12.07.2015 Aufrufe

Erstes Rundschreiben 1965 - UNA VOCE

Erstes Rundschreiben 1965 - UNA VOCE

Erstes Rundschreiben 1965 - UNA VOCE

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Erstes</strong> <strong>Rundschreiben</strong> [<strong>1965</strong>]An die Mitglieder der <strong>UNA</strong> <strong>VOCE</strong> – BewegungUnsere Bewegung hat in Frankreich ihren Ursprung. Hier wurden auch die Ziele von <strong>UNA</strong> <strong>VOCE</strong>zuerst formuliert. Wir bringen noch einmal die Übersetzung, wie sie zuerst in Musica Sacra(Aprilheft <strong>1965</strong>) veröffentlicht wurde, da viele Mitglieder unserer Bewegung diese Zeitschrift nichthalten.Unter dem Titel „Una voce“ wurde eine internationale Laienbewegung ins Leben gerufen, derenZiel die Wiederbelebung der lateinischen Liturgie und des Gregorianischen Chorals auf derganzen Welt ist. Es wird berichtet, daß aus allen Erdteilen, aus Afrika, Amerika, Asien, aus denverschiedensten Ländern Europas und Ozeaniens zahlreiche Anmeldungen erfolgten.Die Vereinigung hat sich zwei grundlegende Aufgaben gestellt. Zunächst soll weitgehendverhindert werden, daß sich in der Kirche Sprachgrenzen bilden, die auf die Dauer trennendwirken. In dem Augenblick, da sich die Welt infolge des Verkehrs, des Rundfunks und desFernsehens zusammenschließt, erscheint es wünschenswert, die gleiche Sprache für die hl.Messe auf dem ganzen Erdkreis zu bewahren. Sodann will die Vereinigung die Kostbarkeitender katholischen Liturgie erhalten und weitergeben. Seit einigen Jahrzehnten existiert bereitseine Bewegung, die sich damit befaßt, Kinder im Alter von sechs Jahren in die lateinischeSprache und in den Gregorianischen Choral einzuführen. „Una voce“ möchte dieseErziehungsbestrebungen erhalten.Die Befürworter der „Una voce“-Bewegung wollen dem Volke die Teilnahme an denGottesdiensten möglich machen, ohne „den für unsere Zeit so verhängnisvollen Irrtum zubegehen, eine Vielfalt von nationalen Liturgien zu begünstigen“.Die Bewegung hat ihren Sitz in Norwegen unter folgender Adresse: Dr. Borghild Krane,Holtgaten 6, Oslo 2/ Norwegen. Norwegen hat keine große lateinische Tradition. Dort findetman keine Lateinfanatiker, die unbedingt ihre Sprache allen Gläubigen aufdrängen wollen. Aberdort gibt es Katholiken, die zuerst den Vorschlag machten, ein konkretes Mittel zumgemeinsamen Gebet und Gesang „mit einer Stimme“ zu empfehlen. In diesem Sinne ist auchder Titel der Bewegung „Una voce“ zu verstehen.Die Bemühungen der Bewegung „Una voce“ stützen sich auf die Konstitution des II.Vatikanischen Konzils über die Liturgie, die dem Gregorianischen Choral die oberste Stelleeinräumt. Ebenso stützt sich die Vereinigung auf die zweite Anweisung des französischen Episkopatesüber die Liturgie, die wörtlich festsetzt: „An den Sonn- und Feiertagen soll man dasliturgische Hochamt feiern, das die höchste Form des eucharistischen Opfers darstellt“.Die französische Adresse der Una voce-Bewegung lautet: Una voce, 109 rue de Grenelle, ParisVIIe.Wir haben schon eine Reihe Meldungen erhalten und manche mögen enttäuscht gewesen sein,daß von Berlin noch keine Resonanz erfolgte. Da wir eine weitschauende Aufbauarbeit leistenwollen, brauchen wir nicht mit der überstürzten Hast ans Werk zu gehen, mit der andere heute


ehrwürdige Traditionen beseitigen. Wir haben begeistert zugestimmt, als vor einigen Wochenein Mitglied der französischen Una voce-Bewegung bei uns erschien und sich nach Leutenumschaute, die sich für diese Idee einsetzen würden.Wir gestehen allerdings offen: Wir haben zunächst keine äußeren Hilfsmittel, um gleich einegroße Bewegung entfachen zu können – kein Geld, kein Büro, keine hauptamtlichenMitarbeiter. Für die Aufnahme einer ausgesprochen religiösen Arbeit sind dies keine schlechtenVoraussetzungen. Wir sind jedoch fest davon überzeugt, daß wir uns für eine gute Sacheeinsetzen. Die Konstitution sagt, es solle Vorsorge getroffen werden, „daß die Christgläubigendie ihnen zukommenden Teile des Meß-Ordinariums auch lateinisch sprechen oder singenkönnen“ (Artikel 54, Absatz 2). Sie spricht von „dem Schatz der Kirchenmusik“, der „mitgrößter Sorge bewahrt und gepflegt -werden soll“ (Art. 114). Sie erklärt, daß die Kirche denGregorianischen Choral als den der römischen Liturgie eigenen Gesang betrachte (Art. 116),und daß „die liturgische Handlung ihre vornehmste Form annimmt, wenn der Gottesdienstfeierlich mit Gesang gehalten wird“ (Art. 113). Auch die Instruktion zur ordnungsgemäßenDurchführung der Konstitution über die heilige Liturgie vom 26. September 1964 bekräftigtdiese Gedanken noch einmal: „Die Seelsorger sollen sich eifrig darum bemühen, daß dieGläubigen, vor allem aber die Mitglieder religiöser Laiengemeinschaften, die ihnenzukommenden Teile des Meß-Ordinariums auch in der lateinischen Sprache gemeinsam zusprechen und zu singen verstehen, vor allem die einfacheren Melodien. (Kapitel II, Absatz 59).Das Konzil hat auch dem Gebrauch der Muttersprache in der Liturgie die Türen geöffnet. DieseMöglichkeiten bekämpfen wir nicht – aber wir setzen unsere ganze Kraft ein für die Pflege destraditionellen lateinischen Hochamtes, vor allem des Choralamtes, da diese kultische Hochform,wie die Praxis beweist, heute gefährdet ist. Deswegen sind wir nicht reaktionär.Thomas Mann sagt irgendwo einmal, er sei ein Mann der Mitte und des Ausgleichs. Wenn derKahn nach links umzuschlagen drohe, setze er sich auf die äußerste rechte Kante.Viele werden, gefangen vom Neuen, zunächst wenig Verständnis für unsere Bewegung haben.Wahrscheinlich erregen wir sogar bei manchen Priestern Mißfallen und Kritik. Andererseitshaben wir schon jetzt aus verschiedenen Teilen des Bundesgebietes von Welt- undOrdensgeistlichen Zuschriften erhalten, die ihre spontane Zustimmung bekunden. Man mögeunsere Aktivität auch nicht als Anmaßung deuten, wenn wir als Laien in liturgischen Frageneine Initiative ergreifen. Durch das Konzil sind wir ja zur intensiveren Mitarbeit aufgerufen.Wir haben einen engeren Arbeitskreis in Berlin gebildet, der sich zunächst aus folgendenPersonen zusammensetzt:Dr. Lorenz Weinrich, Akademischer Rat am Friedrich-Meinecke-Institut der FreienUniversität Berlin, langjähriger Leiter der Schola in der früheren Gemeinde des PfarrersJohannes Pinsk, 1 Berlin 45, Baseler Str. 18. (Leiter der Bewegung für Deutschland)Prof. Max Baumann, Dozent an der Berliner Musikhochschule, 1 Berlin 41, Begasstr. 4Alfons Guszewski, Organist und Chorleiter an St. Paulus (Dominikanerkirche). 1 Berlin 21,Ottostr. 9


Albert Tinz, Organist und Chorleiter an St. Matthias, Berlin. 1 Berlin 62, Kufsteiner Str. 6.(Verantwortlich für den Schriftverkehr, Korrespondenz bitte an diese Adresse.)Wolfgang Ledworuski, Obersteuersekretär, Organist und Chorleiter an St. Bernhard, Berlin.1 Berlin 42 (Mariendorf) Einödshofer Weg 7. (Kassenwart).Wir werden in Zukunft in zeitlich freier Folge solche Rundbriefe an unsere Freunde schicken.Wir würden uns freuen, wenn die Mitglieder unserer Bewegung uns ihre Gedanken zu unsererArbeit brieflich mitteilen würden. Ebenso bitten wir um Zusendung von Presseberichten undZeitschriftenaufsätzen, die dieses Thema behandeln.Mit freundlichen Grüßengez.: Dr. Lorenz WeinrichNachwort:Dieses <strong>Rundschreiben</strong> ist in manchen Punkten überholt. So ist der Sitz der InternationalenFöderation zur Zeit in Paris. Präsident: Dr. Eric M. de Saventhem, Paris 16 e , 25 Rue GeorgesBizet, Generalsekretär: P. Poitevin, 10. S. Candas, 92-Montrouge (France)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!