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Als Dulon 1852 in einem rechtlich<br />

sehr umstrittenen Akt des Senats seines<br />

Amtes enthoben worden war, wurde Marie<br />

Mindermanns Ironie sehr bitter: »Nicht<br />

wahr, der Senat hat Mut, viel Mut? -<br />

Gegenüber dem Proteste, von mehr als<br />

der Hälfte der wahlfähigen Bürger unter-<br />

zeichnet, gegenüber der eindringlichen<br />

Bitte von fast 6.000 Frauen und Jung-<br />

frauen, gegenüber der Protestaktion der<br />

aufgelösten Bürgerschaft, gegenüber dem<br />

Gesuch der Majorität der Gemeinde Unser<br />

Lieben Frauen, gegenüber der Eingabe<br />

von mehreren Mitgliedern der- selben<br />

Gemeinde - hat der Senat den Mut, im<br />

wohlerwogenen Interesse des ganzen<br />

Staates einseitig vorzugehen; hat der<br />

Senat den Mut - Bitten und Proteste mit<br />

dem Absetzungsdekret zu beantworten.<br />

Natürlich wiederum im wohlerwogenen<br />

Interesse des Staats!« Der Wind hatte<br />

umgeschlagen, ein neues, repressives<br />

Pressegesetz machte es möglich: Inten-<br />

sive polizeiliche Nachforschungen führten<br />

schließlich auf die Spur der Person, von<br />

der der Senat sich verunglimpft fühlte.<br />

Marie Mindermann bekannte sich not-<br />

gedrungen als Autorin der »Briefe über<br />

Bremische Zustände« - doch nun folgte<br />

das Satyrspiel in diesem Drama: Der<br />

Richter wollte ihr keinen Glauben<br />

schenken, daß sie die Schrift verfaßt habe<br />

- denn so etwas könne ein Frauenzimmer<br />

nicht schreiben.<br />

Warum sie ihren Namen nicht<br />

genannt hatte, begründete Marie Minder-<br />

mann so: »Ich mochte meinen Namen<br />

nicht der Öffentlichkeit preisgeben, weil ich<br />

- ein Weib war und meinem innersten<br />

Wesen das öffentliche Auftreten wider-<br />

strebte; ich schämte mich ein Handwerk<br />

zu treiben, das nur Männer betreiben<br />

sollten«,... und an anderer Stelle: »Wes-<br />

halb schweigen denn die Herren der<br />

Schöpfung und ballen die Hände hin-<br />

terrücks? Ich habe geschrieben, weil es<br />

kein Anderer that. Wie soll es besser<br />

werden, wenn ein Jeder seinen Mund mit<br />

einem siebenfachen Siegel verschließt?«<br />

Pastor Dulon besaß eine riesige<br />

Gemeinde, die in seine Predigten strömte<br />

und ihn enthusiastisch feierte. Als aber der<br />

Senat mit der Absetzung vollendete Tat-<br />

sachen geschaffen hatte, war Dulons<br />

Anhängerschaft im Nu in alle Winde<br />

verflogen. Einzig und allein Marie Minder-<br />

mann riskierte Kopf und Kragen zu seiner<br />

Verteidigung. Sie handelte aus der mora-<br />

lischen Verantwortung heraus, Unrecht<br />

auch Unrecht nennen zu wollen. Freilich<br />

hatte sie gehofft, unerkannt zu bleiben, als<br />

sie aber aus der Anonymität heraustreten<br />

mußte, verteidigte sie sich klug, mit Mut<br />

und Stolz. Diese so bescheidene Frau<br />

nahm Verhör, Verurteilung und die Haft,<br />

die sie anstelle einer Geldstrafe wählte,<br />

unerschrocken auf sich und ließ sich auch<br />

von der Verachtung der <strong>Bremer</strong> Damen-<br />

welt für ihr unweibliches Verhalten nicht<br />

beeindrucken; ja sie wagte noch einmal,<br />

nun mit voller Namensnennung, Polizei,<br />

Justiz und Senat aufs Korn zu nehmen,<br />

einfach indem sie in den »Eigenthüm-<br />

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