02.12.2012 Aufrufe

herunterladen. - Bremer Frauenmuseum

herunterladen. - Bremer Frauenmuseum

herunterladen. - Bremer Frauenmuseum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Marie Mindermann und die Revolution<br />

von 1848 in Bremen<br />

Rede im Staatsarchiv zur Eröffnung der<br />

Ausstellung 1998<br />

Wenn wir die Fülle der Gedenk-<br />

veranstaltungen zum Jubiläumsjahr vor<br />

allem im Süden der Republik vor unserem<br />

geistigen Auge Revue passieren lassen,<br />

so drängt sich die Frage auf: Ist das alles<br />

nur Kostüm und Theater, patriotische<br />

Pflichtübung, etwas aus grauer Vorzeit,<br />

was uns wenig mehr angeht? Daniela<br />

Kruse hat mit ihrem Plakat zur Ausstellung<br />

eine andere Auffassung vertreten: Die von<br />

ihr gestaltete Marie Mindermann trägt ein<br />

Janusgesicht, eines, das der Vergan-<br />

genheit verhaftet, ein anderes, das<br />

unserer Gegenwart zugewandt ist. Dass<br />

Frauen sich 1848 für die Demokratie<br />

engagierten und sich in Vereinen zusam-<br />

menschlossen, hat sich langsam herum-<br />

gesprochen. In den zeitgenössischen<br />

»Fliegenden Blättern« schlug sich dieses<br />

Engagement in recht eindeutiger Weise<br />

nieder. Da ist Eulalia dargestellt, wie sie<br />

ihren Kapotthut zubindet und dem mit der<br />

Schlafmütze des deutschen Michels ge-<br />

schmückten Gatten einen schreienden<br />

Säugling in den Arm drückt: »Ludewig, gib<br />

acht auf das Kind - ich gehe in meinen<br />

Club!« Was könnte moderner sein als<br />

diese Szene? Was der Gatte erwidert,<br />

dass sie lieber zu Hause bleiben und ihre<br />

Strümpfe stopfen solle, gehört allerdings<br />

der Vergangenheit an, denn zerrissene<br />

Strümpfe werden heutzutage wegge-<br />

worfen. Aber im Ernst: Wer die<br />

Ausstellungshalle betritt, dem fällt als<br />

erstes die Fahne Schwarz-Rot-Gold ins<br />

Auge, die verbotenen Farben, 1848 im<br />

Triumph aus den Verstecken geholt und<br />

zum Symbol der Demokratiebewegung<br />

erhoben - es ist die Fahne der Bundes-<br />

republik Deutschland. Einen zentralen<br />

Platz nimmt die »Verfassung des<br />

Bremischen Staates« von 1849 ein - die<br />

größte Errungenschaft der Volksbe-<br />

wegung aus den Märztagen. Unschwer<br />

wird der Betrachter erkennen, wie eng<br />

verwandt die »Rechte der Bremischen<br />

Staatsgenossen« unseren Grundrechten<br />

sind.<br />

Wenn wir in den »Forderungen des<br />

deutschen Volkes« lesen:<br />

• Schutz und Gewährleistung der Arbeit<br />

• Ausgleich des Missverhältnisses zwi-<br />

schen Kapital und Arbeit<br />

- sind das nicht aktuelle Themen? Und<br />

welche Ironie der Geschichte: Die Unab-<br />

hängigkeit Bremens stand auch damals<br />

auf dem Spiel; nicht wegen übermäßiger<br />

Verschuldung der Stadt, sondern wegen<br />

übermäßiger Liberalität zu einer Zeit, als<br />

die Revolution längst gescheitert war und<br />

Reaktion in allen Deutschen Staaten die<br />

Oberhand bekam. da galt in Bremen<br />

immer noch die März-Verfassung von<br />

1849, herrschte Pressefreiheit, hatte ein<br />

Netzwerk von Helfershelfern der verfolgten<br />

Demokraten angeblich seinen konspi-<br />

rativen Mittel- punkt in Bremen, das von<br />

seiner geographischen Lage her auch<br />

12

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!