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Emil Nolde & Werner Berg - Werner Berg Galerie

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<strong>Werner</strong> an Mauki <strong>Berg</strong>,<br />

München, den 13. 12. 1931<br />

<strong>Emil</strong> <strong>Nolde</strong> an <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>,<br />

Berlin, den 15. 12. 1931<br />

ganz ohne liebende Umgebung, kam ich mir wie ausgezogen vor widerlichen Menschen<br />

vor. Ich bekam einen solchen Abscheu, dass ich meine Bilder wegnehmen<br />

musste, mag nun kommen was will. Hättest Du gesehen, wie man schamlos vervielfältigt<br />

wird! Aber darüber muss man hinwegsehen.<br />

Bestimmt: Die Umstände wären zu segnen, die mich zwingen, die Akademie vor<br />

der Zeit zu verlassen. Seit dem ersten Tag, wo ich wieder in München war, habe<br />

ich das gewusst. …<br />

… Der Alte war also Nachmittag da, bitter gekränkt: warum ich denn nicht vorher<br />

zu ihm gekommen sei. Und gestern Abend sei es noch so richtig lustig gewesen<br />

und heute Morgen habe er diesen großen Schmerz erfahren. Ob ich denn nicht<br />

wisse, welchen großen Anteil er an meiner Arbeit nehme, die er für durchaus persönlich<br />

und ganz stark halte, und so weiter in der Tour. Ich sagte ihm, dass ich<br />

mich Montag deutlich erklären wolle, jedenfalls nicht die Absicht gehabt habe, ihn<br />

zu kränken. Ich musste dann einen großen Schwung Bilder zu ihm vortragen, die<br />

er seiner Frau und einigen Besuchern zeigen wolle.<br />

Nun ja, besser so, aber es bleibt doch bei dem Obengeschriebenen.<br />

<strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong><br />

Reisen und Kranksein verhinderten, dass ich dazu kam, auf Ihren schön und stark<br />

geschriebenen Brief zu antworten. Ich bitte Sie gegenüber meiner Person keine<br />

großen Erwartungen zu haben, in meinem Werk liegt das Besondere, und ich stehe<br />

außerhalb von allem. Ich möchte keinesfalls, dass Sie meinetwegen nach hier kommen,<br />

aber falls Sie kommen, dann bitte ich nur anzurufen (Westend 7228), dass<br />

wir uns mit Ihnen verabreden können. Es gefällt mir sehr gut, dass Sie sich da oben<br />

in den <strong>Berg</strong>en angesiedelt haben, auch ich bin nur kürzere Zeit in Berlin.<br />

<strong>Emil</strong> <strong>Nolde</strong><br />

<strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> an Eitel Klein,<br />

Berlin, den 18. 1. 1932<br />

kann ich das alles noch gar nicht. Soviel Größe und soviel erlesene Vornehmheit,<br />

und ebenso viel Einfachheit und offene Güte. Von den vielen Bildern und anderen<br />

Werken aber, vor die ich gestellt wurde, kann ich nicht reden, Du hättest das alles<br />

mit sehen müssen.<br />

Samstag war ich zuerst mit Frau <strong>Nolde</strong> viele Stunden spazieren und konnte leicht<br />

meine, unsere Lage schildern. Das war gut so, sie ist sehr verstehend, er wohl auch,<br />

aber immer ganz voll Ruhe und Gefasstheit. Am Abend musste ich doch noch mit<br />

zu ihm, obwohl ich erst Sonntag hätte kommen sollen, und seitdem war mir<br />

immer diese unvorstellbar kostbare Wohnung offen. Bis jetzt musste ich noch jede<br />

Mahlzeit dort nehmen. Wie jung und offen wahrhaft große Menschen sind, das<br />

Wunderbare erlebe ich zum ersten Male.<br />

Dass meine Fahrt eine absolute Entscheidung war, wussten wir vorher. Ich werde<br />

nun sehr kurz in München Schluss machen und bald zu Dir kommen. Hier werde<br />

ich wohl etwas länger als vorgesehen bleiben (eine Woche), vielleicht fahre ich<br />

kurz nach Hamburg, wo ich Sauerlandt besuchen soll.<br />

Jetzt gehe ich gleich zu einem großen Sammler. Frau <strong>Nolde</strong> will mich unbedingt<br />

überall hinbringen, sie ist eine wunderbare Frau, die rechte Frau dieses Mannes.<br />

Sie lässt Dich ganz besonders grüßen. …<br />

… Meine Reise wird sich wahrscheinlich etwas hinausschieben, da ich noch nach<br />

Hamburg soll. – Wenn ich zurück bin, werde ich Dir gern manches erzählen, mit<br />

allem, was Akademie und München heißt, werde ich nun ganz kurz Schluss<br />

machen, eigentlich tat ich es schon längst. Hier habe ich soviel Güte erfahren und<br />

soviel großartig Schönes gesehen, wie ich mir nie erträumt hätte. Trotz meines<br />

Sträubens bin ich dauernd Gast bei <strong>Nolde</strong>s, die so einfach und gut sind wie sie<br />

groß sind. Dass meine Fahrt eine absolute Entscheidung war, wusste ich vorher.<br />

…<br />

<strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> fuhr, nachdem er die Weihnachtstage auf dem Rutarhof bei seiner Fami-<br />

<strong>Werner</strong> an Mauki <strong>Berg</strong>,<br />

Donnerstag früh<br />

lie verbracht hatte, im Jänner 1932 nach Berlin, um <strong>Emil</strong> <strong>Nolde</strong> aufzusuchen.<br />

Berlin, 21. 1. 1932<br />

Es ist so viel, so übermäßig viel, dass es mir schon ganz unmöglich ist davon zu<br />

schreiben. Den ganzen Tag fast, gestern bis in die späte Nacht, bin ich bei <strong>Nolde</strong>s,<br />

<strong>Werner</strong> an Mauki <strong>Berg</strong>,<br />

Über Erwarten wundervoll aufgenommen …<br />

es ist mir unbegreiflich, wie rückhaltlos sich mir diese Menschen geben. Sie zeigen<br />

Telegramm, Berlin, den 16. 1. 1932<br />

mir alles, das von keinem je geahnt großartige künstlerische Werk, Photographien<br />

aus ihrem Leben auf dem Lande und von den großen Reisen, sie erzählen ohne<br />

<strong>Werner</strong> an Mauki <strong>Berg</strong>,<br />

… Jetzt komme ich spät, spät von <strong>Nolde</strong>s, bei denen ich von Mittags bis Nacht war.<br />

Scheu von ihren Bekannten und Erlebnissen. Ich wünschte, ich könnte etwas von<br />

Berlin, 16. 1. 1932<br />

… Wie Not tat diese Reise!! Jetzt freilich bin ich hundemüde, kann kaum den Blei-<br />

alldem wieder gutmachen und kann es doch nur durch Arbeit, Arbeit.<br />

stift noch halten. Aber soo, soo glücklich bin ich …<br />

Heute Abend werde ich mich verabschieden und gehe auch mit <strong>Nolde</strong>s aus. Auf<br />

der Rückreise soll ich nach Halle noch und Chemnitz-Dresden. Hamburg fällt<br />

<strong>Werner</strong> an Mauki <strong>Berg</strong>,<br />

Montag früh<br />

diesmal aus, Sauerlandt ist jetzt in Norwegen, von wo er gestern schrieb, von<br />

Berlin, 18. 1. 1932<br />

Einen Tag brauchte ich, einen ruhigen, gesammelten Tag, um Dir von allem<br />

Munch aus, den er besucht hat.<br />

unendlich Schönen und Guten, das mir hier überreich geschenkt wurde, zu erzäh-<br />

Nun grüß und küss fest, fest Ursi und Klärchen von mir. Auch Kurt und Eduard<br />

len. Zeit nun habe ich noch gar nicht, ich bin dauernd zu Gast bei <strong>Nolde</strong>s.<br />

Grüße, alle sind <strong>Nolde</strong>s schon wohlbekannt. …<br />

168 Soviel Güte wie bei diesen Menschen … habe ich noch nie erfahren. Begreifen<br />

169

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