Emil Nolde & Werner Berg - Werner Berg Galerie
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Entgegen der besonderen Eigenart expressionistischer Graphik mit ihren harten<br />
Kontrasten und überwiegend zeichnerischen, linearen Elementen finden sich bei<br />
<strong>Nolde</strong> nicht allein bei den großen Farblithographien, sondern auch bei den Radierungen<br />
ausgesprochen malerische Qualitäten, die seinem Werk innerhalb des<br />
Expressionismus eine eigene Stellung zuweisen. Während andere mehr der Strichätzung<br />
oder Kaltnadel zuneigten, suchte <strong>Nolde</strong> durch Tonätzen koloristische Werte<br />
und Atmosphärisches einzubringen. Durch mehrmaliges Wiederholen des Ätzverfahrens<br />
war er bestrebt, die malerische Wirkung anzureichern bis ins Diffuse,<br />
Unergründliche zu steigern.<br />
Als Einstieg wird zunächst der Bildgedanke in einer Zeichnung umrissen und nach<br />
und nach durch heftige, impulsive Strichlagen oder wiederholtes Ätzen mit Flekken<br />
und tonigen Flächen in Wirkung und Aussage gesteigert und an Grenzen<br />
getrieben. Durch den Prozess einer Verunklärung, der die Phantasie umso stärker<br />
anregt, wird der zeichnerische Ausgang ins Malerische umgemünzt und gewinnt<br />
an Reichtum und Hintergründigkeit. In dieser Arbeitsweise zeigen sich deutliche<br />
Parallelen zu seiner Aquarellmalerei. Auf vielfältigen Wegen sucht er dem Material,<br />
der Technik und ihren Möglichkeiten beizukommen und diese in seine bildnerische<br />
Auffassung zu integrieren. Bei einigen Radierungen hat er im Verlauf der<br />
Tonätzung die Platte mit der bloßen Hand bearbeitet, Wischer des Daumens und<br />
Abdrücke von Fingern gestalten das Dunkel des Grundes und zeugen von der<br />
Intensität des Einsatzes.<br />
(Manfred Reuther)