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Ich war gespannt darauf, ob das<br />

Preußenjahr mehr Licht in diese Bezie-<br />

hung bringen würde.<br />

Victoria oder Vicky, wie ihr<br />

Kosename lautete, wurde am 20.<br />

November 1840 auf Schloß Windsor gebo-<br />

ren. Ihre Mutter, Queen Victoria, war durch<br />

mehrere überraschende Todesfälle unver-<br />

hofft zur Thronerbin geworden und hatte<br />

als 18jährige 1837 die Regierung im briti-<br />

schen Empire angetreten. Die Historiker<br />

nennen ihre bis 1901 andauernde Herr-<br />

schaft das liberale Zeitalter Englands, eine<br />

Epoche der größten Prosperität und der<br />

fortschrittlichen Entwicklungen im Innern<br />

und nach außen. England war unum-<br />

stritten die führende Weltmacht. Die<br />

Queen heiratete 1840 den Prinzen Albert<br />

von Sachsen-Coburg-Gotha, einen Mann,<br />

den sie vergötterte, und der, als zweiter<br />

Sohn aus kleinem Fürstenhause, sich in<br />

die Rolle des Prinzgemahls ohne<br />

politischen Einfluß fügen mußte, bald aber<br />

weitreichende Pläne für eine unblutige<br />

Einigung und Demokratisierung Deutsch-<br />

lands und für eine englisch-deutsche<br />

Allianz entwickelte. Zunächst aber fand<br />

sein Ehrgeiz in der Ausbildung seiner<br />

ältesten Tochter eine lohnende Aufgabe.<br />

Vicky war hoch begabt. Sie wuchs<br />

dreisprachig auf, und ihr fabelhaftes Ge-<br />

dächtnis erlaubte ihr bis ins Alter, alles<br />

einmal Gelesene jederzeit zur Verfügung<br />

zu haben. Ihr Vater forderte die Erledigung<br />

von Aufgaben, die weit über ihr Alter<br />

hinausgingen und sie auf die Rolle einer<br />

regierenden Fürstin vorbereiten sollten. Er<br />

nahm sie beispielsweise mit ins Parlament<br />

und ließ sie anschließend den Inhalt der<br />

vorgetragenen Reden schriftlich zusam-<br />

menfassen. Vor der Eröffnung der Welt-<br />

ausstellung in London im Jahre 1851 hatte<br />

Albert seiner Tochter sämtliche Exponate<br />

so genau erklärt, dass die Zehnjährige den<br />

Auftrag übernehmen konnte, den Prinzen<br />

Friedrich Wilhelm von Preußen durch die<br />

Ausstellung zu führen. Sollte diese Begeg-<br />

nung schon mit gewissen Hintergedanken<br />

arrangiert worden sein, so war ihr ein<br />

durchschlagender Erfolg beschieden:<br />

Friedrich Wilhelm, im Familie-<br />

nkreise Fritz genannt, der 20-jährige hü-<br />

nenhafte und als Idealbild männlicher<br />

Schönheit gepriesene Prinz verliebte sich<br />

in die klein gewachsene, etwas pumme-<br />

lige, noch recht kindliche Vicky. Sehr zur<br />

Freude der beiden Elternpaare bat<br />

Friedrich vier Jahre später um Vickys<br />

Hand.<br />

Weniger positiv waren die Reak-<br />

tionen auf diese Verlobung in England und<br />

in Preußen. Die Times beklagte, dass "die<br />

Tochter Englands" an das preußische<br />

Königshaus gegeben werde, das sein<br />

Verfassungsversprechen von 1848 dem<br />

Volke nicht gehalten habe und überdies<br />

mit dem erzreaktionären Zarenreich<br />

verbündet sei. Die Ultrakonservativen in<br />

Preußen waren entsetzt. Bismarck<br />

befürchtete einen starken englischen<br />

Einfluss auf den Berliner Hof, während die<br />

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