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waren. Junge Frauen, die den Beruf der<br />

Lehrerin ergreifen wollten, konnten sich<br />

zwar an dieser Anstalt prüfen lassen; aber<br />

für sie bestand die doppelte Benach-<br />

teiligung, dass sie weder eine geregelte<br />

Schulbildung genießen noch sich in einem<br />

zielgerichteten Lehrgang auf ihr Amt vor-<br />

bereiten konnten, so dass das Bestehen<br />

des Examens fast einem Glücksspiel<br />

gleichkam.<br />

Im Jahre 1859 wurde August<br />

Kippenberg aufgefordert. Seminarkurse für<br />

angehende Lehrerinnen anzubieten. Aus<br />

diesen Anfängen entwickelte sich die 1870<br />

eröffnete "Höhere Mädchenschule von A.<br />

Kippenberg". Sie umfasste neun Jahr-<br />

gänge von den Sechs- bis zu den 15-<br />

jährigen. Danach war die Weiterbildung<br />

zur Lehrerin auf dem Seminar möglich.<br />

Unterrichtet wurde in 16 Fächern, wobei<br />

die Naturwissenschaften etwas stief-<br />

mütterlich behandelt wurden. Angestrebt<br />

war eine lebensnahe Bildung und eine<br />

gründliche Vorbereitung für den "weib-<br />

lichen Beruf“, womit die Aufgaben der<br />

Mutter und Gattin gemeint waren.<br />

Etwa 30 Lehrkräfte, vorwiegend<br />

Frauen, arbeiteten an der Schule. Am<br />

Seminar aber, also auf der Oberstufe,<br />

unterrichteten fast nur Männer, die<br />

hauptamtlich an Knabenschulen angestellt<br />

waren, unter ihnen einige mit aka-<br />

demischer Bildung. Vergleichbare Ver-<br />

hältnisse gab es auch in den anderen<br />

deutschen Ländern. Die an Mädchen-<br />

schulen unterrichtenden Herren schlossen<br />

sich in einem Verband zusammen, denn<br />

sie waren an einer Absicherung ihrer<br />

Stellung interessiert. 1762 hatte Rousseau<br />

postuliert, dass die Erziehung der Frauen<br />

ganz im Hinblick auf die Männer ge-<br />

schehen müsse, denn, so seine Begrün-<br />

dung, die Frau sei eigens geschaffen, um<br />

dem Manne zu gefallen. Noch über 100<br />

Jahre später äußerte sich 1872 eine in<br />

Weimar tagende Versammlung von<br />

Mädchenschullehrern im Rousseauschen<br />

Sinne mit dem Satz, der inzwischen eine<br />

traurige Berühmtheit erlangt hat: "Es gilt,<br />

dem Weibe eine der Geistesbildung des<br />

Mannes in der Allgemeinheit der Art und<br />

der Interessen ebenbürtige Bildung zu<br />

ermöglichen, damit der deutsche Mann<br />

nicht durch die geistige Kurzsichtigkeit und<br />

Engherzigkeit seiner Frau an dem<br />

häuslichen Herde gelangweilt und in<br />

seiner Hingabe an höhere Interessen<br />

gelähmt werde."<br />

Doch als die Mädchenschullehrer<br />

1876 erneut in Köln zusammenkamen,<br />

stand im Mittelpunkt der Debatte die von<br />

August Kippenberg vertretene These,<br />

dass die Mitwirkung von wissenschaft-<br />

lichen Lehrerinnen auf der Oberstufe der<br />

Mädchenschulen "unentbehrlich" sei. Da-<br />

mit griff er eine Forderung der Frauen-<br />

bewegung auf, die den Grundsatz vertrat:<br />

"Frauen sollen durch Frauen erzogen<br />

werden." Voraussetzung eines solchen<br />

Einsatzes von Lehrerinnen auf der<br />

Oberstufe war, ihnen den Weg in eine<br />

reguläre Ausbildung von Staats wegen zu<br />

eröffnen. Kippenbergs Vorstoß fand wenig<br />

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