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Emil Nolde & Werner Berg - Werner Berg Galerie

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<strong>Emil</strong> <strong>Nolde</strong>, Frierende Russen, 1914<br />

Öl auf Leinwand, 85 x 100,5 cm<br />

Wvz. Urban 615<br />

Kopenhagen, Staatliches Kunstmuseum<br />

Frau Ada hat den jungen Mann schnell in ihr Herz geschlossen. <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> spricht<br />

von seiner bäuerlichen Existenz und verschweigt die letzten noch bestehenden Bindungen<br />

an München, woraus Schwierigkeiten entstehen, wenn er seine Situation<br />

interpretieren will. Die Anteilnahme<br />

der <strong>Nolde</strong>s in Berlin ist so groß, daß<br />

man für ihn zu denken und zu planen<br />

beginnt. Das unerwartete Übermaß an<br />

Zuwendung, das der junge <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong><br />

gefunden hat, scheint ihn jedoch mit<br />

den Monaten mehr und mehr zu<br />

bedrücken und zu überfordern. Als ihm<br />

für den zweiten Besuch in Berlin im<br />

Januar 1933 gar Geld geschickt wird, ist<br />

ihm das peinlich. Er möchte nicht als<br />

armer Schlucker und Bittsteller dastehen,<br />

der auf Almosen angewiesen ist. Er<br />

fühlt sich unversehens in eine Abwehrhaltung<br />

gedrängt.<br />

Bei diesem zweiten Besuch (Anfang<br />

1933) muß es zu – nicht von allen<br />

gleich bemerkten – Kränkungen gekommen<br />

sein. Der hochsensible junge<br />

<strong>Berg</strong> fühlt sich in seinem Stolz verletzt,<br />

umgekehrt scheint die abwehrende<br />

Haltung gegenüber angebotener Hilfe<br />

bei Ada <strong>Nolde</strong> – die wohl eher ein Zeichen der Dankbarkeit erwarten durfte – zu<br />

einer ersten Entfremdung geführt zu haben.<br />

Hinzu kommt bei <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> die bei aller äußeren Bescheidenheit und gelegentlichen<br />

Selbstzweifeln schon früh vorhandene absolute Sicherheit über seine künstlerische<br />

Sendung und den eigenen Weg. <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> wußte, was er machte und<br />

wer er war. Er war sich seiner selbst gewiß. Nicht zuletzt in den Briefen, die er mit<br />

dem wenig älteren <strong>Werner</strong> Scholz (1898–1982) tauscht – den er über <strong>Nolde</strong> kennen<br />

gelernt hatte – kommt das zum Ausdruck.<br />

<strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> lädt Scholz und dessen Frau auf den Rutarhof ein und möchte sie<br />

beeindrucken. Scholz folgt der Einladung, ist begeistert und reagiert auch in seiner<br />

malerischen Arbeit auf die bei seinem Aufenthalt erfahrene Welt. Aber das ist<br />

<strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> zu viel. Plötzlich scheint es ihm, als sei ein anderer in seinen ureigenen<br />

Bezirk eingedrungen und hätte das, was künstlerisch nur ihm allein gehören<br />

sollte – und in doppeltem Sinn seine Lebensgrundlage bildete –, mit ihm zu teilen<br />

versucht. Was hatte – dürfen wir fragen – <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> von seinem Kollegen, der<br />

ihn im Übrigen selbstlos unterstützte, denn eigentlich erwartet?<br />

Der – allein von <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> herbeigeführte – Bruch mit <strong>Nolde</strong> scheint mir in<br />

erster Linie auf verletztem Stolz begründet zu sein und in einer Reaktion auf die

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