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schen Verpflichtungen befreit gewesen<br />

wäre.<br />

Vickys Ideal war ein zwangloses<br />

Familienleben auf dem Lande, wie sie es<br />

aus ihrem Elternhaus gewohnt war. Ihrer<br />

Mutter schrieb sie über das "Käfigleben"<br />

am Berliner Hof: "Aus Vergnügen, The-<br />

ater, Gesellschaften etc. mache ich mir<br />

nichts, hasse und fliehe das alles viel-<br />

mehr. Die frivole, nutzlose Existenz, die<br />

man hier führt, in ihrer tötenden Mono-<br />

tonie, finde ich geradezu vernichtend für<br />

Geist und Körper." Augusta war als<br />

Weimarer Prinzessin mit liberalen<br />

Vorstellungen aufgewachsen und hatte die<br />

Heirat zwischen Vicky und Fritz sehr<br />

protegiert, weil sie sich in ihrer<br />

Schwiegertochter eine Mitstreiterin erhoff-<br />

te. Da sich aber Temperament und Le-<br />

bensweise der Princess Royal so gar nicht<br />

ihren Wünschen anbequemen wollten,<br />

wandelte sich Augustas anfängliche<br />

Sympathie für Vicky in Ablehnung.<br />

Der Widerstreit zwischen ihren<br />

englischen Überzeugungen und den<br />

preußischen Traditionen und Empfind-<br />

lichkeiten sollte Vickys Leben in tragischer<br />

Weise überschatten und beeinflussen, so<br />

auch bei der Geburt des Thronfolgers<br />

Wilhelm am 27. Januar 1859. Deutsche<br />

Ärzte und englische, von der Queen vor-<br />

sichtshalber in das "rückständige Berlin"<br />

geschickt, standen sich bei der Nieder-<br />

kunft der 18-jährigen Prinzessin miss-<br />

trauisch gegenüber. Auch der fort-<br />

schrittlich gesinnte werdende Vater war<br />

anwesend. Wegen der Steißlage des<br />

Kindes brachten die extrem schmerz-<br />

haften Wehen, denen die junge Frau über<br />

viele Stunden ausgesetzt war, keinen<br />

Fortschritt beim Geburtsvorgang.<br />

Die Queen, selbst neunfache<br />

Mutter, hatte sich zeitlebens gegen der<br />

"Weiber Schicksal" empört, immer wieder<br />

"wie Kühe oder Hunde" zu schmerzhaften<br />

Geburten verdammt zu sein. Sie gehörte<br />

zu den ersten Frauen, die sich unter<br />

Chloroform entbinden ließen, und machte<br />

so diese Methode der Schmerzbe-<br />

kämpfung populär. Dementsprechend hat-<br />

te sie ihrem Leibarzt Sir James Clark eine<br />

große Flasche Chloroform nach Berlin<br />

mitgegeben, aber man zögerte lange,<br />

Vicky diese Erleichterung zu gewähren.<br />

Zur Leitung der Entbindung hatte<br />

der König Prof. Dr. Martin, den renom-<br />

miertesten Frauenarzt Berlins, bestimmt.<br />

Weil ein Diener die Nachricht an Professor<br />

Martin, dass er sofort im Palast erscheinen<br />

möge, nicht persönlich überbracht, son-<br />

dern der Post anvertraut hatte, kam Martin<br />

mit zehnstündiger Verspätung zu der<br />

Niederkunft, zu einem Zeitpunkt, als kaum<br />

jemand noch an das Überleben von Mutter<br />

und Kind glaubte. Martin wagte den<br />

rettenden Eingriff, das Kind im Mutterleib<br />

zu drehen und auf die Welt zu holen. Bei<br />

diesen Manipulationen wurde das Nerven-<br />

geflecht der linken Schulter so nachhaltig<br />

beschädigt, dass der linke Arm auf Dauer<br />

gelähmt und 15 cm kürzer blieb als der<br />

rechte. Vicky empfand zunächst das<br />

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