Emil Nolde & Werner Berg - Werner Berg Galerie
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<strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>, Schlafender Landstreicher, 1934<br />
Öl auf Leinwand, 75 x 95 cm, WK 125<br />
Privatbesitz<br />
gewiß zahlreichen Pressestimmen zu liegen, die seine erste Ausstellung in Berlin<br />
ausgelöst hatte. Da hatte die Kritik immer wieder eine übergroße Abhängigkeit<br />
von der Malerei <strong>Nolde</strong>s konstatiert. Er, der dabei war, etwas ganz Eigenes aufzubauen,<br />
sah sich auf einmal zum Epigonen gestempelt. Das ertrug er nicht. Er reagierte<br />
mit einer totalen Absage. Diese betraf sowohl <strong>Emil</strong> und Ada <strong>Nolde</strong> als auch<br />
unmittelbar darauf <strong>Werner</strong> Scholz, der die Berliner Ausstellung vermittelt hatte.<br />
In der radikalen Trennung von ihnen schien ihm ein Ausweg zu liegen. Frau Scholz<br />
versuchte noch zu kitten, was nicht mehr zu kitten war. <strong>Werner</strong> Scholz meldete<br />
sich noch einmal. Auf <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>s kryptische Andeutungen eingehend, bat er<br />
um Erklärungen. Ihm war das Verhalten des anderen ein Rätsel – ein noch größeres<br />
Rätsel, als uns andere Menschen ohnehin sind. Aber seine Bemühung war vergeblich,<br />
er blieb ohne Antwort.<br />
Erst in zweiter Linie scheint mir bei <strong>Berg</strong>s Bruch mit dem verehrten <strong>Nolde</strong> dessen<br />
damaliges Verhalten, die Anpassungsbereitschaft des vermeintlich vollkommen<br />
Unabhängigen an das eben zur Macht gelangte Naziregime eine Rolle gespielt zu<br />
haben. <strong>Berg</strong> hatte in <strong>Emil</strong> <strong>Nolde</strong> eine Art Übermensch sehen wollen. Nun mußte<br />
er beobachten, daß <strong>Nolde</strong> – dessen seit je bestehenden völkischen Neigungen niemandem<br />
verborgen geblieben sein konnten – die Annäherung an das neue Regime<br />
suchte und sich Hoffnungen auf herausragende Anerkennung machte. Solche völkischen<br />
Neigungen waren <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> ganz fremd. (Allein sein konstanter Einsatz<br />
für die Rechte der slowenischen Minderheit in Kärnten belegt, wie wenig er<br />
mit jeder Art von Deutschtümelei zu tun hatte.) Bei <strong>Nolde</strong> schienen ihm derlei<br />
Neigungen Eigenart und Geheimnis von dessen aus dem Inneren glühenden und<br />
leuchtenden Bildern zu verfehlen. <strong>Berg</strong><br />
war – so jedenfalls meine ich sein Verhalten<br />
deuten zu sollen – wohl mehr<br />
durch <strong>Nolde</strong>s prinzipiell bekundete<br />
Bereitschaft zur Anpassung (und die<br />
in diesem Zusammenhang gesetzten<br />
Schritte) verstört als durch die damit<br />
verbundene spezifische Gutheißung<br />
der nationalsozialistischen Kulturpolitik<br />
(die wir zeitweilig auch bei Gottfried<br />
Benn finden).<br />
Was an dem Briefwechsel <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>s<br />
mit <strong>Emil</strong> und Ada <strong>Nolde</strong> (wie mit <strong>Werner</strong><br />
Scholz und anderen) auffällt, ist die<br />
vollkommene Abwesenheit alles Zeitgeschichtlichen.<br />
Die eigene Lebenssituation<br />
kommt zur Sprache, die politischen<br />
Umstände bleiben ausgespart. Das<br />
scheint schon deswegen bemerkenswert,<br />
da in die Periode der Beziehungen 25