herunterladen. - Bremer Frauenmuseum

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

Kinder mit Liebesgaben zu den Frauen zu schicken oder einen Korb mit Äpfeln zufällig an der richtigen Stelle fallen zu lassen, erforderte schon mehr Mut und Geschicklichkeit. Männer hatten als Auf- sichtskräfte oder Vorgesetzte bei der Arbeit die Möglichkeit, sich schützend vor die ihnen Anvertrauten zu stellen. Immer, wenn ich bei der Beschäftigung mit der tristen Materie auf solche Zeugnisse von Menschlichkeit gestoßen bin, war es ein Lichtblick und ein Aufatmen, aber bald hat mich wieder die bange Frage beschlichen, ob diese Einzelfälle uns nur deshalb so ausführlich geschildert werden, weil sie so selten waren. Über den Umfang der Hilfeleistungen werden wir nie Klarheit erhalten, aber wenn wir uns vor Augen führen, wie jeder, der sich zur Hilfe entschlossen hat. sich selbst und seine Familie, seine Kinder, in Gefahr brachte, so wiegt jedes kleine Beispiel schwer. Stimmen, dass Ostarbeiter streng, aber gerecht behandelt werden müßten, dass es sinnlos sei, durch Prügel eine höhere Leistung erzwingen zu wollen, dass berechtigte Klagen nicht bestraft, sondern ausgeräumt werden müßten, hatte es immer gegeben. (StaB 4.29 i - 1271). Als aber das Kriegende näher- rückte, trat zu solchen Überlegungen die Angst: Wie würden sich die Ausländer, die im Jahre 1944 rund ein Drittel der <strong>Bremer</strong> Wohnbevölkerung ausmachten, dann ver- halten? Würden sie sich für erlittenes Unrecht an ihren Peinigern und an den Einheimischen rächen? Gab es doch schon Hinweise auf ein neues Selbstbewußtsein der „Fremdländischen“. Von jungen Russinnen, die bei Borgward arbeiteten, wird berichtet, daß sie im März 1944 ihren Vorarbeiter baten, ihnen rote Stofffarbe zu besorgen - zu welchem Zweck, das verrieten sie nicht. "Und am 8. März, dem Internationalen Frauentag, kamen diese sowjetischen Frauen alle - weit über 100 - morgens bei Arbeitsbeginn eine Treppe herunter - alle mit roten Kopf- tüchern, wie eine rote Welle - gingen durch die Halle und an ihre Arbeitsplätze. So feierten sie den 8. März 1944! Es war eine Heldentat.... Diese Demonstration hat auf die deutschen Arbeiter einen großen Eindruck gemacht." (Marßolek-Ott, S. 422). Ob diese Loyalität zu ihrer sowjet- russischen Heimat den jungen Frauen ein Jahr später, als der Krieg zu Ende ging und die Zwangsarbeiterinnen auf die eine oder andere Weise wieder den Heimweg antraten, genutzt und sie vor dem Vorwurf bewahrt hat, sie hätten den Feind mit ihrer Hände Arbeit unterstützt - wir wissen es nicht. Wohl aber ist bekannt, daß für viele dieser "displaced persons", dieser entwur- zelten Menschen, die Leidenszeit mit dem Ende des Krieges noch nicht vorüber war, dass sie für ihren Zwangseinsatz in Deutschland noch zusätzlich bestraft wurden. 33
Benutzte Literatur und Quellen Ulrich Herbert: Fremdarbeiter. Bonn 1999 Inge Marßolek - Rene Ott: Bremen im 3. Reich. Bremen 1986 Hartmut Müller; Die Frauen von Obernheide. Bremen 1988 Peter Mutschke: Zwangsarbeit. Ungedruckte Magisterarbeit Bremen 1986 . Raimond Reiter: Tötungsstätten für ausländische Kinder im 2. Weltkrieg. Hannover 1993 StaB 4,29/1 - 1271, 1275, 1276, 1278. Verordnung Himmlers über die Kennzeichnung polnischer Zwangsarbeiterm Gesamtzeitraum 1939 bis 1945 leisteten insgesamt ca. 1,6 Mio polnische Zivilisten und ca. 300.000 polnische Kriegsgefangene in Deutschland Zwangsarbeit. 34
Seite 1 und 2: Elisabeth Hannover-Drück 3.6.1928
Seite 3 und 4: INHALTSVERZEICHNIS Vorwort 3 Veröf
Seite 5 und 6: politisches Engagement: Sie arbeite
Seite 7 und 8: Rede zum Grundgesetztag in der Brem
Seite 9 und 10: sinnigen Pastors Dulon geworden, de
Seite 11 und 12: Zur Ausstellung „75 Jahre Frauenw
Seite 13 und 14: Marie Mindermann und die Revolution
Seite 15 und 16: Als Dulon 1852 in einem rechtlich s
Seite 17 und 18: Die Tochter des Kapitäns von Chris
Seite 19 und 20: diesem Zusammenhang erfahren wir vo
Seite 21 und 22: Leserbriefe an den Weser-Kurier Die
Seite 23 und 24: Rede zur Namensgebung für den Steg
Seite 25 und 26: Elisabeth Hannover-Drück bei ihrer
Seite 27 und 28: neuen Verordnungen, das Leben der F
Seite 29 und 30: ten Brustseite gut sichtbar angenä
Seite 31 und 32: geber auch, daß die Arbeit währen
Seite 33: Entbindungsstation und Kinderkrippe
Seite 37 und 38: Quellenlage für die frühere Zeit
Seite 39 und 40: Doch was ein Fortschritt für Freib
Seite 41 und 42: alt; die Familie lebte in Warschau.
Seite 43 und 44: Trotzdem blieb das gegenseitige Ver
Seite 45 und 46: düstert, die sie wider besseres Wi
Seite 47 und 48: Ich war gespannt darauf, ob das Pre
Seite 49 und 50: schen Verpflichtungen befreit gewes
Seite 51 und 52: Wäre Fritz im Jahre 1862, als sein
Seite 53 und 54: den Weg bringen konnte, was ihr imm
Seite 55 und 56: Der Grundsatz: "Alles für die Frau
Seite 57 und 58: geheiratet hatte und in Darmstadt r
Seite 59 und 60: Gegenliebe; das "unentbehrlich" wur
Seite 61 und 62: Hatten die Frauen einst auf aller-
Seite 63 und 64: ihre Kinder zärtlich, war ständig
Seite 65 und 66: sie Klaus Gerhard, dem „1. Femini
Seite 67: moderieren und auch die heftigsten

herunterladen. - Bremer Frauenmuseum

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

Template löschen?

Als Template speichern?