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Emil Nolde & Werner Berg - Werner Berg Galerie

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es vor langer Zeit geschmiedet und als Schutzopfer im Stall vergraben. Wenn es<br />

bei Ihnen nun sein darf, würden wir uns herzlich freuen.<br />

Schön ist es, ja, zuweilen auch unerträglich schwer, alles aus eigener Kraft weiterzuführen.<br />

Von keiner Seite die Spur eines guten Geistes, einer inneren Anteilnahme.<br />

Es ist wohl nur recht so. Unser geliebter Meister Eckhart schreibt: »Allein din werk,<br />

die da beschehent von einer uzwendigen sache unde nicht von dem innwendigen<br />

wesen, die sind tot und somit nicht götlichin werk, noch sind unserin werk.«<br />

Aber können Sie ermessen, was für uns auf dem <strong>Berg</strong>e im Denken an das Unverrückbare,<br />

das Denken an <strong>Nolde</strong>s, die Lebenden, bedeutet?<br />

Mohn und Rittersporn blühen jetzt im kleinen Garten zwischen den Bauernblumen<br />

und grüßen mit uns hinüber. Auch der Wald schickt Ihnen einen kleinen duftenden<br />

Gruß<br />

Ihr herzlich ergebener <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong><br />

ner <strong>Berg</strong>, eine kurze Zeit als Gast bei uns einziehen könnte in Berlin – denn wohl<br />

glaube ich, dass ein Künstler den Pulsschlag der Zeit auch manchmal direkt spüren<br />

muss. Wir würden uns freuen wenn, er käme.<br />

Die gelben Kornfelder liegen vor mir, einige in Hocken, einige noch wie ein<br />

wogendes Meer im Wind. Dann kommt ein Walzer und dann die liebe Fegetasch-<br />

Mühle, nach deren Armen wir die Windrichtung bestimmen.<br />

Der Geburtstag war ein schönes Fest mit den Verwandten meines Mannes als liebe<br />

Gäste. Ein kleiner dreieinhalb-jähriger Junge war sehr aufgeregt über die »Schornsteinfeger«<br />

und »Neger«, die an den Wänden hingen. Das waren exotische und<br />

japanische Masken. Sonne und Blumen und fröhliche, festliche Menschen waren<br />

hier. Der Maler von Seebüll hängt ab und zu etwas Neues ins Zimmer und ich<br />

blicke wie ein Wunder an, dass Steigerungen immer noch möglich sind.<br />

Von <strong>Werner</strong> Scholz kamen auch Grüße, ich glaube sein Stern ist etwas im Steigen,<br />

was uns so herzlich freut. Auch von anderen jungen Malern kamen starke<br />

Bekenntnisse – es kann nur den Schöpfer beglücken, wenn aus seinem Leben<br />

Leben kommt.<br />

Euch da oben sende ich herzlichste warme Grüße<br />

Ihre Ada <strong>Nolde</strong><br />

Ich danke Ihnen herzlichst für das kleine Tier, für Ihre schönen Worte und Wünsche<br />

und Gruß Ihnen Dreien Ihr <strong>Emil</strong> <strong>Nolde</strong><br />

<strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> an <strong>Emil</strong> <strong>Nolde</strong>,<br />

Im Festkreise Ihres Geburtstages wollen wir gern dabei sein mit all unseren Wün-<br />

Rutarhof, Anfang August 1932 schen und unseren stärksten Gedanken.<br />

Vor dem Maler, bei dessen Werk jede Enge des Fühlens berstet, kann keine leere<br />

Herkömmlichkeit sein. Alles Denken, das heute und immer zu Ihnen geht, muss<br />

wie die Kunst selbst und alle tiefe Regung des Menschen unter dem Zeichen der<br />

Ewigkeit stehen.<br />

Gesinnung der Treue kann, wenn überhaupt, nur so sein. Ein Leben lang das, hoffe<br />

ich, einmal nicht unerfüllt ist, soll sie sein und darüber hinaus<br />

<strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> an <strong>Werner</strong> Scholz, Lieber <strong>Werner</strong> Scholz!<br />

In Ihrem <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong><br />

Rutarhof, den 10. 10. 1932<br />

Vor kurzem kam eine Einladung zu einer Ausstellung im Bielefelder Kunsthaus,<br />

und sehr habe ich mich gefreut dann zu lesen, dass Sie damit zusammenhängen.<br />

Ada und <strong>Emil</strong> <strong>Nolde</strong> an <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>, Sie lieben drei (4,5) da oben in den <strong>Berg</strong>en<br />

Was es mit dem Schreiben auf sich hat, weiß ich selbst zu gut: Tausend Dinge wol-<br />

Seebüll bei Neukirchen,<br />

Lieber <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong><br />

len uns immer zerreißen, und wer sich nicht mit einiger Rücksichtslosigkeit an<br />

den 13. 8. 1932<br />

Unser erster Geburtstagsgast war ein eiserner Kerl aus Kärnten. Er aß mehrere<br />

seine Arbeit macht, wird vielleicht so ein »netter Mensch«, aber zum wirklichen<br />

Mahlzeiten mit uns und wir fühlten uns gegenseitig sehr wohl. Dann kam ein klei-<br />

Schaffen wird er nie kommen. Drum war es mir aber doch eine große Freude zu<br />

nes silbernes Rehfräulein aus Berlin, das hat ihn derart betört, dass die beiden nun<br />

wissen, dass Sie uns hier oben noch nicht vergessen haben.<br />

immer die Köpfe zusammenstecken und am liebsten allein sein wollen. Wir zie-<br />

Übrigens habe ich nach Bielefeld eine Reihe von aquarellierten Rohfederzeichnunhen<br />

daraus Consequens und gehen ins Schreibzimmer. Auch die Blumen aus<br />

gen geschickt, die ich diesen Sommer machte, als mir ein paar Wochen lang die<br />

Kärnten kamen gut an, von lieben Händen gepackt in Moos und Nässe, sie erhol-<br />

Farbe ausgegangen war. Diese Blätter muten mich selbst immer etwas sonderbar<br />

ten sich und erfreuten uns bis gestern mit Duft und Farbe. Für dies viele liebe<br />

an, liegen auch mehr am äußeren Rande meiner Arbeit, sind mir aber darum nicht<br />

Gedenken sehr, sehr herzlich Dank. Als dauernde Erinnerung haben wir das Moos<br />

minder ernst. …<br />

eingepflanzt und sind gespannt, ob unser Boden hier ihm gefällt.<br />

Im Winter möchte ich, nein, muss ich wieder nach Deutschland und nach Berlin.<br />

Der Maler in Kärnten fühlt das Leben schwer – es ist auch nicht leicht, besonders<br />

Januar wird wohl drüber werden, so gern ich auch schon vor Weihnachten führe.<br />

für jemand, der anderen geistige Güter geben will. Ist es einem einzigen von die-<br />

Sicher, mit Kunstbetrieb komme ich nicht in Berührung und habe auch keine<br />

sen im Leben leicht gewesen? Ich glaube, sie haben das Schwere in sich – »Das eige-<br />

Sehnsucht danach – nicht der dünnste Faden verbindet mich damit –, aber zuweine<br />

Leben« sagt etwas davon.<br />

len packt es mich doch sehr, die Zeit ganz unmittelbar zu spüren und unsere star-<br />

Wir hier in Deutschland stehen mit offenen Augen und schauen in die Ferne. Was<br />

ke neue Kunst. Ich habe ja so gar nichts mit dem zu tun, was sich hier etwa als<br />

liegt da wohl für Land und Volk, für Länder und Völker aufgehoben? Wir wissen<br />

moderne Kunst tut, aber die Kräfte des Landes sind doch – dem Spürenden nur<br />

es nicht, aber die Zeit ist reich und bewegt voll von Kraft und Werten. Sollte es<br />

spürbar – unheimlich stark.<br />

180 nicht möglich sein, dass nächsten Winter der Maler aus Kärnten, unser lieber Wer-<br />

In diesem Jahre habe ich mich mit aller Kraft an das Malen gehalten. Familie, 181

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