02.12.2012 Aufrufe

Emil Nolde & Werner Berg - Werner Berg Galerie

Emil Nolde & Werner Berg - Werner Berg Galerie

Emil Nolde & Werner Berg - Werner Berg Galerie

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Emil</strong> und Ada <strong>Nolde</strong> an<br />

<strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>,<br />

Berlin 18. 2. 1932<br />

<strong>Werner</strong> an Mauki <strong>Berg</strong>,<br />

München, 28. 2. 1932<br />

<strong>Werner</strong> an Mauki <strong>Berg</strong>,<br />

München, den 5. 3. 1932<br />

<strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong><br />

Sie drei haben uns geschrieben, wir freuten uns sehr darüber.<br />

Öfter gehen unsere Gedanken nach dem Rutarhof, nun wir die lieben Insassen<br />

kennen und ihr schönes Leben.<br />

Hier entstehen neue Dinge, der Raum ist so voll von Farbenklang und Lebensfülle.<br />

– <strong>Werner</strong> Scholz war vor ein paar Tagen bei uns.<br />

Es sendet Grüße mit uns Ihre kleine Holzplastik, die gern bei uns ist.<br />

Ihre <strong>Emil</strong> und Ada <strong>Nolde</strong><br />

Neben mir auf dem Nachtkästchen steht Dein wunderschöner würziger Blumengruß.<br />

Und Deine so wunderbar lieben Briefe und der von <strong>Nolde</strong>s. Alles leuchtende<br />

Funken zu neuem Leben.<br />

… Gestern bin ich an einem verzwickten Leistenbruch operiert worden. … Bis<br />

heute fünf Wochen Krankheit! In zwei Wochen aber ist alles vorbei. Weißt Du nun<br />

meine Stimmung und woher? Das Schicksal hatte zu einem schweren Schlag ausgeholt.<br />

…<br />

… Mehr Freude bereitet es an <strong>Nolde</strong>s zu denken, ich glaube, wir werden sie nie<br />

verlieren. Von <strong>Werner</strong> Scholz muss ich Euch noch erzählen, im Sommer werdet<br />

Ihr ihn kennen lernen. So gerne möchte ich an <strong>Nolde</strong>s schreiben und doch lieber<br />

warten, bis ich wieder bei Euch bin. Ich hab ihnen viel zu schreiben! …<br />

wirklich und nahe, von ihnen geht ein Strom vollen Lebens in Blut und Innerstes.<br />

Voll Bedeutung war es auch für mich, gerade in dieser Zeit die Briefe von Franz<br />

Marc zu lesen. Diese schmerzliche Spannung des Bewusstseins und ein so unbedingtes<br />

Streben! Ihr Brief brachte warme Freude.<br />

Frau <strong>Nolde</strong>, heute schreibe ich Ihnen. Ich weiß, dass Sie im Inneren Ihres Mannes<br />

sind und für Ihn die vielen Wege in das äußere Leben gehen. Bitte grüßen Sie Ihn<br />

von uns allen in der Ergebenheit des Herzens. Die Nähe zu Ihnen ist uns die selbstverständliche<br />

Verpflichtung des Lebens. Ihr Mann unterscheidet den Künstler vom<br />

Menschen. Muss aber den heftigen, tiefinneren Kampf, der dem Künstler auferlegt<br />

ist, nicht er, der Mensch bestehen? Und doch: unsere Begegnung hat Sinn nur,<br />

wenn wir Jungen im Künstlerischen sie rechtfertigen können. Das ist trotz allem<br />

der Antrieb und Glaube unseres Lebens.<br />

Könnte ich Ihnen nur einen Hauch unseres österlichen Landes senden, das mit uns<br />

zu Ihnen atmet! Im Tal und auf unserem steinernen Gegenüber, den Karawanken,<br />

liegt tiefer Schnee noch, auf unseren südlichen Hängen duftet schon die braune<br />

Erde. Böllerschießen, Glockenläuten, Singen kündet die Osterfreude der Menschen<br />

im Tal.<br />

Bitte Frau <strong>Nolde</strong>, grüßen Sie von mir <strong>Werner</strong> Scholz, wenn Sie Gelegenheit haben.<br />

Ich freue mich ja so sehr, ihn in Ihrem Zeichen kennen gelernt zu haben. Wir sind<br />

beide sehr anders und haben uns doch unmittelbar verstanden. Nochmals bitte: er<br />

soll uns bestimmt in diesem Jahr auf unserem <strong>Berg</strong> besuchen. Es ist zwar einfach<br />

bei uns (nicht redensartig), aber vor ihm habe ich keine Angst.<br />

Sentimentales ist nicht in unserem Leben hier, von seiner Selbstverständlichkeit kann<br />

ich Ihnen nicht erzählen, Worte aber sollen Gedanken und Gefühle zwischen den<br />

Menschen tragen, und nehmen Sie mir nicht übel, wenn ich die meinen heute bis an<br />

den Rand beladen möchte. Wir leben aber auch ohne alle »gesellschaftlichen« Bedingungen,<br />

und darum sind unsere Worte, ich hoffe, Sie wissen es, ohne Klebrigkeit.<br />

Nehmen Sie, verehrte Frau, österliche Grüße von meiner Frau, meinem Freunde<br />

und von Ihrem <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong><br />

<strong>Werner</strong> an Mauki <strong>Berg</strong>,<br />

… Im entscheidenden Augenblick in meiner Arbeit so übel unterbrochen worden<br />

München, den 8. 3. 1932<br />

zu werden, war mir oft schmerzlicher Gedanke. An den finstersten Tagen schien es<br />

mir wirklich, als ob es zu Ende wäre mit mir: das leere Ende eines oft qualvoll<br />

drängenden Willens und viel zu jähen Gefühls. Damals war mir die Lektüre der<br />

Briefe von Franz Marc sehr viel, ich dachte auch, wie viele Bessere der Krieg aus<br />

allem herausgerissen hat. Ohne die Hoffnung aber, nie etwas Ganzes schaffen zu<br />

dürfen, möchte ich nicht leben, und die habe ich, solange Du mit mir das Leben<br />

teilen willst, …<br />

<strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> an <strong>Werner</strong> Scholz, … Diese ganzen Wochen fast bin ich in der Klinik gelegen und habe mir in Mün-<br />

<strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> an Ada <strong>Nolde</strong>,<br />

Sehr liebe Frau <strong>Nolde</strong>!<br />

Rutarhof, den 31. 3. 1932<br />

chen, das mir in vielem schon so zuwider ist, den Bauch aufschneiden lassen. Seit<br />

Rutarhof im März 1932<br />

Wie oft habe ich in diesen Wochen an die schönen Worte gedacht, die Sie beim<br />

einer Woche bin ich wieder auf dem Hof und bei den Meinen, in der Welt, in die<br />

Abschied zu mir sprachen. Da ich Ihnen jetzt schreibe, komme ich wieder heim; 7<br />

ich hineingehöre.<br />

Wochen lang lag ich im Krankenhaus. Krankheit ist erbärmlich, für einen jungen<br />

Oft sind meine lebendigsten Gedanken nach Berlin gegangen, auch in die Nollen-<br />

Menschen erst recht, aber sie gab mir auch den letzten Rest innerer Freiheit und<br />

dorferstr (zu <strong>Werner</strong> Scholz). Zuweilen scheint mir, als war diese für mich freilich<br />

Entschiedenheit. Im Januar war ich kurz erst daheim, als ich heftige Schmerzen<br />

bittere Zeit notwendig, noch nie in meinem Leben war ich so voll von gewaltigen<br />

verspürte, nach Klagenfurt fuhr und in der gleichen Nacht noch nach München,<br />

künstlerischen Eindrücken. Vor kurzem schrieb ich an Frau <strong>Nolde</strong>, aber das<br />

wo ich operiert wurde. Ich stand an der Grenze dieses Lebens, und es war mir nur<br />

geschriebene Wort ist schwerfällig und schlecht zu leiten; es war wunderbar mit<br />

schmerzlich, dass ich es so wenig noch erfüllt hatte. Heute weiß ich, es war nur<br />

dieser seltenen Frau zu reden, der ersten Frau ihres Mannes.<br />

mein letzter und tiefer Umweg zu unserem Leben.<br />

Der Name <strong>Nolde</strong> ist wohl uns beiden innerste Verpflichtung. Dass ich Sie kennen<br />

Sie erzählten mir, wie Ihnen Ihres Mannes Bilder in der Zeit Ihrer Krankheit die<br />

lernte und dazu in diesem Zeichen, war mir tief bedeutend. Es soll aber nicht bei<br />

174 Kraft zum Leben gaben. In den guten Stunden waren sie in meiner Vorstellung<br />

dieser kurzen Begegnung bleiben.<br />

175

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!