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Emil Nolde & Werner Berg - Werner Berg Galerie

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<strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>s Stimmung und Lebenssituation nach Ausklang all der Ereignisse schil-<br />

wieder dazu. Und wie der Maler einen schweren Stand (oder schlimmer: keinen)<br />

dert wiederum ein Brief an Eitel Klein.<br />

im Vaterland hat, so erging und geht es viel anders auch heute noch nicht dem<br />

Deutschen in Österreich. Zu allem noch das so schwer schilderbar gefährliche<br />

<strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> an Eitel Klein,<br />

... Ein trüber Novembertag ist wieder zu Ende, auf den fahlen Wiesen liegt das Laub<br />

Leben unter den Windischen hier. Aber schön ist dieses Land wie kein zweites, und<br />

Rutarhof, den 4. November 1936<br />

,und über das unerbittlich harte Gebirge gehen die Wolken schwarz und schwer. Es<br />

wenn ich ins Drautal weit hinaus schaue und über die vielen Dörfer weg und nach<br />

ist recht wie ein Sinnbild dieses Lebens und darum unendlich schön und auch trotz<br />

jedem Tag die Nacht sich sternenschön oder wolkenschwer über unseren <strong>Berg</strong><br />

oder wegen aller Schwere befreiend. – Wenn ich es nur gestalten könnte, und ich<br />

breitet, dann wird Ordnung im zerzausten Schädel und eine gewaltige Hand legt<br />

will hoffen und mich mühen, dass es in Jahren einmal sein wird. …<br />

sich auf das Herz und gebietet Ruhe ihm, wie dem Sturm im Wasserglas. Dann<br />

Und sollten wir dennoch einmal zerbrechen, dann war dieses Tun und soviel Qual<br />

denke und danke ich: es ist doch ein Leben.<br />

sicher nicht so nichtig wie manches Leben von weithin überzeugender Wichtig-<br />

Das Malen, lieber Klein, und die Kunst? Was sollte ich Dir sagen können, das Du<br />

keit. Mit lauten Stürmen und schnellem Siegen geht es nun einmal nicht mehr, die<br />

nicht längst wüsstest. Ich meine das Balzac-Wort sei nicht schlecht: Als Maler<br />

Zeit will es uns Malern nicht gut und die Missverständnisse – solche sind es – sind<br />

denke nicht anders als mit dem Pinsel in der Hand. Auch bin ich mit der Zeit recht<br />

fürchterlich. Aber dennoch dürfen wir uns nicht von Bitterkeit zerfressen lassen,<br />

entfernt von allen Kunstweisheiten und halte nicht viel davon, nicht von dem<br />

sondern wir müssen uns Stolz und Demut und einen Raum im Innern unversehrt<br />

Wüschtmalen aus Prinzip und dem Feinkläubeln aus Strebereifer. Voll und warm<br />

bewahren zur Besinnung, ohne die kein künstlerisches Tun fruchtbar ist und aus<br />

soll das Herz sein und klar auch der Schädel, dann wollen wir uns um die Form<br />

der wir allein – wenn noch so schwer auch – immer wieder zu dem Aufschwung<br />

mühen und brauchen nirgendwo hinausschielen auf Kommando oder Konjunk-<br />

kommen, ohne den es nun einmal nicht geht. Doch ist das alles schöner geredet<br />

tur. Aber wieder schön geredet und verflucht schwer getan, ich arbeite unendlich<br />

als leicht getan, ich weiß. Im Grunde geht es mir nicht viel anders als Dir, und<br />

schwer und hoffentlich einmal besser und stärker. Und heiß wünsche ich, dass mir<br />

wenn Du sähest, wie sehr Gehetztheit und unheimliche Sorgen auch unser Teil<br />

ein Hauch dieses Lebens in der Arbeit, der ich ergeben bleiben dürfte, weiter-<br />

sind, dann könnte Dir das vielleicht ein wenig Trost sein.<br />

Es war kein kleines Unternehmen, das unsere, und es hat seinen Sinn weit über<br />

schwinge – dann lasse ich neidlos die große Kunst den großen Kollegen. …<br />

mein Persönchen hinaus, das weiß ich heute wie vor sechs Jahren, doch nur zu oft<br />

1937 und 1947 versuchte <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> erneut Kontakt mit <strong>Emil</strong> <strong>Nolde</strong> aufzunehmen,<br />

ist mir, es ginge über meine Kraft. Aber für so vieles auch muss ich dankbar sein,<br />

und ich will und darf nicht abtreten, noch nicht und hoffentlich nie. Aber Du<br />

möchtest von mir Anderes, Tatsächliches erzählt haben …<br />

Nach der Ursi kam die Klärchen auf die Welt, das weißt Du, nach ihr unser lieber<br />

kleiner Kerl, der Veit, und die Hildi ist eben ein Jahr alt. Die zwei kacken noch in<br />

die Windeln und alle vier Gauner sind – so manche böse, hier besonders niederdrückende<br />

Krankheit wurde glücklich überwunden – lieb, gesund und unsere<br />

größte Freude, aber es gibt allein mit ihnen undenkbar viel Arbeit und Zerriss.<br />

Aber lass es mich sagen, so blöd es klingt – ich könnte Dir von diesem Leben nichts<br />

schildern, ohne die höchste Achtung für meine Frau zu fordern, die mein hohes,<br />

unverdientes Glück ist und die ich immer liebe und bewundere. All denen, die<br />

soviel heute und laut vom heldischen Leben tönen, möchte ich zeigen können, wie<br />

unerkennbar selbstverständlich ein wahres Heldenleben ausschaut. Dann ist die<br />

Wirtschaft da mit ihren auch hier einzig schweren Bedingungen. Die Leute, die wir<br />

leider halten müssen und uns so fremd sind, und die alle fressen und bezahlt sein<br />

wollen. Missgeschick – auf dem Lande unausbleiblich – kommt alle Wochen, und<br />

worüber man im Anfang den Kopf verlor, das lernt man langsam hinnehmen: eine<br />

Kuh krepiert, das Pferd ist krank, der frühe Schnee zerbricht die schönsten Obstbaumwipfel,<br />

der Halterbub stiehlt, die Magd ist krank, der Göpel zerbricht u.s.w.<br />

ohne Ende. Kurt Sachsse ist seit einem Jahr nicht mehr bei uns, wir mussten uns<br />

erhielt auf seine Briefe jedoch keine Antwort.<br />

214 trennen, doch treibt es ihn heftig wieder her, und vielleicht kommt es auch einmal<br />

215

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