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Die Tochter des Kapitäns<br />

von Christine Gerdes, Bremen 2004<br />

Rezension<br />

Mit der Wahl ihres Titels setzt<br />

Christine Gerdes zwei Assoziationen frei.<br />

Es geht um ein Frauenschicksal, und weil<br />

diese Frau als Tochter ihres Vaters<br />

vorgestellt wird, offenbar um ein Schicksal<br />

aus einer Zeit, in der der Vater un-<br />

angefochtenes Oberhaupt der Familie war<br />

und den Lebensweg seiner Kinder<br />

maßgeblich bestimmte. Und wenn dieser<br />

Vater ein Kapitän war, so kommt der<br />

lokale Aspekt mit herein: die existentielle<br />

Verbundenheit der Familie mit dem<br />

Wasser, mit dem Fluss, mit dem Meer. Die<br />

"Tochter" in dieser historischen Erzählung<br />

ist Margarethe Lameyer, ihr Vater der<br />

Kapitän Lüder Wieting. Ausgangs- und<br />

Endpunkt des Lebenswegs der Marga-<br />

rethe ist Vegesack, hier schließt sich der<br />

Ring.<br />

Für die Autorin war Vegesack<br />

keineswegs der Ausgangspunkt ihrer<br />

persönlichen Geschichte, wurde sie doch<br />

im fernen Oberschlesien geboren; doch<br />

die Liebe zu ihrer zweiten Heimat spricht<br />

aus jeder Zeile ihres Buches. Frau Gerdes<br />

ist eine profunde Kennerin der Lokal-<br />

geschichte und hat sich dieses Wissen in<br />

jahrelanger Forschungsarbeit in den Ar-<br />

chiven und Bibliotheken erworben; das<br />

Quellen- und Literaturverzeichnis am Ende<br />

ihrer Veröffentlichung legt eindrucksvoll<br />

Zeugnis davon ab. Die Ergebnisse solcher<br />

langwierigen Recherchen bleiben oft nur<br />

einem kleinen Kreis Gleichgesinnter<br />

zugänglich. Frau Gerdes hat es als<br />

unbefriedigend empfunden, dass alles<br />

Erarbeitete nur in der berühmten<br />

Schublade landen und dort verstauben<br />

sollte. Es war ein glücklicher Entschluss,<br />

die Form der historischen Erzählung zu<br />

wählen, die es erlaubt, anknüpfend an<br />

eine bestimmte Person und deren<br />

Schicksal allgemeine Zeitgeschichte mit<br />

ins Spiel zu bringen und diese, durch die<br />

Augen der Heldin betrachtet, lebendig und<br />

anschaulich zu machen.<br />

Wer wird schon nach einem<br />

historischen Standardwerk über die<br />

Franzosenzeit in Bremen greifen, wenn<br />

nicht ein ganz spezielles fachliches<br />

Interesse ihn dazu veranlassen würde?<br />

Wer aber durch die amüsante Schilderung<br />

von Frau Gerdes erfährt, wie die listigen<br />

<strong>Bremer</strong> Behörden den Geburtstag Napo-<br />

leons, dessen Stern schon im Sinken war,<br />

groß mit öffentlicher Illumination und<br />

Festivitäten feierten, keineswegs aus<br />

Begeisterung für Napoleon, sondern um<br />

die immer noch in Bremen regierende<br />

französische Besatzungsmacht milde zu<br />

stimmen, der wird das gerne lesen und<br />

nicht mehr vergessen, zumal wenn ihm die<br />

Autorin mitteilt, dass im Rahmen dieses<br />

Festes Margarethe Wieting und ihr<br />

späterer Ehemann Friedrich Lameyer sich<br />

bei einem ersten Tanz unsterblich<br />

ineinander verliebten? Und so sind auch<br />

alle anderen historischen Details immer<br />

mit Personen verknüpft, seien es die<br />

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