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Emil Nolde & Werner Berg - Werner Berg Galerie

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des Lebens in mir spüren möchte, und dann erst das Malen sich bilden soll. …<br />

Die Tage in Berlin sind mir dunkel und oft lastend in der Erinnerung. Die Menschen,<br />

die ich mir dort nahe glaubte, musste ich verlieren, auch den, dessen Werk<br />

mir immer die Offenbarung aller tief strömenden Kräfte war. Seitdem will mich<br />

oft Bitterkeit fressen, aber immer wieder nährt sich das Leben aus seinen Gründen,<br />

den Menschen offenbar und tief verborgen zugleich. …<br />

unvollendeten Briefentwurf, den ich immer noch bei mir liegen habe. Dieser Brief ist<br />

damals vor zwei Jahren geschrieben, unmittelbar nach dem Zusammentreffen mit<br />

Frau <strong>Nolde</strong>. Er gibt deshalb vielleicht noch unmittelbarer den Eindruck wieder, den<br />

wir damals über das Gespräch über Sie, Ihre Arbeit und Ihr Streben mit Frau <strong>Nolde</strong><br />

hatten. Ich schicke Ihnen diesen Briefentwurf und bitte den Inhalt so aufzufassen, wie<br />

er gemeint war. Jetzt, nachdem wir gestern Abend so eingehend über dieses Thema<br />

gesprochen haben, kann ich den Brief eher schicken als damals. …)<br />

Walther Delius an <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>, Sehr geehrter Herr <strong>Berg</strong>.<br />

Bielefeld, den 28 3. 1934<br />

Ihr Brief war mir eine große Freude. Und auch wiederum hat er mich traurig<br />

Ursel und <strong>Werner</strong> Scholz an<br />

… Habt Ihr Berlin nun hinter Euch gebracht? Etwas freundliche Erinnerung an<br />

gemacht. Ich meine das Schwere und Entscheidende, was Sie in Berlin erlebt<br />

<strong>Werner</strong> und Mauki <strong>Berg</strong>,<br />

manches wird ja doch geblieben sein. …<br />

haben.<br />

Berlin, den 27. 3. 1934<br />

Eure Ursel Scholz<br />

Es ist im Leben wohl manchmal ein größerer Zusammenhang in dem, was<br />

gemeinhin Zufall genannt wird, als einem selbst zunächst bewusst wird.<br />

Euer Anstreicher Scholz<br />

Als vergangenen Sonntag Frau <strong>Nolde</strong>, die wir bisher nur ganz flüchtig kennen<br />

<strong>Werner</strong> Scholz an <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>, … Ich denke, dass Ihr nun Eure hässlichen Erlebnisse hier verwunden habt, und<br />

gelernt hatten, zur Missa Solemnis heruntergekommen war und die Kaminski bei<br />

Berlin, den 7. 4. 1934<br />

dass Sie, <strong>Berg</strong>, nicht Dinge und Menschen und Umstände verkettet und aufeinan-<br />

uns einquartiert hatte, ins Zimmer trat, ging sie sofort auf das Bild über unserem<br />

dergepfropft haben, die nicht zusammengehören. Wir verstehen uns, denke ich,<br />

Flügel zu und sagte sofort: Ist das nicht von <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>? Und ehe sie von etwas<br />

auch ohne viele Worte. Ich höre eben, dass es <strong>Nolde</strong> sehr schlecht geht, er musste,<br />

anderem sprach, machte sie in ehrlichem Schmerz – wir, meine Frau und ich, sind<br />

überzeugt davon, konventionellen Schein und ehrliches Empfinden klar unter-<br />

wohl schon vor Tagen, in eine Klinik zu Sauerbruch getan werden. …<br />

scheiden zu können – ihrem bedrängten Herzen Luft. Sie sprach von dem letzten<br />

Ursel Scholz an Mauki <strong>Berg</strong>,<br />

Wir hören gar nichts voneinander. – Mein <strong>Werner</strong> hat dem Ihren geschrieben,<br />

Abend mit Ihnen, wie sie den kranken, müden <strong>Nolde</strong> ins Bett genötigt habe, wie<br />

Berlin, den 28. 4. 1934<br />

einiges Klärende seiner Meinung nach. Aber es scheint doch anders zu sein. Und<br />

Sie es abgelehnt hätten, über Ihre Bilder zu sprechen und wie sonst alles gewesen<br />

darum möchte ich Sie, liebe Mauki, fragen: was ist eigentlich los, warum sperrt<br />

sei und dass es sie und ihren Mann erschüttert habe und noch immer schwer bela-<br />

sich Ihr Mann <strong>Werner</strong> gegenüber seit Eurem Hiersein? – Und womit hat er das<br />

ste, dass Sie am nächsten Tage ihr mitgeteilt hätten, alle Bande zwischen ihnen<br />

veranlasst? Wir wissen es beim besten Willen nicht.<br />

seien zerschnitten. Ihr sei dies alles wie ein Blitz aus heiterem Himmel gekommen,<br />

Und von der Heyde bekommt einen Brief von ihm, ungefähr in dem Sinne, als sei<br />

besonders da ihr Mann und sie sich Ihnen so nahe gefühlt hätten und auch noch<br />

er, Heyde, quasi der einzige Mensch, der noch nicht an seiner Vernichtung arbeite!<br />

fühlten und gar nicht glauben konnten, dass nun dieser Bruch entstehen könne.<br />

Sie können sich denken, wie tief das <strong>Werner</strong> verwundet hat. W. verwundet!! Denn<br />

Wodurch sie Sie verletzt und weshalb sie das verdient hätten, das sei ihnen bis<br />

es gehört auch für ihn so wenig dazu, sich wie der allerletzte Dreck zu fühlen. –<br />

heute ein Rätsel.<br />

Besonders, wenn er sich keines Versäumnisses an einem Freunde bewusst ist. Im<br />

Nun weiß ich nicht, ob ich das Recht habe, Ihnen das alles zu schreiben. Mir<br />

Gegenteil! Immer nur in seiner allerdings oft unbequemen Art und Weise das<br />

kamen aber einige Worte ins Gedächtnis, die ich vor einigen Tagen in Wicherts<br />

Beste anstrebte. Jetzt macht es fast den Eindruck, als machte Ihr Mann ihn mit-<br />

»Kleiner Passion« las. Dort steht: »Die Menschen wissen sicher von der Notwenverantwortlich<br />

dafür, dass hier alles für ihn enttäuschend ausging. Das Persönliche<br />

digkeit, dem Gott aller Götter. Du musst wissen, dass jeder Mensch an unserem<br />

sowohl wie auch das Resultat seiner Ausstellung. Liebe Frau Mauki, ich glaube, wir<br />

Schicksal webt, jedes Wort, ja jede Pflanze, die du siehst. Es ist noch niemand aus<br />

beide haben da wieder Verschiedenes einzurenken, das geht doch nicht so. Das<br />

seinem Schicksal heraus gefallen.« Und so kam mir der Gedanke: auch dieses<br />

können wir doch nicht zulassen! Der Powidl (<strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>) verbeißt und verbohrt<br />

musste so sein. Und so schien es mir zunächst vermessen, wenn ich mich in eine<br />

sich wieder in Dinge, die ihn und andre total durcheinander bringen. Was ist das<br />

Notwendigkeit einmische. Beim weiteren Grübeln darüber aber glaubte ich zu<br />

bloß mit ihm! Es ist klar, dass Menschen, Dinge, und die ganze Luft hier in diesem<br />

sehen, dass, wenn diese Notwendigkeit der Trennung vorlag – ich glaube<br />

gottverdammten Berlin wie ein Schlag vor die Brust sein müssen für Euch. Aber<br />

bestimmt, dass sie vielleicht für Sie nötig war –, sie doch nicht unter solchen Miss-<br />

bedenkt doch! Ihr konntet Euch auf die Bahn setzen und wieder raus aus dem<br />

verständnissen hätte zu erfolgen brauchen. …<br />

allen! Dahin, wo Ihr Euch und die Arbeit rein erhalten könnt, wo sie wachsen kann<br />

und Ruhe hat zu wachsen und Ihr freie Menschen bleiben dürft! Weiß <strong>Werner</strong><br />

(Nicht abgesendeter Brief-Entwurf. Walther Delius, Sammler in Bielefeld, schickte<br />

<strong>Berg</strong> denn nicht, dass grade dieser unerhört glückliche Umstand ihn nicht dazu<br />

208 ihn erst am 19. 3. 36 an <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>: »Ich sprach Ihnen gestern Abend über einen<br />

verleiten darf, ungerecht zu werden gegen Menschen, die noch mitten drin 209

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