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Gegenliebe; das "unentbehrlich" wurde zu<br />

einem "wünschenswert" verwässert.<br />

Es sollte noch elf Jahre dauern, bis<br />

eine entsprechende Petition an das<br />

Preußische Kultusministerium und das<br />

Abgeordnetenhaus eingereicht wurde,<br />

flankiert durch die berühmte "Gelbe<br />

Broschüre" der engagierten Lehrerin<br />

Helene Lange, in der sie die ganze Misere<br />

des Mädchenschulwesens in Deutschland<br />

dargestellt hatte. Diese Broschüre löste<br />

einen Sturm der Entrüstung aus, nicht<br />

über die geschilderten Zustände, sondern<br />

über die bildungspolitischen Forderungen<br />

der Frauen, hinter denen man eine Um-<br />

wälzung der gesellschaftlichen Ordnung<br />

witterte. Langfristig ging es um eine<br />

geregelte Vorbereitung auf das Abitur und<br />

um die Zulassung von Frauen zum<br />

Studium auch an deutschen Universitäten,<br />

nachdem die deutschen Studentinnen<br />

jahrelang hatten nach Zürich ausweichen<br />

müssen.<br />

Die Frauenbewegung hatte schon<br />

in der 48er-Revolution die Förderung der<br />

Volksbildung auf ihre Fahnen geschrieben.<br />

In den patriotischen 70er Jahren war<br />

dieses Ziel etwas in den Hintergrund<br />

getreten, und erst Ende der 80er Jahre<br />

erstarkte die Bewegung wieder. Im Sinne<br />

ihrer Kulturaufgabe sollten Frauen in allen<br />

Bildungsinstitutionen, angefangen bei den<br />

Fröbelschen Kindergärten, und nach den<br />

Vorstellungen von Kronprinzessin Victoria<br />

auch in den Kadettenanstalten, tätig sein<br />

und sie als Lehrerinnen mit ihrer "geistigen<br />

Mütterlichkeit" durchdringen.<br />

Das Bildungsthema war Vicky auf<br />

den Leib geschneidert, war doch ihr<br />

eigenes Leben so ganz auf das Erwerben<br />

von Bildung ausgerichtet. Hier konnte sie<br />

wieder einmal auf ihr Heimatland als<br />

Vorbild verweisen, wo eine breite<br />

Volksbildungsbewegung, die sogenannte<br />

"adult education" zur Harmonisierung der<br />

Klassengegensätze beitrug. Auch die<br />

Forderungen von Frauenrechtlerinnen<br />

nach höherer Bildung und Univer-<br />

sitätsstudium waren aufgegriffen worden,<br />

hatten zur Entstehung von High Schools<br />

für Mädchen und in den 70er Jahren zur<br />

Gründung der drei Ladies' Colleges<br />

Newnham, Girton und Holloway geführt,<br />

die Studienmöglichkeiten für Frauen<br />

anboten und "selbstverständlich" unter<br />

weiblicher Leitung standen. Große<br />

Hoffnungen verknüpften sich bei den<br />

Vorkämpferinnen der Frauenbildung in<br />

Berlin mit dem öffentlichen Eintreten des<br />

Kronprinzenpaares für ihre Ziele. Doch<br />

endete Vickys kurze Regierungszeit schon<br />

wieder, als die Frauenbildungsbewegung<br />

in ihre erfolgreichste Phase eintrat.<br />

Welche Möglichkeiten der Einfluss-<br />

nahme hatte die Kronprinzessin? Wenn<br />

sie das Protektorat für eine Schule oder<br />

für einen Verein übernahm, so bedeutete<br />

das eine große gesellschaftliche Auf-<br />

wertung und war mit namhaften<br />

Geldspenden aus ihrer Privatschatulle<br />

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