Emil Nolde & Werner Berg - Werner Berg Galerie
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<strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> an <strong>Emil</strong> <strong>Nolde</strong>,<br />
Rutarhof Dezember 1933<br />
Auch eine Tiroler Maria, wie sie dort von den Jungfrauen bei Prozessionen getragen<br />
wird als Figur, in einer neuen, ganz naiven Buntheit. Und dann auch traurige,<br />
geduckte Menschen, aber irgendwo ist immer eine frische Farbe drin diesmal. –<br />
… <strong>Nolde</strong>s sind wieder da. Bisher nur telefonisch. Und nicht grade erfreulich. Er<br />
soll sehr schöne Arbeiten mitgebracht haben. Trotz ihrer (Ada <strong>Nolde</strong>s) Bemühungen<br />
geht nicht alles nach Wunsch. Es ist traurig dieser Ehrgeiz. – Alle sagen, dass<br />
er nichts damit zu tun hätte, warum lässt er es dann aber zu?! …<br />
<strong>Emil</strong> <strong>Nolde</strong>,<br />
vorm Ende des Jahres möchten wir Sie grüßen. So wenig sind mir nur Worte gegeben<br />
für unser Fühlen, Denken, und diese wenigen kommen mir immer schwerer.<br />
Was auch sollte ich sagen können. Unser Leben tritt nicht in den Kreis der bedeutenden<br />
Ereignisse. Immer glaube ich, dass keiner seinem Volke sich stärker verbinden<br />
kann, als dass er strebt sich selbst zu erfüllen. Nur zuviel Kraft zerrinnt, derweil<br />
Geschäftigkeiten zermürben, Sorgen zerfressen, Zeit gestohlen wird. Selbst<br />
auf unserem einsamen <strong>Berg</strong>. Und was bleibt, muss, muss, Besinnung werden und<br />
Festigkeit. Mehr kann am Ende keiner geben, auch denen nicht, denen er alles<br />
geben möchte.<br />
Vor Ihnen neigen wir uns. In den stärksten Stunden ahnen wir das Übermaß der<br />
Kräfte, die durch Sie hindurchströmten, den Menschen die Grenzen aufzureißen.<br />
In Ihnen grüßen wir das andere Leben in diesem Leben.<br />
Ihr <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong><br />
und der Rutarhof<br />
Mauki und <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> an<br />
Ada <strong>Nolde</strong>,<br />
Ende Dezember 1933<br />
<strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> an <strong>Werner</strong> Scholz,<br />
Rutarhof, den 8. 1. 1934<br />
Sehr verehrte Frau <strong>Nolde</strong>!<br />
Weihnachten ist wieder vorüber, aber noch ist die Stube voll Kinderfreude, und<br />
wir freuen uns mit ihnen der stillen klingenden Tage. Von Ihnen, Frau <strong>Nolde</strong>, kam<br />
ein Päckchen so liebevoll zusammengepackt. Ursi und Klärchen hatten solche<br />
Freude über die feinen Kragen, die Spielsachen und guten Süßigkeiten, und jede<br />
durfte ihre kleine Kerze an den Baum stecken und für sich leuchten lassen.<br />
Scholzens sitzen nun im Westen wo (im Pustertal in Südtirol), durch die Grenze von<br />
uns getrennt, dort wo unsere Drau noch ein bescheidenes Flüsschen ist. Leid tut uns,<br />
dass wir ihnen nicht einmal schreiben konnten, wir haben ihnen so viel zu danken,<br />
und Frau Ursel schickte zum Weihnachtsfest sehr, sehr schöne Photo-Vergrößerungen.<br />
Wir freuen uns auch immer noch, dass unser Land ihnen lieb wurde. Frau<br />
Scholz schrieb, dass Sie, Frau <strong>Nolde</strong>, meines Mannes Bilder in Berlin mit betreuen<br />
wollten beim Hängen. Dürfen wir das glauben? <strong>Werner</strong> hätte dann wohl einige Bitten<br />
an Sie, aber er fürchtet Sie zu verletzen, wenn er Sie belästigt. Er ist sehr sonderbarer<br />
Stimmung jetzt, wo seine Arbeiten die weite Reise unbeschützt machen.<br />
Sehr verehrte Frau <strong>Nolde</strong>, nehmen Sie unsere ergebenen Grüße, und was Menschen<br />
Menschen wünschen können, erfülle Ihnen das neue Jahr.<br />
Ihre Mauki und <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong><br />
und Kinder<br />
In ein paar Tagen hängen bei von der Heyde die Bilder an der Wand, die Sie nach<br />
Berlin gebracht haben. … Hoffentlich geht die Sache nicht ganz schief, es könnte<br />
ja für unser zuweilen verflucht schweres Leben Aufschwung und Festigung bedeuten.<br />
Scholz, ich merk schon, es wird nur so wenig herauskommen von dem, was ich<br />
Ihnen sagen will, denn mein dankbar Fühlen für Sie, lieber Freund, ist viel zu stark<br />
und sitzt zu tief, als dass es in eines der verphrasten Worte ginge. Wir machen alle<br />
so bittere Erfahrungen mit den Menschen und leider auch wider allen guten Willen<br />
so oft mit uns selbst. … Wenn der Herrgott mich nicht schlägt, will ich arbeiten<br />
und suchen und die versperrten Kräfte lösen. …<br />
<strong>Werner</strong> Scholz an <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>, Eben kommt Euer liebes Säckel an, und Ursel und ich danken Euch herzlich dafür.<br />
Berlin Mitte Dezember 1933<br />
So haben wir doch ein Gemeinsames mit Euch vom Nikolausmarkt in Völkermarkt.<br />
Dieser Mittwoch damals (Wochenmarkt in Völkermarkt, den beide Maler im<br />
Juni gemeinsam besucht hatten) war eines meiner schönsten Erlebnisse überhaupt.<br />
<strong>Nolde</strong>s hatten auch solche Freude über Euren Gruß an sie.<br />
Lieber Freund, ich will nun zu Ihrem Brief einiges sagen. Also erstmal um Hängerei,<br />
Organisation, Einladung usw. kümmere ich mich mit. Frau <strong>Nolde</strong> wird wahrscheinlich<br />
auch beim Hängen helfen. …<br />
<strong>Werner</strong> und Ursel Scholz, Ada <strong>Nolde</strong>, Lieber Freund,<br />
Otto v. d. Heyde an <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>, wir haben Sie nach bestem Wissen und Gewissen aufgehängt. Sonntag wird’s<br />
<strong>Werner</strong> Scholz an <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>, Lieber <strong>Berg</strong>!<br />
Berlin, den 12. 1. 1934<br />
eröffnet, wir drücken die Daumen, danken für Brief<br />
Berlin, den 21. 12. 1933<br />
Jeder deutsche Künstler muss nach Gesetz vom 9. 11. in der Reichskammer für bil-<br />
Ihr alter Scholz<br />
dende Künstler sein. Reichen Sie sofort ein Gesuch ein, und bitten Sie um den Fra-<br />
Die Bilder grüßen Sie alle nun durch uns, mein Maler konnte leider noch nicht da<br />
gebogen. Notwendig für das Stattfinden Ihrer Ausstellung!!<br />
sein. Er wird aber kommen.<br />
Reichskammer für bildende Künste, Berlin C 2, Schloss Schlütterhof<br />
Ihre Ada <strong>Nolde</strong><br />
Euch von Herzen ein gutes Fest<br />
Nun kann’s losgehen!<br />
Eure Scholzens<br />
Alles Gute dafür, lieber Powidl.<br />
Ihre Ursel Scholz<br />
Ich bin sehr, sehr froh mit der Ausstellung<br />
202 Viele Grüße Ihr v. d. Heyde<br />
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