


8 <strong>VS<strong>ETH</strong></strong>beratungBei Anruf HilfeStudiengebühren — die AuswertungFortsetzung von <strong>Seite</strong> 7Alltagssorgen, Klausurstress oder einfachplanlos – das Studentenleben birgt sowohlProbleme, Fragen wie auch Hürden.Und nicht immer ist jemand da, demman sein Herz ausschütten kann. Nachts,wenn Freunde und Eltern nicht zur Verfügungstehen, bietet die Nightline eineMöglichkeit zum Gespräch.Die Nightline ist ein Unterstützungsangebotvon Studierenden für Studierendein Form einer Telefonhotline,bei der während den Abendstundenbis in die Nacht hinein ein offenes Ohrgeboten wird und man frei über dasreden darf, was einen gerade beschäftigt.Ganz egal ob Probleme im Studiumoder privat, simple Infoauskünfte und lebensveränderndeEntscheidungen anstehenoder ob einmal Dampf abgelassenwerden muss: Alles bleibt vollkommenanonym und vertraulich. Es muss keinName genannt werden und auch die Rufnummererscheint nirgends. Nightlineberät nicht, sondern bietet die Möglichkeit,sich auszusprechen und so Stressabzubauen. Wenn du etwas loswerdenmöchtest, wenn du vielleicht geradeStress pur durchlebst oder wenn du jemandemdeine neue Weltordnung erklärenmöchtest, dann bist du bei derNightline an der richtigen Adresse. Abgesehenvom Zuhören geben die MitarbeiterInnender Nightline aber auch praktischeTipps, wenn es zum Beispiel darumgeht, welche Mensa am besten kocht, woder nächste Bancomat zu finden ist oderwo es eine günstige Übernachtungsmöglichkeitgibt, wenn der letzte Zug einfachohne dich abgefahren ist. Informationen,die du selbst bei Google nicht findest,findest du vielleicht bei uns. Währendder Vorlesungszeit sind wir wochentagsvon <strong>20</strong>.00 bis 24.00 Uhr unter044 / 633 77 77 erreichbar.Wir suchen immer noch neue engagierteStudis, die das Phoneteam verstärkenoder auch gern hinter den Kulissendie Fäden ziehen. Weitere Informationenfinden sich auf unserer Websitewww.nightline-zuerich.ch oder auf unseremFacebook-Profil.Grafik 3: Ab wann ist das Studieren an der <strong>ETH</strong> nicht mehr attraktiv?Fortsetzung auf <strong>Seite</strong> 8Dadurch werden sich viele – darunter auchsehr talentierte Abiturienten – genau überlegen,warum sie an der <strong>ETH</strong> und nicht anden ebenfalls hervorragenden technischenUniversitäten (zum Beispiel in München,Wien, Stuttgart, Karlsruhe oder Aachen) studierensollten.Mehr Informationen, bitte!Viele von euch haben uns direkt oder in denKommentarfeldern der Umfrage geschrieben,dass ihr euch nicht ausreichend informiertfühlt. Es bestehen viele Unklarheiten. Und wirschliessen daraus, dass ein gewaltiges Kommunikationsproblembesteht. Insbesondereist euch unklar, ob und in welchem Masse ihrvon der allfälligen Erhöhung betroffen seinwerdet. Zudem finden es sehr viele von euchenorm unfair und komplett unverständlich,dass ausländische Studierende für ein Studiuman der <strong>ETH</strong> eine zusätzliche administrativeGebühr entrichten sollten. Denn die zusätzlichenAufwände bei der Einschreibungwerden bereits durch eine separate Gebührgedeckt; und davon abgesehen generierenausländische Studierende, insbesondere imBachelor, wohl kaum zusätzlichen Aufwand,da für diesen ohnehin ein Nachweis derDeutschkenntnisse verlangt wird. Wir vom<strong>VS<strong>ETH</strong></strong> finden es zudem stossend, dass dieserAufschlag von ausländischen Studierendenals «Abschreckung» wahrgenommen werdenkann. Wir sind der Meinung, dass die ausländischenStudierenden unser Studienumfeldenorm bereichern.Wegen all dieser Punkte sind wir vom<strong>VS<strong>ETH</strong></strong> überzeugt, dass wir euch Studierendeam besten vertreten, wenn wir weiterhingegen die Studiengebührenerhöhung vorgehen.Wir sind der Meinung, dass die Problemeder Abfederung nicht nur überdacht,sondern gelöst werden müssen, bevor weiterdarüber diskutiert werden kann. Wir glauben,dass die Abfederungsproblematik am ehestendurch ein national harmonisiertes Stipendienwesen– wie es die Stipendieninitiativedes Verbands der Schweizer Studierendenschaften(VSS) vorsieht – gelöst wird. Unabhängigdavon sind wir der Meinung, dass höhereStudiengebühren die Chancengleichheitbeeinträchtigen. Wir sehen zwar ein, dassdie <strong>ETH</strong> dringend mehr Geld für die Lehrebraucht, sind aber der festen Überzeugung,dass dieses Geld nicht von den finanziellSchwächsten, sondern vom Bund kommensollte.Was kann ich tun?Falls dich die gesamte Auswertung derUmfrage interessiert, findest du sieauf der <strong>VS<strong>ETH</strong></strong>-Homepage. Falls duetwas gegen die Erhöhung der Studiengebührenunternehmen möchtest,darfst du dich gern bei uns melden.Neben interessierten Mithelfern sindwir immer auf der Suche nach engagiertenStudierenden.Polykum Nr. 1/12-13


<strong>VS<strong>ETH</strong></strong> 9<strong>ETH</strong> Model united nations«Come togetherand go beyond!»Impressionen vom Trip der <strong>ETH</strong> MUN Delegation nach Vancouver zur«World Model United Nations Conference».Text und Foto: Isabel SchwarzPolykum Nr. 1/12-13Granville Street, Vancouver, an einem nasskaltenSamstagabend im März: Auf der Shopping-und Partymeile herrscht ein buntesTreiben. Einheimische und Touristen schlendernnoch durch die Geschäfte und die zahlreichenBars füllen sich mit Leben. Verwunderlicherscheinen nur die vielen Grüppchenjunger Menschen in eleganten Anzügen undKostümen, welche sich vor den LowbudgetHotels sammeln und so gar nicht in die Szenepassen wollen. Sie strömen alle in Richtungdes Orpheum Theatre, wo die Eröffnungszeremonieder «World Model United NationsConference» stattfindet. Studenten aus allerWelt im Business Outfit und mit einem Dönerin der Hand, die in einem Opernhaus derRede des UN Generalsekretärs zuhören, währenddie Clubs der Stadt ihre Türen öffnen –für Aussenstehende mit Sicherheit ein skurrilesBild. Und so werde ich beim Frühstückam nächsten Morgen von dem wohl ebensoverwunderten Bagel-Bäcker gefragt: «Are youa model? There is a Model Conference takingplace!»Model United Nations – die wenigstenkönnen sich darunter etwas vorstellen.Klingt wie ein Planspiel – aber worum geht esgenau? MUN ist ein international etabliertesKonzept, bei dem Studenten gemeinsam dieGremien – wie beispielsweise den UN Sicherheitsrat– und Aktivitäten der Vereinten Nationensimulieren. Dabei repräsentieren sieeine Nation und deren politische Position beiDebatten über aktuelle globale Herausforderungen.Ziel ist es, ebenso wie bei den UN Versammlungen,einen gemeinsamen Konsens zufinden und Resolutionen zu verabschieden.«Und was soll das bringen?», werden wir imAnschluss an diese theoretischen Erläuterungoft gefragt. Model United Nations – dasist nicht nur simulierte Diplomatie politischund wirtschaftlich interessierter Delegiertermit einer Begeisterung für internationale Zusammenarbeit.Die jährlich an wechselndenOrten stattfindende World MUN Conferenceist vor allem ein Zusammentreffen von über2 500 Studenten aus aller Welt. Fünf Tagelang diskutieren sie leidenschaftlich überThemen von der Finanzkrise bis hin zum Palästina-Konfliktund vertreten dabei die Meinungund Kultur eines ihnen meist fremdenLandes. Aber wie der Slogan sagt: WorldMUN ist mehr als ein «come together» – es istauch ein gemeinsames «go beyond». Insbesonderebei den Social Events ist die Konferenzeine einzigartige Gelegenheit zum multikulturellenAustausch. So haben wir mitPakistani und Studenten amerikanischerMilitärakademien nächtelang gefeiert, mitchinesischen Studenten kanadische Indianerkulturkennengelernt und in den Bergen vonWhistler mit Venezolanern die erste Schneeballschlachtihres Lebens gemacht. Für die15-köpfige Delegation von <strong>ETH</strong> MUN warenall diese Impressionen, welche abschliessendmit einem imposanten Feuerwerk und demfeierlichen Entzünden des OlympischenFeuers gekrönt wurden, beeindruckend.Dieses einzigartige «go beyond» und dasgemeinsame Erleben und Ausleben internationalerBeziehungen in ihren vielfältigstenFacetten ist es, was MUN ausmacht und dieFrage nach der Sinnhaftigkeit mehr als beantwortet.Deshalb treffen wir von <strong>ETH</strong> MUNuns wöchentlich zu gemeinsamen UN Simulationen,dem anschliessenden obligatori-schen bQm-Bier und zahlreichen anderengemeinsam Veranstaltungen. Beispielsweisezu Workshops mit unseren Sponsoren – derBoston Consulting Group sowie der CreditSuisse – oder zu Podiumsdiskussionen. Dabeigeht es aber nie darum, mit rhetorischem Verhandlungstalentoder politischem Allwissenzu brillieren, sondern um unsere Begeisterungfür die Vereinten Nationen und die Herausforderungenunserer globalisierten Welt.Solltet auch ihr Lust haben, solche internationalenMUN-Konferenzen mitzuerlebenund <strong>ETH</strong> MUN kennenzulernen, dann ladenwir euch zu unserem «Kick Off Event» mitApéro am Mittwoch, den 26. September <strong>20</strong>12um 19.00 Uhr im HG E 1.1. ein. Oder kommteinfach zu einer unserer Sessions – immerdonnerstags um 19.15 Uhr im HG D 5.2. –vorbei. Ihr seid herzlich willkommen!Mitmachen!Kommt zu unserem «Kick Off Event»:26. September <strong>20</strong>12, 19 Uhr, HG E1.1Weitere Informationen findet ihr unter:www.mun.ethz.chwww.facebook.com/eth.mun


10 <strong>VS<strong>ETH</strong></strong>IdentifikationSpassidentifiziertIn dieser Ausgabe der Jubiläumsserie werden die Freizeitaktivitätenvon Universitäten aus der ganzen Welt unter die Lupe genommen.Wie kann ein nackiger Lauf zur Identifikation mit der Uni führen? Wirgehen dieser Frage auf den Grund.Text: Julia Wysling und Maike RothFotos: ryandorgan.com; uncw.edu; aord01.blogspot.ch; gordons-travels.blogspot.chJuwenalia: Das ungarische Studentenfest 1974...Den Studierenden an der <strong>ETH</strong> wird durch dieverschiedenen Kommissionen des <strong>VS<strong>ETH</strong></strong>,den ASVZ und die eigenen Fachvereine einreichhaltiges Freizeitprogramm abseits vonden Vorlesungen geboten. Ein Grossteil derFreizeitaktivitäten – wie das Superkondi, Pokerturniere,Partys und Skiweekends – sindauch an anderen Universitäten in ähnlicherForm zu finden. Anlässe wie die SOLA-Stafette,der Polyball und das Challenge, die demDurchschnittsstudierenden ein Leben lang inErinnerung bleiben, sucht man an deren Universitätenaber vergebens. Dafür haben dieseHochschule andere – teils sehr witzige – Traditionenund Jahreshighlights. Einige sindsogar über die Landesgrenze hinaus bekannt.The Naked MileEs gibt nicht nur Freizeitaktivitäten, welchefür die sozialen Kompetenzen förderlich sind,sondern auch solche, die schlicht und einfachSpass machen sollen. So wie zum Beispiel dieTradition an der Universität von Michigan.Manche mögen sich vielleicht noch an denFilm «American Pie» erinnern. Der ganzeFilm ist einer ganz besonderen Tradition gewidmet:«The Naked Mile».Dies ist keineswegs eine von den Filmemachernerfundene Tradition, sondern eine,die tatsächlich so durchgeführt wurde. Undzwar jeweils am Ende des Wintersemesters,also Mitte April. Ziel war, splitternackt durchdie Strassen zu rennen. <strong>20</strong>04 wurde die Traditionvon der University von Michigan verbotenund wird seither mit Bussen bestraft.Doch trotz Bussen gibt es jedes Jahr einzelneStudenten, welche diese Tradition weiterführen.Eine leicht abgeschwächte Version wirdnoch heute unter dem Deckmantel des gutenZwecks an der Indiana University durchgeführt.Diese Tradition heisst aber «The NearlyNaked Mile», findet am Anfang der HomecomingDays gegen Ende Oktober statt undbietet den Studierenden die MöglichkeitKleider oder 10 US$ zu spenden.The nearly naked MileJuwenaliaAuch in Ungarn gibt es eine Tradition, dieeher dem einmaligen Spass als der regelmässigenAblenkung vom Studienalltagdient. Diese Tradition heisst «Juwenalia» undist das Fest der Studenten. Es wird in jederStudentenstadt gefeiert, wobei in der StadtKrakow die grösste Party steigt. Ganze dreiTage wird gefeiert, und zwar gegen EndeMai, kurz vor der bevorstehenden Prüfungssession.Diese drei Tage sind gespickt mit Konzerten,Parties, Sportanlässen und natürlichmit Bier trinken. Die Studenten kleiden sichin farbenfrohe Kostüme und laufen vom Collegegebäudezum Stadtplatz. Hier übergibtihnen der Bürgermeister den Schlüssel zurStadt.Polykum Nr. 1/12-13


<strong>VS<strong>ETH</strong></strong> 11... und heute.Polykum Nr. 1/12-13OOzeballDie Messlatte bezüglich Freizeitaktivitätenlegt die Universität von Connecticut da schonum einiges höher: Hier haben die Alumnisvor 29 Jahren extra eine Organisation names«OOzeball» gegründet.Ihre Aufgabe ist, Wettkämpfe im sogenannten«Oozeball» zu organisieren. Das isteine sehr spezielle Art von Volleyball. Sie wirdweder auf Hallenboden noch auf Sand gespielt– sondern in zwanzig Zentimeter tiefemSchlamm. Diese ausserordentliche Freizeitaktivitätwurde sogar von der US-amerikanischenZeitschrift «Sports Illustrated» anerkannt.OozeballOktoberfestDas Münchner Oktoberfest kennt so ziemlichjeder. Dabei haben auch die Studentender Universität von New South Wales(Australien) ihr «Oktoberfest». Dieser Anlasshat sich im Laufe der Zeit vom klassischenBierfest zu einer Party mit DJs und Bands gewandelt.Das «Oktoberfest» ist jedes Jahrfrühzeitig ausverkauft, wird von zahlreichenUnternehmen gesponsert und scheint durchden Dresscode «Dirndl» doch noch etwas vomalten Charme erhalten zu haben.VereinslebenNebst regelmässigen Anlässen gibt es an anderenUniversitäten auch traditionelle Vereine,welche seit Jahren Interessensgruppenvertreten, Hobbies ausleben und ihre Gemeinschaftpflegen.Zum Beispiel ist an der Universität Rigaein Chor essenzieller Bestandteil jeder Fachgruppierung(ähnlich den Fachvereinen ander <strong>ETH</strong>). Um in diesen aktiv zu werden,muss man ein Vorsingen überstehen. Zudemveranstalten die Chore jedes Jahr regelrechteWettkämpfe um die besten Dirigenten desLandes. All das findet seinen Höhepunkt ineinem jährlich stattfindenden Wettkampf, anwelchem der beste Chor des Landes gekürtwird.Anders als an der <strong>ETH</strong>, wo Fachvereinefür die Studierenden einer oder mehrererFachrichtungen Events organisieren und woKommissionen des <strong>VS<strong>ETH</strong></strong> sich vertieft einemGebiet widmen, gibt es an der University ofSydney beispielsweise Clubs, in welchen sichInteressenten zu einem speziellen Thema zusammenfinden.Neben Clubs, in welchen inwöchentlichen Meetings die neusten mathematischenErkenntnisse diskutiert werden,gibt es Clubs zu Themen wie Lego, Schokolade,sämtlichen Religionen, Sportarten undMusik (z.B. der Verein der Ukulele-Spieler).Und an der <strong>ETH</strong>?Es sind die gemeinsamen Erlebnisse an studentischenAnlässen, welche Kommilitonenauch über das Studium hinweg verbinden.An der <strong>ETH</strong> sind solche Anlässe leidernicht breit gestreut, was der Identifikationmit unserer Hochschule im Weg steht. Umdies zu ändern, bräuchte es Personen, welcheeine Tradition mitprägen wollen und die Bereitschaftvon <strong>Seite</strong>n der <strong>ETH</strong>, solchen Unterfangennicht im Wege zu stehen.vseth-serieDas Thema Identifikation bildet den Leitgedankenfür das 150-Jahr-Jubiläum des<strong>VS<strong>ETH</strong></strong>. Ehemalige Vorstände sowie Interessiertehaben die Möglichkeit, sich imPolykum dazu zu äussern.Julia Wysling (22) studiert Mathematik an der <strong>ETH</strong> und istVizepräsidentin der Jubiläumskommission.jwysling@student.ethz.chMaike Roth (23) studiert Biologie an der <strong>ETH</strong> und ist Präsidentinder Kommission Challenge.mroth@vseth.ethz.ch


12 <strong>VS<strong>ETH</strong></strong>Jubiläums-Spezial<strong>VS<strong>ETH</strong></strong>SchatzsucheZum hundertjährigen Jubiläum des <strong>VS<strong>ETH</strong></strong> gibt es eine grosseSchatzsuche. Lest die Texte genauestens durch und versuchtden Schatz zu heben. Die oder der Schnellste gewinnt!Die Geschichte vomSchatz des Studentenbundess geschah im Jahre 1861:Der eben erst gegründete Polytechniker-Studentenbundgeriet in einen Konflikt mit demSchulleiter Pompejus AlexanderBolley. Durch gegenseitiges Misstrauenbefeuert, gipfelte dieser inder Relegation von sechs Rädelsführern.Laut der zum 150-jährigenJubiläum herausgegebenenGeschichte des <strong>VS<strong>ETH</strong></strong> löste sichdieser Verein kurz darauf auf undvermachte der <strong>ETH</strong>-Bibliothek dasVereinsvermögen von sage undschreibe fünf Schweizer Franken.Doch womöglich haben sichdie Dinge ganz anders zugetragen.Im Zuge der Bauarbeiten am«oberen Leonhard» wurden unterdem ehemaligen StuZ Dokumentegefunden, die auf einen mysteriösenGeheimbund hindeuten. Esscheint, als hätten die sechs Rädelsführerdas damalige Vereinsvermögenvon <strong>20</strong>0 Franken durcheinen buchhalterischen Trick entwendetund bei einer feierlichenSchifffahrt nach Rapperswil imSee versenkt.Hiermit veröffentlichen wir die gefundenenDokumente, um unserenLesern die Gelegenheit zu geben, denSchatz zu heben. Wer den Schatzzuerst findet, darf ihn selbstverständlichbehalten. Viel Spass beim Knobelnund Suchen!Polykum Nr. 1/12-13


<strong>VS<strong>ETH</strong></strong> 13InfoPolykum Nr. 1/12-13Wichtige HinweiseBitte seid vernünftig und vorsichtig. Es sindkeinerlei gefährliche, illegale oder kostenpflichtigeAktionen notwendig, um denSchatz zu finden. Aus Sicherheitsgründenempfehlen wir dringend, die Suche inGruppen durchzuführen. Mitarbeiter undVorstände des <strong>VS<strong>ETH</strong></strong> und des Polykumsind vom Wettbewerb ausgeschlossen.Von den Findern erwarten wir, dass sie dienächste Schatzsuche aushecken. AllfälligeÄnderungen oder die Nachricht, dass derSchatz gefunden wurde, können auf der<strong>VS<strong>ETH</strong></strong>-<strong>Seite</strong> abgerufen werden.PS: Im nächsten Polykum wird die Lösungveröffentlicht.


14 CampussemesteranfangExpedition <strong>ETH</strong>Nach einem Streifzug durch die <strong>ETH</strong> Zürich wissen die Polykum-RedaktorinnenBarbara Lussi und Seraina Etter, wie sich Erstsemestler fühlenmüssen. Und dass es an der <strong>ETH</strong> nicht nur Vorlesungssäle, Seminarräumeund Laboratorien zu entdecken gibt.Text: Barbara Lussi, Fotos: Seraina EtterCampusDas Abenteuer wartet fern von Borneo undTahiti: Wir kämpfen uns durch ein endlosesKorridor-Labyrinth, irren zwischen SteinundStahlbauten umher und suchen wenigstenseinen Menschen, der uns nicht mitkryptischen Kürzeln (HIF? CLA? LFO? ETZK irgendwas – Du mich auch!), sondern inganzen Sätzen antwortet.Es ist Freitagmorgen und wir haben Neulandbetreten – mitten in Zürich. Im grösstenNieselregen und so plan- und ziellos, wie esauch Erstsemestler tun, haben wir uns aufgemacht,die <strong>ETH</strong> zu erkunden.Die ernüchternde Wahrheit gleich zu Beginn:So gross wie der Campus ist die Wahrscheinlichkeit,sich zu verlaufen. Das machtaber nichts! Weil's an jeder Ecke etwas zu entdeckengibt.Der Berg ruftSechzehn Minuten Busfahrt und der Hönggerbergwar erklommen. Eine Tasse Kaffee in derAlumni Lounge genehmigt – ratlos beim Anblickall der Gebäude links, rechts und überhaupt– und wir waren bereit, den Gebäude-Dschungel zu durchschreiten, immer schönder Nase nach.Wir hätten es der fabrikähnlichen Wissenschafts-Hochburgmitten im Grünen nichtzugetraut, aber tatsächlich: Sie trumpft mitSehenswürdigkeiten auf. Während es bei denBauwissenschaftlern (HIL) einen Billardtischund ein bedienbares Kran-Modell zu entdeckengibt, die den Spieltrieb des Studentenstillen, bietet das Gebäude der Geophysiker(HPP) die wahrscheinlich beste Aussicht überden Hönggerberg – mindestens bis nach Altstettenund Affoltern.Wem der Sinn nicht nach Weitblick, sondernWellness steht, verirrt sich bestenfallszwischen den Gebäuden HPZ und HPK (derEinfachheit halber: noch mehr Physik-Gebäude),wo ein Kneippbad bereitsteht, dasmit etwas Glück gerade nicht von den hundertKneippanhängern genutzt wird, wie unsdie Tafel daneben weismacht.Eine Gefahrenzone trübt die Idylle: EmpfindlicheNasen machen einen Bogen umsHPT, dem einladenden Töggeli-Kasten beimHintereingang zum Trotz. Undefinierbar,was da in der Luft hängt, aber schön ist esnicht. Studenten der «Molekularen Systembiologie»holen nochmals tief Luft, bevor sieüber die Schwelle treten. Und gewöhnen sichschnellstmöglich an die fragwürdige Duftkulisse.Downtown unterwegsEine Busfahrt später betreten wir mit demZentrum den Gegenentwurf zum Hönggerberg:Musiktoilette statt Kneippbad; verschlosseneTüren statt frei zugänglicher Parkgarage,Kupferstatue und Bootsanhänger inklusive.Wir stolpern nicht länger von Liegewiesezu Liegewiese – wir stolpern von Arbeitsplatzzu Arbeitsplatz, sogar unter derKuppel; nirgends schaut eine Kuh in den Seminarraumrein.Wenigstens finden wir auch hier einenAussichtspunk: Das Stockwerk K im ETZ-Ge-Polykum Nr. 1/12-13


Campus 15Studieren mit Weitsicht: Die Aussicht vom ETZ K91 und vom Hönggerberg (Gebäude HPK) ist eine «Reise» wert – sogar bei Regenwetter.Flora und Fauna: Kugelfisch, Kneippbad und Kraft tanken auf der Liegewiese zwischen Physik- und Biologiegebäude.Polykum Nr. 1/12-13bäude bietet bei schönem Wetter eine herrlicheAussicht auf den Zürichsee und dieGlarner Alpen; Student der Millimeterwellenelektronikmüsste man sein – sogar dieLiftklingel ist hier hübsch. Die Vintage-Ledersesselim Erdgeschoss sowieso.Spannend ist auch das Institut für Agrarwissenschaften(LFW): In der Eingangshalletrifft man auf Skelette, Lurchfische, die einerMischung aus Rettich und roher Leberwurstgleichen, und natürlich auf unseren Favoriten– den Kugelfisch. Im Garten hinter demGebäude gibt es mediterrane Pflanzen (zumBeispiel die Baumrarität «sorbus domestica»oder Mispelfrüchte, die erst nach dem erstenFrost geniessbar sind).Der repräsentative Hauptsitz der <strong>ETH</strong>Zürich macht einen imposanten Eindruck.Dass das Hauptgebäude (HG) verwirrenderist als der gesamte Hönggerberg, ist ein anderesThema; da hat sich Herr Semper wohleinen Spass erlaubt, mit all den Treppen, Zwischengeschossen,-räumen und –plattformen.Kein Grund aber, nervös zu werden: Die <strong>ETH</strong>-Türen schliessen während des Semesters erstum 22 Uhr. Genug Zeit für Frischlinge, sichbis zum Ausgang durchzukämpfen. Und alsechter Survivor nach Hause zu gehen – daserste Erfolgserlebnis am ersten Tag.Barbara Lussi (23) ist Polykum-Redaktorin. Sie studiertGermanistik, Populäre Kulturen und Computerlinguistik ander Universität Zürich. blussi@polykum.ethz.chSeraina Etter (26) ist Polykum-Redaktorin und studiertKulturpublizistik an der ZHdK. setter@polykum.ethz.chLochNess: Die Studentenbarder <strong>ETH</strong> Hönggerberg – gibt'sübrigens schon seit 1969.bQm: Wer's gemütlich mag, isthier richtig.PapperlaPub: Immer mittwochs imStuZ 2 . Die Cocktails für fünf Frankenhaben's in sich.Der Morgen danach: Im Erdbebensimulatordes Erdwissenschaftlichen Gebäudes(NO) kann man sich an den öffentlichenSonntagsführungen den Katervom Wochenende abschütteln.AusgehenGrüne Bibliothek: Die Bibliothekim Gebäude CHNhat 90 Arbeitsplätze.Polyterrasse: Aber Achtung!Auf den Sitzplätzen der StudentenbarbQm darf man nicht lernen. Einfach dieTische einmal um die Ecke in der Näheder Polybahn dazu benutzen – oder dasLernen sein lassen und Kaffee trinken.LernenKran: Am bedienbaren Kran-Modell im HIL kann der <strong>ETH</strong>lerseinen Spieltrieb ausleben.ETZ K91: Der Name klingtnicht gerade verlockend, aber eslohnt sich, diesen etwas lieblosen Seminarraumaufzusuchen. Die Aussichtist bei schönem Wetter einmalig.AnsehenXibit: Sportartikel gibt eshier für Studis bis zu 30 Prozentbilliger als im Laden.SAB: Büromaterial zu Studipreisen,einmal im Zentrum,einmal auf dem Hönggerberg.ShoppenKrafttankenPowernapping: In denRelax-Räumen im CAB undim Uniturm gibt es verschiedeneEntspannungsmöglichkeiten.Musikzimmer: Willst du deinen Lernstresskreativ nutzen, bist du in den elfMusikzimmern des <strong>VS<strong>ETH</strong></strong> am richtigenOrt.Wiesen: Zwischen Physik- und Biogebäudeladen die Wiesen zum Erholen ein.FoodLab: die Mensa imCAB. Ein Versuch wert: dieMascarpone-Lachsnudeln.Die Pasta ist übrigens hausgemacht.ETZetera: Das ETZetera ist eine Sandwichbarim Gebäude ETZ. Sie wird vomAMIV betrieben mit dem Ziel, die Gloriabarpreislich zu unterbieten – undtrotzdem Top-Qualität zwischen dieBrotscheiben zu klemmen.Bloss nicht: Kaffee direkt beim Eingangim HG bestellen. Da lohnen sich die paarSchritte bis zur Tannenbar!Essen


16 CampusMäht 1 800 Quadratmeter Rasen und findet nach getaner Arbeit alleine nach Hause, um Strom zu tanken.Polykum macht'sMoritz und der RoboterEin schwedischer Rasenmähroboter hat zuerst Heimweh, freundet sich dannaber doch noch mit seinem neuen Zuhause an.Text: Moritz Vifian, Fotos: Christian Bäni, Moritz VifianIn unserer neuen Rubrik geht's ganz dem Titelnach darum, irgendwo mit anzupacken. Daich gerne draussen arbeite, rufe ich ChristianBäni an, den zuständigen Mann für dieAussenanlagen. Ich frage, ob ich ihm irgendwiebehilflich sein kann. Der Zufall will, dassgerade Induktionskabel für einen Mähroboterverlegt werden müssen. Ich oute mich gleichals Elektrotechnikstudent. Mit den Worten«dann kommst du eh besser draus als ich» binich für diesen Nachmittag engagiert. Der einzigeHaken: Die Installation findet an einemAussenstandort der <strong>ETH</strong> in Schwerzenbachstatt. Aber für einen Job an der Sonne ist mirkein Weg zu lang.Verfrühte WeihnachtsfreudeDa ich bereits vor der vereinbarten Zeitbeim Gebäude eintreffe, werde ich anschliessendvon Christian und seinem MitarbeiterManuel mit den Worten begrüsst: «DiePresse ist auch schon da.» Manuel sprichtprinzipiell Portugiesisch, versteht aber auchdie Mischung aus Italienisch und Spanisch,die Christian spricht.Wir gehen in den Innenhof, wo derRoboter seine neue <strong>Heimat</strong> bekommen soll.Als Erstes wird der Roboter ausgepackt. BeiChristian und mir kommt weihnachtlicheStimmung auf. Am liebsten würden wir gleichloslegen und den Roboter fahren lassen. Aufgrundder nicht ganz billigen Anschaffungskostenstudieren wir aber zuerst einmal ganzbrav die Betriebsanleitung.Den elektronischen Mähroboterbraucht's, weil im Innenhof die Reinluft fürdie Gebäude angesaugt wird. Benzinmähersind hier verboten. Ausserdem musste dasSchnittgut bis anhin durch das Gebäudeinneretransportiert werden. Dadurch wardie Pflege bisher aufwendig und teuer.Die Installationskosten des Elektromäherssind voraussichtlich innerhalb einesJahres amortisiert. Dieser schneidet das Grasnämlich so klein, dass es unmittelbar imRasen wieder kompostiert.Mindstorms mit MessernJetzt gilt es, dem Roboter beizubringen, wosein Revier ist. Bei hohen Hindernissen fährter von selbst wieder zurück und versuchtes in eine andere Richtung. Wie ein ‹Mindstorms›halt – nur mit Messern ausgestattet.Flache Hindernisse kann der Roboter abernicht detektieren. Wir legen eine stromdurchflosseneDrahtschleife um das ganze Gebiet.Jetzt kann sich der Roboter am magnetischenFeld orientieren und merkt sofort, wenn ersein Revier verlässt.Und hier kommt mein eigentlicher Auftrag:Kabel verlegen. Mit der Kabelrolle bewaffnetgehe ich im Innenhof umher undkomme mir dabei vor wie ein Sprengmeisterbeim Lunte legen. Danach folgt der anstrengendeTeil: Mit Plastiknägeln, die mich anZeltheringe erinnern, fixieren wir das Kabel.Aber wie auch beim Heringe-in-den-Bodenschlagenkommt einem der eine oder andereStein in den Weg. Kein Wunder also, dassleise Flüche im Innenhof ertönen.Chuuum sässäsä, chuumBeim ersten Anlaufversuch scheint der RoboterHeimweh zu haben. Egal wo wir ihnaussetzen, er will immer wieder zurück inseine Ladestation. Nach zahlreichen Anläufenund fleissigen «chum sässäsä»-Rufen beginnter endlich damit, den Rasen zu mähen – wieein Schaf, völlig querfeldein. Leider versuchter auch auf die Pyramide zu steigen, und somüssen wir auch dort eine Drahtschleife herumlegen.Während wir zusammenräumen,fährt der Roboter noch herum: Er tut seinePflicht und mäht jede Ecke schön aus.Ich verabschiede mich von Christian undManuel und bedanke mich, dass ich hier sounkompliziert mitkommen konnte. Auf demNachhauseweg lasse ich mir noch einmal denNachmittag durch den Kopf gehen. Nach fünfWochen Lernen und Prüfungen ist es schön,wieder einmal etwas mit den Händen gemachtzu haben. Im Zug sitzend geniesse ichdie Abendsonne und denke: «Heute habe ichGutes getan und endlich etwas zu Ende gebracht.Ich habe einem Roboter ein Zuhauseeingerichtet.»Moritz Vifian (23) ist Polykum-Redaktor und Layouter.moritz.vifian@gmx.chPolykum Nr. 1/12-13


DresscodeBierwannetop 10WG-PartytippsWochenlang wird auf das Event – die eigeneWG-Party – hingefiebert. Es werden Einladungenverteilt, unliebsame Mitbewohnerumquartiert, die Nachbarn informiert undBier-dominierte Grosseinkäufe getätigt. Unddann sitzt man da. Der Tag ist gekommen.Anstatt der hundert Gäste aber nur zwanzig.Und die Stimmung gleicht einem Bach: seichtvor sich hinplätschernd, aber keineswegs mitreissend.Doch mit dem erprobten 10-Punkte-Angriffsplan steht einer legendären WG-Party nichts mehr im Weg:1. Party-Regeln sind der Gag jeder guten Fete.Damit sind nicht die Verhaltensregeln aufdem WC gemeint, sondern lustige Regeln wie«Nach 23 Uhr darf das Wort ‹Nein› nicht mehrbenutzt werden». Das schafft nicht nur vielverquere Kommunikation, sondern bewahrtauch vor allzu trockenen Kehlen, denn dieStrafe bei Nichteinhaltung lautet: Trinken.2. Denkt euch vor der Party ein Kleidungsmottoaus. Die Maskerade macht eure Partybunter und die Gäste hemmungsloser.3. Bierdosen gehören in die mit Wasser gefüllteBadewanne. Zum einen kommt damitjedem ungenutzten Platz eine Sinn gebendeErfüllung zu und zum anderen wird schalen,Campus 17warmen Getränken vorgebeugt.4. Stühle existieren an diesem Abend nicht– keine falsche Müdigkeit vortäuschen! Daseinzige was sitzt sind die Songtexte, die lautstarkmitgesungen werden dürfen.5. Setzt auf indirekte Beleuchtung. Durchattraktiv wirkende Gäste verschönert sicheure Party um das Zehnfache.6. Beweisfotos sammeln: Legt in jedemZimmer eine Einwegkamera aus, mit der dieGäste selbst Fotos machen dürfen. Bei derAuswertung am Morgen danach wird jedernoch so schlimme Kater weggelacht.7. Zumindest der Kühlschrank sollte immerrandvoll sein.8. Alternative Trinkutensilien wie Plastikspritzenoder Grossvaters Horn machen denVerzehr von Spirituosen zu einem wahren Erlebnis.9. Wichtigste Merkregel: Nichts kann indieser Nacht kaputt gehen ausser der Stimmung.10. Falls Punkte 1-9 nicht helfen, wirdFlunkyball im Flur gespielt. Die Spielanleitungfindet ihr hier: spielwiki.de/Flunkyball.Tipps: Sabrina HüttermannPolykum Nr. 1/12-13


18 CampusMarvin Rüppel: Student und WasserratteDie Wandtafel: die Lernhilfe schlechthin oder ein Relikt aus alten Zeiten?AufgefallenSemesterferien einmal anders: Statt zu lernenstand der Maschinenbau-Student für dasSchweizer Fernsehen vor der Kamera. In derSommerserie «Wasserratten» durchquerte erdie Schweiz auf dem Wasserweg – in drei Wochen,alleine mit Wind- und Muskelkraft.Marvin, wie wurdest du zur «Wasserratte»?Ich habe im Internet ein Pop-up gesehen undfand es eine lustige Idee. Ausserdem wollteich wissen, wie es ist, ein Live-Interview zugeben, bei dem rund eine halbe Million Menschenzuschaut.Und wie war's?Eine super Erfahrung. Aber ein zweites Malwürde ich es trotzdem nicht machen. Im Fernsehenwurde alles so locker dargestellt. Aberich kam schon ziemlich an meine Grenze –physisch wie auch psychisch.Was bedeutete es für dich, unter ständigerBeobachtung zu stehen?Ich wurde täglich 15 Stunden lang gefilmt. Dahat man kaum Privatsphäre. Ausserdem mussman ständig darauf acht geben, was man sovor laufender Kamera sagt.Wie konntest du das Ganze mit deinem<strong>ETH</strong>-Studium vereinbaren?Um effizient zu lernen, muss man sich zwischendurcheine Pause gönnen. Ausserdemschreibe ich ja nicht nur Sechser.Was ist dein nächstes Abenteuer?Da ist noch nichts geplant. Aber wenn manfür Abenteuer offen ist, dann kommen sie vonganz alleine.Interview und Foto: zuDas DuellDie gute alte WandtafelP RO Kann sein, dass man über Seminarraum-Dekostreiten kann. Beispielsweiseüber Curies wenig attraktives Konterfei oderpurpurne Vorhang-Riesen. Kann sein, dasses Zeit wird, sie nach Jahrzehnten guterDienste – welchen Dienst Curie an der Wandauch immer geleistet hat – endlich runterzunehmen.Aber die Wandtafel lassen wir gefälligstan Ort und Stelle!Nicht, weil sie attraktiv ist, sondern weilsie uns das Leben erleichtert. Weil sie erholsam,ratsam und sparsam ist – mit Wortenund Strom. Die Wandtafel ist wohl die letztePräsentationsfläche, welche die hauseigeneEnergierechnung unbeeinflusst lässt. Gleichzeitigstarren wir auf die tiefschwarze Absagean Powerpoint. Hier, auf der Wandtafel, entspanntsich das Slideshow-gequälte Auge von102-seitigen Präsentationen, die – das natürlicheSprechtempo längst überschritten –runtergerattert werden. Statt Wortmüll: nurdie wichtigen Formeln und Skizzen, die unsganz nebenbei verraten, mit wem wir es davorne zu tun haben. Arial und Times habennoch nie viel über den Charakter gesagt, undPowerpoint per Knopfdruck zu schliessen,zeugt weder von Geradlinigkeit noch Abgedroschenheit.Die Tafel aber verrät den Dozenten:Sudel-Hallodri oder Schnörkel-Guru?Stratege, der's genau nimmt? Oder Wild-Wischer,der sich aufs Nötigste beschränkt?Talent entdecken, herausfinden, woStärken liegen und Kräfte verdoppeln – soirgendwie hat's Curie doch gesagt. Mit derWandtafel: Kräfte verdreifacht!Text: blC O N T R A Kaum eine Institution ist soum den technischen Fortschritt bemüht wiedie <strong>ETH</strong>. Doch ausgerechnet an der Hochschuleselbst herrscht noch die «Kreidezeit».Dass die Dozierenden hier den Studierendenwortwörtlich den Rücken zudrehen,hat vor allem eines zur Folge: Das erste Naturgesetz,das der Studierende zu lernen hat, istnicht etwa eines der Newton'schen Axiome,sondern dass die Grösse des Vorlesungssaalsin umgekehrter Relation zur Schriftgrösse ander Wandtafel steht.Dabei liegen die Vorteile der elektronischenTafel auf der Hand: Die Schrift ist füreinmal nicht nur leserlich, sondern lässt sichsogar skalieren. Plots sehen nicht mehr nachabstrakter Kunst, sondern tatsächlich nachMathematik aus. Man verliert auch keineZeit, weil gerade wieder einmal eine Tafelhoch und die andere runtergefahren werdenmuss – ab drei Tafeln wird das nämlich selbstfür das grösste Genie zur wahren Herausforderung.Und zu guter Letzt: Die elektronischeTafel ist in einem Bruchteil einer Sekunde gewischt;und das ohne einen Tropfen Wasseroder Schweiss zu verschwenden.Doch leider sind sie eben noch nicht ausgestorben,die Dinosaurier, die an der Wandtafelfesthalten. Oder wie es der legendäreGeschäftsmann und Erfinder Henry Fordeinmal so treffend formulierte: «Menschenwollen schnellere Pferde und keine Autos.»Tja, ich für meinen Teil bin ganz froh,dass ich nicht täglich mit dem Pferd zur Unimuss.Text: bw & zuPolykum Nr. 1/12-13


22 <strong>Heimat</strong>Denkansatz<strong>Heimat</strong> to goDas Prinzip McDonalds und Starbucks: ein Stück <strong>Heimat</strong> in der Fremde?Text: Sabrina HüttermannwallisertiitschNussroggubrot-ExpressRegelmässig bin ich im Wallis – und jedesMal bringi es Pfünderli Roggubrot mitzrugg uf Zürich. Was fer en Göich – deichundjetz waahrschinli es par va ew –der chännti schiis Roggubrot ja öi z Zürichimä Gschäft chöifu. Schliessli steitinzwischu sogar im HB jedä Tag – sogaram Sunntag – Geisschäs va Zeneggu imFrigor vamä Finchoschtladu.Klar: Ich chännti hie dernäbu zumGrosshändler und daa miis Stuck Wallisin Brotform chöifu. Nur: Das isch eifachnit z gliicha. Will: Naa miim Gschmackisch das Roggubrot mit Nussä z Beschta.Und das gits daa wa ich jedes Maldurch müess, weni im Wallis bi. AmBahnhof z Visp oder z Brig iner BäckeriiVolken. Darum fahr ich eis mal pro Wuchavam Wallis uf Zürich mit emu Roggubrotiner Täscha – einum mit Nussä.ÜsserschwizerischNussroggenbrot-ExpressRegelmässig bin ich im Wallis – und jedesMal bringe ich ein Pfund Roggenbrot zurücknach Zürich. Was für ein Idiot –denken jetzt wahrscheinlich ein paar voneuch – der könnte sein Roggenbrot ja auchin Zürich in einem Laden kaufen. Schliesslichsteht inzwischen sogar im Hauptbahnhofjeden Tag – sogar sonntags –Geissenkäse aus Zeneggen VS im Kühlschrankeines Feinkostladens.Klar: Ich könnte zum Grosshändlerin der Nachbarschaft und dort mein StückWallis in Brotform kaufen. Nur: Das ist einfachnicht das Gleiche. Denn: Nach meinemGeschmack ist das Roggenbrot mit Nüssendas Beste.Und das gibt es dort, wo ich jedes Malvorbei gehe, wenn ich im Wallis bin. AmBahnhof in Visp oder Brig bei der BäckereiVolken. Deshalb fahre ich einmal die Wochevom Wallis nach Zürich mit einem Roggenbrotin der Tasche – einem mit Nüssen.Cyrill PintoGleich um die Ecke: Der Wiedererkennungseffekt schafft Wohlbefinden.Die Stadt ist fremd, die Gerüche ungewohntund die Menschen unterhalten sich in eineranderen Sprache. Das Unbekannte lässt denPuls höher schlagen. Du findest dich nichtleicht zurecht. Dann plötzlich erblickst du dasvertraute grüne Logo, mit dem die Starbucks-Sirene dich in ihre Filiale lockt: Der Kaffeeschmeckt hier wie immer. Die Polster auf denschweren Sesseln erfühlen sich gleich. DasBediensystem folgt denselben Regeln. Nichtsscheint verändert. Nur die Stadt um das Caféliegt in einem anderen Teil der Welt.Im Zeitalter des ständigen Wohnortwechsels,des unbegrenzten Reisens undder internationalen Freundeskreise definiertjeder seine «<strong>Heimat</strong>» unterschiedlich.Nicht nur die <strong>Heimat</strong>stadt oder das Elternhaus,sondern auch bekannte Gerüche, gewohnteGeräusche oder ein bestimmtes Gefühlkönnen in uns die Vorstellung von <strong>Heimat</strong>lichkeithervorrufen.Der Volkskundler und Germanist HermannBausinger definiert den Begriff <strong>Heimat</strong>als einen Ort, an dem ein Mensch Sicherheitund Verlässlichkeit seines Daseins erfährt.Überdies fungiert die <strong>Heimat</strong> ihm zufolge alsRahmen, in dem sinnvolles, abschätzbaresHandeln möglich ist, als Gegensatz zu Fremdheitund Entfremdung.Gegen die EntwurzelungDarauf basiert auch das Fastfood-Ketten-Prinzip: Ich weiss, was mich erwartet, wennich diesen Laden betrete. Einmal gelernt,wie das Bestellsystem funktioniert, kann esüberall auf der Welt nach demselben Schemaangewendet werden. Überall schmeckt derCheeseburger wie zu Hause. Dieses Einheitskonzeptentlastet den gestressten Fremden,da er sich hier auf anscheinend bekanntemTerrain bewegt. Im Ausland ist mir hier alseinzigem Ort alles vertraut – ich kenne dasSystem.Marken wie Starbucks, McDonalds oderH&M wecken in uns – durch ihr immer gleichesAuftreten – ein Gefühl der Geborgenheit.Man weiss, was man bekommt. Und verhältes sich so nicht auch mit unserer <strong>Heimat</strong>?Ein Ort des Stillstands, bei dem gar keine Veränderunggewollt ist?Mit stoischer Konsistenz wird die Starbucks-Filialein Zürich genauso gestaltet wiein Shanghai. Wenn der Auftritt einer Markekonsistent sei und bei jedem Kontakt dasselbeGefühl auslöse, vermittle sie ein Gefühlder Zugehörigkeit, weiss René Allemann,Markenexperte aus Zürich: Der Wiedererkennungswertschaffe Wohlbefinden undbiete Orientierung im sonst so entwurzeltenLeben. Die Marke scheint wie eine Bekannteaus der trauten <strong>Heimat</strong>. Neben dem eigentlichenAngebot von Cappuccino, Frappuccinound Co. richtet sich der Café-Gigant daraufaus, den Besuchern auch einen Ort zum Verweilenzu bieten. Ein Stück <strong>Heimat</strong>, ganz egalwo man sich gerade befindet.Erst zurück in der eigenen Stadt wirktdas allgegenwärtige Logo als Fremdkörper.Hier stört die Filiale zwischen den traditionellenGeschäften. Auswärtigen Besuchernjedoch beschert der Becher Starbucks Cappuccinoeinmal «<strong>Heimat</strong> to go».Polykum Nr. 1/12-13


Polykum Nr. 1/12-13Kurz Zitiert<strong>Heimat</strong> ist …«ein Puzzle aus Kindheitserinnerungen.»Noemi, 24Sängerin undmedizinische Masseurin101USA«da, wo man her kommt odersehr viel Zeit verbracht hat. Beimir ist das der Bodensee. Aber eigentlichist <strong>Heimat</strong> überall da, woWasser ist. Wo ist mein Bier?»47Mexiko33Kolumbien54ÜbrigesAmerikaEva Baier, 22Umweltnaturwissenschaften«<strong>Heimat</strong> ist an die Familie, anBekannte geknüpft – entsprechendkann ich mir vorstellen,überall heimisch zu werden.»Statistik«det, wo mis Mami isch»Kathrin Arnet, 24BauingenieurwissenschaftenAndreas Herger, 25Bewegungswissenschaften65Kanada34Brasilien«dort, wo es immeretwas Neues zu entdeckengibt.»Benedikt Ummen, 23Maschinenbau62Schweden35Grossbritannien80NIEDERLANDE28Belgien61Afrika132LUXEMBURG78SPANIEN<strong>Heimat</strong>länderDer Studierenden an der <strong>ETH</strong>164Frankreich308Übriges Europa2’379Deutschland«da, wo die Musik spielt.»16’343StudierendeinsgesamtGabriele Ardizzone, 25Cellist«für mich ein Ort, wo ich meineinnere Ruhe finden kann.»Stephanie, 24ErdwissenschaftenMontage-Trio, zur Zeit am Bio-Gebäudearbeitend: Manfred Ladovan (44) –«<strong>Heimat</strong> ist überall.» Klaus Riedler (38)– «<strong>Heimat</strong> ist, wo meine Lieben sind, wodie Familie ist.», Peter Hämmerli (43) –«<strong>Heimat</strong> ist, wo man sich gut aufgehobenfühlt; wo das ist, muss jeder selbst rausfinden.»«im Tessin, genauer: in Chiasso,wegen den Leuten, die dortsind. <strong>Heimat</strong> ist bei mir immermit einer Reise verbunden.»Luana Donato, 25Bauingenieurwissenschaften72Polen52Liechtenstein57Serbien343Österreich295Italien173Griechenland«Seit zehn Jahren lebe ich hier, habe den grösstenTeil meiner Jugend hier verbracht und so viel erlebt– darum ist die Schweiz meine <strong>Heimat</strong>. <strong>Heimat</strong>hat aber immer auch eine emotionale Komponente;seelisch und kulturell ist Kamerun meine <strong>Heimat</strong>,da komme ich her. Durch meine MutterspracheFranzösisch ist sie auch hier immer präsent.»Ysabelle Knill, <strong>20</strong>Bewegungswissenschaften26AustralienNeuseeland«In Meiner Muttersprache Ungarischbenutzen wir für ‹<strong>Heimat</strong>› und ‹nachHause› dasselbe Wort. Darum ist fürmich <strong>Heimat</strong> zu Hause.»Zsuzsi Edes, 28Architektur«Wichtig ist, dass man sich an einemOrt wohl fühlt; dann kommt’snicht mal gross drauf an, wo mangerade ist. Momentan fühle ichmich zum Beispiel hier zu Hause,auf dem <strong>ETH</strong>-Sportareal.»Adrian Cathomen, 23Bewegungswissenschaften«Zu viert, mit der Familie, einGlas Wein zu trinken – das ist<strong>Heimat</strong>. Geht natürlich auch ohneWein, aber mit geht’s besser.»Christoph Arnet. 22Bauingenieurwissenschaften86Russische Föderation149Übriges Asien64Rumänien115Türkei159Indien300China<strong>Heimat</strong> 2344Südkorea26Taiwan115IranQuelle: Jahresbericht der <strong>ETH</strong> <strong>20</strong>11


24 <strong>ETH</strong>Weltinterview«Wir müssen gutsein, um besserzu werden»<strong>ETH</strong>WeltIm Interview verrät der neue <strong>ETH</strong> Rektor Lino Guzzella, wieso sein eigenerLehrstil zuweilen als militärisch empfunden wird, welche Zieleer während seiner vierjährigen Amtszeit erreichen möchte und wiesoeine Erhöhung der Studiengebühren im Bereich des Möglichen liegt.Interview und Fotos: Ken ZumsteinHerr Guzzella, was bedeutet für Sie<strong>Heimat</strong>?Lino Guzzella: <strong>Heimat</strong> ist für mich dort, wodie Menschen sind, die mir etwas bedeuten.Das sind meine Familie, Freunde, Bekannteund Berufskollegen.Also ist auch die <strong>ETH</strong> für Sie ein Stück<strong>Heimat</strong>?Nicht nur. Aber die <strong>ETH</strong> ist sicher auch einStück <strong>Heimat</strong>, schliesslich verbringe ich hierden grössten Teil meines Tages.Dasselbe gilt wohl auch für viele <strong>ETH</strong>-Studenten ...Mir ist klar, dass wir viel von unseren Studentinnenund Studenten verlangen. Der Leistungsgedankeist an der <strong>ETH</strong> sehr zentral.Wir müssen gut sein, um besser zu werden.Schliesslich wollen wir auch die bestmöglicheAusbildung anbieten, was wiederum hilft,die klügsten Köpfe nach Zürich zu bringen.Gleichzeitig soll die <strong>ETH</strong> aber für die Studierendenauch zu einer Art <strong>Heimat</strong> werden. Siesollen sich hier willkommen fühlen.Was macht gute Lehre aus?Drei Elemente sind für mich zentral: Engagement,Professionalität und Kreativität. Dasgilt sowohl für den Dozenten als auch für dieStudierenden. Es reicht nicht, dass der Dozentgut ist. Auch die Studenten müssen essein. Gute Lehre entsteht nur dann, wenn einechter Dialog zwischen Lehrenden und Lernendenstattfindet.Ihr eigener Lehrstil polarisiert. Währenddie einen Ihre geduldige Art undIhren Enthusiasmus loben, fürchtensich andere vor Ihrem militärischenAuftreten.Sehr gut (schmunzelt). Spass beiseite: In derLehre sind Emotionen wichtig. Natürlich willich als Dozent, dass sich meine Begeisterungfür das Fach auf die Studenten überträgt.Wenn einige meinen Stil nicht mögen undmich doof finden, kann ich damit leben. Nurlangweilen darf ich nicht. Ich stecke viel Arbeitin meine Vorlesungen. Von meinen Studentenerwarte ich im Gegenzug die gleicheProfessionalität. Vergessen wir nicht: DerSchweizer Steuerzahler steckt viel Geld indie <strong>ETH</strong>. Es ist ein riesiges Privileg hier seinzu dürfen. Wir sind darum alle verpflichtet,unser Bestes zu geben.Sehen es wirklich alle Dozenten alsPrivileg an, hier unterrichten zudürfen?Menschen sind nun mal Menschen. Auch mirgelingt nicht jede Vorlesung gleich gut. Fehlermachen wir alle – dafür hab ich volles Verständnis.Wofür ich aber kein Verständnishabe ist, wenn der Wille fehlt, es beimnächsten Mal besser zu machen.Welches sind Ihre konkreten Ziele, dieSie als Rektor erreichen wollen?In erster Linie werde ich mich dafür einsetzen,dass die Rahmenbedingungen fürgute Lehre stimmen und die StudierendenPolykum Nr. 1/12-13


<strong>ETH</strong>Welt 25Lino Guzzella: Seit dem 1. August ist er für die Lehre an der <strong>ETH</strong> Zürich verantwortlich.Erster Arbeitstag: Treffen mit dem <strong>VS<strong>ETH</strong></strong>Polykum Nr. 1/12-13davon profitieren können. Ich sehe mich hingegenweniger in der Rolle, den Leuten vorzuschreiben,wie sie lehren sollen. Da gibt esverschiedene Herangehensweisen, die zwischenden einzelnen Dozenten und Studienfächernunterschiedlich sein können. Mankann aber Instrumente aufzeigen, die sich bewährthaben. Beispielsweise Zwischenfragenzu stellen. So sieht man sofort, wer mitgekommenist.Aber in vielen Vorlesungen ist dasTempo so hoch, dass man kaum nachkommt.Alles, was man ins Extreme zieht, ist schlecht.Es kann nicht sein, dass wir immer schnellerimmer mehr Stoff vermitteln. Andererseitssoll das Ganze auch nicht zu einem Spaziergangverkommen. Es gehört zur Aufgabe desDozenten, das Optimum zu finden. Und dasist dort, wo der Erkenntnisgewinn für dengrössten Teil der Studierenden am grösstenist.Welche konkreten Veränderungenwerden auf die Studierenden zukommen?Wir werden für die ganze <strong>ETH</strong> ein neues Evaluationsverfahreneinführen. Damit werdenneu auch die Prüfungen evaluiert. BezüglichFeedback werden wir einen kürzeren Loopeinführen, damit wir schneller reagierenkönnen. Ausserdem wollen wir mit elektronischenHilfsmitteln den Unterricht noch effizientergestalten. Konkret arbeiten wir anApps, Podcast und elektronischen Prüfungen.Was sagen Sie zum Vorwurf, die <strong>ETH</strong>sei zu theoretisch?Das Schweizer Bildungssystem bietet jungenMenschen verschiedene Wege an. Sie sindzwar alle gleichwertig, aber eben verschieden.Ein Studium an einer Fachhochschuleerfordert und fördert andere Fähigkeitenals ein <strong>ETH</strong>-Studium. Fachhochschulund<strong>ETH</strong>-Absolventen haben demnach verschiedeneOptiken und Aufgaben. Die Aufgabedes <strong>ETH</strong>-Ingenieurs ist das konzeptionelle,theoriefundierte, langfristige Arbeiten.Die Vermittlung von Theorie ist daher unverzichtbar.Ich rede viel mit Industrievertretern.Und ich höre immer die gleiche Botschaft:Baut die Grundlagen nicht ab.Wieso steht nun eine Erhöhung derStudiengebühren zur Diskussion?Gleich vorneweg: Ein Entscheid ist in dieserSache noch nicht gefallen; und ein solcherwird die <strong>ETH</strong> auch nicht für sich alleinefällen, sondern der <strong>ETH</strong>-Rat. Die Diskussionist vor dem Hintergrund zu sehen, dass wirhier an der <strong>ETH</strong> Zürich seit dem Jahr <strong>20</strong>00zum Beispiel 60% mehr Studierende haben.Das Budget blieb im selben Zeitraum aber inetwa gleich. Als Reaktion auf steigende Studierendenzahlenhaben wir optimiert, quersubventioniert,die Hörsäle bis zum Maximumausgeschöpft … Jetzt sind wir aneinem Punkt angelangt, an dem die Zitroneausgepresst ist.Umfragen zeigen, dass bereits heuteviele Studierende einem Nebenerwerbnachgehen.Ich habe die Zahlen gesehen und sie habenmich erstaunt. Diese Zahlen müsste man aufjeden Fall noch genauer untersuchen. Fallseine Erhöhung kommt, werde ich mich persönlichdafür einsetzen, dass niemand nuraus finanziellen Gründen nicht an der <strong>ETH</strong>studieren kann. Wenn jemand Talent hat undbereit ist, Engagement zu zeigen, dann wirdman Lösungen finden. Da können Sie michbeim Wort nehmen.Als Rektor haben Sie weniger Zeit,selber als Dozent vor den Studentenzu stehen. Fehlt Ihnen das?Ja, sehr. Der Kontakt mit den Studierendenist für mich zentral. Ich habe mir vor der Wahlzum Rektor ausbedungen, weiterhin meineDoktoranden betreuen zu dürfen, bis dieseabgeschlossen haben und eine Vorlesung zuhalten. Vor allem, um den Kontakt mit denStudierenden nicht zu verlieren. Das heisst,ich bin einen Tag in der Woche noch Professoran meinem Institut. Aber natürlich: Die Tätigkeitals <strong>ETH</strong>-Rektor ist für mich eine neue Herausforderung,vor der ich grossen Respekthabe. Gleichzeitig freue ich mich auch, einenso zentralen Bereich für den Erfolg der <strong>ETH</strong>mitgestalten zu können.Ken Zumstein (29) ist Polykum-Redaktionsleiter.kzumstein@polykum.ethz.ch


Polykum Nr. 1/12-13ULF – Das BuchDie gesammelten Werke von Polykum-Cartoonist Thom Grüninger sind als Sammelbanderhältlich. Das Buch «ULF von Grüninger»kann im Sekretariat des <strong>VS<strong>ETH</strong></strong> im StuZ 2(CAB E27) für 11 Franken gekauft werden.


28 extrasNeue EP: Marochine aus LuzernHelvetia: symbolisch für die SchweizMusikKulturJazz is back!Image ProblemExtrasEs gibt da so ne seltsame, relativ alte, jedochäusserst kreative Musikrichtung, die sichlangsam, aber sicher (bzw. endlich wieder)den Zugang zum jüngeren Publikum zu verschaffenvermag: Jazz. Die vier Luzerner umMarochine, welche im – für experimentierfreudigeMusiker dankbaren – Genre Postrockstarteten, liefern mit ihrer EP vier sehr(ent)spannende Tracks irgendwo zwischenPostrock, Jazz, ChillOut/Lounge ab.Wer bei Jazz an wild improvisierendeSaxofonisten aus Willisau denkt, liegt zwarrichtig, wird hier aber nicht bedient. Basisbildet ein solider, konstanter und herrlichgroovender Teppich aus Schlagzeug undBass. Darüber schwirren allerhand elektronischeEffekte und eine immer wieder kreativeGitarre. Fertig. – Kein Gesang, keineausufernden Experimente, keine gekünstelteAufregung. Dafür stetig variierende Repetitionen.Die tief brummende Basslinie imOpener «Eldorado» ist schlicht herrlich. DasKeyboard beziehungsweise die Effektmaschineliefert dazu ähnlich wabernde Geräusche,während die Gitarre in einer anderenSphäre schwebt.Die weiteren Songs heissen «BraunviehExpress», «Herrenwald» und «Zweikörperproblem».Alle wirken sauber konstruiert undschwammig/ungreifbar. Da kann die Gitarreim Zusammenspiel mit den Keys auch malnach Bläsern klingen und ein elektronischerBreakbeat das einem Uhrwerk gleichkommendeSchlagzeug ablösen. Marochine: psychedelisch,meditativ bis hypnotisch. (pg/zVg)[i] «Marochine»: Das Werk kann unter marochine.bandcamp.comgratis heruntergeladen werden.Auch in unserem Kulturtipp soll das Thema<strong>Heimat</strong> nicht zu kurz kommen. Denn der Rufder Schweiz ist mittlerweile – dank Minarettverbot,Schwarzgeld und Co. – ziemlich angekratzt;die Postkartenidylle von einst gerätimmer mehr ins Wanken.Dieses ramponierte Bild wollen diebeiden Filmemacher Simon Baumann undAndreas Pfiffner mit ihrem Kinofilm «ImageProblem» aufpolieren. Sie ziehen los, um beiHerr und Frau Schweizer Material zu sammelnfür einen – angeblichen – Werbefilm.Was soll darin gezeigt werden? Die schöneLandschaft, Berge, Roger Federer, die Seenund natürlich die Sauberkeit – die Antwortensind wenig überraschend. Doch im halb dokumentarischen,halb satirischen Werk kommtauch eine unschöne <strong>Seite</strong> unseres <strong>Heimat</strong>landeszum Vorschein: Fremdenhass wird zueinem zentralen Thema im Film.Und genau hier beginnen die Diskussionen:Warum wurden nur Deutschschweizerauf dem Land befragt? Gaben die Personenihr Einverständnis? Darf man sie so vorführen?Böse oder brillant – macht euchselbst ein Bild. «Image Problem» kommt amDonnerstag in die Schweizer Kinos. (se/zVg)Wettbewerlykumverlost 2 x 2 TicketsWettbewerb: Das Po-für den Film «Image Problem».Schreibe eine E-Mail mit dem Betreff«Kino» und deinem Namen an:wettbewerb@polykum.ethz.ch[i]«Image Problem»: Kinostart <strong>20</strong>.9. <strong>20</strong>12 in den KinosRiffraff usw.Polykum Nr. 1/12-13


aktuell imWALTER HEHLDie Grenzen der Erkenntnis<strong>20</strong>12, 416 <strong>Seite</strong>n, zahlr. Grafiken und FotosFormat 17 x 24 cm, broschiertCHF 44.00 / EUR 38.90 (D)ISBN 978-3-7281-3455-4auch als eBook erhältlichDie unheimliche Beschleunigung des WissensWarum wir nichts verstehen und trotzdem Grosses schaffenDer moderne Mensch ist umgeben von immer komplexeren Systemenund Entwicklungen, die sich immer rasanter vollziehen. Im Kollektiverfolgreich und zu immer Grösserem bereit, bleibt er als Individuumoft ratlos: Wie sollen wir uns orientieren angesichts der Fülle anLehren und Irrlehren, denen wir ausgesetzt sind? Das Buch zeigt,wie weit wir einst ohne Hightech die Welt erkunden konnten und stelltdieser «naiven» Welt die Dimensionen und Folgen der Entwicklungenin Naturwissenschaft und Technik gegenüber, bei der die Systemeübermenschlich gross und die Computer immer überlegener werden.für Studierende25% Rabattvdf Hochschulverlag AG an der <strong>ETH</strong> ZürichVOB D, Voltastrasse 24, CH –8092 ZürichInternet: www.vdf.ethz.ch, E-Mail: orders@vdf.ethz.chTelefon: 044 632 42 42, Fax: 044 632 12 32


extras 31HoroskopAltweibersommerText: Minou Lahiba Sacrale, Illustrationen: Tobias TschoppArchitektur und BauwissenschaftenDu wirst einmal Wahrzeichen wie die dritte Gotthardröhreoder die Erweiterung zu den <strong>ETH</strong>-Katakomben entwerfen. Zuerstwirst du dich aber durch einen koffeinhaltigen See quälenund das garstige algebraische Gebirge erklimmen müssen.Wenn du dann mit 30 endlich eine Festanstellung gefundenhast, sägt bereits die nächste Generation von Absolventen andeinem Thron.IngenieurwissenschaftenEgal ob in Japan ein AKW explodiert, ein Notebook-Akkuin die Luft geht oder in China eine Brücke einstürzt ... Immer istder Ingenieur der Sündenbock. Aber nicht mehr lange: Es wirdeinen Aufstand geben und jegliche Verantwortung wird von dirlosgesagt. Es steht eine dimensionierungsfreie Zukunft bevor.Leistungsbilanz und mechanische Stabilität ade. Kreativität:hallo.Naturwissenschaften und MathematikErwache aus deinem süssen Hilber-Traum. Bis zur grossenHerbstdepressionen verläuft dein Alltag ganz äquipotenzial,doch danach verirrst du dich auf einem steilen negativen Gradienten.Du hoffst, die Potenzialbarriere mit den Märzsonnenstrahlenzu überwinden: Weit gefehlt, das Potenzial dient alsTopfbegrenzung und liegt im Unendlichen; einzig retten wirddich die Abhängigkeit der Zeit auf dem e.Systemorientierte NaturwissenschaftenDen Semesterbeginn mitzukriegen lohnt sich eh nicht, deshalbverweilst du, während dieses Horoskop erscheint, nochauf einer grünen Wiese oder einem anderen ohne Flugzeugerreichbaren Ort. Um deine nahe Zukunft musst du dir keineSorgen machen: Mathematik, Physik, Chemie – Zahlen imAllgemeinen – werden überschätzt. Viel wichtiger ist, dass dudir in deinem Urlaub eine gesunde Psyche antrinkst.Management und SozialwissenschaftenKein schöner Land in dieser Zeit: Weil es ja immer die anderensind, die den Karren an die Wand fahren, versuchst dunun händeringend mittels statistischer Erhebungen und historischerAnalysen zu erklären, wie es so weit kommen konnte.Lass deinen Kummer beiseite und lass dich wieder einmal beieiner Studentenparty blicken. Networking ist in deinem Metierbekanntlich der Schlüssel zum Erfolg.KurzgeschichteFrischluft.realDrei Monate alles rosarot, alles gut, volleFahrt, volles Leben, krasses Bauchkribbeln,Welt ok – redest du dir ein, immer mal wieder;und dann haut dir die Welt, die du dir so okgeredet hast, die verdammte rosa Brille mitGewalt von der Nase, mit dem allerfeinstenKinnhaken, den die Welt auf Lager hat. Undplötzlich scheint die widerliche FernsehwerbungRealität geworden zu sein: Du stehstmitten drin im Febreze-Werbeclip.Du bist nicht der Passant, den sie mit verbundenenAugen im übelsten Klo der Stadtoder an den Schuhen der aserbaidschanischenRinger-Mannschaft schnüffeln lassen.Du bist nicht der, der eine Nase voll nimmtund auf Zitrone, Passionsfrucht oder einePotpourri-Fabrik tippt und dann die Augenöffnet und merken muss, dass sein Kopf ineiner Kloschüssel oder in den Riesenlatschenvon Rafiq, Jamal, Haji oder Sharif steckte.Du: hast dir eingebildet, auf der Überholspurzu sein; und erkennst ohne Brille, dass du ineiner Sackgasse Gas gegeben hast. Du: hastdir eingebildet, das grosse Los gezogen zuhaben; und erkennst ohne Brille, dass es einTrostpreis war. Du: hast dir eingebildet, vollauf deine Kosten zu kommen; und erkennstohne Brille, dass du draufgezahlt hast. Du:hast dir eingebildet, von Luft und Liebe gelebtzu haben; und fragst dich ohne Brille, wieLuft allein am Leben halten kann. Was du mitdem Passanten gemeinsam hast: Auch dichhaut es um, öffnest du die Augen.Drei Monate später: nichts mehr rosarot,alles mau. Du wendest deinen Wagen, zurückins Leben und so, raus aus der Sackgasse,raus aus dem fleischgewordenen Werbeclip,fort vom Mief der vergangenen Monate. Dufährst mit Tempo dreissig und flauem Magen,denkst du daran, was es in der Welt, die dudir so ok geredet hast, zu sehen und riechengibt; definitiv nicht Passionsfrucht.Barbara Lussipolykum, Zeitung der Studierenden an der eth, Nr. 1/12-13, 17. September <strong>20</strong>12Polykum Nr. 1/12-13Herausgeber: <strong>VS<strong>ETH</strong></strong>, Verband der Studierenden ander <strong>ETH</strong>, Universitätstrasse 6, <strong>ETH</strong> Zentrum CAB, 8092 Zürich,Tel. 044 632 42 98, Mail: vorstand@vseth.ethz.ch, Link:vseth.ethz.chRedaktion: Polykum, Zeitung des <strong>VS<strong>ETH</strong></strong>, Universitätstrasse6, <strong>ETH</strong> Zentrum CAB, 8092 Zürich, Tel. 044 632 5694, Mail: redaktion@polykum.ethz.ch,Link: www.polykum.chRedaktionsleitung: Ken Zumstein (zu) Redaktion: BarbaraLussi (bl), Oriana Schällibaum (os), Hannes Hübner(hh), Moritz Vifian (mv), Raphael Fuhrer (rf), Seraina Etter(se) Philipp Gautschi (pg), Basil Weibel (bw), Sabrina Hüttermann(sh), Julian Kornprobst (jk), Dominik Roth (do),Stephan Schmitz, Tobias Tschopp Freie Mitarbeit: Die dreiSonderzeichen <strong>VS<strong>ETH</strong></strong>-Teil: Shilpi Singh Titelblatt: StephanSchmitz Lektorat: Barbara Lussi Comic: Thom GrüningerLayout: Moritz Vifian Gestaltung: Johanna Klaus,Peter Wittwer, Tamara Malenkovic, Thomas TschuppADMINISTRATION: Barbara Lussi, Tel. 044 632 57 53,info@polykum.ethz.chWettbewerbe und Verlosungen: Die Gewinnerwerden per E-Mail benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenzgeführt. Die Mitarbeiter und deren Partner sind von denWettbewerben und Verlosungen ausgeschlossen.ADRESSÄNDERUNGEN: <strong>ETH</strong>-Mitarbei ter können Adressänderungenunter www.adressen.ethz.ch vornehmen, <strong>ETH</strong>-Studierende unter mystudies.ethz.ch.ANZEIGENMARKETING: Zürichsee Werbe AG, Seestrasse86, 8712 Stäfa, Telefon +41 (0)44 928 56 11, Fax +41 (0)44928 56 00, polykum@zs-werbeag.chANZEIGENSCHLUSS:Oktober <strong>20</strong>12 (Rituale) 16. September <strong>20</strong>12November <strong>20</strong>12 (Nacht) 17. Oktober <strong>20</strong>12AUFLAGE: Druckauflage 25 000 Exemplare, Mitgliederauflage15003 Exemplare (WEMF bestätigt <strong>20</strong>11). Das Polykumerscheint 9-mal im Jahr.DRUCK: St. Galler Tagblatt AG, St. Gallen


extras 331 2 3 4 5 67 89 1011 12 1314 15 16 17 18 19<strong>20</strong> 21 22 23 24 25 2627 28 2930 31 32 3334 35 36 3738 39 4041 42Polykum Nr. 1/12-13KruxereiEin neuer Fallvon den dreiSonderzeichenVon &, ∞ und # (Rätsel, Bilder und Text)Waagrecht2 80 Kilogramm im Schnitt,und jede Zweite hat was im Schritt.7 Neben Seide und 1001 Nacht,auch Opium und Osama er uns gebracht.9 Den Gipfel der Schönheit hat sie erklommen,aufs Matterhorn war sie aber nicht gekommen.10 Dieser Vogel, jede Nacht,für den Kleber Werbung macht.11 Kaum ist einer angeschlossen,kommt die Billag angeschossen.14 Am Fahrzeug, nach dem Überfall,hilft ein 2. Paar auf jeden Fall.<strong>20</strong> Verängstigt nicht nur s'Opferlamm,auch manchen Junggesellen wird es klamm.22 Er wollte bis zur Sonne fliegen;dafür sollten ihn die Fische kriegen.25 Das ganz gemeine Klopapierbesteht aus einer (anstatt vier).27 Verglichen mit Alu ist Stahlso – gar knapp drei Mal.28 Ist Freundin flugs schnell Schuhe schoppen,muss sie dort am Check-in zwischenstoppen.30 Ich kann noch so schaffen wie die Sau,mach ich das, heisst's: «Du machst blau!»33 Der um Rosi ist populär,im Sperrbezirk, ist's länger her.34 Wenn der Römer alles meint,ihm dieses Wort als das gut erscheint.35 Auch wenn Gegenüber nicht elfengleich,sagst das beim Kennenlernen in Frankreich.37 Käpt'n Kirk war auch schon Bulle,der Vorname der Rolle man hier einfülle.38 Wenn Maghrebiner musizieren,kann man's so schubladisieren.39 Den Inflektiv kannst im Comic lesen,reicht fürs Putzen nicht der Besen.40 Justin Biebers Vierlingsbrüder?Ach iwo, s'geht noch viel prüder...41 siehe Bild links42 siehe Bild rechtsSenkrecht1 Einem Gepäck gleichschwimmt er durch den Teich.2 Weiden für Mustangund Ort für Bison-Fang.3 Das Quietschen tut kund,das Rad läuft nicht rund.4 Auch so eines warschon Disney-Filmstar.5 Skandinavische Kippekommt unter die Lippe.6 Das Seeland, so!Ist ganz anderswo.8 Wissenschaftler enerviert,zum Ungetüm mutiert.12 Steht bei Hans am Ende,gehört auch zur Zinkblende.13 Seine Panik, für wer Ami ist,umso mehr, wenn auch Rassist.14 Grosswildjäger ohne Brille,dass er stattdessen nicht Pinocchio kille.15 Wenn anders nicht gelungen,wird’s mit dieser «ratio» erzwungen.16 Das Sprichwort stimmt auf jeden Fall,macht alles neu, auch nach Krawall.17 Das englische Partizipist bruchgelandet, im Prinzip.18 Der Boden-Stockzum Beispiel in Woodstock.19 Sein Motto, leicht pointiert:«Was ich seh, das existiert!»21 Auf dem Platz zwei Schläger,der Nacken wird träg und träger.23 Die meisten Könige könnennur mit einer rumlaufen,doch die skandinavischenhaben ‘nen ganzen Haufen.24 Bis kurz vor seinem Erkaltenhatte Cäsar Brutus für seinen gehalten.25 Schläfst beim Musizieren ein?Dann schreib stattdessen «presto» rein.26 Wo Platten aneinanderreiben,Lama und Kondor es treiben.29 Legendär sind seine Braten,doch ihn zu meiden sei dir geraten.31 Ob versatil oder noch kompakt,sie rotiert, das ist Fakt.32 Kurz und knapp:Hau doch ab!36 Der Bauer sich foutiert,dass sie nur 2-D existiert.Wettbewerdernzusammen. Die schnellste Einsendung anSetze das Lösungswort aus den grauen Fel-cruxereien@polykum.ethz.ch wird mit einem50-Franken- gutschein der Polybuchhandlungbelohnt. Unter allen weiteren Einsendungen bis zum12.10. <strong>20</strong>12 wird ein zweiter Gutschein verlost.

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