02.12.2012 Aufrufe

Emil Nolde & Werner Berg - Werner Berg Galerie

Emil Nolde & Werner Berg - Werner Berg Galerie

Emil Nolde & Werner Berg - Werner Berg Galerie

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Die vermutlich so diskret angebotene und zum Teil übersandte finanzielle Unterstützung<br />

der Berlin Reise – möglicherweise in Form bereits bezahlter Bahnfahrkarten –<br />

sollte bei <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> – aus verletztem Stolz und in Verkennung der wohlwollenden<br />

Motive seines Gegenübers – zu Zurückweisung und zu erster Entfremdung von Ada<br />

<strong>Nolde</strong> führen.<br />

In der Neuen Kirche am Gendarmenmarkt war ein Bild »Familie« von E.N. auf<br />

dem Altar zum Christvesper hingestellt, da waren wir mit den jungen Mädchen<br />

und Thiele.<br />

Ihre E. und A. <strong>Nolde</strong><br />

Sicher ist es besser, Ihren Mann, an dessen Ruhe und Genesung alles liegt, diesmal<br />

nicht aufzusuchen. In Berlin ist soviel zu sehen, was mir großes und bedeutendes<br />

Ereignis sein wird. Wie freue ich mich auf den <strong>Nolde</strong>-Saal im Kronprinzenpalais!<br />

Sie werden kaum ahnen, welches Gewicht die Dinge für den haben, der ein Jahr<br />

äußerer und innerer Anstrengung auf einsamem <strong>Berg</strong>e verlebt hat. Die Einsamkeit<br />

werde ich dann doch niemals verlassen. Sehr, sehr lieb wäre mir, wenn ich mit<br />

Ihnen, Frau <strong>Nolde</strong>, einmal sprechen könnte. Hoffentlich treffe ich auch <strong>Werner</strong><br />

Scholz. Nächste Woche fahre ich, diesmal über Prag und Dresden.<br />

In innerster Ergebenheit Ihr <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong><br />

<strong>Werner</strong> an Mauki <strong>Berg</strong>,<br />

Bis jetzt, schon Abend, alles sehr, sehr gut. Obschon richtig viel bereits hinter mir,<br />

<strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> an Ada <strong>Nolde</strong>,<br />

Sehr verehrte Frau <strong>Nolde</strong>!<br />

Prag, den 12. 1. 1933<br />

keine Spur von Müdigkeit. Nur mit dem Tschebitschibichichbi ist ein verfluchter<br />

den 7. 1. 1933<br />

Sehr schön war es für mich, dass ich noch vor meiner Abreise von Ihnen hören<br />

Sach. Moderne <strong>Galerie</strong> sehr reich, aber schmierig und im Geschmack à la Rotun-<br />

durfte. Doch sind wir über Ihres Mannes Krankheit sehr betrübt und hoffen ihn<br />

de. Aber tadelloses kunsthistorisches Museum mit unerhört schönen böhmischen<br />

bei weiterhin gut fortschreitender Genesung. Käme es nur auf die Kraft unseres<br />

Primitiven. Das Schönste mit, was ich je gesehen. Nachmittag Hradschin und<br />

Wünschen an, ihn wieder gesund zu machen!<br />

Sammlung Kramar: Picasso. Immerhin sehr interessant. Eingehendes Gespräch,<br />

Schreiben muss ich Ihnen noch einmal kurz, und mehr denn je hoffe ich, dass es<br />

nicht missverstanden werde. Wirtschaftliche Dinge (soweit sie nicht unser Land-<br />

gestern war Kokoschka da. …<br />

wirtschaften angehen) habe ich immer für sehr unwesentlich gehalten, und ich<br />

<strong>Werner</strong> an Mauki <strong>Berg</strong>,<br />

Samstag früh<br />

möchte auf keinen Fall, dass Sie mein Verhältnis zu Ihnen beschweren. Wohl weiß<br />

Dresden, den 14. 1. 1933<br />

Nach dem alten, traumhaften Prag das schöne weiträumige Dresden … Und jeder<br />

ich, dass dies alles nur äußerste, fürsorgliche Güte von Ihnen ist, und dass jedes<br />

Tag voll gepfropft mit Eindrücken. …<br />

andere Gefühl als das der Dankbarkeit Ihnen gegenüber unangebracht ist. Aber<br />

Reihenfolge: Gestern Mittag Gang durch die Stadt – schön der große Elbbogen mit<br />

verstehen Sie bitte auch mich nicht falsch, ich könnte anders nicht nach Berlin<br />

den festen Brücken und Fürstenbauten. Irrtümlich zuerst <strong>Galerie</strong> des 19. Jahrhun-<br />

kommen.<br />

derts mit Impressionisten, sehr vorteilhaft gehängt, weit besser als die Modernen,<br />

Noch etwas: Ihres Mannes Besorgnis kenne ich. Jedoch wenn Sie den Fortgang<br />

deren innere Gewalt aber in den besten Bildern dagegen ungeheuer. … Besuch<br />

meiner Arbeit in diesem Jahre sehen könnten, so würden Sie in diesem einen Falle<br />

Sammlung Bienert wahrscheinlich heute (sehr exklusiv), <strong>Galerie</strong> Arnold und vor<br />

sehr beruhigt sein. Immer klarer ist es mir geworden: die tiefe geschichtliche<br />

allem »Neue Kunst Fides«, deren Herr Probst einer der saubersten, rührigsten<br />

Bedeutung des Werkes Ihres Mannes für die Kunst und für unser Volk: im Augen-<br />

Kunsthändler Deutschlands, steht <strong>Nolde</strong>s sehr nahe. Sehr lieber Mensch, zeigte<br />

blick des Um- und Aufbruches der ganzen Welt aus Innerlichkeit Malerei gestaltet<br />

mir Schätze über Schätze. Denk Dir mein Erstaunen: beim Hereintreten fällt mein<br />

zu haben, die eben ganz und ohne Rest Malerei ist.<br />

Blick auf das Scholz-Bild, das vor einem Jahr gerade auf seiner Staffelei war.<br />

Alle, denen Innerlichkeit eines Menschen dessen Unzeitgemäßheit bedeutet, wol-<br />

Scholz-Ausstellung wird heute Mittag eröffnet, ich sah alles schon gehängt, gestern<br />

len und können dies nicht wahrhaben. Doch wer von uns könnte sich ohne Selbst-<br />

war Scholz hier! Er ist ein starker Kerl, aber ich freue mich meines Anders-Seins<br />

Verlügen einer Kunst verpflichten, die sich im Gesetz formaler Inzucht erfüllt?<br />

doch sehr. Übrigens wäre es zuweilen ein Leichtes für mich, nach außen hin etwas<br />

Für uns, die Jungen, ist die Entscheidung klar und eindeutig. Der große geschicht-<br />

zu unternehmen, aber ich darf, will nicht jetzt, es ist bestimmt besser. Ein starkes<br />

liche Schritt verpflichtet uns. Was aber nicht heißt: die Geleise sind fest gebaut, in<br />

Fühlen ist endlich wieder in mir: ich werde einmal ein Maler sein, nicht leer und<br />

denen wir uns nun ausfahren sollen. Eines jeden künstlerische Aufgabe ist immer<br />

nicht zerrissen …<br />

einzig und unvorhersehbar.<br />

… Die Moderne <strong>Galerie</strong> als Einrichtung ist hier nicht eben berückend, einzelnes<br />

Für jeden Maler gibt es eine Entwicklung, für mich in ganz besonderem Maße. Im<br />

aber von rauschender Kraft und Schönheit. Was da von Kokoschka zusammen-<br />

Sinne dieser Entwicklung nun ist die Reise für mich von innerster Notwendigkeit.<br />

hängt, ist sicher nirgends sonst: das fahle, bleiche Leuchten der frühen, und der<br />

Es ließe sich auch begründen, Sie, verehrte Frau <strong>Nolde</strong>, werden es auch so mir<br />

Fanfaren-Prunk seiner Über-<strong>Nolde</strong>-Zeit, seiner besten. Die »Macht der Musik« –<br />

nachfühlen. Auch werden Sie nachfühlen und verzeihen, wenn ich einmal nach<br />

das ist die Macht des Malens. Gegeben, wirklich überraschend viel, hat mir auch<br />

soviel Hohlem und Nichtigem <strong>Emil</strong> <strong>Nolde</strong> begegnen wollte. Diese Begegnung war<br />

das Kirchner-Bild, seine Frau mit der kleinen Tochter vor dem Haus. … Munch<br />

184 und wird für mein Leben sein: die irdische Seite des Gleichnisses der Ewigkeit.<br />

rührte mich diesmal nicht in der Seele, ein großes Bild, von dem Fresko, glaube 185

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!