herunterladen. - Bremer Frauenmuseum

Verdienste, z.B. Friedrichs überragende
Erfolge als Heerführer in den Kriegen
gegen Dänemark, Österreich und Frank-
reich, niemals die gebührende Würdigung
fanden. Ebenso erging es Vicky, die sich
um die Einrichtung von Lazaretten und
gute Pflege für die Verwundeten geküm-
mert hatte.
Schließlich hat das Schicksal im
Sinne der Konservativen eingegriffen . Als
Fritz nach 3O jähriger Wartezeit an den
Stufen des Thrones im März 1888 Kaiser
wurde, war er an Kehlkopfkrebs auf den
Tod erkrankt und hatte nur noch 99 Tage
zu regieren. Das Leiden des Kronprinzen
hatte wieder zu einem Medizinerstreit
geführt. Während die deutschen Ärzte
frühzeitig die Diagnose "Krebs" stellten,
zog Vicky den englischen Spezialisten
Mackenzie heran. Dieser glaubte, das
Übel durch Aufenthalt in guter Luft
bekämpfen zu können. Als seine Diagnose
sich als falsch erwies, war es zu spät für
eine Operation, was wiederum Victoria
angelastet wurde.
Für die Brutalität, mit der der
Kampf gegen Fritz und Vicky geführt
wurde, nur zwei Beispiele: Noch zu
Lebzeiten des alten Kaisers wurden dem
schwer kranken Fritz bestimmte königliche
Entscheidungsrechte entzogen und auf
seinen Sohn übertragen, was einer Vor-
wegnahme seines Todes gleichkam.
Kaum hatte Friedrich III: am 15. Juni 1888
im Neuen Palais in Potsdam die Augen für
immer geschlossen, besetzte und durch-
suchte auf Befehl des neuen Kaisers
Wilhelm II. eine Abteilung Bewaffneter das
Schloss, um zu verhindern, dass wichtige
Dokumente nach England geschafft
werden könnten. Vicky hatte allerdings
vorgesorgt und schon im Mai die Tage-
bücher ihres Mannes nach England
schmuggeln lassen.
Für Victoria bedeutete der Tod des
geliebten Gatten das jähe Ende ihres
Einflusses und ihrer Hoffnungen, politisch
wirken zu können. Nach dem Tod der
Kaiserin Augusta im Januar 1890 hatte
Vicky damit gerechnet, deren Rolle als
Schutzherrin des Roten Kreuzes und der
Vaterländischen Frauenvereine zu über-
nehmen; Wilhelm II. aber überging seine
Mutter und übertrug diese Aufgabe seiner
jungen Frau. Außerdem verlangte er, dass
Victoria das Neue Palais verlassen sollte.
Nach langem Suchen errichtete sich die
Kaiserin Friedrich, wie sie sich jetzt nann-
te, ihren Witwensitz in Kronberg im Tau-
nus, wo Schloss Friedrichshof, heute
Schlosshotel, noch in seiner ursprüng-
lichen Einrichtung zu besichtigen ist. Zu
der architektonischen Gestaltung des
Gebäudes und der Ausschmückung der
Räume trug Victoria dank ihrer künst-
lerischen Begabung und ihres erlesenen
Geschmacks Entscheidendes bei. Sie rich-
tete sich ein Atelier ein, wo sie als
leidenschaftliche und sehr talentierte
Malerin ihrer Lieblingsbeschäftigung nach-
ging. Auch wurde ihr die Genugtuung,
dass sie in dem begrenzten Umfeld der
kleinen Taunusgemeinde viel von dem auf
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