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2. Wechselwirkung von Teilchen / Strahlung mit Materie ... - HEPHY

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<strong>2.</strong>1 <strong>Wechselwirkung</strong> geladener <strong>Teilchen</strong>Energieverlust(rate), dE/dx-KurvenGesamte Energieverlustrate -dE/dx für Muonen in Kupfer. Je nach Projektilenergiesind verschiedene Verlustmechanismen <strong>von</strong> Bedeutung.Quelle: Particle Data Group, Review ofParticle Physics, Physics Letters B592 (2004)M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 4


<strong>2.</strong>1.1 Energieverlust durch KollisiondE/dx-Kurven für verschiedene <strong>Teilchen</strong>Gesamte Energieverlustrate * , -dE/dx(=stopping power), für verschiedene<strong>Teilchen</strong>, gemessen in der PEP4/9-TPC (Ar–CH4 = 80:20 @ 8.5 atm)• d.h. nicht nur Verlust durchKollision, sondern auchBremsstrahlung etc.Beachte:★ dE/dx für “schwere” <strong>Teilchen</strong>wird in diesem Impulsbereichgut durch die Bethe-Bloch-Formel beschrieben, d.h hierdominiert der Energieverlustdurch Ionisation und Anregung<strong>von</strong> Targetelektronen.✭ dE/dx für e – folgt nicht derBethe-Bloch-Formel!Quelle: Carsten Niebuhr, DESY Summer Student Lecture, 2004M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 5


<strong>2.</strong>1.1 Energieverlust durch KollisiondE/dx-Kurven für verschiedene Targetmaterialien1 dEρ dx* d.h. ohne Bremsstrahlungsverlustespezifischer EnergieverlustrateIonisation * €durch Quelle: Particle Data Group, Review of ParticlePhysics, Physics Letters B 592 (2004)spezifische <strong>mit</strong>tlere Reichweite ‡ ‡eigentlich R/m, m … ProjektilmasseM. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 6


<strong>2.</strong>1.1 Energieverlust durch KollisionKlassische Ableitung nach Bohr – 3Man erhält also für den Impulsübertrag:Δp = 2ze 2Und für den Energieübertrag auf das Elektron:€ ΔE (b) = Δp 2= 2z 2 e 42m e m e v 2 b 2Eine Elektronendichte <strong>von</strong> n e im Target ergibt daher einen Energieverlust <strong>von</strong>:vb€−dE (b) = ΔE (b) n e dV = 2z 2 e 4m e v 2 b n 2 e 2πb db dxNach Integration <strong>von</strong> b min bis b max erhält man daraus:€− dEdx = 4πz 2 e 4m e v 2n e ln b maxb minM. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 9€


<strong>2.</strong>1.1 Energieverlust durch KollisionKlassische Ableitung nach Bohr – 4Die Abschätzung des minimalen Stoßparameters b min folgt aus demkinematischen Li<strong>mit</strong>. Eine frontale Kollision liefert den maximalenEnergieübertag <strong>von</strong> :ΔE max = 1 m 2 e ( 2v ) 2 γ 2Mit der oben abgeleiteten Beziehung€ΔE (b) = 2z 2 e 4m e v 2 b 2ergibt sich daraus:b min = ze 2€γm e v 2€M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 10


<strong>2.</strong>1.1 Energieverlust durch KollisionKlassische Ableitung nach Bohr – 5Die Abschätzung des maximalen Stoßparameters b max folgt aus dem Prinzipder adiabatischen Invarianz:Die Targetelektronen sind in Atomen gebunden und “umkreisen” die Atom-kerne <strong>mit</strong> einer <strong>mit</strong>tleren Orbitalfrequenz ν. Da<strong>mit</strong> ein Energieübertrag stattfindet, muß die Zeitdauer der Störung, Δt,kürzer sein als die Periodendauer τ :Δt = b γv≤τ = 1 νDaraus folgt:€b max= γv ν€M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 11


<strong>2.</strong>1.1 Energieverlust durch KollisionKlassische Ableitung nach Bohr – 6Einsetzen der Grenzen für den Stoßparameter in die Formel für den Energie-verlust sowie Substitution <strong>von</strong>:n e= N A ρ Z AN A … Avogadrozahlρ … TargetdichteZ … Ordnungszahl des TargetsA … Massenzahl des Targetsfür die Elektronendichte des Targetmaterials, ergibt schließlich die klassischeFormel <strong>von</strong> Bohr: €⎛−⎜dE⎝ dx⎞⎟⎠coll= 4πz 2 e 4Nm e v 2 A ρ Z A ln γ 2 m e v 3ze 2 νDiese Formel beschreibt den Energieverlust für schwere <strong>Teilchen</strong> (Protonen,α-<strong>Teilchen</strong>, ...) € durch Anregung und Ionisation. Für leichte <strong>Teilchen</strong> müssenQuanteneffekte berücksichtigt werden.M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 12


<strong>2.</strong>1.1 Energieverlust durch KollisionBethe-Bloch(-Sternheimer)-FormelDie quantenmechanisch korrekte Berechnung des Energieverlustes durchAnregung und Ionisation erfolgt durch die Bethe-Bloch(-Sternheimer)-Formel:⎛−⎜dE⎝ dx⎞⎟⎠coll= 2πN A r e 2 m e c 2 ρ Z Az 2β 2⋅ ⎡ln ⎛ 2m ec 2 γ 2 β 2 W⎢ ⎜max⎣ ⎝ I 2⎞⎟ − 2β 2 − δ − 2 C ⎤⎥⎠Z ⎦€β = v c , γ = 11− β 2 , r e = 1⋅e 24πε 0 m e c 2K klassischer e– − Radius€z … Ladung des einfallenden <strong>Teilchen</strong>sZ, A … Ordnungszahl und Massenzahl des Targetsρ … Targetdichte, N A … AvogadrozahlI … <strong>mit</strong>tleres Ionisationspotential (Materialkonstante des Targets)W max ... max. Energieübertrag in einer Einzelkollisionδ … Dichtekorrektur (Polarisationseffekt, δ ≈ 2 . lnγ + K )C … Schalenkorrektur (wichtig für kleine Projektilgeschwindigkeiten)M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 13


<strong>2.</strong>1.1 Energieverlust durch KollisionBemerkungen zur Bethe-Bloch(-Sternheimer)-Formel – 1✭ Beim Energieverlust handelt es sich um einen statistischen Vorgang.✭ Die Bethe-Bloch-Formel beschreibt den <strong>mit</strong>tleren Energieverlust durchIonisation und Anregung und gilt für alle <strong>Teilchen</strong> außer für e – und e + . Für siegilt wegen Gleichheit der Massen eine eigene Stoßkinematik. Für e – mußüberdies die Ununterscheidbarkeit der Stoßpartner berücksichtigt werden.✭ Die Bethe-Bloch-Formel beschreibt den Energieverlust sehr gut im Bereich0.1 < γβ < 100.✭ Die “triviale” Ableitung unterscheidet sich <strong>von</strong> der Bethe-Bloch-Formelnumerisch durch einen Faktor <strong>2.</strong> Der “fehlende” Faktor in der Formel nachBohr ergibt sich durch die mangelhafte Berücksichtigung <strong>von</strong> Fernstößen. ✭ Für die qm. Beschreibung des Energieverlustes gibt es verschiedeneVarianten der dE/dx-Formel. Diese entstehen durch unterschiedlicheParametrisierung der Fernstöße, d.h. jenes Energieverlustes, bei dem dieBindung der e – in den Atomhüllen nicht vernachlässigbar ist.M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 14


<strong>2.</strong>1.1 Energieverlust durch KollisionStatistik des Energieverlustes: Landau-Verteilung★ Der Energieverlust ist ein statistischer Prozess. Die Verteilungsfunktion istim Allgemeinen asymmetrisch, da Kollisionen <strong>mit</strong> kleinem Energieübertragwahrscheinlicher sind als solche <strong>mit</strong> großem Energieübertrag.✭ Der “Schwanz” bei hohen Energieüberträgen kommt <strong>von</strong> (seltenauftretenden) Kollisionen <strong>mit</strong> kleinen Stroßparametern, bei welchen e – <strong>mit</strong>großen Energien (keV), sogenannte δ-Elektronen, freigesetzt werden. ✭ Durch die Asymmetrie ist der <strong>mit</strong>tlere Energieverlust höher als derwahrscheinlichste Energieverlust.✭ Für dünne Absorber kann der Energieverlust durch eine Landau-Verteilungbeschrieben werden.✭ Für dicke Absorber geht die Landau-Verteilung allmählich in eine Gauß-Verteilung über.M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 16


<strong>2.</strong>1.1 Energieverlust durch KollisionBeispiele für Landau-VerteilungenEnergieverlust-Statistikfür Pionen und Protonen:Quelle: W. Adam et al., CMS note 1998/092 (1998)M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 17


<strong>2.</strong>1.1 Energieverlust durch KollisionBragg-Kurve✭ Anzahl der Kollisionen und Energieverlustvariieren <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> zu <strong>Teilchen</strong>(statistischer Prozess). Man kann daher fürjede Projektil/Target-Kombination nur eine<strong>mit</strong>tlere Eindringtiefe angeben.Beispiel für eine Bragg-Kurve:✭ Der Energieverlust eines Projektils inAbhängigkeit <strong>von</strong> der Eindringtiefe in dasTarget wird Bragg-Kurve genannt.✭ Mit Eindringen in <strong>Materie</strong> wird das Projektillangsamer. Dadurch steigt der Energieverlust(siehe Bethe-Bloch-Kurve). ➔ Größter Ionisationsverlust nahe amEnde der Spur. = Bragg-Peak(Dies wird z.B. bei der Tumorbestrahlung inder Medizin genutzt.)(schematisch)M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 18


<strong>2.</strong>1.2Energieverlust <strong>von</strong> Elektronenund Positronen – 1e ± haben eine Sonderstellung durch ihre geringe Masse:m e ≈ 511 keV/c 2 (m µ ≈ 106 MeV/c 2 )Zusätzlich zum Energieverlust durch Ionisation/Anregung hat daher der Energieverlust durch Bremsstrahlung eine größere Bedeutung:⎛−⎜dE⎝ dx⎞⎟⎠tot⎛= −⎜dE⎝ dx⎞⎟⎠coll⎛− ⎜dE⎝ dx⎞⎟⎠radBeim Energieverlust durch Ionisation/Anregung muss die Bethe-Bloch-Formelmodifiziert werden:€1. Wegen ihrer geringen Masse werden e ± bei einer Kollision signifikantabgelenkt.<strong>2.</strong> Für e – findet eine Kollision zw. quantenmechanisch nicht unterscheid-baren <strong>Teilchen</strong> statt.M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 19


<strong>2.</strong>1.2Energieverlust <strong>von</strong> Elektronenund Positronen – 2fraktioneller Energieverlustfür Elektronen und Positronen:Quelle: Particle Data Group, Review of ParticlePhysics, Physics Letters B 592 (2004)✭ Ionisationsverluste steigenlogarithm. <strong>mit</strong> E (und linear <strong>mit</strong> Z )✭ Bremsstrahlung steigt ca. linear<strong>mit</strong> E (und quadratisch <strong>mit</strong> Z )➜ für hohe Energien (>1 GeV) istBremsstrahlung der dominierendeProzess★ e – (e + ) Streuung an Targetelektronenfällt unter Ionisationwenn der Energieübertrag proKollision unter 0.255 MeV liegt undunter Møller-Streuung (Bhabha-Streuung), wenn er darüber liegt.M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 20


<strong>2.</strong>1.3 BremsstrahlungPrinzipBremsstrahlung wird e<strong>mit</strong>tiert, wenn (hochenergetische) geladene <strong>Teilchen</strong> ineinem äußeren elektrischen Feld abgelenkt werden, z.B. im Coulomb-Feld einesAtomkerns oder eines Hüllenelektrons des Targets.Feynman-Diagramme niedrigster Ordnung:M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 21


<strong>2.</strong>1.3 BremsstrahlungEnergieverlust durch BremsstrahlungFür hohe Energien kann der Energieverlust durch Bremsstrahlung angenähertwerden durch:− dEZ (Z + 1)= 4α ρN A z 2 1 e 2 2⎛⎞⎜ ⋅dx rad A ⎝ 4πε 0 mc 2 ⎟ E ⋅ ln( 183 Z −1/ 3)⎠α … FeinstrukturkonstanteZ (Z+1) = Z 2 +Z,€ der Beitrag Z 2 kommt <strong>von</strong> der Ablenkung im Feld des Kerns (<strong>mit</strong> Ladung Ze),der Beitrag Z <strong>von</strong> der Ablenkung im Feld der Z Hüllenelektronen (jeweils <strong>mit</strong>Ladung -e).In der obigen Formel wird nicht berücksichtigt, daß die Hüllenelektronen dasFeld des Atomkerns teilweise abschirmen (ist daher nur für große E gültig).Beachte:α~1/137⎛− dE ⎞⎜ ⎟⎝ dx ⎠rad⎛∝ E und − dE ⎞⎜ ⎟⎝ dx ⎠➜ Bereits für das zweitleichteste <strong>Teilchen</strong>, das Muon, ist der Bremsstrahlungs-verlust 40 000 mal kleiner als für das Elektron.€M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 22rad∝ 1m 2


<strong>2.</strong>1.3 Bremsstrahlungkritische Energie E χ – 1Die kritische Energie E χ ist jene Energie eines Projektils, bei welcher derEnergieverlust durch <strong>Strahlung</strong> gleich dem Energieverlust durch Kollision ist:⎛−⎜dE⎝ dx⎞ ⎛⎟ = −⎜dE⎠ rad ⎝E cdx⎞⎟⎠coll E cE χ ist abhängig <strong>von</strong> der <strong>Teilchen</strong>art des Projektils und vom Targetmaterial. Sonicht explizit anders gekennzeichnet, sind in der Literatur angegebene Werte fürE c stets auf e – €bezogen.Die krit. Energie skaliert ca. <strong>mit</strong> dem Quadrat der Projektilmasse. Um also z.B.die krit. Energie für Muonen zu erhalten, verwendet man einfach:E c µ ≈ E c ⋅⎛⎜⎝m µm e⎞⎟⎠2M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 23€


<strong>2.</strong>1.3 Bremsstrahlungkritische Energie E χ – 2Alternative Def. <strong>von</strong> E χ <strong>von</strong> Rossi * : E χ ist jene Energie, bei der der Ionisations-verlust pro <strong>Strahlung</strong>slänge gleich der e – -Energie ist. Solange man die Näherung–(dE/dx) rad ∝ E benutzt, ist diese Definition identisch <strong>mit</strong> der obigen.Zur groben Abschätzung <strong>von</strong> E χ wurden diverse Näherungen gegeben, z.B.: ‡ E c =800Z + 1.2 MeVaber auch z.B: * E€c =610Z + 1.24 MeVfür Festkörper€E c =710Z + 0.92 MeVfür Gase*B. Rossi, High Energy Particles, Prentice-Hall Inc., 1952‡M.J. Berger and S.M. Seltzer, Tables of Energy Losses and Ranges of Electrons and Positrons, NASA-SP-3012,1964€M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 24


<strong>2.</strong>1.3 Bremsstrahlungkritische Energie E χ – 3Auch die angegebenen Zahlenwerte für E c schwanken relativ stark. Man findet z.B.:MaterialE c (MeV)H 2 O 83–92Luft (STP*) 84–102H 2 340–350C 90–103Polystyrol 83–109Fe 21–27Pb6.4–9.5*Standard Temperature and PressureNormalbedingungen 0 o C, 1 atm.siehe z.B.:– C. Grupen, <strong>Teilchen</strong>detektoren, BI-Wissenschaftsverlag, 1993– W.R. Leo, Techniques for Nuclear and Particle Physics Experiments, Springer, 1987– K. Kleinknecht, Detektoren für <strong>Teilchen</strong>strahlung, B.G. Teubner, 1992– D.H. Perkins, Introduction to High Energy Physics, Addison-Wesley, 1987M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 25


<strong>2.</strong>1.3 Bremsstrahlung<strong>Strahlung</strong>slänge X 0 – 1Allgemein ist die <strong>Strahlung</strong>slänge X 0 jene Strecke, in der die Energie desProjektils durch <strong>Strahlung</strong>sverlust um einen Faktor 1/e (≈63.2%) kleiner wird:⎛E (x ) = E 0 ⋅ exp − x ⎞⎜ ⎟⎝ X 0 ⎠Diese Beziehung ist nur sinnvoll für Energien > E c . In der Literatur sind diekonkreten Werte für X 0 stets auf e – bezogen. Für andere <strong>Teilchen</strong> skaliert die<strong>Strahlung</strong>slänge <strong>mit</strong> € dem Quadrat der Projektilmasse (ebenso wie bei E c ).Die oben gegebene Formel für die Bremsstrahlung führt für Elektronen auf eine<strong>Strahlung</strong>slänge <strong>von</strong>:1Z (Z + 1)= 4α ρN A r 2 e ⋅ lnX 0( 183 Z −1/ 3)ANäherungsformel:X 0 (g/cm 2 ) ≈ 180 A/Z 2Meist werden Materialdicken <strong>von</strong> Targets in Einheiten <strong>von</strong> X 0 angegeben. ➔ Der <strong>Strahlung</strong>sverlust pro Targetdicke ist dann materialunabhängig.€M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 26


<strong>2.</strong>1.3 Bremsstrahlung<strong>Strahlung</strong>slänge X 0 – 2Meist wird die <strong>Strahlung</strong>slänge (analog zur Energieverlustrate) auf die Target-dichte bezogen (ρX 0 → X 0 ) und folglich in [g/cm 2 ] angegeben:Material X 0 (g/cm 2 ) X 0 (cm)H 2 O 36.1 36.1Luft (STP) 36.2 30050H 2 63 7·10 5 C 43 18.8Polystyrol 43.8 4<strong>2.</strong>9Fe 13.8 1.76Pb 6.4 0.56siehe z.B.:– C. Grupen, <strong>Teilchen</strong>detektoren, BI-Wissenschaftsverlag, 1993– W.R. Leo, Techniques for Nuclear and Particle Physics Experiments, Springer, 1987– K. Kleinknecht, Detektoren für <strong>Teilchen</strong>strahlung, B.G. Teubner, 1992– D.H. Perkins, Introduction to High Energy Physics, Addison-Wesley, 1987M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 27


<strong>2.</strong>1.4 Čherenkov-<strong>Strahlung</strong> - 1Čerenkov-<strong>Strahlung</strong> wird e<strong>mit</strong>tiert, wenn die Geschwindigkeit v eines <strong>Teilchen</strong>sgrößer ist als die Lichtgeschwindigkeit in dem durchquerten Material:v > c nc … Vakuumlichtgeschwindigkeitn … BrechungsindexDabei entsteht eine elektromagnetische Schockwelle. Diese kohärenteWellenfront hat konische Form und wird abgestrahlt unter einem Winkel <strong>von</strong>:€cos θ C = 1wobei : β = v cβn€Kreise: Wellenfronten zum Zeitpunkt 1,2,3.M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 28


<strong>2.</strong>1.4 Čherenkov-<strong>Strahlung</strong> - 2Cherenkov-<strong>Strahlung</strong> ist nur für ca. 1% des Energieverlustes verantwortlich.Zahl der abgestrahlten Photonen pro Weglänge L:dN phdL = λ (1−1/β 2 n 2 )∫12παz2 dλλλ 22<strong>mit</strong> z… Ladung des <strong>Teilchen</strong>s, λ… Wellenlänge der <strong>Strahlung</strong>(1−1/β 2 n 2 ) = sin 2 Θ€Unter der Annahme, dass n(λ) im entsprechenden Wellenlängenbereich konstant ist gilt: dN ph€dL = (1−1/β 2 n 2 )2παz2 λ➔ Die Zahl der abgestrahlten Photonen nimmt <strong>mit</strong> kleinerer Wellenlänge wie 1/λ zu.€M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 29


<strong>2.</strong>1.5 ÜbergangsstrahlungPrinzipÜbergangsstrahlung tritt auf, wenn ein geladenes <strong>Teilchen</strong> die Grenzfläche zw.2 Materialien <strong>mit</strong> unterschiedlicher Dielektrizitätskonstante ε durchquert:• In einem Material <strong>mit</strong> niedrigem ε ist die Polarisation des Materials klein.➔ Das elektrische Feld der bewegten Ladung hat daher eine großeräumliche Ausdehnung.• In einem Material <strong>mit</strong> hohem ε ist die Polarisation des Materials groß. ➔ Das elektrische Feld der bewegten Ladung hat daher eine geringeräumliche Ausdehnung.Die plötzliche Umverteilung der Ladungen an der Grenzfläche und die da<strong>mit</strong>verbundene Änderung des elektrischen Feldes sind die Ursachen derÜbergangsstrahlung.M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 30


<strong>2.</strong>1.5 ÜbergangsstrahlungAbstrahlwinkel und e<strong>mit</strong>tierte EnergieÜbergangsstrahlung wird hauptsächlich als Röngtenstrahlung (X-rays) e<strong>mit</strong>tiert.Die Emissionsrichtung liegt in der Bewegungsrichtung des Projektils innerhalbeines Konus <strong>mit</strong> dem Öffnungswinkel:cos θ t≈ 1 γwobei : γ =11− β 2Tritt ein <strong>Teilchen</strong> <strong>mit</strong> Ladung ze vom Vakuum in ein Medium <strong>mit</strong> der Plasma-frequenz ω p über, so liegt die als Übergangsstrahlung e<strong>mit</strong>tierte Energie beica.: €E t = 1 αz 2 γ hω3 p➔ Mittels Energiemessung der Übergangsstrahlung kann man γ und so<strong>mit</strong> dieProjektilgeschwindigkeit bestimmen.€Für eine typische Photonenergie <strong>von</strong> γhω p 4 ist die <strong>mit</strong>tlere Anzahl <strong>von</strong>e<strong>mit</strong>tierten Photonen pro Grenzfläche (= Quantenausbeute) ungefähr: M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 31€N = 2 3 αz 2€α ~ 1/137


<strong>2.</strong>2 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> PhotonenAllgemeinesDie für Photonen relevanten Energiebereiche sind wie folgt:✭ UV-Licht: eV✭ Röntgenstrahlung (X-rays): eV–keV✭ Gammastrahlung (γ-rays): keV–MeVFür die Detektion <strong>von</strong> Photonen sind die folgenden Primärprozesse relevant:✭ niedrige Energie: Photoeffekt✭ <strong>mit</strong>tlere Energie: Compton-Streuung✭ hohe Energie: Paarerzeugung <strong>von</strong> e + e – Diese Prozesse absorbieren bzw. streuen einzelne Photonen und entfernen siedadurch aus dem Strahl. Folglich besteht hier ein großer Unterschied zur<strong>Wechselwirkung</strong> geladener <strong>Teilchen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong>:Beim Durchgang eines Photonstrahls durch <strong>Materie</strong> bleibt die Energie der imStrahl verbleibenden Photonen unverändert * . Es veringert sich allerdings dieIntensität des Photonstrahls.*Ausnahme: Compton-Streuung M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 32


<strong>2.</strong>2 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> PhotonenIntensitätsabschwächungDie Abschwächung eines Photonstrahls in <strong>Materie</strong> erfolgt exponentiell gemäßder Formel:I (x ) = I 0 ⋅ e − µxI (x) … Intensität bei Eindringtiefe xI 0 … Intensität des einfallenden Strahls€µ … Abschwächungs- bzw. AbsorptionskoeffizientDer Massenabsorptionskoeffizient* µ enthält die Wirkungsquerschnitte σ i fürdie einzelnen möglichen <strong>Wechselwirkung</strong>sprozesse der Photonen:€µ = N A ρA* Streng genommen ist zu unterscheiden zw. Abschwächungs- und Absorptionskoeffizient. Beizweiterem zählen nur Ww. wo Photonen absorbiert werden, bei ersterem auch Photonstreuung.Meist wird jedoch der Begriff “Massenabsorptionskoeffizient” zur Erfassung aller Ww. verwendet.∑iσ iM. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 33


<strong>2.</strong>2 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> PhotonenMassenabschwächungskoeffizientQuelle: http://physics.nist.gov/PhysRefData/berechnet <strong>mit</strong>tels XCOM (Photon Cross Sections Database)M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 34


<strong>2.</strong><strong>2.</strong>1 PhotoeffektAllgemeinesDas Photon wird <strong>von</strong> einem Elektron der Atomhülle absorbiert. Durch dieübertragene Energie wird das Elektron freigesetzt:γ + Atom → e – + IonAus Impulserhaltungsgünden ist dieser Prozess nur im Feld des Atomkerns,welcher den Rückstoß “auffängt”, möglich – d.h. freie Elektronen könnenkein Photon absorbieren. Die Energie des freiwerdenen Elektrons beträgt:E e = E γ − Φ = hν − ΦE e … kinet. Energie des e<strong>mit</strong>tierten ElektronsE γ … Energie des einfallenden Photons, E€γ = hνν … Frequenz des einfallenden PhotonsΦ … Bindungsenergie des ElektronsM. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 35


<strong>2.</strong><strong>2.</strong>1 PhotoeffektWirkungsquerschnitt – 1★ Im Energieverlauf des Wirkungsquerschnittes für den Photoeffekt sieht mandie Schalenstruktur der Atome. σ photo steigt jedes Mal abrupt an, sobald dieEnergie des Photons ausreichend ist, um eine Ionisation durch Freisetzen<strong>von</strong> M-, L- bzw. K-Elektronen des Atoms auszulösen.✭ Für Photonenergien oberhalb der “K-Kante” dominieren die Elektronen derK-Schale den Photoeffekt. ✭ Der Photoeffekt zeigt eine starke Materialabhängigkeit. Der Wirkungsquerschnittsteigt annähernd <strong>mit</strong> Z 5 .✭ Wichtige Sekundärprozesse nach einem Photoeffekt sind die Emission <strong>von</strong>charakteristischer Röntgenstrahlung bzw. <strong>von</strong> Auger-Elektronen.M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 36


<strong>2.</strong><strong>2.</strong>1 PhotoeffektWirkungsquerschnitt – 2Bornʼsche Näherung für den Wirkungsquerschnitt (gilt im <strong>mit</strong>tleren Energie-bereich, nicht nahe einer Absorptionskante und nicht im relativist. Bereich):⎛σ photo = 4 2 α 4 σ 0 Z 5 m e c 2 ⎞⎜⎝ E⎟γ ⎠7 2∝ Z 5E γ7 2Für hohe Energien (E γ >> Bindungsenergie der K-Schalen-Elektronen) giltnäherungsweise: €σ photo = 3 2 α 4 σ 0 Z 5 m e c 2∝ Z 5E γE γDabei ist σ 0 der sogenannte Thomson-Wirkungsquerschnitt (elastische Streuung <strong>von</strong> Photonen anElektronen): €σ 0 = 8π 3 re2 = 0.66 barnM. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 37€


<strong>2.</strong><strong>2.</strong>2 Compton-StreuungAllgemeinesDer Compton-Effekt beschreibt die Streuung eines Photons an einem “quasi-freien” Elektron. (Ist die Photonenergie groß im Vergleich zur Bindungsenergieder Hüllenelektronen, so kann letztere vernachlässigt werden.)γ + Atom → γ + e – + IonDas Photon wird <strong>von</strong> seiner ursprünglichen Bahn abgelenkt. Außerdem ändertsich durch den Energieübertrag an das Elektron seine Wellenlänge.Kinematik der Compton-Streuung:M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 38


<strong>2.</strong><strong>2.</strong>2 Compton-StreuungEnergieübertragDie Energie des gestreuten Photons beträgt:Dies entspricht einer Wellenlängenänderung <strong>von</strong>:€Für Detektoren ist die kinet. Energie des Elektrons eine wichtige Größe:€⎛E ′ γ = E γ 1 + E γ⎜⎝Δλ = λ ′ − λ =m e c 2E γE e = E γ − E ′ γ = E γ( 1− cos θ)M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 39hm e cm e c 21 + E γm e c 2( 1− cos θ)( 1− cos θ)E e ……… kinet. Energie des e<strong>mit</strong>tierten Elektrons, m e … ElektronmasseE γ , ν, λ …… Energie, Frequenz, und Wellenlänge des einfallenden Photons, E γ = hν = hc/λ€Eʼγ , νʼ, λʼ … Energie, Frequenz, und Wellenlänge des gestreuten Photonsθ ……… Streuwinkel des Photons⎞⎠⎟ −1( 1− cos θ)


<strong>2.</strong><strong>2.</strong>2 Compton-StreuungFeynman-GraphenDie Feynman-Graphen niedrigster Ordnung für die Compton-Streuung lassen sich wiefolgt darstellen:Dabei sind die letzten beiden Diagramme nur zwei verschiedene Darstellungsweisendesselben Feynman-Graphen.M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 40


<strong>2.</strong><strong>2.</strong>2 Compton-StreuungWirkungsquerschnitt: Klein-Nishina-FormelAus diesen Feynman-Graphen ergibt sich Klein-Nishina-Formel für denwinkelabhängigen Streuquerschnitt eines Photons an einem Elektron:2dσ cdΩ = r e2⎛1[ 1 + κ( 1− cos θ)] 1 + cos 2 θ + κ 2 ( 1− cos θ) 2 ⎞2 ⎜⎝1 + κ( 1− cos θ)⎟⎠€Integriert über den gesamten Raumwinkel ergibt sich (pro Elektron):€⎧⎪ 1 + κ ⎡ 2( 1 + κ)σ c = 2π r eκ 2 ⎢1 + 2κ − 1 ⎤⎨ln( 1 + 2κ)⎥ + 1 ln 1 + 2κ⎩ ⎪ ⎣ κ ⎦ 2κ 1 + 2κ( ) − 1 + 3κ( ) 2Weiters ist es sinnvoll, einen Energiestreuquerschnitt zu definieren:σ cs = E γ ′ ⋅ σ cE γκ = Ε γ /m e c 2 … “reduzierte” PhotonenergieDa<strong>mit</strong> gibt dann der sogenannte Energie-Absorptionsquerschnitt die Wahr-scheinlichkeit an, <strong>mit</strong> der eine Energie E e auf das e – übertragen wird:€ σ ca = σ c − σ cs⎫⎪⎬⎭ ⎪M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 41


<strong>2.</strong><strong>2.</strong>3 Thomson und Rayleigh-Streuung“Verwandt” <strong>mit</strong> der Compton-Streuung sind die Thomson- und die Rayleigh-Streuung. Thomson-Streuung ist die Streuung <strong>von</strong> Photonen an freien Elektronen imklassischen Li<strong>mit</strong>. Für niedrige Energien im Vergleich zu m e reduziert sich dieKlein-Nishina-Formel auf den Thomson-Streuquerschnitt:σ 0= 8π 3 r 2eRayleigh-Streuung andererseits ist die Streuung <strong>von</strong> Photonen an einemgesamten Atom. Dabei sind alle Hüllenelektronen in kohärenter Formbeteiligt. Deshalb wird dieser € Prozess oft auch kohärente Streuung genannt.Beide Prozesse sind elastische Streuungen, d.h. es wird dabei keine Energieauf das Medium übertragen. Die Targetatome werden weder ionisiert nochangeregt, das gestreute Photon ändert nur seine Richtung.Für hohe Photonenergien ist der Anteil dieser Streuarten vernachlässigbar.M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 42


<strong>2.</strong><strong>2.</strong>4PaarerzeugungAllgemeinesPaarerzeugung ist die Produktion eines Elektron-Positron-Paares durch einPhoton. Aus Gründen der Impulserhaltung ist dieser Prozess nur im Coulomb-Feld eines Stoßpartners, welcher den Rückstoß aufnimmt, möglich. Der Stoß-partner kann ein Atomkern oder ein Elektron sein; die Paarerzeugung im Feldeines Elektrons ist jedoch gegenüber jener im Kernfeld stark unterdrückt.γ + Atomkern → γ + e + + e – + Atomkernγ + e – → γ + e + + e – + e –€Das Photon muß mindestens die Ruhemasse des e – e + -Paares sowie die Rück-stoßenergie aufbringen, d.h.: E γ≥ 2m ec 2 + 2 m e 2m Stoßpartnerc 2> 1.022MeV (= 2 x Elektronenmasse)Bei hohen Energien dominiert die Paarerzeugung unter sämtlichen Photon-<strong>Materie</strong>-<strong>Wechselwirkung</strong>en.M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 43


<strong>2.</strong><strong>2.</strong>4PaarerzeugungFeynman-GraphenDie Feynman-Graphen niedrigster Ordnung für die Paarerzeugung:Die Paarerzeugung ist analog zur Bremsstrahlung. Die jeweiligen Feynman-Graphen können daher durch “Hinüberkreuzen” erhalten werden.Auch der Wirkungsquerschnitt ist so<strong>mit</strong> ähnlich dem der Bremsstrahlung. Ersteigt <strong>mit</strong> steigender Photonenergie stark an und erreicht schließlich einenasymptotischen Wert.M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 44


<strong>2.</strong><strong>2.</strong>4PaarerzeugungWirkungsquerschnitt für Paarerzeugung im KernfeldFür relativ niedrige Energien muß das Photon dem Atomkern sehr nahekommen, um eine Paarerzeugung wahrscheinlich zu machen. In diesem Fallwechselwirkt das Photon <strong>mit</strong> dem “nackten” Kern. Der Wirkungsquerschnitt(pro Atom) in diesem Bereich hängt <strong>von</strong> der Photonenergie ab:⎡σ pair,nucl = 4α r 2 e Z 2 79 ln ⎛ 2E ⎞γ⎜⎝ m e c 2 ⎟ − 109 ⎤⎢⎥ für 1


<strong>2.</strong><strong>2.</strong>4PaarerzeugungGesamter Wirkungsquerschnitt und Freie WeglängeUm näherungsweise auch die Paarerzeugung im Feld der Hüllenelektroneneinzubeziehen, muß in der Formel für den Wirkungsquerschnitt einfach derFaktor Z 2 durch Z(Z+1) ersetzt werden.Für den gesamten Wirkungsquerschnitt pro Materialvolumen muß schließlichnoch wie üblich <strong>mit</strong> der Anzahl der Atome, N A ρ/Α, multipliziert werden.Aus dem gesamten Wirkungsquerschnitt kann man die <strong>mit</strong>tlere freie Weg-länge eines hochenergetischen Photons für Paarerzeugung berechnen: λ pair =AN A ρ1σ pair,atomEin Vergleich <strong>mit</strong> der <strong>Strahlung</strong>slänge ergibt:€λ pair = 9 7 X 0€M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 46


<strong>2.</strong>3 Hadronische <strong>Wechselwirkung</strong>enAllgemeines -1Unter hadronischen Ww. faßt man all jene Interaktionen eines einfallendenHadrons <strong>mit</strong> einem Atomkern des Targets zusammen, welche auf der starken<strong>Wechselwirkung</strong> basieren. Beachte:✭ starke Ww. hat nur eine geringe Reichweite➔ sehr geringe Wahrscheinlichkeit für hadronische Reaktionen➔ Neutronen können nur stark ww. und sind daher sehr durchdringendHadronische <strong>Wechselwirkung</strong> ist für neutrale Hadronen relevant !Geladene Hadronen Wechselwirken auch elektromagnetisch.M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 47


<strong>2.</strong>3 Hadronische <strong>Wechselwirkung</strong>enAllgemeines -2Je nach Projektilenergie ist eine Vielzahl nuklearer Prozesse möglich, z.B.:✭ Elastische Streuung:A(n,n)A✭ Inelastische Streuung: A(n,nʼ)A*, A(n,2n)B …(Kern ist angeregt ➔ nachfolgende Emission <strong>von</strong> γ-<strong>Strahlung</strong>)✭ Neutroneneinfang:n+(Z,A) → γ+(Z,A+1)✭ Reaktionen <strong>mit</strong> Abstrahlung geladener <strong>Teilchen</strong>:(n,p), (n,d), (n,α), (n,t), …✭ Kernspaltung (fission)M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 48


<strong>2.</strong>3 Hadronische <strong>Wechselwirkung</strong>enWirkungsquerschnitt, Kollisionlänge, AbsorptionslängeDer gesamte hadronische Wirkungsquerschnitt ergibt sich aus der Summe derWirkungsquerschnitte für die einzelnen Prozesse:σ total =∑iσ i= σ elastic + σ n,n' (inelastic) + σ capture + σ fission + KEine wichtige Größe ist die Kernwechselwirkungslänge oder Kollisionslänge:€λ t = AN A ρVon ähnlicher Bedeutung wie die <strong>Strahlung</strong>slänge bei den elektromagneti-schen Reaktionen ist bei € hadronischen Reaktionen die Absorptionslänge:λ a = AN A ρ1σ total1σ inelasticσ inelastic = σ total - σ elastic … gesamter inelastischer Wirkungsquerschnitt für hadronische Ww.€M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 49


<strong>2.</strong>3 Hadronische <strong>Wechselwirkung</strong>enBeispiele für Wirkungsquerschnitte – 1Hadronische Wirkungsquerschnitte für hochenergetische Neutronen in Uran bzw.in Wasserstoff. (Für Uran sind nicht alle möglichen Teilreaktionen dargestellt.)Quelle: http://www-nds.iaea.org:8080/exfor/endf00.htmberechnet <strong>mit</strong>tels ENDF (Evaluated Nuclear DataFile)M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 50


<strong>2.</strong>3 Hadronische <strong>Wechselwirkung</strong>enBeispiele für Wirkungsquerschnitte – 2Wirkungsquerschnitte und Absorptionslängen für hochenergetische Neutronen(≈ 100 GeV) in diversen Materialien:Materialσ tot (barn)σ inelastic(barn)λ t ρ (g/cm 2 ) λ a ρ (g/cm 2 ) λ t (cm)H 2 0.0387 0.033 43.3 50.8 516.7C 0.331 0.231 60.2 86.3 26.6Al 0.634 0.421 70.6 106.4 26.1Fe 1.120 0.703 8<strong>2.</strong>8 131.9 10.5Cu 1.232 0.782 85.6 134.9 9.6Pb <strong>2.</strong>960 1.77 116.2 194 10.2Luft (STP) 6<strong>2.</strong>0 90.0 51.5H 2 O 60.1 83.6 60.1Polystyrol 58.5 81.9 56.7siehe z.B.:– C. Grupen, <strong>Teilchen</strong>detektoren, BI-Wissenschaftsverlag, 1993M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 51


<strong>2.</strong>4 <strong>Wechselwirkung</strong>en <strong>von</strong> NeutrinosAllgemeinesNeutrinos unterliegen nur der schwachen <strong>Wechselwirkung</strong>, die Wirkungs-querschnitte für Neutrinowechselwirkungen sind daher extrem klein.Z.B. für 200 GeV Neutrinos:σ total (ν, 200 GeV) = 1.6 · 10 -36 cm 2 = 1.6 pbarnEine wichtige Rolle spielen Neutrinos z.B. beim Nachweis des W-Bosons:W + → l + + ν l bzw. W – → l – + ν l Dabei ist: l … Lepton (e, µ, τ) Aufgrund der extrem kleinen Wirkungsquerschnitte benötigt man einen sehrgroßen Detektor, um Neutrinos nachweisen zu können. Man bedient sichdaher speziell in Kollisionsexperimenten eines experimentellen Tricks, demNachweis über die “fehlende Energie”:Man konstruiert den Detektor völlig hermetisch, sodaß eine Energie/Impuls-Bilanz aufgestellt werden kann. Der fehlende Energie-Impuls-Vektor wirdeinem entweichenden Neutrino zugewiesen.M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 52


<strong>2.</strong>4 <strong>Wechselwirkung</strong>en <strong>von</strong> NeutrinosNeutrinodetektorenWill man Neutrinos direkt nachweisen, bedarf es extrem massiver Targets undhoher Neutrinoflüsse um nennenswerte Reaktionsraten zu erhalten.Folgende Reaktionen kommen für den direkten Neutrinonachweis in Frage:ν l + n → l – + p bzw. ν l + p → l + + nDabei ist: l … Lepton (e, µ, τ)Primär für den Nachweis kosmischer Neutrinos hat man riesige Neutrinodetek-toren gebaut. Um nur einige zu nennen:✭ Gran Sasso National Laboratory (LNGS) <strong>mit</strong> seinen diversen Experimenten(Gran Sasso Massiv, Italie) http://www.lngs.infn.it/✭ Kamiokande und Super-Kamiokande (Mozumi Mine, Gifu, Japan)http://www-sk.icrr.u-tokyo.ac.jp/doc/sk/super-kamiokande.html✭ Sudbury Neutrino Observatory (SNO, Creighton Mine, Ontario, Kanada)http://www.sno.phy.queensu.ca/✭ AMANDA und IceCube (Amundsen-Scott South Pole Station, Antarktis)http://icecube.wisc.edu/M. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 53


Nützliche Referenzen✭ dE/dx-Kurven für verschiedenste Projektil-Target-Kombinationen, sowie<strong>Strahlung</strong>slängen etc. (auch physikal. Konstanten) findet man bei:http://physics.nist.gov/PhysRefData/✭ Unter anderem ein gutes Portal zu Datenbanken <strong>mit</strong> diversen Wirkungsquerschnittenetc. bietet eine Website der internat. Atomenergiebehörde:http://www-nds.iaea.org/✭ Daten zu sämtlichen bekannten Elementarteilchen, wichtige Datenbetreffend Energieverlust und vieles mehr: http://pdg.lbl.gov✭ Die Homepage vom CERN ist ein guter Ausgangspunkt sowohl für Expertenals auch für an Populärwissenschaftlichem Interessierten:http://www.cern.ch✭ Ebenso natürlich die Homepages anderer Beschleunigerzentren wie z.B.:http://www.desy.de, http://www.fnal.gov, http://www.slac.stanford.eduM. Krammer: Detektoren, SS 09 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Teilchen</strong> / <strong>Strahlung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Materie</strong> 54

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